Freitag, 28. Juni 2013

Heiner Flassbeck u. a.: Handelt jetzt! Das globale Manifest zur Rettung d. Wirtschaft am 30.06. um 11:04 Uhr auf #sr2


 
Fragen an den Autor
 

Heiner Flassbeck u. a.: Handelt jetzt!

Das globale Manifest zur Rettung der Wirtschaft

 
 
Sonntag, 30.06.2013

11:04 bis 12:00 Uhr
 
auf sr2-Kulturradio und DRadioWissen
 
via sr2.de

 

Wissenschaftler aus den USA, Indien,

Japan und Europa fordern eine andere Politik.

Sie kritisieren „ökonomische Irrlehren" wie eine einseitige Fixierung

auf „Sparen" und Privatisierungen.

Sie fordern eine neue Sicht auf den Arbeitsmarkt und die Löhne.

Können die Staaten wirklich durch

aktive Geldpolitik Krisen abschwächen?

Sind internationale Abkommen angesichts der Machtverhältnisse nur ein schöner Traum?

Moderation: Jürgen Albers


Verdeckte Armut wird ausgeblendet [vi einblick] Laut IAB nehmen 46 % aller anspruchsberechtigten Haushalte Hartz-IV nicht wahr


Verrdeckte Armut wird ausgeblendet
 
[einblick - Ausgabe 11/13 vom 10.06.2013 - Seite 1]
 
Laut Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
nehmen 46 Prozent aller anspruchsberechtigten Haushalte nicht wahr.
 
 


Samstag, 22. Juni 2013

Zur vertiefung -->> Nicht in meinem Viertel: das hässliche Gesicht des Bürgertums [PANORAMA - Sendung vom 23.08.2012]

Nicht in meinem Viertel: das hässliche Gesicht des Bürgertums

 
[PANORAMA - Sendung vom 23.08.2012]
 
[via panorama.de]
 
 

Sie waren lediglich fünf Stunden am Tag in der neuen Tageseinrichtung - doch das vermeintlich liberale Bürgertum wollte die Jugendlichen offenbar nicht als Nachbarn haben. Seit Dezember 2008 betrieb die Jugendhilfe Göttingen eine Tagesgruppe für Verhaltensauffällige im Stadtteil Nikolausberg. Ein Villenviertel, in dem vornehmlich Professoren leben.

Einige Anwohner klagten gegen eine Änderung des Bebauungsplans, die notwendig gewesen wäre, um die Arbeit der Jugendhilfe auch gesetzlich zu legitimieren. Und sie machten Stimmung gegen die Einrichtung: Sie sei ein "Störpotential", es gebe keinerlei "Gebietsbezug", stattdessen aber "Lärmbelästigungen bis hin zu mutwilligen Sachbeschädigungen", schrieb ein Anwalt der Anwohner.

Dass die Jugendlichen damit nichts zu tun hatten, gibt der Anwalt offen zu. Und doch: Die Klage der Anwohner gegen die Änderung des Bebauungsplans hatte Erfolg. Im März verließ die Jugendhilfe Nikolausberg. Göttingen ist nicht das einzige Beispiel: Auch im Hamburger Nobelviertel Sasel wehren sich Bürger gegen ein Wohnheim für Jugendliche und unweit von Stuttgart kämpft eine Anwohnerinitiative gegen ein Seniorenzentrum - angeblich sei das Projekt überdimensioniert. Die deutsche Gesellschaft verändert sich: Die Einkommensunterschiede wachsen, solidarische Lastenteilung wird offenbar immer mehr zum Fremdwort. Panorama über den Klassenkampf von oben.



Trotz Wohnungsnot: Bürger verhindern Neubauten "Bauen ja, aber bitte nicht hier!" gleich um 20:15 Uhr in #PANORAMA auf #tagesschau24


Trotz Wohnungsnot: Bürger verhindern Neubauten

von Johannes Edelhoff & Johannes Jolmes

 

[Panorama - Sendung vom 20.06.2013]

[via panorama.de]

http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2013/wohnung119.html

 


 

"Es ist ein Villenviertel hier, und kein Industrieviertel. Und wir wollen, dass es so attraktiv bleibt, wie es eben ist." So sieht das Konrad Adenauer.

In einem opulent eingerichteten Wohnzimmer steht Konrad Adenauer. Rosa Hemd, weinrote Seidenkrawatte, ein gut sitzender Anzug. Konrad Adenauer ist ein direkter Nachfahre des ersten Bundeskanzlers Adenauer, zu erkennen daran, dass der Vorfahr mehrfach an der Wand hängt: als Bleistiftzeichnung, als Farbkunstwerk.

Hier, im Kölner Nobelviertel Lindenthal, steht eine Villa neben der nächsten, hier hat man Geld. Doch die Caritas plant schnöde Doppelhaushälften oder Reihenhäuser in direkter Nachbarschaft. Das kann man sich hier nicht vorstellen, sagt Adenauer, der auch zu viel Verkehr durch die neuen Bewohner fürchtet: "Wenn die Grundstücke sehr klein werden, dann werden die Häuser sehr kleinlich und nicht so großzügig wie es vorher war. [...] Es ist ein Villenviertel hier, und kein Industrieviertel. Und wir wollen, dass es so attraktiv bleibt, wie es eben ist." Deshalb gibt es eine Initiative mit 200 Mitgliedern gegen den Bau von Wohnungen für "einfache" Bürger.

 

Trotz Wohnungsnot: Bürger verhindern Neubauten
"Bauen ja, aber bitte nicht hier!", lautet das Credo von Hausbesitzern und Anwohnern. Weil überall wird zu wenig gebaut wird, profitieren die Eigentümer, denn Mieten und Wohnungswert steigen.

Deutschland braucht dringend Wohnungen

 

Wohnungsmarktforscher Ulrich Pfeiffer sieht nur eine Lösung: "Bauen, bauen, bauen."

Bauen ja, aber bitte nicht hier. Das ist nicht nur in Köln Lindenthal, sondern vielerorts die Devise. Dabei braucht Deutschland dringend Wohnungen. Bei Besichtigungen bewerben sich oft Dutzende, und genau deshalb steigen die Mieten. "Der Eigentümer sieht, ich will für 800 Euro vermieten, aber jemand zahlt auch 900 Euro. Also vermietet er für 900 Euro. Mehr Nachfrage als Angebot treibt die Preise hoch", erklärt Ulrich Pfeiffer, Wohnungsmarktforscher. "Es gibt nur eine Lösung: bauen, bauen, bauen."

195.000 Wohnungen müssten pro Jahr entstehen, damit der Wohnungsmangel endet, das hat das Bundesinstitut für Stadtforschung errechnet. In München werden pro Jahr 7.000 Wohnungen benötigt. In 2011 baute man dort gerade mal 5.900 neue Wohnungen, so das Statistische Bundesamt. In Stuttgart, Köln, Düsseldorf, Hamburg - überall wird zu wenig gebaut. In Berlin fehlen pro Jahr 8.000 Wohnungen, doch 2011 wurde nur knapp die Hälfte gebaut.

Nicht-Bauen schiebt die Werte im Bestand hoch

 

Tausende protestieren gegen Wohnungen auf dem Flughafen Tempelhof.

Auf dem Gelände des ehemaligen Stadtflughafens Tempelhof in Berlin sollen 4.500 Wohnungen hochgezogen werden. Auch hier wird protestiert. Dabei soll nur am Rand der alten Rollbahn gebaut werden, es würden genug Flächen zur Erholung bleiben. Trotzdem: "Ich bin gegen eine Bebauung, weil das hier einmalig ist. Das gibt es nirgendwo auf der Welt", sagt einer. Ein anderer dreht hier gerne Zeitraffer-Filme. Ein dritter kann nirgendwo sonst so gut Inlineskaten.

Tausende haben bereits gegen das Projekt unterschrieben, das Bürgerbegehren wird den Bau wohl verzögern. Für Michael Müller, Berliner Senator für Stadtentwicklung, ist das nicht neu: "An vielen Stellen in der Stadt werden Infrastrukturprojekte insgesamt, aber ganz besonders auch Wohnungsbau verlangsamt oder verhindert."

Wer freut sich bei solch einer Entwicklung? Na klar, die Hausbesitzer und Vermieter. Denn deren Besitz steigt im Wert. "Die Vermieter profitieren, weil ihre Mieten schneller steigen und die Eigennutzer profitieren, weil ihre eigens genutzte Wohnung wertvoller wird",  sagt Wohnungsmarktforscher Pfeiffer. "Nicht-Bauen schiebt die Werte im Bestand hoch."



Freitag, 21. Juni 2013

Wie kommt es zu einer Betreuung?Man denkt, dass es nur alte Menschen betrifft, ganz und gar nicht. [sehr sehr lesenswert!!!]


 
 
Wie kommt es zu einer Betreuung?
 
Geschrieben von: Maria T. - https://linksunten.indymedia.org
 
[via Linke Zeitung]
 
 

 
 
Man denkt, dass es nur alte Menschen betrifft, ganz und gar nicht. Es geht auch um junge Menschen, die Probleme mit dem Job-Center haben, Personen die wegen Krankheit Erwerbsunfähigkeitsrente oder Sozialhilfe beantragen oder um Eheleute und deren Kinder im Sorgerechtsverfahren. Schneller als man gucken kann, hat man eine Betreuung.

Hierzu Beispiele:

  • Ein Nachbar fühlt sich von unangenehmen Gerüchen belästigt  z.B.: Lammkottlets grillen im Garten oder auf dem Balkon. Oder die Putzfrau verwendet evtl. ein anderes Putzmittel, dass etwas anders „duftet", als das andere davor, so dass ein anderer Duft aus der Wohnung des Betroffenen dringt. Zusätzlich fühlt der Nachbar sich auch durch dessen bisweilen „merkwürdiges Verhalten" gestört, weil der Betroffene einen anderen Tag und Nacht Rhythmus hat und nicht grüßt. Deshalb beschwert sich der Nachbar beim Vermieter. Der Vermieter wendet sich mit Anschreiben an das Gesundheitsamt. Der dortige Sozialpsychiatrische Dienst wird tätig. Nach mehrfach fehlgeschlagenen Anschreiben, abgelehnten Haus und Wohnungsbesichtigungen, um mit dem Betroffenen zu sprechen und zu klären, welcher Hilfe Dritter er bedarf, wendet sich der Sozialpsychiatrische Dienst an das Betreuungsgericht.
  • Ein älterer Mensch wird zunehmend „verwirrt und hilfsbedürftig". Die Pflegekräfte oder die eigenen Angehörigen halten den Aufenthalt in der Wohnung für ausgeschlossen und beabsichtigen die Verlegung in ein Pflegeheim. Da der ältere Mensch nicht zustimmt, wird vom Pflegedienst/Angehörigen der Antrag auf Betreuungseinleitung beim Betreuungsgericht gestellt.
  • Auch junge Menschen sind davon nicht ausgeschlossen, die ihre Angelegenheiten nicht regeln können, Probleme mit den Anforderungen des Job-Centers nicht nachkommen z.B: Bewilligung des Hartz 4 Satzes, der abgelehnt wird; Mietzahlungen werden eingestellt, weil „die Wohnung zu groß ist" etc.,. Die Person muss dann beim Sozialpsychiatrischen Dienst vorstellig werden und wird vom dortigen Psychiater begutachtet, warum die Person um den Erhalt der Wohnung kämpft.
  • Oder eine Person beantragt Sozialhilfe bzw. Erwerbsunfähigkeitsrente, weil dieser Mensch aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten gehen kann. Dann wird das geprüft und begutachtet von einem Arzt des Sozialpsychiatrischen Dienstes, der dann die Möglichkeiten des betreuten Wohnens in einer Einrichtung vorschlägt.
  • Auch Familien sind betroffen bei Eheprobleme, wie Scheidungen, insbesondere wenn es um die Kinder geht, die bei einem Elternteil leben und unter der Aufsicht des Jugendamtes stehen. Da ist denn nun der Vater, dem ein sozialpsychiatrisches Gespräch angeboten wird, weil er angeblich das Kind „verwahrlosen" lässt, und sich dem Arzt vom Sozialpsychiatrischen Dienst erklären muss, weil seine Ex-Ehefrau so etwas beim Sozialpsychiatrischen Dienstes erzählt hat.

In diesen Fällen kann der Sozialpsychiatrische Dienst eine Betreuung beantragen. Zuständig ist das Amtsgericht, in dem die Person wohnt. Das Betreuungsgericht prüft die Sache und beauftragt einen  Psychiater mit der Erstellung eines Gutachtens, unter anderem zu folgenden Fragen:

1. Welche Erkrankung liegt bei dem Betroffenen vor?

2. Ist es aufgrund dieser Erkrankung ausgeschlossen, dass er seine Angelegenheiten selbst wahrnimmt oder in der Zukunft selbst wieder wird wahrnehmen können?

3. Ist die Bestellung eines Betreuers und gegebenenfalls mit welchen Aufgabenkreisen erforderlich?

Bei dieser Begutachtung spielt die bisherige Einschätzung des Sozialpsychiatrischen Dienstes und dessen „Erfahrung" mit der betroffenen Person eine große Rolle (d.h. die Beschwerden der Nachbarn, Aktenvermerk über jeden Kontaktversuch zum Betroffenen, Aktenvermerk über jedes Telefongespräch). Erfahrungsgemäß verlässt sich das Gericht auf die Einschätzung des Sozialpsychiatrischen Dienstes und das so erstellte psychiatrische Gutachten entscheidet nach Lage der Akten, ohne den Betroffenen auch nur gesehen zu haben.

Bei der Bestellung des Betreuers legt das Gericht die Aufgabenkreise fest, innerhalb derer der Betreuer für den Betroffenen handeln darf. Allerdings kann der Aufgabenkreis niemals höchstpersönliche Angelegenheiten erfassen, wie etwa die Eheschließung, die Errichtung eines Testaments oder die Ausübung des Wahlrechts.

Gebräuchliche Aufgabenkreise sind:

  • Vermögenssorge
  • Vertretung gegenüber Gerichten und Behörden
  • Wohnungsangelegenheiten
  • Sorge für die Gesundheit
  • Aufenthaltsbestimmungsrecht
  • Postangelegenheiten und andere mehr

Aufenthaltsbestimmungsrecht bedeutet, der Betreuer bestimmt anstelle der Person, ob diese  weiter in ihrer Wohnung wohnen bleiben darf oder in einer Einrichtung oder in der Psychiatrie  leben muss. Dabei kommt es nicht mehr darauf an, ob die Person allgemeingefährlich oder selbstmordgefährdet ist. Stimmt der Betreuer einem Wechsel des Aufenthaltsortes zu, gilt dies als Einwilligung der betroffenen Person. Der eigene Wille der Person zählt nicht mehr, wie früher bei der Entmündigung.

Die Gesundheitsvorsorge bedeutet, dass der Betreuer bestimmen kann, dass die Person sich psychiatrisch behandeln lassen muss, ambulant oder in der offenen oder geschlossenen Psychiatrie; der Person Psychopharmaka verabreicht werden, auch wenn sie diese wegen der erheblichen Nebenwirkungen auf Körper und Psyche ablehnt; über Auflagen wie Wohlverhalten, regelmäßig beim Sozialpsychiatrischen Dienst vorsprechen, Sozialverhalten ändern, etc..

Wohnungsangelegenheiten bedeutet, der Betreuer hat das Recht, unabhängig vom Willen der betroffenen Person seinen Mitvertrag zu kündigen und die Wohnung aufzulösen. Plötzlich sieht die Person sich wohnungslos. Das passiert besonders oft mit alten Menschen, die zur Behandlung für einige Zeit ins Krankenhaus müssen und deren Betreuer schon einmal vorsorglich die Wohnung kündigt, weil er der Ansicht ist, die Person solle in ein Altenheim umziehen, ohne diese Person auch nur zu fragen, ob sie das auch will.

Vermögensvorsorge heißt, der Betreuer kann über die Einkünfte und das Vermögen der Person bestimmen, sprich: wann und wie viel Geld die Person erhält und wofür sie es ausgeben darf. Er kann an die Altersrücklagen herangehen, z.B. Lebensversicherungen, Sterbegeldversicherungen etc. kündigen und das Geld für eine Heimunterbringung zu verwenden. Das ist dann völlig legal. Der Wille des Betroffenen spielt keine Rolle mehr. Denn aus dem Erlös der Versicherungen können die Kosten der Unterbringung ins Heim schon mal gezahlt werden.

Man sieht, wie weitreichend die Befugnisse eines Betreuers sind und wie sehr es auf die Person des Betreuers ankommt, dass er zum Wohle der betroffenen Person handelt und sich nicht von Ämtern, Gerichten und dem Sozialpsychiatrischen Dienst unterkriegen lässt.

Als Betreuer werden nach dem Willen des Gesetzgebers vorrangig Angehörige, ehrenamtliche Betreuer, Betreuungsvereine oder Berufsbetreuer bestellt. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass für den Betroffenen jemand bestellt wird, den er nicht kennt, weil andere geeignete und bereite Personen nicht zur Verfügung stehen oder zur Verfügung stehen wollen. 

Ein gesetzlicher Betreuer ist eine fremde Person, der die betreute Person nicht kennt, wird eher geneigt sein, dem Vorschlag des Sozialpsychiatrischen Dienstes zu folgen und einer Unterbringung der betreuten Person zuzustimmen, damit er sich nicht haftbar macht. Zudem erhalten die Betreuer mehr Geld vom Staat, wenn die Person in einer Einrichtung untergebracht ist, anstatt zu Hause und es ist für den Betreuer weniger Arbeit, da die Person im Heim den ganzen Tag unter Aufsicht steht und es nicht mehr viel zu regeln gibt.

Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht

Machen Sie deshalb eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht, machen, damit Sie für den Fall der Fälle selbst bestimmt haben, wer für Sie handeln darf und das Gericht keinen anderen Betreuer mehr bestellen kann. Daher sollte man zu seinem Hausarzt gehen  und sich in einem Attest die Geschäftsfähigkeit bescheinigen lassen und eine Vertrauensperson in die Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht eintragen, die nicht daran interessiert ist, Sie in  eine Einrichtung zu bringen und Ihren Willen respektiert.

Noch besser ist es, diese Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht vor einem Notar abzugeben, d.h. nicht nur beglaubigen, sondern beurkunden zu lassen, weil der Notar bei der Beurkundung die Geschäftsfähigkeit zusätzlich bescheinigt. Dann kann der Sozialpsychiatrische Dienst später nicht behaupten, man sei bei Verfassung der Patientenverfügung und der Vorsorgevollmacht schon nicht mehr in der Lage gewesen, eine solche Erklärung rechtswirksam abzugeben.

Die Vorsorgevollmacht – egal ob selbst verfasst oder notariell beurkundet – kann und sollte man bei der Bundesnotarkammer zentral registrieren lassen. Das kann man selbst tun und kostet derzeit 15 €. Das dort geführte Register dient der Information der mit der Betreuung befassten Stellen, damit sie wissen, dass schon eine Vorsorgevollmacht besteht und kein Betreuer notwendig ist. 

Dieses Formular gibt es als PDF zum Herunterladen: 
www.patverfue.de/formular‎ und Bundesnotarkammer: www.vorsorgeregister.de

Hat man schon Ärger mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst, empfiehlt es sich, diesem die Patientenverfügung zu zusenden mit der Aufforderung, zukünftige Kontaktaufnahmen zu unterlassen, per Rechtsanwalt zuzusenden.  Wird dies vom Sozialpsychiatrischen Dienst nicht akzeptiert, kann man dies im Gerichtswege durchsetzen.

 

vertiefend -->> ... warum eine Mehrheit für Rot-Grün mit hoher Wahrscheinlichkeit ein unrealistischer Traum bleibt [via Nachdenkseiten]

 


Deutschland ohne Alternative? – Selbst linke „Sozis" sehen sie nicht

 
[via Nachdenkseiten]
 
 
 

 
 

Diesen schon länger skizzierten Beitrag über die notwendige und leicht zu formulierende Alternative zum neoliberal geprägten Kurs der Angela Merkel veröffentliche ich unter dem Eindruck eines gestrigen Gesprächs mit einem sozialdemokratischen Freund. Er ist eng verbunden gewesen mit Ottmar Schreiner und alles andere als ein konservativer Seeheimer. Umso erstaunlicher seine politische Perspektive. Weil diese weit verbreitet ist, nehme ich den Faden auf. Es geht im Kern darum, dass man selbst in diesen Kreisen die Möglichkeit einer rot-grün-roten Koalition nicht sehen und lieber eine große Koalition eingehen will.
Es wäre nicht nur notwendig, sondern auch leicht, eine andere, wirkliche Alternative zu formulieren. Von Albrecht Müller

Im Folgenden begründe ich zunächst, I. warum eine Mehrheit für Rot-Grün mit hoher Wahrscheinlichkeit ein unrealistischer Traum bleibt. Dann beschreibe ich, II. dass man mit der notwendigen grundsätzlichen Alternative zur neoliberal geprägten Politik von Schwarz-Gelb nicht nur eine bessere Politik sondern auch bessere Chancen hätte. Und dann folgen III. ein paar Anmerkungen zu den seltsamen Koalitionsvorstellungen erstaunlich vieler Sozialdemokraten.

I. Der Traum von der Rot-Grünen-Mehrheit wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Illusion bleiben

Alles deutet darauf hin, dass die Bundestagswahl am 22. September dieses Jahres mit einem Debakel für die SPD und für all jene endet, die von der Einsicht ausgehen, Demokratie funktioniere nur, wenn die Regierenden mit der Drohung der Ablösung rechnen müssen. Nur dann sind sie einigermaßen gezwungen, sich um vernünftige Entscheidungen zu bemühen.

Auch wenn man wie ich dazu neigt, Umfragen nicht überzubewerten, Anhaltspunkte bieten sie. Die folgende Übersicht über die Umfragen von sechs Instituten aus den letzten Tagen zeigt Werte für die SPD zwischen 22 % (Forsa) und 28% (Allensbach). Im Schnitt der letzten verfügbaren Umfragen liegt sie bei 25,6%. Nach meiner Erfahrung mit Wahlkämpfen und in Anbetracht der jetzigen Konstellation mit abnehmender Tendenz.

Tabelle mit den aktuellen Ergebnissen der Meinungsforschung:

Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre …

Institut Allens-
bach
Emnid Forsa Forsch'gr. Wahlen GMS Infratest dimap Bundes-
tagswahl
Für frühere bzw. nach Ost/West aufgeschlüsselte Daten auf den Namen des jeweiligen Instituts klicken. Die Kennzeichnung als aktuelle Umfrage bezieht sich auf den Eintrag in diese Übersicht, angegeben ist immer das Datum der ersten Veröffentlichung.
Ver-
öffentl.
17.04.
2013
21.04.
2013
17.04.
2013
12.04.
2013
16.04.
2013
21.04.
2013
27.09.
2009
CDU/CSU 38,5 % 39 % 42 % 42 % 42 % 41 % 33,8 %
SPD 28,0 % 26 % 22 % 27 % 24 % 27 % 23,0 %
GRÜNE 15,0 % 14 % 15 % 14 % 13 % 14 % 10,7 %
FDP 5 % 5 % 5 % 4 % 6 % 4 % 14,6 %
DIE LINKE 7 % 8 % 8 % 6 % 8 % 7 % 11,9 %
PIRATEN 3 % 4 % 3 % - 2 % - 2,0 %
Sonstige 3,5 % 4 % 5 % 7 % 5 % 7 % 4,0 %

Quelle: wahlrecht.de

Berechnungen für Koalitionen (AM):

Institut Allens-
bach
Emnid Forsa Forsch'gr. Wahlen GMS Infratest dimap
CDU/CSU + FDP 43,5 % 44 % 47 % 46 % 48 % 45 %
Rot + Grün 43 % 40 % 37 % 41 % 37 % 41 %
Rot + Grün + Rot 50 % 48 % 45 % 47 % 45 % 48 %
Schwarz + Grün 53,5 % 53 % 57 % 56 % 55 % 55 %
Die Große Koalition 66,5 % 65 % 64 % 69 % 66 % 68 %

 

Die Tabelle der Umfrageergebnisse zeigt weiter:

  • Rot-Grün ist bei allen Instituten meilenweit von einer Mehrheit entfernt. Nur bei Allensbach kommt das Ergebnis für Rot-Grün (43 %) an das Ergebnis von Schwarz-Gelb (43,5 %) heran.
  • Für Schwarz-Gelb reicht es bei zwei Instituten zu einer Mehrheit auch gegenüber der Dreierkonstellation von Rot-Grün-Rot.
  • Für Rot-Grün-Rot würde es nach den Ergebnissen von vier Instituten zur Regierungsbildung reichen.
  • Schwarz-Grün hätte nach den jetzt vorliegenden Umfragen bei allen Instituten eine satte Mehrheit.
  • Die große Koalition sowieso.

Die sich damit abzeichnende Wahlniederlage der SPD hat verschiedene Ursachen:

  • Die SPD hat mit Peer Steinbrück einen in vieler Hinsicht falschen Kandidaten nominiert. Er ist nicht telegen, er kommt nicht bei Frauen an. Seine wirtschaftspolitische Kompetenz ist anders als behauptet ziemlich niedrig. Er hat wenig Ahnung von Makroökonomie, er verbürgt eher die Ansammlung aller falschen Vorurteile zu diesem wichtigen Teil der Wirtschaftspolitik. Er ist mit der Finanzwirtschaft ähnlich verbandelt wie Angela Merkel und alles andere als unabhängig. Er ist in diesem Bereich unglaubwürdig, weil er die Öffnung des „Finanzplatzes Deutschland" für Spekulanten verbal und tatsächlich betrieben hat. Steinbrück ist kein guter Wahlkämpfer. Das zeigen auch die vielen Fehler, die er in den wenigen Monaten seit seiner Nominierung schon gemacht hat.
  • Es gibt kein Wechselklima. Das liegt am Kandidaten, aber vor allem auch daran, dass die SPD keine grundsätzliche Alternative zur herrschenden Linie formuliert hat. Warum sollten die Menschen die Pferde wechseln, wenn die neuen Pferde den Karren in die gleiche Richtung ziehen? Dabei wäre es nicht nur zum Zweck des Wahlgewinns, sondern auch zum Wohle der Demokratie und Europas dringend notwendig, eine Alternative zu bieten.
  • Die SPD kann nicht sagen, wie sie die Macht und die Mehrheit für eine Kanzleralternative erreichen will. Selbst wenn es, anders als in zwei der zitierten Umfragen ermittelt, eine Mehrheit für Schwarz-Gelb nicht geben würde, von einer Mehrheit von Rot-Grün können nur Träumer träumen. Rot-Grün ist meilenweit von einer Mehrheit entfernt. Die Umfragen zeigen zugleich, dass SPD und die Grünen nur zusammen mit der Linkspartei eine Mehrheit hätten. Diese Machtoption hat die SPD-Führung bisher wegen innerer Verstocktheit oder aus Angst vor den Medien und einer neu aufgelegten Rote-Socken-Kampagne der Union abgelehnt oder verschwiegen, jedenfalls bezieht sie sich nicht darauf und kann damit weder ihren treuen Anhängern noch den potentiellen Wechselwählern und vor allem nicht den vielen und anwachsenden Nichtwählern sagen, wie sie die Macht erreichen will.
    Die wahrscheinlichste Macht-Konstellation nach dem 22. September ist deshalb aus heutiger Sicht eine Mehrheit von Schwarz-Gelb oder – auf Bundesebene neu – eine neue Mehrheit von Schwarz-Grün. Und dann gibt es noch die große Koalition als Option. Sie ist aus meiner Sicht unwahrscheinlich, weil es bei Schwarz und Grün im Hintergrund starke Bataillone gibt, die dieses Bündnis testen wollen.

Ohne Alternative zu sein ist angesichts der immer schlechter werdenden politischen Entscheidungen misslich. Es drohen uns wirkliche Gefahren: die weitere Spaltung unserer Gesellschaft, der weitere Ruin unseres Rufes bei unseren Nachbarn, eine mutwillig der Erosion preisgegebene Währung und damit die Beschädigung der europäischen Idee.

Daher müssen der jetzige Zustand und die herrschende Aussichtslosigkeit im Blick auf den 22. September nicht nur die Sozialdemokratie bedrücken, sondern alle, die an besseren politischen Entscheidungen interessiert sind.

II. Für die SPD ist eine grundsätzlich andere Linie die einzige Chance, das Blatt überhaupt noch zu wenden.

In der Schlussphase der Regierungszeit vor einem Wahltermin legen in der Regel die Regierungsparteien zu. Polemisch könnte ich anfügen, Ausnahmen bestätigten die Regel: Die sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Steinbrück und Eichel haben in der Schlussphase der Wahlkämpfe 2005 und 1999 ihre Ämter verloren. Vor allem gewinnen Regierungsparteien dann, wenn die Oppositionsparteien keine wirkliche Alternative bieten.
Wir Bürgerinnen und Bürger brauchen aus sachlichen Gründen und die SPD braucht aus Wahlkampfgründen eine wirkliche Alternative. Eine grundsätzlich andere Linie. Eine grundsätzlich andere Idee von der Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft. Der Bedarf dafür ist mit Händen zu greifen, nachdem die neoliberale Ideologie weltweit erkennbar gescheitert ist. Die Chance zur grundsätzlichen Auseinandersetzung liegt sozusagen auf der Straße:

Es ist an der Zeit, sich mit der neoliberalen Ideologie auseinander zusetzen.
Es ist an der Zeit, eine andere Werteorientierung zu beschreiben und zu empfehlen. Es ist an der Zeit, sich überhaupt wieder an Werten zu orientieren. Diese Einsicht verbindet sozial und fortschrittlich denkende Menschen mit Wertkonservativen.
Jeder ist seines Glückes Schmied. Der Markt regelt alles. Entstaatlichung. De-Regulierung. Egoismus. – Mit diesen wertlosen Werten, mit diesen unmenschlichen Grundregeln und Vorstellungen ist kein Staat mehr zu machen.

Positiv formuliert hätte die neue Linie, die neue Weltanschauung, die neue Vorstellung von der Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft folgende Säulen:

  • Wettbewerb und Marktwirtschaft sind vernünftige Prinzipien zur Organisation der wirtschaftlichen Vorgänge. Aber es bedarf der gesellschaftlichen Rahmensetzungen. Es bedarf der Korrektur von Marktversagen. Es bedarf des sozialen Ausgleichs. Und es bedarf dringend der Aufmerksamkeit zum Schutz von Wettbewerb und gegen die grassierende Tendenz zur Machtballung auch in der Wirtschaft.
  • „Wohlstand für alle" war eine in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts geläufige Parole. Sie war dem Titel eines Buches von Ludwig Erhard entliehen. Der Gedanke steht diametral zu der heutigen Praxis. Heute versuchen die Gut-verdienenden ihren Reichtum auf der Verarmung der Schlecht-verdienenden und der Arbeitslosen aufzubauen. Der Aufbau eines Niedriglohnsektors, dessen sich der frühere Bundeskanzler Schröder und sein Wirtschaftsminister Clement rühmten, hätte in den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts nicht nur den Protest der Sozialdemokraten, sondern auch Kopfschütteln bei einem weiten Kreis der Medien und sogar bei Unternehmern ausgelöst. Wie kann man nur auf die Idee kommen, den Wohlstand eines Landes auf den niedrigen Einkommen eines großen Teils der Gesellschaft aufzubauen?!
    Wenn diese Vorstellungen glaubwürdig sein sollten, dann müsste sich die SPD glaubwürdig von der Agenda 2010 verabschieden. Sie tut es zur Zeit oft halbherzig. Führende Sozialdemokraten beklagen wortreich, dass Familienväter und Mütter ihre Familien nicht mehr ernähren könnten, ohne zur Kernarbeit noch weitere Jobs anzunehmen. Sie verschweigen aber zugleich, dass Gerhard Schröder und seine Koalition den Niedriglohnsektor samt Leiharbeit und Minijobs wesentlich ausgebaut haben. So gewinnt man nicht die notwendige Glaubwürdigkeit.
  • Soziale Sicherheit ist nicht nur aus menschlichen Gründen ein gutes Prinzip der Absicherung gegen die Risiken des Altwerdens, des Krankwerdens, des Pflegebedürftigwerdens. Soziale Sicherheit ist die Basis von Produktivität und Kreativität. Das wissen auch vernünftige Unternehmer. Wer gesichert ist, wer keine wirtschaftlichen Sorgen hat, hat den Kopf frei.
  • Solidarität statt Egoismus wäre eine zeitgemäße Parole des neuen Aufbruchs.
  • Genauso wie die neue Verankerung des alten Versprechens von Willy Brandt: „Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein." Der Ruf unseres Landes ist von Angela Merkel und Wolfgang Schäuble und den ihnen hörigen Medien massiv beschädigt worden. Welch ein großes Thema für eine intakte Sozialdemokratie!
  • Ein wichtiger Programmpunkt wäre der Kampf gegen die politische Korruption.
  • Und gegen Steueroasen und Steuerhinterziehung sowieso.
  • Dazu gehört die Rückkehr zu einer vernünftigen und sozialen Balance zwischen öffentlicher Tätigkeit und privater Tätigkeit. Die neoliberal eingefärbte Parole von der Entstaatlichung muss ersetzt werden durch die aufklärenden Feststellung: Nur Reiche können sich einen armen Staat leisten. Alleine mit dieser Thematik könnte man eine große Dynamik entwickeln und die politische Auseinandersetzung regionalisieren. Denn es ginge dabei auch darum, den sozialen Wohnungsbau wieder hoffähig zu machen und auszubauen; es ginge darum, privatisierte Kliniken und Wasserwerke in öffentliche Verantwortung zurückzuholen; es ginge darum, den Einfluss privater Interessen auf Schulen und Bildung zu stoppen. Und selbstverständlich wäre es wichtig, dafür zu sorgen, öffentliche Leistungen effizient zu erstellen.

Ein roter Faden und eine Grundidee der grundsätzlich anderen Linie wäre, das Gute im Menschen anklingen zu lassen und gesellschaftlich zu nutzen. Wir alle haben zwei Seelen in unserer Brust. Wir schauen darauf, dass wir und unser Clan versorgt sind und vorankommen. Aber wir sind alle, oder zumindest fast alle, auch offen für andere Menschen und für das Gemeinwesen.

Wenn man sich die Geschichte unseres Volkes anschaut, dann wird man beobachten können, dass die zweite Seele in unserer Brust verschüttet werden kann. Wenn Egoismus die zentrale Ideologie einer Gesellschaft ist, wenn Kommerz alles beherrscht, wenn den kleinen Kindern schon eingetrichtert wird, ja auf ihren Vorteil zu achten und sich durchzusetzen, wenn Politiker nicht mehr den Mut haben, die Menschen zu menschlichem und sozialem Verhalten zu animieren, dann stirbt diese Seele ab.
Aber dann, wenn Meinungsführer in Politik und Gesellschaft dazu ermuntern, auch an andere zu denken, dann öffnen sich Menschen. So ist eben das Leben. Wie auch immer, wer die guten Seiten im Menschen anspricht, hat als Politiker eine große Chance zu gewinnen, nicht nur Sympathien, sondern auch Stimmen bei der Wahl.

III. Anmerkungen zu den seltsamen Koalitionsvorstellungen erstaunlich vieler Sozialdemokraten – eine Ansammlung von Merkwürdigkeiten:

Das eingangs erwähnte Gespräch mit einem Sozialdemokraten vom eher fortschrittlichen Flügel macht einfach nur staunen. Bei konservativen Sozialdemokraten vom Schlage der Seeheimer ist man gewöhnt, dass sie Verschiebungen nach Links ablehnen. Sie waren schon 1969 für die Fortsetzung der großen Koalition und gegen die sozialliberale Koalition. Sie waren prinzipiell gegen Rot-Grün und haben die Stigmatisierung der Grünen zu Beginn von deren Existenz eifrig mitgemacht – übrigens ohne zu kapieren, dass die Sozialdemokraten unter der Führung von Helmut Schmidt mit Nachrüstung, Kernenergie und Polemik gegen die „ökologischen Spinner" die eigentlichen Geburtshelfer der Grünen waren. Sie haben nicht gemerkt, dass sie mit der Stigmatisierung von Grün die Macht der Konservativen gefestigt haben, so wie sie heute mit der Stigmatisierung der Linken wiederum den konservativen Parteien und Medien in die Hände spielen.

Dass auch eher Linke in der SPD die politische Option zu einer Alternative zu Angela Merkel und Rösler ablehnen und so nicht die Chance für eine eigene Kanzlerschaft ergreifen, ist erstaunlich. Beim Versuch, dies zu erklären, stößt man teils auf die Beobachtung, dass auch diese Kreise im Einflussbereich der Medien und der konservativen Meinungsmacher sind, teils stößt man einfach auf kindisches Denken und Gebaren. Die Etikettierung der Linkspartei als zerrissen, nicht verlässlich, ideologisch usw. verfängt auch in diesen Kreisen. Ansonsten macht man seine Ablehnung am angeblichen Verhalten von Oskar Lafontaine fest. Er habe hingeschmissen, er sei untreu und generell sei die Zusammenarbeit mit einem ehemaligen SPD-Vorsitzenden nicht zumutbar. Kindisch, zumal es um ihn gar nicht geht.
Dass die Linkspartei über ein Potential von fachlich qualifizierten Personen verfügt, dass sie in den Debatten um die Finanzkrise und Militäreinsätze sich positiv von Sozialdemokraten und anderen abhoben, wird vermutlich als Bedrohung gesehen. Man täte gut daran, dies als Bereicherung zu begreifen.
Die Neigung, eine Koalition mit der Union positiv zu bewerten, kann man nur verstehen, wenn man in Rechnung stellt, dass auch diese Sozialdemokraten ein Opfer der allgemeinen Propaganda von der angeblichen Sozialdemokratisierung der Union und speziell Angela Merkels geworden sind. Schon die Nominierung und Wahl Joachim Gaucks zum Bundespräsidenten war ein deutliches Zeichen, dass die Sozialdemokratie heute in entscheidenden, auch personellen Fragen auf Medienkampagnen herein fällt und nur noch über wenig eigene Denksubstanz verfügt.
Auch die Neigung mancher Sozialdemokraten, eher mit der heutigen FDP zusammen zu gehen als mit der Linkspartei, spricht für Abhängigkeit von Meinungsmache. Im konkreten Fall kommt noch hinzu, dass Sozialdemokraten offensichtlich Angst vor den Märkten haben und schon deshalb auf Anlehnung an wirtschaftsnahe Parteien zurückgreifen.

Allesamt keine schönen Aussichten. Es ginge auch anders und würde Spaß machen.




Dienstag, 18. Juni 2013

Zur Vertiefung --->>> Immer mehr Alkoholvergiftungen bei Mädchen


Immer mehr Alkoholvergiftungen bei Mädchen
[Hannoversche Allgemeine Zeitung - Ausgabe vom 14.02.2013 - Seite 14]



Hartz IV und #seine #Umsetzung hat ein #großes #menschenzerstörendes #Potential... [lesenswert!!!]


"Inge Hannemann gefährdet tausende Mitarbeiter der Jobcenter"

Kommentar zur Presseerklärung der Bundesanstalt für Arbeit

 
[via heise.de]
 

 

In einer Presseerklärung vom Freitag hat die Bundesanstalt für Arbeit die durch ihre öffentliche Kritik an Hartz 4 bekanntgewordene Jobcentermitarbeiterin Inge Hannemann massiv angegriffen und ihr vorgeworfen, durch ihre Äußerungen die vielen tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jobcenter "beleidigt, herabgewürdigt und in Gefahr gebracht" zu haben.

Die Kritik von Frau Hannemann an Hartz 4 und an der Arbeit der Jobcenter sei falsch und führe "die Öffentlichkeit in die Irre". Es gäbe auch nicht "Tausende von Selbstmorden unter Kunden der Grundsicherung".

Das sieht zum Beispiel Norbert Hermann, Lehrbeauftragter für Sozialrecht und langjähriger Hartz4-Berater in Bochum, anders. Gegenüber Telepolis erklärt er: "Inge Hannemann hat ausgesprochen, was Fachleute bis hin zu Professoren und Professorinnen seit Jahren versuchen, der Öffentlichkeit zu vermitteln: Hartz IV und seine Umsetzung hat ein großes menschenzerstörendes Potential. Das Suizidrisiko wird von Fachleuten als um das 20-Fache erhöht eingeschätzt."

Hannemann kritisiert vor allem auch die existenzgefährdenden Sanktionen. Bis zu ihrem Hausverbot war sie für Betroffene unter 25 Jahren zuständig. Für diese Menschen kann schon bei kleinstem Anlass die Auszahlung des Lebensunterhalts für drei Monate vollständig gestrichen werden. Diese Ungleichbehandlung von Personen unter 25 Jahren wird inzwischen von Vertretern fast aller Parteien kritisiert. Selbst Johannes Vogel, FDP-Arbeitsmarktexperte im Bundestag, hat hier in einem Gespräch mit mir "verfassungsrechtliche Probleme" eingeräumt. Nur die BA weiß ganz sicher, dass Hartz 4 nicht dem Grundgesetz widerspricht.

Aber vielleicht kennt man dort ja auch das Gesetz und den Alltag in den Jobcentern nicht so genau? In einer Talkshow (Maischberger) hat Vorstandsmitglied Alt zum Beispiel einmal behauptet, dass niemand in Hartz IV hungern muss oder seine Wohnung verliert. Das Gegenteil ist leider nur allzu wahr. Im Joycenter.net in Aachen zum Beispiel laufen beinahe täglich Hilferufe von Betroffenen auf, die tatsächlich bereits hungern oder kurz vor der Zwangsräumung ihrer Wohnung stehen. Nicht selten ist schuld daran genau das, was Hannemann ebenfalls zu Recht kritisiert: eine von der Bundesanstalt für Arbeit mit unzähligen Richtlinien aufgeblähte Bürokratie, die es dem einzelnen Jobcentermitarbeiter wirklich schwer macht, noch den Menschen hinter Regelwerk und Zielvorgaben zu sehen.

Richtig stellt daher auch die BA in ihrer Pressemitteilung fest, dass die Jobcentermitarbeiter "sich zunehmend Aggressionen von Seiten der Kunden ausgesetzt sehen". Und zwar in einem Umfang, dass die Erwerbsloseninitiative Joycenter.net die Einrichtung von Sicherheitsschleusen gefordert hat. Solche Sicherheitsschleusen wird es im Aachener JC-Neubau nicht geben, weil, so die offizielle Version, man sich nicht abschotten wolle: "Wir sind eine offene Behörde", plappert der Aachener Pressesprecher nach, was auch von der Bundesanstalt so immer wieder behauptet wird.

Das ist, so weiß jeder Betroffene, natürlich falsch. Nicht mal telefonisch sind die Mitarbeiter in den meisten Jobcentern noch zu erreichen; Anrufe werden auf Callcenter ausgelagert. In einem nicht öffentlichen Gespräch gibt denn auch ein Mitarbeiter der Geschäftsführung einen Hinweis auf den wahren Grund der Ablehnung solcher dringend erforderlicher Sicherheitsmaßnahmen: "Wissen Sie, Herr Heck, was so eine Schleuse kostet?"

Dass sie dem neoliberalen Staat nicht viel mehr wert sind als die Erwerbslosen, die sie verwalten sollen, das wissen auch die meisten Jobcentermitarbeiter nur zu gut. Auch dass es nicht die Kritik von Inge Hannemann ist, die sie in Gefahr bringt, wissen ihre tausenden Kolleginnen und Kollegen in den Jobcentern natürlich. Und viele unter ihnen bewundern Hannemann denn auch mehr oder weniger heimlich für ihren Mut. Und wissen: Nicht ihre Kollegin Hannemann "hat sich den falschen Beruf ausgesucht", wie es in der Pressemitteilung abschließend heißt. Und nicht unter Hannemann leiden sie, wie behauptet, sondern unter einer verfehlten Politik, getragen und noch verschärft durch den Vorstand der Bundesanstalt für Arbeit.

Das unternehmerische Ich bleibt das Leit- und #Heilsbild der #gegenwärtigen #Religion... [via arbeitsunrecht.de]

 


 

Zwangskollektivierung des privatisierten Ich

Fit for Leadership – Religiöse Aspekte neoliberaler Propaganda

Von arbeitslosen Ich-Aktionären und selbstoptimierten Jüngern der Unternehmensphilosophie.

von Werner Rügemer,

ursprünglich erschienen in Ossietzky 10/2013

[via arbeitsunrecht.de]

http://arbeitsunrecht.de/?p=1716#more-1716

 


Jeder, auch wenn er unten ist, sei seines Glückes Schmied, jeder könne vom Tellerwäscher aufsteigen zum Millionär: Solche Klischees werden immer wieder aufgewärmt, auch wenn ihre Verwirklichung noch so illusionär ist.

In bürokratisierter Form hieß das Klischee in Deutschland vor einiger Zeit »Ich-AG«. AG bedeutet Aktiengesellschaft. Das erschien in diesem Zusammenhang kurios, war aber ernst gemeint. Das Konstrukt war Teil der 2002 von der Bundesregierung aus SPD und Grünen unter Kanzler Schröder beschlossenen Agenda 2010. Die Ich-AG gehörte zu den vier sogenannten Hartz-Gesetzen, genauer zu »Hartz II«. Dieses Gesetz legitimiert, reguliert und verfestigt seitdem »geringfügige Beschäftigungen« wie Mini- und Midi-Jobs. Mit Ich-AG wurden selbständige Einzelunternehmer bezeichnet, ehemals Erwerbslose, die für die Gründungsphase von den damals eingerichteten Jobcentern Zuschüsse bekamen.

Doch das Konzept ging nicht auf. Den Arbeitslosen wurde auch keine richtige Unternehmerperspektive eröffnet; sie sollten »kostengünstige Dienstleistungen mit alltagspraktischen Fähigkeiten« erbringen, für die es großen Bedarf gebe. Mit solchen Scheinselbständigen konnten die richtigen Unternehmer die Sozialleistungen einsparen. Aus den Arbeitslosen wurden geheimnisvollerweise keine Aktiengesellschaften. Die Ich-AG wurde von ihren Erfindern aus dem Verkehr gezogen.

Dies heißt jedoch nicht, daß die Idee und die damit verbundene Praxis verschwunden wären, im Gegenteil.

Das unternehmerische Ich bleibt das Leit- und Heilsbild der gegenwärtigen Religion, auch für diejenigen, die gar keine Unternehmer sind und sein können. Auch die (noch) in Arbeit Befindlichen sollen sich als Unternehmer ihrer selbst, als Selbst- und Ich-Unternehmer verstehen. Jeder soll als Unternehmer um seinen oder auch um einen anderen Arbeitsplatz kämpfen.

Zusammenschlüsse von abhängig Beschäftigten wie Gewerkschaften und Betriebsräte gelten als Störfaktoren. Sie stören den freien Markt beziehungsweise die Marktwirtschaft, das »freie« und gerechte Aushandeln der Löhne und Arbeitsbedingungen. Die Beschäftigten sollen vielmehr einzeln und frei vor ihren Arbeitgeber treten und den Arbeitsvertrag allein, ohne Beratung und Unterstützung, aushandeln, wobei es im Grunde gar nichts zu verhandeln gibt: Unterschreib oder stirb.

Wenn aber Tarifverträge (noch) nicht vermieden werden können und der (noch) bestehende Betriebsrat mitreden will, dann nehmen sich die Arbeitgeber, unterstützt von hochbezahlten Beratern, die einzelnen Arbeitnehmer vor und schließen mit ihnen nach dem Tarifvertrag noch individuelle »Zielvereinbarungen« ab und legen Leistungen, Kontrollen und Lohnbestandteile fest, die nichts mit dem Tarifvertrag zu tun haben. Die Ich-Unternehmer dürfen über ihre Entgelte und Arbeitsbedingungen nicht miteinander und in der Öffentlichkeit sprechen.

Wollen Lohnabhängige heutzutage eine kollektive Vertretung gründen, werden sie schon mal von den richtigen Unternehmern gekündigt, und zwar auch dann, wenn die Kündigung rechtswidrig ist – aber erst einmal ist der Störer aus dem Betrieb entfernt. Wenn er vor dem Arbeitsgericht vier Monate später Recht bekommt, kann man weitersehen: Abfindung, und weg ist er. Andere Betriebsratsaktivisten werden korrumpiert, mit individuellem Aufstieg im Betrieb und erhöhtem Gehalt.

So wird das arbeitende Individuum in die individuelle Privatheit gestoßen, privatisiert. Eine neue Wissenschaftsbranche, Human Relations oder Human Resources genannt, liefert dafür ein breites Spektrum an Leistungsmessungen, Leistungsvergleichen, Methoden der Selbststeuerung und Selbstoptimierung. Das ist verbunden mit renditedienlicher Willkür und mafiotischen Loyalitätskriterien der Vorgesetzten gegenüber den isolierten Ichen. Da ist es kein weiter Weg zum Arbeiterstrich in bestimmten Straßen unserer Städte, wo Arbeiter aller reichen und armen Länder, einschließlich unseres eigenen, sich täglich flehend prostituieren, um für einen Stundenlohn von zwei Euro gnädigerweise diesmal in den Bus des Sklavenhändlers einsteigen zu dürfen, während andere konkurrierende Iche einzeln und frei zurückgelassen werden.

Ebenso ergeht es den Arbeitslosen unter dem »Hartz IV«-Regime. Sie müssen unter der demagogischen Bezeichnung »Kunde« einzeln und frei um die Gewährung ihrer jämmerlichen Hungerrationen betteln. Sie müssen vor den Angestellten der Jobcenter finanziell und familiär ihre Hosen und Röcke und Unterhosen herunterlassen und umfangreiche Zielvereinbarungen unterschreiben. Kontrolleure durchsuchen die Privatheit der Arbeitsalmosenempfänger und stöbern in Konten, Betten und Zahnputzgläsern ihrer Bedarfsgemeinschaft.

Wenn die Arbeitslosen eine Begleitung ins Jobcenter mitbringen, wird das als Belästigung oder Unverschämtheit angesehen. Werden solche Begleitungen öffentlich angekündigt, verschicken die Leiter der Jobcenter Anweisungen an die Angestellten, sich bitte freundlich und korrekt zu verhalten; das Image des Jobcenters sei sonst in Gefahr. Denn einfache menschliche Begleitung, gar sachliche Beratung über die eigenen Rechte wird als Gefahr für die herrschende Ordnung, für das »Hartz IV«- und Rendite-Regime angesehen. Und die Jobcenter-Angestellten müssen leugnen, daß es solche Anweisungen gibt.

Den kollektiven Zusammenschluß, den die Privateigentümer den abhängig Beschäftigten verwehren, praktizieren sie selbst in hohem Maße. Sie überziehen das Land flächendeckend mit einer aufgeblähten Bürokratie aus Unternehmerverbänden. Die Industrie- und Handelskammern verordnen sogar mit Hilfe des Staates die Zwangsmitgliedschaft aller noch so kleinen Unternehmen.

Die richtigen Unternehmer zwingen den vereinzelten Lohnabhängigen eine neue Kollektivität auf. Sie sollen sich der Corporate Identity unterordnen. Plötzlich sollen alle privatisierten Iche eine große, allumfassende Gemeinschaft bilden und für ein angebliches gemeinsames Ziel arbeiten. »Fit for Leadership« etwa heißt es bei Daimler. Oder auch »Das WIR entscheidet«, wie das Motto der Leiharbeiterfirma mit dem dazu passenden Namen »Propartner« lautet. Auch die Volksgemeinschaft ist nicht weit, wenn es heißt »Deutschland geht es gut«.

Doch die zum privaten Ich-Unternehmer befreiten Beschäftigten und Arbeitslosen sind in Wirklichkeit unterworfene, schweigende Bettler. Ihnen fehlt die wesentliche Eigenschaft des kapitalistischen Unternehmers: die Verfügung über den Gewinn.

In »unseren« Unternehmen und Jobcentern herrschen die Angst und das Schweigen der eigentumslosen Ich-Unternehmer. Wenn es jemals eine demagogisch begründete Zwangskollektivierung großen Stils gab, dann hier und jetzt im real existierenden Kapitalismus.

Wie marode, korrupt, lügnerisch und gewaltförmig muß eine gesellschaftliche Ordnung sein, um zur eigenen verzweifelten Legitimation selbst den Ärmsten und Schwächsten den Status eines Unternehmers aufschwatzen und aufzwingen zu wollen?!

Laßt uns mal darüber sprechen, gemeinsam. Was meint Ihr?




Armen u. Kranken möglichst viel wegnimmt... ist eben d. neoliberale Wirtschaftsfaschismus der in Deutschland regiert

 
 


Und dann war da noch
 
Geschrieben von Jochen Hoff
 
[via duckhome.de]
 
 
 

 
 
- der angebliche Historiker Guido Knopp, dem wir stundenlang schlecht verhüllte Propaganda für Adolf und seine Nazifreunde im Gebührenfernsehen verdanken und der uns mit so aufregenden Themen, Hitlers Sekretärin, Hitlers Offizier oder Hitlers Fußpilz versorgte. Der hat ja nun angeblich mit der öffentlich unrecht finanzierten Hitlerei aufgehört, dafür aber er empfiehlt der in der Bunten - wo auch sonst - der SPD, sie sollte sich stärker als Partei Europas positionieren. Er empfiehlt den Genossen dies als neue identitätsstiftende Erzählung zu präsentieren, weil ja ansonsten alle Aufgaben der SPD, wie Bildungschancen auch für Arbeiterkinder, Mitbestimmung und Gleichberechtigung längst erledigt sind.
Mal ganz davon abgesehen, dass eine Erzählung eben nichts mit der Realität zu tun haben muss, zeigt das Gelabere deutlich, dass Herr Knopp wie seine "Journalistenkollegen" bei den öffentlich Unrechten nichts mehr von wirklichen Leben mitbekommen. Man sollte sie alle sofort in die freie Wirtschaft entlassen.

- das DIW, das nun wieder mit an den Gutachten für die Bundesregierung arbeiten darf, und damit finanziell wieder etwas sicherer wird. Dummerweise hat es gerade vor der Entscheidung noch festgestellt, dass die deutschen Konzerne durchschnittlich nur 21 Prozent Steuern auf ihre Gewinne zahlen und jedes Jahr durch Gewinnverlagerung ins Ausland rund 92 Milliarden an Steuern sparen, die den Menschen in Deutschland an jeder Ecke fehlen. Da diese Konzerne diese Verbrechen aus ihren Unternehmen heraus begehen, währe es sinnvoll, die Konzerne gemäß §74 StGb als Tatwerkzeug einzuziehen und dann erneut an den Börsen zu placieren.

- die EU-Kommission die zum wiederholten Male anmahnt, dass in Deutschland die Abgabenlast vor allem für Geringverdiener verringern muss und scheinbar nicht begreift, dass jeder Cent der an die Konzerne und das Großkapital geht ja nur möglich ist, weil man alle Lasten den Geringverdienern aufbürdet und den Armen und Kranken möglichst viel wegnimmt. Das ist eben der neoliberale Wirtschaftsfaschismus der in Deutschland regiert und dessen Handlanger Merkel, Steinbrück, Rösler und all die anderen Politschranzen sind.

- die deutsche Arbeiterschaft, deren Stimmungslage sich gegenüber 2012 um 11 Prozent verschlechtert hat, was vor allem an der schlechten Bezahlung für ehrliche und gute Leistung liegt. Dafür aber stieg die Stimmung bei den Abzockern und Steuerhinterziehern, die ja von der aktuellen Politik als einzige profitieren.

- die verkommene Bundesarbeitsagentur, die über ihre Helfer im Jahr 2012 529.371 Hartz-IV Opfer sanktionierten, was ungefähr jedem 10. entspricht. Neben dem persönlichen Spaß für die Herren Alt und Weise geht es aber im wesentlichen darum, den Menschen jeden Widerstand auszutreiben, damit die Herren vom Großkapital - die die keine Steuern bezahlen und nur abzocken - nicht soviel Arbeit bei der Abzocke haben.

- Patrick Bernau, der im neoliberalen und Wirtschaftsfaschistischen Propagandablätten FAZ unter dem Titel "Woher die Dumpinglöhne kommen" endlich mal klartext spricht und dem verblüfften Leser mitteilt, dass ja gar nicht die Arbeitgeber das Problem sei, die beschissen entlohnen, sondern es sich um einen Kampf zwischen Insidern und Outsidern handelt, nämlich jenen die "bereits" in gut bezahlten Jobs sind und jenen die über Niedrigstlöhne in diese Jobs kommen wollen. Bernau nennt seinen Text eine Analyse Ja. Das stimmt. Der Text ist anal, aber so was von für den Arsch, dass man es kaum beschreiben kann. Aber warten wir ab bis die FAZ ihn entlässt weil solchen Propagandaschwachsinn ja jeder kostenlose Praktikant oder Inder in Indien schreiben kann. Dann wird er unsere Solidarität fordern der Herr Bernau, das tut dieses Pack nämlich immer wenn es selbst betroffen ist.

- der Schattenminister der SPD für Arbeit und Soziales, Klaus Wiesehügel, der Hartz IV auf den Prüfstand stellen will, wenn die SPD die Bundestagswahl gewinnt. Er will alles ändern was nicht richtig ist und das richtige behalten. Das Ergebnis ist klar. Es ist alles gut und schön und wenn Steinbrück Kanzler wird, werden die Regeln noch verschärft und die Löhne weiter gedrückt, denn nach dem Ende seiner Kanzlerschaft will Steinbrück ja weiter das große Geld vom Großkapital für angebliche Vorträge kassieren, auch wenn das stark nach einer nachgelagerten Bestechung aussieht.

- der baden-württembergische SPD-Landesvorsitzende und Finanzminister Nils Schmid, der schwere Bedenken gegen die Finanztransaktionssteuer hat. Er hat sich nämlich von seiner Landesbank, die demnächst wohl auch eine Rettung durch den Steuerzahler braucht, davon überzeugen lassen, dass eine Transaktionssteuer zu Engpässen für Kredite auf den realen Märkten führt. Tatsächlich geht es ihm natürlich darum die Zockerei des Großkapitals in den internationalen Casinos - oft fälschlicherweise als Börsen bezeichnet, nicht zu stören. Steuern nimmt der lieber von den hart arbeitenden Menschen oder bestiehlt die Armen. Er ist halt SPD.

- die Kerstin Schwenn, die ebenfalls in der FAZ - dem Propagandablatt unter dem Titel "Die Welt wird ungleicher, Deutschland nicht" dreist behauptet, dass die OECD festgestellt habe, dass die Welt insgesamt ungerechter wird, aber dies eben nicht für Deutschland gelte. Sie bemüht dazu die Statistik mit der man selbstverständlich alles beweisen kann, vor allem aber rauch das Gegenteil der Wahrheit. Tatsächlich waren die Menschen in Deutschland schon vor dem Vergleichzeitraum deutlich ungleicher als sonst in Europa und deshalb ist ihre Behauptung reine Propaganda, aber es wird genügend Narren geben die ihr glauben, anstatt für anständige Verhältnisse zu kämpfen.

- Tom Buhrow, der bisher in den Tagesthemen immer treu und brav die Verlautbarungen des Großkapitals verlesen hat und der bei all diesen Propagandalügen, kein einziges mal rot wurde und sich deshalb dafür qualifiziert hat, der neue Intendant des WDR zu werden. Damit hat das Großkapital eine schöne Basis um die rot/grüne Regierung in NRW schnellstens abzuschießen und wieder eine rein neoliberale und wirtschaftsfaschischtische Ausbeutertruppe an die Macht zu bringen. Gelungene Aktion. Zumal die Menschen die da belogen und mit Propaganda überhäuft werden für den Dreck auch noch selbst bezahlen müssen.



Donnerstag, 13. Juni 2013

Wird die Prozesskostenhilfe doch gekürzt? SPD + Grüne gerieren sie sich doch gerne als ... als Schützer der Demokratie.


 

Wird die Prozesskostenhilfe doch gekürzt?

von Berthold Bronisz

 

[via scharf-links.de]

http://scharf-links.de/41.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=36276&tx_ttnews[backPid]=56&cHash=4dc5834f1b

 


Sah es im Mai diesen Jahres noch so aus, als wäre die Kürzung der Prozesskostenhilfe gestoppt, sieht es im Juni schon wieder ganz anders aus. Gemeinsam mit den CDU/CSU geführten Landesregierungen haben die von SPD und Grünen regierten Länder am Freitag letzter Woche die Prozesskosten- und Beratungshilfereform, -Gesetz zur Änderung des Prozesskostenhilfe- und Beratungshilferechts-, gestoppt und in den Vermittlungsausschuss überwiesen.

Alleine das Land Brandenburg, welches von DIE LINKE. mit regiert wird, stimmte den Antrag nicht zu. Warum ausgerechnet SPD und Grüne der Überweisung zugestimmt haben ist nicht nachvollziehbar, gerieren sie sich doch gerne als staatstragend und als Schützer der Demokratie.

Mit der Überweisung in den Vermittlungsausschuss wurde der Weg in eine "Zweiklassen-Justiz" geebnet und deutlich gemacht, dass man einen Teil der Gesellschaft schon abgeschrieben hat.

Doch keine Prozesskosten- und Beratungshilfe für viele hunderttausend Menschen?

Recht soll nur der bekommen, der auch das Geld dazu hat. Jene, die man mit Hartz IV in den sozialen Abgrund gestoßen hat, werden mehrheitlich nicht mehr um ihr Recht kämpfen können. Wenn es nach SPD und Grüne geht, sollen sie das augenscheinlich auch nicht.

Bei der Prozesskosten- und Beratungshilfe geht es übrigens nicht nur um Rechtsstreitigkeiten vor den Sozialgerichten. Zwei Drittel der mit Prozesskostenhilfe durchgeführten Verfahren fanden vor Familiengerichten statt.

www.berthold-bronisz.de/index.php/arbeit-und-soziales/195-wird-die-prozesskostenhilfe-doch-gekuerzt


VON: BERTHOLD BRONISZ




--->>> H&M will einen Betriebsrat loswerden, mal wieder [via verdi.de]


H&M will einen Betriebsrat loswerden, mal wieder

 
[via verdi.de]
 
 

 

Der erfahrene Betriebsratsvorsitzende Damiano Quinto arbeitet seit 14 Jahren beim Modekonzern H&M in Trier.

Nun liegt ihm der vierte Antrag zur fristlosen Kündigung vor. In dem Kündigungsschreiben heißt es, er habe als Beisitzer der Einigungsstelle nicht die wirtschaftlichen Interessen der Firma H&M vertreten.

Damiano setzt sich offenkundig für das H&M-Personal ein und bezieht sich in seiner Argumentation ausschließlich auf den festgelegten Manteltarifvertrag.

H&M möchte tarifvertragswidrig total flexible Arbeitnehmer, die auf Abruf sofort in den Betrieb eilen.

Dies möchte Damiano Quinto nicht akzeptieren und setzt sich mit Hilfe von ver.di für ein Arbeitszeitmodell entsprechend den tariflichen Möglichkeiten ein.

 

Links:

Flugblatt mit der Unterschriftenliste

Petition bei change.org an die H&M Geschäftsführung Hamburg zur Rücknahme der beabsichtigten fristlosen Kündigungen

Flugblatt mit Unterschriftenliste für Damiano Quinto



Montag, 10. Juni 2013

Studie zeigt: Zeitungen kuschen häufig bei Berichten über Reichtum [via Rosalux]


Mutlose Medien
[Rosalux - Ausgabe 01 - 2013 - Seite 22]
"Der Journalismus zerbreche sich mehr den Kopf über die Probleme der Reichen
als über die Folgen der Zusammenballung privaten Reichtums für den Rest der Gesellschaft.
Eine Auseinandersetzung mit der Macht privater Großvermögen finde nicht statt."
 



Samstag, 8. Juni 2013

gleich 15:05 Uhr auf #wdr5 "Unterhalung am Wochenende" u. a. mit Helmut Schleich und Max Uthoff [d. Radioanempfehlung]


 
Unterhaltung am Wochenende
 
Sendung vom 08.06.2013,
 
15:05 bis 16:55 Uhr
 
[via wdr5.de]
 
 

 

Unterhaltung am Wochenende

WDR-Kabarettfest aus Bonn mit Martin Zingsheim, Max Uthoff, Helmut Schleich und pro:c-dur

Die Mischung macht's: hochpolitisches Kabarett, satirische Höhenflüge, große Bühnenkunst und ultramoderne Klassiker präsentiert das WDR-Kabarettfest aus dem Bonner Pantheon, wie immer moderiert von Tobias Mann.

Mit dabei in der Juni-Ausgabe sind aus Bayern die Kabarettisten Helmut Schleich und Max Uthoff, zwei Spitzenkräfte ihrer Zunft. Für die Musik sorgen Martin Zingsheim mit bösen Liedern am Flügel sowie das Duo pro:c-dur mit Timm Beckmann und Tobias Janssen, am Geflügel und an der Gitarre, die mal eben die gesamte klassische Musik neu erklären: ob E oder U - ihre Inszenierungen machen einfach nur Spaß - auch im Radio.

Aufnahme vom 03. Juni 2013 aus dem Pantheon in Bonn

Redaktion:

Anja Iven



Erster niedersächsischer Ministerpräsident...Kopf profitierte von dem Vermögen ermordeter Juden [via Nordwestradio]


Nordwestradio Journal

Hinrich Wilhelm Kopf und die Nazis

 
[via Nordwestradio]
 
 

 

Erster niedersächsischer Ministerpräsident mit dunkler Vergangenheit

Er war der erste Ministerpräsident Niedersachsens und eine Identifikationsfigur der Sozialdemokratie: Hinrich Wilhelm Kopf. Jetzt hat eine Historikerin sein Leben vor 1945 genauer beleuchtet und Erschreckendes gefunden. Kopf hatte an Enteignungen während der Nazi-Zeit mitgewirkt und dabei gut verdient. Die niedersächsische SPD möchte sein Leben nun neu bewerten.

 

Nach der Vorstellung der Biografie "Hinrich Wilhelm Kopf – ein konservativer Sozialdemokrat" der Historikerin Teresa Nentwig schlussfolgerte die Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtages Gabriele Andretta: "Man wird das Leben von Hinrich Wilhelm Kopf neu bewerten müssen". Es bestehe kein Zweifel mehr daran, dass Kopf sich in den Diensten des verbrecherischen NS-Regimes schuldig gemacht habe.

Kopf profitierte von dem Vermögen ermordeter Juden

Nentwig hatte recherchiert, dass Hinrich Wilhelm Kopf während der deutschen Besatzung Polens von 1939 bis 1944 als Mitarbeiter der nationalsozialistischen Behörde "Haupttreuhandstelle Ost" an der Verwertung des Vermögens der verfolgten und ermordeten jüdischen Bevölkerung Polens beteiligt war und von dieser Arbeit auch persönlich profitiert hat.

Dunkle Vergangenheit, [2:02] http://www.radiobremen.de/nordwestradio/sendungen/nordwestradio_journal/audio112840-popup.html


Biografie beleuchtet Hinrich Wilhelm Kopf und sein Leben vor 1945

Modder: "Kopfs Leben neu bewerten"

Die Fraktionsvorsitzende der SPD im niedersächsischen Landtag, Hanne Modder.

"Mitläufer wie Hinrich Wilhelm Kopf haben dazu beigetragen, dass das nationalsozialistische Unrechtsregime alle Bereiche des Lebens durchdringen und in den besetzten Gebieten während des Zweiten Weltkrieges eine brutal-effiziente Verwaltung aufbauen konnte", sagt Johanne Modder, SPD-Fraktions-vorsitzende im niedersächsischen Landtag. Kopf habe über seine enge Verstrickung in die NS-Verwaltung nach dem Krieg die Unwahrheit gesagt.

Die neuen Erkenntnisse der Wissenschaftlerin Teresa Nentwig müssten dazu führen, dass sich die historische Kommission für Niedersachsen und Bremen jetzt ausführlich mit der Bewertung der Person Kopf und seines Lebens auseinandersetzt. Nordwestradio-Moderator Tom Grote sprach mit Johanne Modder.

Gespräch Johanne Modder, [5:27]  http://www.radiobremen.de/nordwestradio/sendungen/nordwestradio_journal/audio112838-popup.html
Muss die Biografie Hinrich-Wilhelm Kopfs neu bewertet werden?





Freitag, 7. Juni 2013

Wie Großkonzerne politische Entscheidungen attackieren - mehr um 20:15 Uhr in #MONITOR auf #tagesschau24

 

 


Geheimes Parallelrecht

Wie Großkonzerne politische Entscheidungen attackieren

 
Bericht: Stephan Stuchlik, Frauke Steffens
 
Monitor Nr. 648 vom 06.06.2013
 
Wiederholung am 07.06.2013 um 20:15 Uhr auf tagesschau24
 
[via wdr.de]
 
 

 

Georg Restle: "Und jetzt zu einer Geschichte, die sich wortwörtlich im Verborgenen abspielt. Es geht um den Einfluss großer multinationaler Konzerne, die Entmachtung der Politik und um geheime Verfahren, die uns Steuerzahler sehr viel Geld kosten können. Klingt wie eine Verschwörungstheorie, ist aber politische Realität. Die Rede ist von so genannten „Investitionsschutzabkommen". Internationale Verträge, mit denen Großkonzerne ihre Interessen gegenüber Staaten, an Gerichten vorbei, durchsetzen können. Oft geht es dabei um Milliardenbeträge, um die hinter verschlossenen Türen verhandelt wird. Die Öffentlichkeit bekommt davon meist nichts mit. Und selbst Politiker staunen, wie ihnen hier die Macht des Handelns aus der Hand genommen wird. Stefan Stuchlik und Frauke Steffens bringen Licht ins Dunkel."

Prozesse im Hinterzimmer. Firmen gegen Staaten. Großkonzerne wie Chevron, Philip Morris und Vattenfall. Es geht um Milliarden und um große Politik. Kaum jemand weiß von diesen geheimen Verfahren, zu denen die Öffentlichkeit keinen Zugang hat. Die Verhandlungsgrundlage: So genannte Investitionsschutzabkommen. Sie weiß, was sich dahinter verbirgt: Pia Eberhardt forscht seit Jahren über solche internationalen Verträge. Auch Deutschland hat diese Verträge abgeschlossen, eigentlich um deutsche Firmen im Ausland vor Enteignung zu schützen.


Pia Eberhardt, Corporate Europe Observatory (CEO): „Um solche Diskriminierung oder direkte Enteignung, also die Wegnahme von einer Fabrik, was man sich das vorstellt, geht es heute überhaupt nicht mehr in diesem Verfahren. Das war vielleicht mal früher die Idee, aber was wir haben, ist ein völlig mutiertes Rechtssystem, das sich heute eben nutzen lässt, richtig zur Bekämpfung von demokratischer Politik im öffentlichen Interesse. Darum geht's."


Ein mutiertes Rechtssystem, die Folgen mussten die Bürger der Stadt Hamburg erleben. 2009 - die halbe Stadt geht gegen das Kohlekraftwerk Moorburg auf die Straße. Die Grünen machen Wahlkampf gegen das Kraftwerk und kommen in die Regierung. Jetzt haben sie das Umweltressort und wollen strenge Umweltauflagen erlassen. Vattenfall zieht die Karte mit dem Geheimverfahren, drei Anwälte treffen sich in Paris, der Anwalt von Vattenfall fordert 1,2 Milliarden Euro Schadensersatz, Deutschland gibt nach, das Kraftwerk Moorburg geht mit weniger Umweltauflagen ans Netz. Die Regierung in Hamburg wird über die Pariser Entscheidung nur in Kenntnis gesetzt. Auch der Staatssekretär ist vollständig überrumpelt. Die politischen Entscheidungen des Senats: wertlos.

Christian Maaß, ehemaliger Staatsrat Umweltbehörde Hamburg Rechte: WDR 

Christian Maaß, ehemaliger Staatsrat Umweltbehörde Hamburg

Christian Maaß, ehemaliger Staatsrat Umweltbehörde Hamburg: „Es ist eine ziemlich absurde Situation. Wenn man wie ich über Jahre Umweltrecht studiert hat und angewendet hat, die Rechtsprechung kennt, denkt man eigentlich, man weiß so ziemlich genau, um was es geht und was man machen kann und was man nicht machen kann. Und dann kommen Sie auf einmal…, dann werden Sie vor ein Schiedsgericht gezerrt, wo drei Leute - von denen einer jeweils auch von den Parteien benannt wird - auf einmal darüber entscheiden sollen, ob das, was Sie gemacht haben, rechtmäßig ist oder nicht."


Und deshalb ist das möglich: Vattenfall genießt als ausländisches Unternehmen Sonderschutz und kann vor ein Schiedsgericht mit drei Anwälten ziehen. Ein paralleles Recht. Ein deutsches Unternehmen müsste parlamentarische Entscheidungen über reguläre Gerichte anfechten. Ein ausländisches Unternehmen kann mithilfe der Investitionsschutzabkommen eine Abkürzung nehmen.


Im Parallelrecht entscheidet ein drei-Personen-Schiedsgericht, Widerspruch nicht mehr möglich. Und so sehen die Schutzverträge aus: drei Seiten DIN A4, alles dehnbare Paragraphen. Die Bundesrepublik Deutschland etwa garantiert anderen Ländern, dass ihre Firmen, etwa Vattenfall, „vollen Schutz" bekommen und „gerecht und billig" behandelt werden. Mit solchen Paragraphen versuchen Firmen weltweit, politische Entscheidungen anzufechten.

Pia Eberhardt, Corporate Europe Observatory (CEO) Rechte: WDR 

Pia Eberhardt, Corporate Europe Observatory (CEO)

Pia Eberhardt, Corporate Europe Observatory (CEO): „Man hat im Investitionsschutzabkommen sehr viel weitgehenderen Eigentumsschutz. Man hat auch keinen Verweis auf so was wie ein öffentliches Interesse, was deutsche Gerichte durchaus berücksichtigen in ihrer Rechtsprechung. Also die Rechtsgrundlage ist anders. Dann haben wir ja in nationalen Gerichten zum Beispiel öffentliche Anhörungen im Gerichtsverfahren. Die sind in der Regel nicht öffentlich in Investor-Staat-Verfahren, sondern finden hinter verschlossenen Türen in irgend einem Hotelzimmer in London, Washington oder Paris statt."

Und es werden ständig mehr.

1995 gab es weltweit nur drei dieser Milliardenverfahren, im Jahr 2012 schon 50, insgesamt 419. Der ehemalige Verfassungsrichter Prof. Winfried Hassemer hat massive Bedenken gegen die Praxis dieser Schiedsverfahren.

Prof. Winfried Hassemer, ehemaliger Verfassungsrichter: „Es geht darum, dass der Verdacht nicht abzuweisen ist, dass es nur eine ganz kleine Gruppe von Leuten gibt, die das eigentlich entscheiden und die dann das Ganze auch nicht öffentlich machen. Und es geht halt darum, dass man den Verdacht nicht los wird, dass hier Leute am Werk sind, die befangen sind. Also, die ein bestimmtes Interesse daran haben, dass ein bestimmtes Verfahren so und nicht anders verläuft."

Firmen greifen politische Entscheidungen in Hinterzimmern an, ein Riesengeschäft für Anwaltskanzleien. Die neue Studie zeigt, wie klein der Kreis derer ist, die überhaupt in diesen Milliardenverfahren mitwirken: Nur 15 Schiedsrichter weltweit entscheiden 55 Prozent aller Verfahren. Und sie wechseln dabei noch ständig die Seiten. In einem Verfahren vertritt ein Anwalt noch den beklagten Staat, im nächsten ist er Schiedsrichter, im dritten Verfahren vertritt er das klagende Unternehmen. Zumeist siegen die Firmen.

Die jüngste UN-Statistik zeigt, im Jahr 2012 wurden 70 Prozent aller Fälle für die Unternehmen entschieden. Jetzt soll auch die große politische Richtungsentscheidung, der Atomausstieg, vor einem geheimen Schiedsgericht verhandelt werden. Eine Entscheidung, hinter der die Mehrheit der Bevölkerung steht, eine politisch getroffene Entscheidung, vom Parlament beschlossen, von der Kanzlerin verkündet. Dagegen ist wieder der ausländische Konzern Vattenfall, er kann seine Atomkraftwerke nicht weiter betreiben. Vattenfall fordert eine

Zitat: „Entschädigung für die Schließung der deutschen Kraftwerke und Einrichtung eines Schiedsgerichts."

Eines dieser geheimen Schiedsgerichte also.

Zwei alte Meiler betreibt Vattenfall, Krümel und Brunsbüttel, beide haben sich schon lange amortisiert, Technik aus den 70er Jahren, jetzt will Vattenfall mindestens 3,7 Milliarden Euro Schadensersatz, in einem Hinterzimmer-Verfahren. Vattenfall wählt also den schnelleren und aussichtsreicheren Weg über das Schiedsverfahren, während deutsche Energieversorger wie E.on oder RWE vor dem Verfassungsgericht klagen müssen. Vattenfalls Anwalt Richard Happ will nicht vor deutsche Gerichte.

Richard Happ, Rechtsanwalt Kanzlei Luther: „Sie müssen erst einmal vors Verfassungsgericht ziehen, Sie müssen Recht bekommen. Und dann müssen Sie hoffen, dass das Verfassungsgericht eine Entschädigungsregel anordnet und dann muss das Parlament eine Entschädigungsregel verabschieden und erst wenn das verabschiedet worden ist, kriegen Sie vielleicht irgendwann Geld."

Franziska Keller, B'90/Die Grünen, MdEP Rechte: WDR 

Franziska Keller, B'90/Die Grünen, MdEP

Franziska Keller, B'90/Die Grünen, MdEP, Ausschuss für internationalen Handel: „Für mich ist es das Schockierende, dass es eine breite gesellschaftliche Mehrheit gibt und gab für den Atomausstieg und es gab eine parlamentarische Mehrheit dafür. Es gibt ein Gesetz zum Atomausstieg und jetzt kommt Vattenfall daher und sagt, nee, das wollen wir so nicht und wir verklagen Deutschland auf einem völlig intransparenten Weg. Die meisten Bürgerinnen und Bürger in Deutschland haben sicher davon noch nicht mal was mitbekommen und können unglaublich viel Geld verlangen von Deutschland."

Sie versucht, in Brüssel die Geheimverfahren abzuschaffen: Franziska Keller vom Ausschuss für internationalen Handel. Ihrer Erfahrung nach spricht sich bei den EU-Verhandlungen aber eine Nation eindeutig und immer für das parallele Recht aus: die Bundesrepublik Deutschland.

Franziska Keller, B'90/Die Grünen, MdEP, Ausschuss für internationalen Handel: „Die Bundesregierung sieht sich anscheinend als Vertreterin der großen industriellen Interessen Deutschlands, wie sie das verstehen. Es geht hier nicht um die Bürgerinnen und Bürger Europas, es geht nicht um kleine Unternehmen, es geht hier nur um die großen Unternehmen, ohne zu beachten, dass ihnen diese Investitionsschutzabkommen auch ganz leicht selbst auf die Füße fallen können."

Die Firmen bedanken sich für die deutsche Politik. Amerikanische Unternehmen denken schon darüber nach, in Europa gegen Fracking-Verbote vorzugehen. Natürlich mit geheimem Schiedsverfahren.

Georg Restle: "Ein Grundpfeiler der Demokratie ist die Transparenz politischer Entscheidungen; ein Grundsatz des Rechtsstaats die Öffentlichkeit des Verfahrens. Solche Abkommen und solche Hinterzimmer-Deals haben damit nichts mehr zu tun. Vielleicht denken unsere Bundesminister mal daran, auf was sie da eigentlich ihren Amtseid geschworen haben, wenn sie künftig ein solches Abkommen unterzeichnen."




Hartz 5 - Ein Hartz IV-Roman [die Leseanempfehlung via scharf-links.de]


Hartz 5 - Ein Hartz IV-Roman
 

von Peter Hetzler

 

[via scharf-links.de]

 

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So einen Hartz IV-Roman gab es noch nie. Hier lernt man nicht nur die kafkaesk anmutenden und teilweise entwürdigenden Bedingungen kennen, denen Hartz IV-Bezieher unterworfen sind. Hier gibt es auch die Erwerbsloseninitiative „Hartz 5", deren Mitglieder die Jobcenterbürokratie mit unkonventionellen Methoden und anarchischem Witz aufmischen.

Ein informativer, authentischer und unterhaltsamer Roman über eines der großen sozialen Probleme unserer Zeit – und ein diebisches Lesevergnügen. Der 1955 geborene Autor ist Journalist (Schwerpunkt Sozialpolitik) und Mitarbeiter einer Erwerbslosengruppe. Viele der geschilderten Situationen haben sich so oder ähnlich tatsächlich zugetragen.

Leseprobe Peter Hetzler | Hartz 5 – Ein Hartz IV-Roman | Kapitel 1 1 Sie kamen am frühen Morgen und klingelten sich in ihren Schlaf. SanSan drehte sich um, aber sie klingelten weiter. Es nervte. Es drängte. Es klingelte Sturm. Wer konnte das sein? Um diese Uhrzeit??? Gefühlsmäßig schätzte sie die Zeit auf fünf. Maximal. Aber die Zeiger des Weckers, den sie anblinzelte, standen auf zehn nach sieben. Es klingelte wieder. Scheiße, dachte sie, als sie in Pulli und Jeans krabbelte: Wer, verdammt, konnte das sein?

Ihren Anblick im Spiegel ignorierte sie. Mit ihren schulterlangen braunen Haaren, die ihr ungekämmt ins Gesicht fielen, sah sie ziemlich verwuselt aus. Kaum hatte sie geöffnet, standen sie in der Wohnung. „Guten Tag, sind Sie Frau Sanders – Sandra Sanders?" fragte der Mann. SanSan blinzelte. Müde. „Steht an der Klingel, oder?" „Da steht SanSan." „Ist die Abkürzung." „Schön, Frau Sanders. Mein Name ist Winter, Bernhard Winter, und das", er zeigte auf das schüchterne kleine Ding, das irgendwie neben ihm zu verschwinden schien, „ist Frau Maiwald. Wir kommen vom Jobcenter und wollten sehen, ob bei Ihnen alles in Ordnung ist."

Er wedelte mit einem Ausweis, auf dem SanSan ohne Brille nichts erkennen konnte. Sie war noch halb in ihrem Traum. Da hatte sie gerade ein ziemlich gut aussehender Typ angegraben. Anscheinend stand er auf braunhaarige Frauen Anfang vierzig, die ein bisschen molliger um die Hüften waren, denn er hatte seine warmen Hände gerade mit sanftem Lächeln … „Ja, dann wollen wir mal." Winter war in der Küche, bevor SanSan in der Gegenwart angekommen war. Er sah nicht aus wie der feingliedrige Lover aus ihrem Traum. Mehr wie Masse ohne Profil. „Was soll das?" SanSan schlurfte unentschlossen hinter ihm und Maiwald her. „Wissen Sie eigentlich, wie spät es ist?" „Es ist schon nach sieben, und Sie sollten auf Arbeitssuche sein, statt untätig im Bett zu liegen." Winter hielt ein Glas mit Nussnougatcreme in der einen und ein Honigglas in der anderen Hand. „Nutella und Langnese-Honig. Können Sie sich von Ihrem Arbeitslosengeld Markenprodukte leisten, Frau Sanders?" SanSan lehnte sich gegen den Rahmen der Küchentür. Sie schüttelte den Kopf.

Das war nicht wahr, oder? „Ich habe Ihnen eine Frage gestellt, Frau Sanders." Winter sah sie fordernd an. „Und ich habe Ihnen keine Antwort gegeben." SanSan wollte es nicht glauben. „Es geht Sie doch wohl nichts an, was ich mir morgens aufs Brot schmiere, oder?" „Da irren Sie sich, Frau Sanders." Winter öffnete den Kühlschrank. „Eier von freilaufenden Hühnern. Wovon bezahlen Sie das, Frau Sanders? Sie wissen, dass Sie jeden Verdienst angeben müssen?" „Ich weiß vor allem, dass ich diese Nummer hier gerade ziemlich widerlich finde." Langsam kroch Wut in ihr hoch. „Was soll das?" „Wie ich schon sagte, Frau Sanders." Winter schloss die Kühlschranktür. „Wir sind Sozial-Detektive und besuchen im Auftrag des Jobcenters Hartz IV-Empfänger, um Sozialbetrug aufzudecken." „Ach – und wieso kommen Sie da zu mir?" „Routine, Frau Sanders, reine Routine. Wir schauen überall mal rein." Er deutete auf Litschi-und Pitahayafrüchte in der Obstschale. „Die sehen auch nicht billig aus. Wo haben Sie die denn her?" „Die wachsen bei mir im Garten." „Die wachsen in Ihrem Garten?" echote Winter. „Diese Früchte?"

Er hielt eine Pitahaya hoch und drehte sie prüfend hin und her. „Wie heißen die denn?" „Die heißen Werdummfragtkriegtdummeantworten, und ich habe sie geschenkt bekommen. Und jetzt möchte ich Sie bitten, meine Wohnung zu verlassen. Das ist mir echt zu blöd, hier." „So geht das nicht, Frau Sanders." Winter legte die Pitahaya in die Schale zurück. „Wenn Sie Nebeneinkünfte haben, muss das angegeben werden. Frau Maiwald", er drehte sich zu seiner Kollegin, „notieren Sie: Frau Sanders wird aufgefordert, Ihrem Fallmanager eine Liste mit allen im vergangenen Monat geschenkt bekommenen Lebensmittel aufzustellen.

Und wir", wandte er sich wieder an SanSan, „sind noch nicht fertig. Wir müssen auch die anderen Räume ansehen." „Aber ich bin mit Ihnen fertig." SanSan war jetzt wach. „Also raus, oder ich erstatte Anzeige wegen Hausfriedensbruch." Winter war schon auf dem Weg zu ihrem Schlafzimmer. „Wir haben das Recht, Ihre Wohnung zu inspizieren, Frau Sanders, das können Sie uns nicht verbieten", tönte er aus dem Flur. SanSan war schneller. Sie drückte sich an ihm vorbei, zog die Schlafzimmertür, die er öffnete, so schnell wieder zu, dass sie Winter, der den Kopf bereits halb im Zimmer hatte, gegen die Stirn knallte.

Er schrie. Maiwald starrte SanSan erschrocken an. „Und jetzt raus hier. Alle beide. Sofort." SanSan hatte den Flur durchquert und hielt die Wohnungstür auf.

Einen Moment lang passierte nichts. Maiwald starrte Winter an. Winter starrte SanSan an.

Dann schob sich Winter, mit der linken Hand die Stirn reibend, in den Flur, Maiwald folgte, und als SanSan die Tür hinter ihnen ins Schloss fallen ließ, hörte sie Winter im Hausflur krakeelen: „Das wird Ihnen noch leid tun, Frau Sanders. Das wird Ihnen noch sehr leid tun."

Copyright: © Peter Hetzler 2013 Weiterlesen in: Peter Hetzler: Hartz 5 – Ein Hartz IV-Roman Printausgabe: 153 Seiten, Paperback, 9,90 Euro, ISBN 978-3-7322-3790-6, Books on Demand E-Book: 5,49 Euro, ISBN 9783848282784

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VON: PETER HETZLER