Donnerstag, 12. Mai 2011

Billig und bescheiden ins Berufsleben - Neue Studie zur "Generation Praktikum" [Neues Deutschland]

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Von Haidy Damm

Billig und bescheiden ins Berufsleben

Neue Studie zur »Generation Praktikum«


Was früher die Ausnahme war, entwickelt sich mehr und mehr zur Regel: Nach dem Studium ist die erste Berufserfahrung ein Praktikum. Laut der am Mittwoch in Berlin vorgestellten Studie »Generation Praktikum 2001« der Hans-Böckler-Stiftung und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) sind 40 Prozent dieser Praktika noch immer unbezahlt.

Die zweite – allerdings nicht repräsentative – Studie zur »Generation Praktikum« zeigt, in einigen Bereichen hat sich die Situation der Uniabsolventen verbessert, das grundsätzliche Problem bleibt aber bestehen. »Ohne Praktikantinnen und Praktikanten hätten viele Unternehmen ein gravierendes Problem«, sagt die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock. Denn: Vier von fünf leisten vollwertige Arbeit in den Betrieben, drei von vier seien fest in Arbeitsabläufe eingebunden. »Sie sind kostengünstig, belastbar, qualifiziert und man kann sie schnell wieder loswerden«, so Sehrbrock.

Doch warum nehmen fertig Ausgebildete solche Stellen an? Jeder Zweite hoffe auf eine Übernahme in ein reguläres Arbeitsverhältnis, erklärt DGB-Bundesjugendsekretär René Rudolf. Eine Hoffnung, die sich nur bei 22 Prozent der Befragten erfüllt. Ein weiteres Problem aus Sicht des DGB ist die häufig fehlende Bezahlung. Zwar sei der Anteil unbezahlter Praktika im Vergleich zur Vorläuferstudie von 2007 von 45 auf 40 Prozent zurückgegangen, das Durchschnittseinkommen bezahlter Praktika sei aber auf 551 Euro (2007:595 Euro) gesunken. Deshalb sind 40 Prozent der Befragten auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Über die Hälfte bekommt diese von den Eltern, 23 Prozent geben an, von den Partnern mitfinanziert zu werden, 43 Prozent greifen auf Ersparnisse zurück und ebenso viele haben zusätzliche Jobs, um sich das Praktikum leisten zu können. 22 Prozent sind auf Sozialleistungen angewiesen.

»Praktika dürfen keine vorgelagerte Probezeit darstellen«, fordert Rudolf. Der DGB will deshalb das Praktikum im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) als Lernverhältnis definieren lassen. Zudem sollen Praktika vertraglich abgesichert werden. Um den Missbrauch einzudämmen, fordert der DGB, Praktika auf drei Monate zu begrenzen. Das trifft laut Studie momentan nur für die Hälfte der Praktika zu, neun Prozent dauern sogar länger als neun Monate.

Die Befragten scheinen indes nicht nur unzufrieden. Gut die Hälfte aller Praktika werden als gut und wichtig für die Berufslaufbahn wahrgenommen. Die Forderung des DGB, Praktika nach einer abgeschlossenen Ausbildung zu verbieten, dürfte bei ihnen nicht so gut ankommen. »Hier müssen wir noch Überzeugungsarbeit leisten«, sagt Sehrbrock. Denn leider hätten sich viele Absolventen mit der Situation abgefunden und rechneten nach dem Studium gar nicht mehr damit, regulär beschäftigt zu werden. Auch eine Folge der zunehmenden Prekarisierung des Arbeitsmarktes.

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