Dienstag, 31. August 2010

Niedriglohnbeschäftigung in Ostdeutschland (via Nachdenkseiten)


Niedriglohnbeschäftigung in Ostdeutschland

(Nachdenkseiten)

http://www.nachdenkseiten.de/?p=6620#h05


Bei getrennten Niedriglohnschwellen von 9,50 € pro Stunde in Westdeutschland und 6,87 € in Ostdeutschland hatten 2008 in Westdeutschland 20,8% und in Ostdeutschland 20,1% der Beschäftigten Stundenlöhne unterhalb der jeweiligen Niedriglohnschwelle (Tabelle 1).

 

Berechnet man hingegen eine bundeseinheitliche Niedriglohnschwelle, so lag diese für 2008 bei 9,06 € pro Stunde. Für Ostdeutschland macht die Wahl der Niedriglohnschwelle einen erheblichen Unterschied. Bei einer bundeseinheitlichen Niedriglohnschwelle sind im Osten über 39% der Beschäftigten von Niedriglöhnen betroffen.

 

Absolut würde sich ihre Zahl etwa verdoppeln (auf rund zwei Millionen Beschäftigte).

Seit 2006 stagniert der Niedriglohnanteil auf hohem Niveau. Dennoch ist die Zahl der von Niedriglöhnen Betroffenen auch in den vergangenen beiden Jahren weiter gestiegen: Waren 2006 gut 6,31 Millionen Beschäftigte für Niedriglöhne tätig, lag deren Zahl im Jahr 2008 mit 6,55 Millionen Beschäftigte um mehr als 220.000 höher.

 

Dass sich dies nicht in einem Anstieg des Niedriglohnanteils zwischen 2006 und 2008 niedergeschlagen hat, liegt daran, dass sich die Beschäftigtenzahl in der Gesamtwirtschaft in diesen zwei Jahren erhöht hat. Seit 1998 ist ein Anstieg der Zahl der Niedriglohnbeschäftigten um fast 2,3 Millionen zu verzeichnen…

Diese institutionellen Rahmenbedingungen haben sich in den 1990er Jahren deutlich gewandelt. Durch die Ausweitung von Dienstleistungstätigkeiten hat das deutsche Beschäftigungsmodell, welches vor allem auf das Produzierende Gewerbe zugeschnitten war und gute Einkommen auch im Bereich einfacher Tätigkeiten garantierte, an Bedeutung verloren. Mit der Ausweitung von Dienstleistungstätigkeiten erfolgte gleichzeitig eine starke Ausweitung der Erwerbstätigkeit von Frauen, in einem Beschäftigungsmodell, welches wegen seiner Zentrierung auf den männlichen Alleinernährer nicht hierauf vorbereitet war und einen Teil der Frauenbeschäftigung in schlecht bezahlte Minijobs kanalisiert.

 

Hinzu kommen eine lang andauernde Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft, hohe Arbeitslosigkeit, der Rückgang der Tarifbindung und die finanziellen Lasten der Wiedervereinigung sowie der durch diese ausgelöste Reformstau und eine stärkere Kurzfristorientierung der Governance-Strukturen von Unternehmen (vgl. ausführlich Bosch/Weinkopf 2007).


Durch diesen institutionellen Wandel zeigt sich heute ein anderes Bild vom deutschen Arbeitsmarkt als in den 1970er und 1980er Jahren. Mittlerweile erreicht Deutschland einen der höchsten Werte im europäischen Vergleich. In Frankreich war der Niedriglohnanteil im Jahr 2005 mit 11,1% z.B. nur etwa halb so hoch wie in Deutschland; in Dänemark war noch nicht einmal jede/r zehnte Beschäftigte von Niedriglöhnen betroffen (8,5%) (Mason/Salverda 2010: 37).

Die durchschnittlichen Löhne im Niedriglohnsektor lagen mit 7,09 € in West- bzw. 5,18 € in Ostdeutschland im Jahr 2008 weit unter den Niedriglohnschwellen (um 2,41 € bzw. 1,69 €)…

Der Niedriglohnanteil unter Frauen in Ostdeutschland war im Jahr 2008 mit rund 27% niedriger als in Westdeutschland mit rund 30%. Trotz eines annähernd gleich hohen Anteils an der Gesamtbeschäftigung stellten Frauen damit in Ostdeutschland mit rund 65% einen geringeren Anteil an allen Niedriglohnbeschäftigten als in Westdeutschland mit rund 70%.
Gering Qualifizierte haben in Ostdeutschland mit knapp 24% ein viel geringeres Niedriglohnrisiko als in Westdeutschland mit über 39%.

 

Der Anteil gering Qualifizierter unter den Beschäftigten in Ostdeutschland ist mit knapp 6% deutlich geringer als in Westdeutschland mit gut 12%. Als Resultat aus dem geringeren Niedriglohnrisiko und dem geringeren Anteil an der Gesamtbeschäftigung machen gering Qualifizierte in Ostdeutschland mit knapp 7% einen viel geringeren Teil des Niedriglohnsektors aus als in Westdeutschland (rund 23%). Die Arbeitslosenquote gering Qualifizierter ist in Ostdeutschland erheblich höher als in Westdeutschland. Reinberg und Hummel (2007) weisen für sie für Ostdeutschland 2005 eine Arbeitslosenquote von 41,5% gegenüber 23,7% in Westdeutschland aus.

 

Hieraus wird oft die Schlussfolgerung gezogen, dass gering Qualifizierte in Ostdeutschland besondere Arbeitsmarktprobleme haben und die Ausweitung von Niedriglohnjobs für sie neue Arbeitsmarktchancen eröffnen könne. Aufgrund unserer Auswertung sehen wir, dass genau das Gegenteil der Fall ist.

 

Die Beschäftigungsverhältnisse von gering Qualifizierten sind in Ostdeutschland in der Einkommenshierarchie höher angesiedelt. Aufgrund des allgemein hohen Qualifikationsniveaus ist der Anteil gering Qualifizierter unter den Beschäftigten wie auch in der Bevölkerung geringer als in Westdeutschland. Nur rund 276.000 Beschäftigte in Ostdeutschland haben keine abgeschlossene Berufsausbildung.

Quelle: DGB Gegenblende

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ProAlter 04/2010: Welche Pflege wollen wir?

    Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Kuratorium Deutsche Altershilfe - Wilhelmine Lübke Stiftung e. V., Dr.
Peter Michell-Auli, 31.08.2010 12:08

ProAlter 04/2010: Welche Pflege wollen wir?

Das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) widmet sich in der neuen Ausgabe
seines Fachmagazins ProAlter der Lebensqualität und Selbstbestimmung
hilfe- und pflegebedürftiger älterer Menschen.

ProAlter 04/2010:
Welche Pflege wollen wir?
Köln (KDA) – 31. August 2010: Das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA)
widmet sich in der neuen Ausgabe seines Fachmagazins ProAlter der
Lebensqualität und Selbstbestimmung hilfe- und pflegebedürftiger älterer
Menschen. "Wir plädieren dafür, die Bedürfnisse, Wünsche und Autonomie der
zu Pflegenden stärker zu berücksichtigen und dabei alle Lebensbereiche
einzubeziehen", so Dr. Peter Michell-Auli, Geschäftsführer des KDA. "Jeder
Mensch ist anders und möchte nach seinen individuellen Gewohnheiten und
Prinzipien leben. Auch hilfe- und pflegebedürftige Menschen!"
Aber welche Pflege wollen wir? Und: Was ist gute Pflege? Diese Fragen
stellen sich wohl alle irgendwann einmal, ob Betroffene oder Angehörige,
die die Versorgung eines pflegebedürftigen Familienmitglieds oder eines
Bekannten organisieren müssen. Um die Auswahl eines pflegerischen
Angebotes zu erleichtern, veröffentlicht der Medizinische Dienst der
Krankenversicherung (MDK) seit 2010 die so genannten Transparenzberichte
und Pflegenoten. Doch spiegeln die Berichte und Noten die "Wunschpflege"
wider oder führen die jetzigen Transparenzkriterien zu einer
Fehlentwicklung in der Pflege? Diese und viele andere Fragen werden in der
neuen Ausgabe des Fachmagazins eingehend diskutiert.

Inhalte des Schwerpunktes sind:
- Welche Pflege wollen wir?
Ein Plädoyer für eine subjektive Sicht der Pflege
- "Kontrolle ist gut, Eigeninitiative ist besser"
Interview mit Helmut Wallrafen-Dreisow
- Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen
- Heimverzeichnis

Weitere Themen dieser Ausgabe sind:
- "Genaue Planung ist das A und O"
Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz macht Urlaub
- Biografiearbeit
Spielend kommt die Erinnerung zurück
- Interview mit Prof. Dr. Gerhard Naegele
"Pflegekräfte brauchen viel mehr Respekt und Anerkennung!"
- Sterben in modernen Zeiten
Ein Essay von Prof. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer
- Wissensbilanz in der Management-Praxis
Mitarbeitende sind das wichtigste Kapital
- Compliance im Gesundheitswesen
Verpflichtung der Arbeitnehmer zum Whisteblowing
- Männer ante portas?
Ein glücklicher Ruhestand lässt sich erreichen
- Pflegende Söhne
Ein blinder Fleck in der Forschung
- Praxis-Tipp: Wetterstation
- Zahlen: Ältere Menschen im Straßenverkehr

Das Fachmagazin ProAlter bringt Berichte, Reportagen, Interviews und
Kommentare zu wichtigen und aktuellen Fragen rund ums Alter.

 

Es ist daher eine unentbehrliche Informationsquelle für alle, die sich beruflich,
ehrenamtlich oder privat mit Fragen des Älterwerdens beschäftigen.
ProAlter erscheint sechsmal im Jahr und ist bundesweit im
Zeitschriftenhandel – an allen Bahnhöfen und Flughäfen – erhältlich!

Hintergrund KDA
Das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) setzt sich seit 1962 für die
Lebensqualität und Selbstbestimmung älterer Menschen ein. Unter der
Schirmherrschaft des Bundespräsidenten führen unabhängige Experten
Projekte und Studien durch. Das KDA berät Ministerien, Kommunen,
Unternehmen, Sozialverbände, Leistungserbringer, wie Heimträger und
ambulante Dienste bietet Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für
Führungs- und Fachkräfte an und informiert die breite Öffentlichkeit durch
Tagungen und Publikationen.

Kontakt:
Kuratorium Deutsche Altershilfe
An der Pauluskirche 3
50677 Köln
Telefon 0221/93 18 47-0
Fax 0221/93 18 47-6
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Arten der Pressemitteilung:
Buntes aus der Wissenschaft

Sachgebiete:
Ernährung / Gesundheit / Pflege
Gesellschaft
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Politik
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Ich fand die Videoüberwachung doch angenehmer! (Karikatur - Märkische Allgemeine)


Ich fand die Videoüberwachung angenehmer!"
(Märkische Allgemeine - 26-08-2010 - Seite 2)

Genau, so ists richtig, richtige Befähigung (auf dem Papier)
und ganz wichtig Corporate Identity "Ich fand die Videoüberwachung doch angenehm!" siehe Photo.

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"Beim Thema Kinderarmut schauen die Menschen weg!" Maria von Welser im Gespräch


 "Beim Thema Kinderarmut schauen die Menschen weg!"
(Der Landtag Schleswig-Holstein - Mai 2010 - Seite 13)

 

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Unternehmen müssen der Generation Y mehr als Geld bieten [idw]


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
HSBA Hamburg School of Business Administration, Katharina Kurt, 30.08.2010
10:23

Unternehmen müssen der Generation Y mehr als Geld bieten

Über 250 Gäste diskutierten beim IV. HSBA-Symposium über

nachhaltige Unternehmensführung

Handelskammer-Präses Frank Horch hat im Rahmen des IV. HSBA-Symposiums die
Unternehmen dazu aufgefordert, dem Management-Nachwuchs durch gelebte
Werte und Unternehmensphilosophien den Sinn ihrer Tätigkeit zu vermitteln.
Die Generation der heute 20- bis 30-Jährigen, auch Generation Y genannt,
achte mehr als ihre Vorgänger darauf, wie Unternehmen sich zu Themen wie
Klimaschutz, Diversity Management und Generationengerechtigkeit verhielten
und habe einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Ausgestaltung der
Corporate Social Responsibility in den Unternehmen. "Selbstbewusst,
flexibel, individualistisch, mobil – mit diesem Profil hat die Generation
Y viel von dem, was in der heutigen Unternehmenswelt erforderlich ist", so
Horch, der zugleich Vorsitzender des Kuratoriums der HSBA Hamburg School
of Business Administration ist. "Mit einer generationenübergreifenden
Begeisterung für gemeinsame Werte steigen die Aussichten für eine positive
Außenwahrnehmung der Unternehmen, für kreative Innovationen und auch für
gesteigerte Produktivität", sagte Horch.

Das IV. HSBA-Symposium wurde von Studierenden der Hochschule organisiert.
Studierendensprecher Philipp Maier und Jahrgangssprecherin Ann-Kathrin
Heynicke zogen ein durchweg positives Fazit. Die Veranstaltung stand
erstmals unter der Schirmherrschaft des Vereins "Versammlung Eines
Ehrbaren Kaufmanns", mit dem die Hochschule intensiv kooperiert, um in der
Managementausbildung die durch den Verein verkörperten Werte zu verankern.
In diesem Jahr diskutierten Wissenschaftler, Wirtschaftsvertreter,
Politiker und Studenten über das Thema "Management by Generation –
Nachhaltige Unternehmensführung und Wertewandel zwischen Wirtschaftswunder
und Generation Y".

Über die HSBA
Die HSBA Hamburg School of Business Administration ist die Hochschule der
Hamburger Wirtschaft. Unter Federführung der Handelskammer Hamburg und in
Kooperation mit rund 170 namhaften Unternehmen bietet die HSBA duale
betriebswirtschaftliche Bachelor- und Master-Studiengänge für rund 500
Studierende an. Die berufsbegleitenden Studiengänge wurden in enger
Abstimmung mit den Unternehmen konzipiert und werden ständig
weiterentwickelt. Über eine Stiftung werden anwendungsorientierte
Forschungsprojekte gefördert.

Arten der Pressemitteilung:
Wissenschaftliche Tagungen

Sachgebiete:
Wirtschaft

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hsba-symposium.de - Website zur Veranstaltung
http://www.hsba.de - HSBA Hamburg School of Business Administration

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Stahlunternehmer weisen Tarifforderung nach Gleichbehandlung von Leiharbeitern zurück


Industrie lehnt »Equal Pay« ab

(junge welt)
http://www.jungewelt.de/2010/08-30/048.php

Stahlunternehmer weisen Tarifforderung nach Gleichbehandlung von Leiharbeitern zurück

Vor Beginn der Tarifverhandlungen für die Stahlkocher in Nordrhein-Westfalen geht der Schlagabtausch zwischen Gewerkschaften und Unternehmervertretern in eine neue Runde.

 

Der IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber verteidigte am Wochenende die Forderung nach höheren Entgelten. In einem Beitrag für die Bild am Sonntag bekräftigte er die Forderung nach sechs Prozent für die Beschäftigten der Stahlindustrie, auch für Leiharbeiter und Niedriglöhner.

»Es kann nicht sein, daß die Beschäftigten vielfach für die Krise bezahlen«, sagte DGB-Chef Michael Sommer dem Hamburger Abendblatt (Montagausgabe) laut Vorabmeldung. Diese hätten durch Kurzarbeit auf Lohn verzichtet. Ferner verwies er auf die »moderate Lohnpolitik« der Gewerkschaften in den vergangenen Jahren. »Aber im Aufschwung halten wir uns nicht mehr zurück«, sagte er.

Der Präsident von Gesamtmetall, Kannegiesser, wies die Forderungen dagegen zurück. Der Aufschwung stehe noch auf »wackeligen Beinen«. Die Betriebe hätten im »tiefsten und brutalsten Einbruch der jüngeren Wirtschaftsgeschichte« einen »erschreckenden finanziellen Aderlaß« hinnehmen müssen, schrieb er in einem Gastbeitrag für die Bild am Sonntag.

Zuvor hatte der Arbeitgeberverband Stahl erklärt, er halte die Gehaltsforderungen der IG Metall von sechs Prozent für »nicht erfüllbar». Die Gewerkschaft lasse außer Acht, »daß die Produktion im vergangenen Jahr um 30 bis 50 Prozent eingebrochen ist«, sagte Vorsitzender Helmut F. Koch der Rheinischen Post (Wochenendausgabe).

 

Hauptgeschäftsführer Bernhard Strippelmann erklärte gegenüber AFP, der Verband halte »gar nichts« von Leiharbeiter-Regelungen in einem Flächentarifvertrag.

 

IG Metall und Arbeitgeberverband Stahl seien gar nicht befugt, für Zeitarbeiter Tarifverträge zu machen, da diese keine Beschäftigten der Stahlindustrie seien. Die in der Branche beschäftigten Zeitarbeiter – deren Zahl ohnehin gering sei – würden »ausnahmslos« nach Tarifverträgen der Zeitarbeitsbranche bezahlt.

 

An deren Aushandlung seien DGB-Gewerkschaften beteiligt gewesen, »in vielen Fällen« auch die IG Metall. Sollte die Gewerkschaft diese Tarife für unzureichend ansehen, »dann ist die Zeitarbeitsbranche der richtige Adressat«. (AFP/ddp/jW)

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Montag, 30. August 2010

Peter Bofinger: Europa droht die Deflation (via Nachdenkseiten)


Peter Bofinger: Europa droht die Deflation

(Nachdenkseiten)

http://www.nachdenkseiten.de/?p=6606#h01

Begründet werden solche Szenarien vor allem mit der stark steigenden Staatsverschuldung und der seit der Lehman-Krise ausgesprochen expansiven Geldpolitik der großen Notenbanken.
Doch der Blick nach Japan zeigt, dass man aus solchen Faktoren keinesfalls zwangsläufig auf eine inflationäre Entwicklung schließen darf…

Wenn also nunmehr die Staaten weltweit einen teilweise ungewöhnlich drastischen Konsolidierungskurs einschlagen, ist die Gefahr hoch, dass der dadurch entstehende Unterdruck nicht in gleichem Maße durch einen höheren Druck im privaten Sektor ausgeglichen werden kann.

 

Das muss nicht zu einer Deflation wie in den 1930er Jahren führen. Für die Weltwirtschaft und die
Arbeitslosen wäre eine deflationäre Entwicklung mit schwachem Wachstum und Inflationsraten nahe null, wie man sie seit 1995 in Japan beobachten kann, schon schlimm genug.
Das Problem der nächsten Jahre ist also eindeutig nicht ein zu hoher Druck im System, sondern ein zu geringer.

 

Es wäre schön, wenn Frau Doktor Merkel das möglichst bald erkennen würde, denn nichts ist schlimmer, als einen Patienten mit zu niedrigem Blutdruck mit blutdrucksenkenden Mitteln zu behandeln.

Quelle: Mitbestimmung [PDF - 161 KB]

 

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Lohnvorschussausfallversicherung - Die Versicherungsbranche hat ein neues Betätigungsfeld entdeckt..


Das Letzte: Kapitalgedeckter Formtiefausgleichsfaktor

(Nachdenkseiten)

http://www.nachdenkseiten.de/?p=6606#h16

Die Versicherungsbranche hat ein neues Betätigungsfeld entdeckt.

Es geht dabei um die sogenannte Lohnvorschussausfallversicherung. Schon das Wort allein verrät viel über die Monstrosität der Affäre.

 

Und weil auf so was kein aufrechter Bundesbeamter kommen kann, holte Schröder zur Entwicklung des Konzepts den Rat der Nürnberger Versicherung und der MaschmeyerRürup AG ein. Woran sich jahrelang in Berlin niemand störte, setzt die Ministerin nun unter Rechtfertigungsdruck.

Die Lohnvorschussausfallversicherung ist Teil ihres Konzepts zur Pflegezeit.
Zwar versteht man leicht, dass hier Sicherheit für die Unternehmen geschaffen werden soll.

 

Warum das aber gleich zum Zuverdienst für die Versicherungswirtschaft werden muss, ist nicht so einleuchtend.

 

Außer natürlich, man arbeitet für eine Versicherung oder hat – wie Carsten Maschmeyer – den Finanzvertrieb AWD gegründet. Dem Maschmeyer konnte sein Duzfreund Gerhard Schröder damals im Jahr 2000 kein schöneres Geschenk machen als die Riester-Rente.
Seit diesem Verkaufsschlager aber wartet die Branche auf den nächsten großen Hit aus Berlin.

Dabei wäre das Potenzial unendlich, wenn man versuchen würde, alle Unwägbarkeiten der stets heiklen Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu versilbern. Die Lasten von Krankheitstagen könnten etwa durch eine Lohnfortzahlungsmehrbelastungsabsicherung gedämpft werden.

Im Angebot wäre dann auch der kündigungsfristbedingte Doppelbesetzungsausgleich, wenn eine Personalabteilung mal wieder eine fristgerechte Kündigung verschläft. Oder ein kapitalgedeckter Formtiefausgleichsfaktor, um endlich des Problems Herr zu werden, dass jeder mal einen schlechten Tag hat.

 

Oder ein Gewerkschaftsbeitrittsablasshandel.

 

Wie alle anderen Instrumente: selbstverständlich arbeitnehmerfinanziert.

Spätestens nach diesem Maßnahmenkatalog läge allerdings eine Assekuranz für das politische Führungspersonal nahe: die Lobbyismusverdachtabwehrversicherung.

 

Die würde das Gehalt fortzahlen, wenn ein Minister aus Lobbygründen vor Ende der Legislaturperiode zurücktritt. Ganz unbürokratisch, versteht sich.

Quelle: manager-magazin

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Samstag, 28. August 2010

-->> Wie pflegt und versorgt man Menschen mit Demenz gut? <<--


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH, Kay Gropp, 27.08.2010 12:13

Wie pflegt und versorgt man Menschen mit Demenz gut?

Jahrestagung des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen
(DZNE) Standort Witten zeigt Forschungslücken auf

Bisher weiß man über das Erleben von Personen mit Demenz und über deren
Wünsche und Bedürfnisse viel zu wenig, sie kommen nicht zu Wort. Pflegende
Angehörige werden häufiger in den Blick genommen, doch tragfähige
Unterstützungsstrukturen befinden sich noch in der Erprobung. Welche
Versorgungsstrategien sind also für Betroffene und ihre Familien
langfristig erfolgreich? Welche Versorgungsstrategien befördern eine
Vernetzung der verschiedenen professionellen Sektoren des
Gesundheitswesens miteinander ebenso wie zu Laienhelfersystemen? In der
Gesundheitsversorgung werden in den kommenden Jahren mehr hochaltrige und
multimorbide Menschen behandelt und begleitet werden müssen. Finanzielle
und personelle Ressourcen sind schon heute eingeschränkt.

 

Welche Maßnahmen müssen heute eingeleitet werden, um im Jahr 2030 eine

bedarfsgerechte Versorgung gewährleisten zu können?

 

Das sind Themen der Jahrestagung des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative

Erkrankungen (DZNE) Standort Witten mit dem Titel

"Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz - Erwartungen und Ideen",
am 9. September 2010 von 10 bis 18 Uhr,
in der Universität Witten/Herdecke, Alfred-Herrhausen-Str. 50.

Im Fokus des Forschungsprofils des DZNE in Witten steht die
Versorgungssituation von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen. Eine
frühe Diagnosestellung wird bei Demenz einerseits gefordert, andererseits
sind noch keine ausreichenden Unterstützungspfade vorhanden, um die
Familie nach der Diagnose angemessen zu begleiten.
Einen Programmflyer mit Themen, Vortragenden und Anmeldeformular finden
Sie unter http://tinyurl.com/32xjwgu

Weitere Informationen bei Cornelia Dünhölter, 02302 926-236,
Cornelia.Duenhoelter@dzne.de

Arten der Pressemitteilung:
Forschungs- / Wissenstransfer
Wissenschaftliche Tagungen

Sachgebiete:
Ernährung / Gesundheit / Pflege
Gesellschaft
Medizin

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news383942

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution226

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--->>> Projektkinder der Edeleltern <<<--- (taz)


Debatte Macchiato-Mütter

Projektkinder der Edeleltern

(taz)
http://taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/projektkinder-der-edeleltern

Die Macchiato-Eltern tun alles für ihre Kinder und versäumen,

ihnen etwas Wichtiges zu vermitteln:

Scheitern ist nicht das Ende der Welt.

VON ANJA MAIER


In Ostberlin, Stadtteil Prenzlauer Berg, macht sich, wer auf sich hält, am Samstagvormittag auf Richtung Wochenmarkt.

Dort, zentral am Kollwitzplatz situiert, gibt es dann ein großes Hallo. Männer Ende dreißig, das sich bereits lichtende Haupthaar kunstvoll drapiert, belagern die Coffeebar.

Gestiefelte Frauen in kurzen bunten Kleidchen sichten das Schnittblumenangebot und trinken den ersten Latte macchiato des Tages. Währenddessen umspielen zahllose Kinder, angezogen wie kleine Lords und Ladys auf Studienreise, ihre Knie, rasen mit dem Laufrad zwischen den Erwachsenen umher oder rütteln probehalber an den Auslagen des Gemüsehändlers.

Beschwert sich jemand, gibt's böse Blicke.

Das große Missverständnis

Ja, auf dem Berliner Kollwitzmarkt lässt sich allwöchentlich sehr schön das neue Missverständnis beobachten, dem die urbane Elterngeneration, die so genannten Macchiatomütter und -väter, erlegen ist.

Es lautet: Das Kind ist unser Lebensinhalt. Es ist alles in einem, muss es sein: Glück, Sinn, Statussymbol, Jungbrunnen. Das aber ist ein folgenschwerer Irrtum. Wer kein eigenes Leben hat, den wird eben dieser Lebensentwurf enttäuschen, enttäuschen müssen.

Selbstredend ist ein Kind etwas Wunderbares. Von niemandem wird ein Erwachsener so vorbehaltlos geliebt, kein anderer Mensch sieht so über offenbare Schwächen hinweg und schenkt für die bloße Existenz als Mutter oder Vater dermaßen viel Bewunderung.

Großartig. Problematisch aber wird es, wenn das Kind herhalten muss für etwas anderes Sinnstiftendes - einen interessanten Job etwa oder die Frage, ob die eigene Beziehung noch trägt. Wenn es zur Ausrede wird dafür, sich beruflichen oder sozialen Konflikten nicht stellen zu müssen.

Gar nicht so selten entscheiden Frauen sich für ein weiteres Kind, wenn es beruflich gerade hakt oder die Beziehung einen Kick braucht.

 Anzunehmen, dass es seit der Einführung der Vätermonate auch bei immer mehr Männern diese Idee gibt. Ein Kind ist ja nicht nur ein gesellschaftlich akzeptierter Grund, eine Auszeit zu nehmen.

Es macht in unserer demographisch gebeutelten Gesellschaft zugleich aus seiner Mutter und seinem Vater sozial höherstehende Edelwesen, die sich ihres privilegierten Status verdammt sicher sein können. Denn machen wir uns nichts vor - der Habitus, mit dem gerade in Großstädten Eltern mit ihren Tausendeurokinderwagen oder Hightechfahrradanhängern die Gehwege entlang pflügen, ist mitunter eine Zumutung. Er postuliert eine Hoppla-hier-komm-ich-Haltung und macht deutlich, dass hier aus dem Weg zu springen hat, wer sich nicht fortpflanzt.

Parkettkinderzimmer

Gemessen in Lebenszeit ist dies jedoch ein kurzer Triumph. Denn was Außenstehende nicht sehen, ist: hinter den Türen der Altbauwohnungen, in den Wohnküchen und Parkettkinderzimmern wächst eine Generation heran, die ihre Eltern fest im Griff hat. Kinder, die schon jetzt ihre Familie dominieren und die den Teufel tun werden, wenn es darum geht, später einmal Verantwortung für andere zu übernehmen. Denn für sie gilt stets: Me first. So erleben sie es Tag für Tag von ihren Eltern, die sich ihnen als Personal zur Verfügung stellen.

Es gibt sie tatsächlich, Mütter und Väter, die sich den Urlaub sparen, weil sie meinen, ihrer Charlotte unbedingt die bilinguale Privatschule zahlen zu müssen. Freiberufler, die sich keine Unfallversicherung leisten, weil Jonathan sich die Reitbeteiligung offenbar so sehr wünscht. Vollzeitmütter, die kein eigenes Leben mehr haben, weil sie wie eine amerikanische Soccer Mom das ihrer Kinder organisieren und optimieren. Jederzeit verfügbar. Heraus kommen Hochdruckkinder, die Mandarin lernen und Schlagzeug, und deren Mütter nur noch andere Mütter kennen und die alles dafür tun, dass das Leben ihres Kindes gelingen möge. Weil sie wenigstens das zufrieden machen könnte.

Und was ist mit ihrem Leben? Was mit Arbeit, eigenen Freunden, erwachsenen Interessen, der Beziehung? Warum sind Eltern bereit, für ihre Nachkommenschaft alle eigenen Träume fahren zu lassen? Es ist das Politische, das hier ins Private schwappt. Eine Gesellschaft, der die Sinnhaftigkeit von Arbeit verloren gegangen ist, die keine einigermaßen planbaren Biographien mehr kennt und als Ersatz für berufliche Entwicklung sich selbst aufgebende, steuerfinanzierte Elternschaft anbietet, ist tief verunsichert.

Verunsicherte Hedonisten

Das Kippelige ist ja exakt das Gegenteil von dem, was sie von zu Hause kennen. Und wie dramatisch wird es erst, wenn der eng gestrickte Familienplan auch noch scheitert - weil einer arbeitslos wird oder krank, oder weil vor lauter Happy Family das Paar selbst auf der Strecke bleibt. Sex, Humor, sowas. Da heißt es dann, wenigstens die Sache mit den Kindern gut hinbekommen.

Diese neuen protestantischen Hedonisten bringen Bestimmerkinder hervor. Kinder, die es gewöhnt sind, dass alles in ihrem Sinne entschieden wird. Für die es das Normalste ist, dass, für sie das Beste gerade gut genug ist. Die andere, die dysfunktionale Versagerwelt da draußen, soll mal schön draußen bleiben, das kann dann später der Sozialkundelehrer erklären.

Seit der Wende sind achtzig Prozent der ursprünglichen Bewohner aus dem Prenzlauer Berg weggezogen. Statt ihrer sind vor allem jene gekommen, die der kleinstädtischen Enge ihrer Eltern entfliehen wollten. Sie haben in den Neunzigern noch ein bisschen Party gemacht und was mit Medien. Unterwegs ist ihnen, und zwar meist den Frauen, irgendwie der Studienabschluss aus dem Blick geraten, erst recht, als die Kinder kamen. Dann haben sie halt das gemacht. Und sie haben Schulen gegründet, Tempo-30-Zonen erstritten, Wohnungen gekauft und schließlich sind sie wieder in die Kirche eingetreten.

Samstags ziehen sie sich und den Kindern was Hübsches an und brechen auf zum Kollwitzmarkt. Großes Hallo. Kleinstadt halt. Abends wird mit befreundeten Elternpaaren Biowein getrunken. Und wenn spätnachts besoffene Touristengruppen die Kollwitzstraße entlangmarodieren, reißen sie die Energiesparfenster ihrer Eigentumswohnung auf und kreischen "Ruhe, hier schlafen Kinder!" Oder sie holen gleich die Polizei.

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Freitag, 27. August 2010

Wenig Chancen für Querdenker - Bachmann-Preisträger Peter Wawerzinek sieht Literaturbetrieb kritisch


"Wenig Chancen für Querdenker"
(Vlothoer Anzeiger - 03-07-2010 - Seite 14)

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Wie der Wohlstand verteilt ist, bleibt ein Geheimnis - Ein Land guckt weg [taz]


Wie der Wohlstand verteilt ist, bleibt ein Geheimnis

Ein Land guckt weg

KOMMENTAR VON ULRIKE HERRMANN
(taz)
http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/ein-land-guckt-weg/

Geld ist ein scheues Reh. Dieses Bild ist abgegriffen, aber wahr.

So gehört es zu den deutschen Statistikwundern, dass zwar erfasst ist, dass es 2007 exakt 69 Theaterorchester gab - doch sehr unklar ist, über wie viel Vermögen und Einkommen die reichen Bundesbürger verfügen.

Diese statistischen Lücken sind kein Zufall.

Die deutschen Eliten wissen genau, dass eine Verteilungsdiskussion nur aufkommen kann, wenn bekannt ist, wie der Wohlstand verteilt ist. Also bleibt dies ein Geheimnis.

Die Kurvenmethode

Dieser Datenmangel wird zudem geschickt kaschiert, denn regelmäßig erscheinen seriös anmutende Vermögensberichte. Akribisch wirkt etwa der "Weltreichtumsbericht", den die US-Investmentbank Merrill Lynch und die Beratungsfirma Capgemini jährlich erstellen.

Danach soll es 2009 in Deutschland 861.500 Millionäre gegeben haben, 2008 waren es angeblich nur 809.700.

Das sieht nach echter Statistik aus - bis man zum Methodik-Teil der Studie blättert. Dort wird es abenteuerlich. Offenbar wird die Zahl der Millionäre dank einer "Capgemini Lorenz Kurvenmethode" ermittelt, die "Schätzungen" auf der "Makro-Ebene" fortschreibt. Unklar bleibt aber, was wohl diese "Capgemini Lorenz Kurvenmethode" sein soll. Zudem ist unwahrscheinlich, dass die Zahlen stimmen - wie schon der Vergleich mit einem Konkurrenzunternehmen zeigt.

Die Beratungsfirma Boston Consulting hat nämlich ebenfalls entdeckt, dass Reichen-Rankings ein wunderbares Marketing-Instrument sind, das großformatige Zeitungsartikel garantiert. Allerdings kommt Boston Consulting für das Jahr 2008 nur auf 373.565 Dollar-Millionäre in Deutschland. Noch seltsamer: Capgemini weist zwar deutlich mehr Millionäre aus, dafür sollen diese aber deutlich weniger besitzen als bei Boston Consulting. Für 2008 schätzt Capgemini das Vermögen der "High Net Worth Individuals" auf weltweit insgesamt 32,8 Billionen Dollar. Boston Consulting kommt auf stolze 92,4 Billionen.

Aber auch die amtliche Statistik weiß fast nichts über die Reichen in Deutschland. Die offiziellen Daten sind so lückenhaft, dass sie kaum zu gebrauchen sind.

Um die Erhebungen kurz vorzustellen: Einen groben Überblick bietet die Bundesbank. Sie hat für das Jahr 2007 ermittelt, dass die Deutschen ein Reinvermögen von 9,5 Billionen Euro besaßen - davon 4,6 Billionen als Geldvermögen. Diese Durchschnittswerte sagen jedoch nichts darüber aus, wie sich das Vermögen individuell zwischen Armen, Mittelschicht und Reichen verteilt. Dafür sind die Statistiken der Bundesbank blind.

Scheu wie die Rehe

Daher erstellt das Statistische Bundesamt alle fünf Jahre die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS). Befragt werden knapp 60.000 Haushalte. Das Amt selbst ist sehr stolz auf diese Masseninterviews: Die EVS sei "die größte Erhebung dieser Art innerhalb der Europäischen Union". Allerdings werden Großverdiener nicht erfasst. Die Statistik berücksichtigt keine Haushalte, die über ein monatliches Nettoeinkommen von mehr als 18.000 Euro verfügen. Sie würden "in der Regel nicht in so ausreichender Zahl an der Erhebung teilnehmen, dass gesicherte Aussagen über ihre Lebensverhältnisse getroffen werden könnten". Übersetzt: Das Statistikamt hat festgestellt, dass die Reichen eine gewisse Scheu zeigen, über ihr Einkommen und ihr Vermögen freiwillig Auskunft zu geben.

Nicht freiwillig ist hingegen eine andere Stichprobe: der Mikrozensus. Jährlich ist ein Prozent der Bevölkerung verpflichtet, sich an dieser Erhebung zu beteiligen. Auch die Reichen können sich nicht entziehen. Allerdings wird das Vermögen gar nicht abgefragt - und das Einkommen nur sehr pauschal erhoben. Spitzenverdiener müssen dort nur ankreuzen, ob ihr persönliches Nettoeinkommen "18.000 Euro oder mehr beträgt". Mit dem Mikrozensus ist also nicht besonders viel anzufangen.

Und die Finanzämter?

Bleiben noch die Finanzämter. Denn auch Spitzenverdiener müssen Steuern zahlen. Den aktuellsten Daten von 2005 ist zu entnehmen, dass es damals 39.833 Steuerpflichtige gab, die ein Jahreseinkommen von mehr als 500.000 Euro brutto zu versteuern hatten. Doch auch bei dieser Statistik bleiben immense Lücken. Gerade Unternehmer, Selbstständige und Freiberufler können sich leicht fürs Finanzamt arm rechnen. Legendär ist etwa die Tatsache, dass zwar 52 Prozent der Deutschen zur Miete wohnen, bei den Finanzämtern jedoch kaum Mieteinnahmen versteuert werden. Stets wissen es die Hausbesitzer so darzustellen, dass ihre Mehrfamilienhäuser eigentlich nur Kosten verursachen.

Zudem erhebt die Einkommensteuerstatistik - wie der Name schon sagt - nur das jährliche Einkommen. Über das Gesamtvermögen der Reichen haben die Finanzämter keine Übersicht. Früher gab es immerhin noch eine Vermögensteuer, die zumindest ein wenig verriet, wer wie viel besaß. Doch seit 1997 wird sie nicht mehr erhoben.

Als eine ziemlich verlässliche Quelle bleibt daher nur noch das Sozio-ökonomische Panel, kurz SOEP. Seit 1984 gibt es diese repräsentative Langzeiterhebung, die jährlich die gleichen rund 12.000 Haushalte befragt. Seit 2002 gehört auch eine "Hocheinkommensstichprobe" dazu, um endlich bessere Daten über die Reichen zu erhalten. Es existiert keine genauere Erhebung - trotzdem liefern auch die SOEP-Befragungen nur lückenhafte Erkenntnisse. Billionen verschwinden aus der Statistik: Während die Bundesbank für das Jahr 2007 ein Reinvermögen von 9,5 Billionen ermittelte, kam das SOEP nur auf 6,6 Billionen. Diese Differenz lässt sich zum Teil durch statistische Abweichungen erklären. So erhebt das SOEP nicht den Wert von Gebrauchsgegenständen wie Autos oder Teppichen. Trotzdem ist weit mehr als eine Billion Euro verschollen. Niemand weiß, wer sie besitzt.

In Deutschland gibt es einen Armuts- und Reichtumsbericht, der 226 eng beschriebene Seiten umfasst. Doch nur zehn Seiten davon widmen sich den Reichen, der Rest beschäftigt sich mit den Armen. Die Unterschichten sind statistisch bestens erfasst, während man über die Vermögenseliten kaum etwas weiß. Das ist politisch gewollt.

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"Da hat vor 20 Jahren ..." Illustration von Renatus Schulz (RotFuchs - Mai 2010 - Seite 11)


Da hat vor 20 Jahren noch keiner dran gedacht
Illustration von Renatus Schulz
(RotFuchs - Mai 2010 - Seite 11)

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Mythos Privatversicherung - verzweifelte Patienten kämpfen um ihr Recht [Kontraste]


Mythos Privatversicherung –

verzweifelte Patienten kämpfen um ihr Recht

(Kontraste - Sendung vom 26-08-2010)

Privatpatienten haben es besser, verheißt die Werbung! Sie werden bevorzugt behandelt und bekommen mehr Leistungen.

Von wegen! Die privaten Versicherer locken vielmehr junge und gesunde Menschen mit Kampftarifen an, und im Alter droht die Armutsfalle.

KONTRASTE berichtet über die Machenschaften der Branche.

Privat oder gesetzlich? Wie sind Sie versichert? Viele wechseln auf der Suche nach günstigen Beiträgen in die private Krankenversicherung, zunehmend auch Freiberufler. Was sie sich dort erhoffen, sind hohe Beitragsstabilität und bessere Leistungen. Klar: Chefarztbehandlung, Ein-Bettzimmer und bevorzugte Behandlung beim Hausarzt, so stellt man sich das vor. Doch in der Realität kommt häufig das böse Erwachen. Caroline Walter und Alexander Kobylinski schildern, was Privatpatienten drohen kann.

Gerhard Berger ist verzweifelt. Der Rentner weiß nicht mehr, wie er seine private Krankenversicherung bezahlen soll. Die Prämie frisst bald die Hälfte seiner kleinen Rente - 820 Euro - auf. Früher ist er für eine Spedition LKW gefahren, als Selbstständiger. Er ist in die private Krankenversicherung gegangen, weil man ihn mit dem Versprechen lockte, dort sei er besser versorgt.

Gerhard Berger
"Das Bittere ist, dass ich die letzten fünf, sechs Jahre vor der Rente so hart geschuftet habe – 15 bis 20 Stunden am Tag, früh um 3 raus, abends um 8 rein, und jetzt im Alter mich durch eine Versicherung einschränken zu müssen, die ich nicht mehr oder kaum noch aufbringen kann, die von Jahr zu Jahr teurer wird. Dafür habe ich nicht geschuftet."

Der Versicherer hat schon die nächste Beitragserhöhung angekündigt. Dabei muss Gerhard Berger bereits auf viele Leistungen im Krankheitsfall verzichten. Für sein Hörgerät musste er mehrere Hundert Euro extra zahlen, und auch für Medikamente greift er tief ins Portemonnaie. Insgesamt ist er schlechter gestellt als ein Kassenpatient.

Er hat ans Kanzleramt und an viele andere Ministerien geschrieben – niemand konnte ihm helfen. Aus der Privaten kommt er nicht mehr heraus. Mit seinen rund 800 Euro Rente befürchtet er jetzt den sozialen Absturz.

Gerhard Berger
"Dann kommt man eines Tages und brauch' vielleicht in fünf, sechs Jahren Sozialhilfe. Das ärgert, das tut weh."
KONTRASTE
"Nur wegen der privaten Versicherung?"
Gerhard Berger
"Nur wegen der privaten Versicherung."

Niemand hat ihn bei Vertragsabschluss über die hohen Prämien im Alter aufgeklärt.
Auch in der Werbung kein Wort davon – stattdessen wird ein Mythos verkauft: Medizin erster Klasse - zu Top-Konditionen.

Rüdiger Falken ist ein unabhängiger Versicherungsberater. Seine Erfahrung: Die Methoden der Privatversicherer seien immer die gleichen.

Rüdiger Falken, Unabhängiger Versicherungsberater
"Es sollen junge Leute erst einmal angelockt werden mit günstigen Tarifen, mit Einsteigertarifen, um nachher, weil man weiß, dass dieser Versicherte nicht wieder in die Gesetzliche Krankenversicherung zurück kommt, das ist ja nun mal in den meisten Fällen so, um den später mit höheren Beiträgen tatsächlich auch abzuzocken."

Massive Beitragssteigerungen sind kein Einzelfall. Doch nicht nur das erwartet die Versicherten. Wer krank wird, kämpft oft mit dem Privatversicherer um die Erstattung von Leistungen.

Wie im Fall von Martin Schmitt. Er hatte einen Herzinfarkt, und wurde wiederbelebt. Seitdem liegt der 52-Jährige im Wachkoma. Wenn seine Schwester ihn besucht, reagiert er. Für seine Therapie bräuchte er einen so genannten Aufstehrollstuhl – damit er seinen Körper spürt, das Gleichgewicht erlebt – ein wichtiges regelmäßiges Training. Doch sein Privatversicherer, die AXA, verweigert ihm dieses Hilfsmittel.
Seine Schwester, selbst Ärztin, kann es nicht glauben.

Sabine Schmitt-Drees
"Da ärgert mich besonders die Tatsache, dass offenbar die Verträge so gehandhabt werden, dass jemand, der guten Glaubens eine Versicherung abschließt, erst im schwersten Krankheitsfall entdecken kann, dass er möglicherweise geradezu nicht versichert ist."

Die AXA lehnt mit der Begründung ab: Das Hilfsmittel Aufstehrollstuhl sei im Vertrag nicht explizit genannt. Einige Türen neben Martin Schmitt liegt eine Frau - auch im Wachkoma. Sie ist gesetzlich versichert. Die Kassenpatientin hat den Aufstehrollstuhl bekommen.

Die Therapeuten können sie leicht und sicher aufrichten – und besser behandeln. Privatpatient Martin Schmitt bleibt diese Möglichkeit verwehrt.

Wie ihm geht es so manchem Privatversicherten. In vielen Verträgen finden sich Versorgungslücken. Denn wer weiß schon bei Vertragsabschluß, was er später mal an Hilfsmitteln braucht?

Meist gilt: kein offener Hilfsmittelkatalog, das heißt: die Liste der Hilfsmittel ist begrenzt – mal wird ein Beatmungsgerät nicht erstattet, mal ein Stützkorsett nach Bandscheiben-OP nicht übernommen.

Beim Bund der Versicherten häufen sich deshalb die Beschwerden von Privatversicherten, denen Leistungen nicht oder nur teilweise erstattet werden, trotz Vertrag.

Hajo Köster, Bund der Versicherten
"Wir beobachten immer mehr, dass die privaten Krankenversicherer die eingereichten Rechnungen ihrer Versicherten immer weiter zusammenstreichen, immer mehr Leistungen werden auf Kosten der Gesundheit der Versicherten gestrichen. Das kann natürlich kein Versicherter von Anfang an wissen, wenn es darum geht, entscheide ich mich für die private oder entscheide ich mich für die gesetzliche Krankenversicherung."

Wir erfahren sogar vom Fall einer Privatpatientin, der kurz vor einer Krebsoperation der Vertrag gekündigt wurde – mit fadenscheiniger Begründung.

Uns interessiert, was der Verband der privaten Krankenversicherung zu der Kritik sagt. Hier hat man eine andere Sicht auf die Nöte der Versicherten.

Volker Leienbach, Verband der privaten Krankenversicherung
"Zu Einzelfällen kann ich mich nicht äußern. Generell gilt, dass sie in der privaten Krankenversicherung ein hervorragendes Leistungsniveau haben, wie auch alle Versicherten das empfinden."
KONTRASTE
"Trotzdem muss ich wissen, was ich mal haben werde, sonst habe ich den falschen Vertrag?"
Volker Leienbach, Verband der privaten Krankenversicherung
"In der privaten Krankenversicherung haben sie Leistungssicherheit, indem sie vertraglich kontrahiert haben, dass ihre Leistungen ein Leben lang gelten. Das gibt Verlässlichkeit."

So lange man gesund ist, wird man massiv von Privatversicherern beworben. Wer über das Internet Tarife vergleichen will, muss seine persönliche Daten eingeben. Doch die werden sofort an Makler verkauft, ohne dass man es weiß. Danach folgen penetrante Anrufe. Zum Schein lassen wir uns beraten und schreiben mit. Viele Aussagen des Maklers sind schlicht falsch.

Wir fragen, wie es mit den Hilfsmitteln ist – ob alles bezahlt wird, was man braucht?
Seine Antwort:

Makler
"Ja, das ist alles mit drin."
KONTRASTE
"Wenn es nicht aufgeführt ist, kriegt man das dann auch?"
Makler
"Ja. Selbstverständlich."

Der Makler schürt vor allem Angst vorm "Kassenpatienten-Dasein" und behauptet:

Makler
"Jetzt fällt eine schwere Erkrankung an, Beispiel Krebs, das heißt, der Arzt müsste hier hochwertige Medikamente geben. Chemotherapie, das zahlt nur die Private. Die Gesetzliche lehnt das ab und zahlt keine Chemo, weil das kostet ja richtig Geld."

Gefährlicher Blödsinn. Auch in Sachen Prämienentwicklung ist er nicht ehrlich. Frage: Stehe ich im Alter mit 800 Euro Prämie da?

Makler
"Nein, werden sie nicht, definitiv nicht. Der Beitrag ist sehr stabil, da wird sich nicht mehr viel tun."

Belege dafür kann er uns keine geben. Wir erleben mehrere dieser irreführenden Maklergespräche.

Versicherungsexperte Falken kennt das. Die Versicherer verweisen ständig darauf, dass die so genannten Altersrückstellungen das System sicher machen würden.

Rüdiger Falken, Unabhängiger Versicherungsberater
"Es ist irreführend, wenn der private Krankenversicherer behauptet, dass es in Zukunft mehr Beitragsstabilität gib, durch die Maßnahmen, die gesetzlicherseits eingeführt wurden, weil es nach wie vor immer noch die gleichen ungenügenden Kalkulationsgrundlagen sind, mit denen man versucht, die private Krankenversicherung zu kalkulieren."

Auch Günter Diefenbach ist jetzt in der Altersfalle. Auch ihm wurden viele Versprechungen gemacht.

Doch seine Prämie für die private Krankenversicherung stieg über die Jahre - bis auf 800 Euro im Monat. Um den Beitrag zu senken, ließ er Leistungen streichen, erhöhte die Selbstbeteiligung und landete bei 330 Euro. Doch der Beitrag stieg wieder - auf jetzt 540 Euro – ein Ende ist nicht in Sicht.

Günter Diefenbach
"Sie sind wütend und fühlen sich also doch relativ hilflos. Und sagen jetzt: ,Was soll ich jetzt noch tun?' Wenn das jetzt auf Dauer wirklich nicht mehr so ginge, bleibt mir nur noch der Standardtarif, und dann bin ich aber eigentlich jenseits von Gut und Böse, da, wo ich niemals hin wollte. Ich bin schlechter gestellt unterm Strich als ein gesetzlich Versicherter dann."

Standardtarif bedeutet – keine Kuren, keine Reha, und extrem begrenzte Hilfsmittel. Er würde sich nie wieder privat versichern – sagt er.

Die jungen Leute könne man nur davor warnen.

Es zeigt sich: Die private Krankenversicherung bringt anscheinend weder ihren Versicherten noch der Allgemeinheit Vorteile.

Denn: Dem solidarischen gesetzlichen System gehen viele junge, gesunde Beitragszahler verloren. Soll man also die Private abschaffen?

Wir treffen Karl Lauterbach im Bundestag. Er ist einer der wenigen, der nicht vor der Lobby der Privatversicherer einknickt.

Karl Lauterbach (SPD), MdB
"In der jetzigen Form müssen die privaten Krankenversicherungen abgeschafft werden. Also die Vollversicherung, so wie wir sie jetzt haben, hat keinen Wert, ist für die Privatversicherten langfristig ein unkalkulierbares Wagnis. Und es ist auch noch ungerecht und benachteiligt jetzt die gesetzlich Versicherten. Eigentlich ist es ein System, was niemandem hilft, außer den privaten Versicherungskonzernen selbst."

Autoren: Caroline Walter und Alexander Kobylinski

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Donnerstag, 26. August 2010

"Gibt es hier WLan? (...)" Christiane Saur - Geb. 1958 (Nachrufe - Tagesspiegel ) [lesenswert]


Christiane Saur  - Geb. 1958

(Nachrufe - Tagesspiegel - 28-05-2010 - Seite 12)


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Rauchersprechstunde als Intervention zur Tabakentwöhnung bei stationären Patienten ... (Pneumologie)

 
Originalarbeit
Pneumologie 2009; 63: 578-581
DOI: 10.1055/s-0029-1214904

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
 
 
Rauchersprechstunde als Intervention zur Tabakentwöhnung bei stationären Patienten - Ergebnisse einer Pilotstudie

Smoking-Cessation-Counselling as a Smoking Cessation Interventional Tool for Hospitalized Patients - Results of a Pilot Study
 
D.  Bösch1
1 Zentrum für Pneumologie (Prof. Dr. med. T. Schaberg), Diakoniekrankenhaus Rotenburg (Wümme)
 
 
 

 

Zusammenfassung

Hintergrund und Fragestellung: Der Anteil der rauchenden Bevölkerung ist hoch. Hiermit einhergehend findet sich ein hoher Anteil tabakrauchassoziierter Morbidität und Mortalität. Eine stationäre Klinikbehandlung ist prinzipiell eine günstige Situation, eine Tabakentwöhnung einzuleiten. Ziel dieser Arbeit war es, die Effektivität einer Raucherberatung, die im Rahmen eines stationären Aufenthaltes durchgeführt wurde, zu evaluieren.

Methodik: Evaluiert wurden 25 konsekutive Patienten, die das Angebot einer Raucherberatung im Rahmen ihres stationären Aufenthaltes in einer Lungenklinik annahmen. Verschiedene Daten zum Rauchverhalten und zur Morbidität wurden im Rahmen der qualifizierten Beratung erfasst. Den Patienten mit einem FNDT ≥ 3 wurde eine pharmakologische Unterstützung angeboten. Das Rauchverhalten wurde erneut 6 Monate nach Entlassung über ein Telefoninterview erfasst und teilweise über Carboxy-Hämoglobin-Messungen validiert.

Ergebnisse: In den Tagen nach Beratung hatten 20 der 25 Patienten bzw. 80 % das Rauchen aufgegeben. Nach 6 Monaten waren insgesamt noch 11 Patienten abstinent, entsprechend einer Langzeiterfolgsrate von 44 %. Bei den Patienten mit medikamentöser Unterstützung lag der Anteil der Langzeitabstinenten um 55 % höher als bei denen ohne medikamentöse Unterstützung.

Schlussfolgerung: Neben der Praktikabilität konnte die Effektivität einer qualifizierten Raucherberatung, begleitend zur Behandlung stationärer Patienten gezeigt werden. Die Ergebnisse ermutigen zur weiteren Verbreitung und Anwendung dieser Interventionsmethode in unserem Gesundheitssystem.

 

Abstract

Background and objective: In perspective of a high prevalence of smokers in our population, we find a high proportion of smoking-related morbidity and mortality. Hospitalisation is basically a favourable situation to start smoking cessation. Aim of the study was to show the effectivity of smoking-cessation-counselling as a smoking cessation interventional tool for hospitalized patients.

Methods: We evaluated 25 consecutive patients, who had accepted an offer for smoking cessation counselling, while being hospitalized in a center of pulmonology. Data concerning smoking habits and morbidity had been collected in the course of a qualified smoking-cessation-counselling. Patients with a FNDT ≥ 3 had been offered pharmacological support. The smoking behaviour had been re-collected 6 month after discharge via telephoninterview. Partly there was the opportunity to validate the information via measurement of carboxyhemoglobin.

Results: Following the smoking-cessation-counselling 20 out of 25 patients (80 %) had quit smoking. After 6 month 11 patients still had been abstinent, in accordance with a long-term-success-rate of 44 %. Patients who accepted a pharmacological support had a 55 % higher long-term-abstinence-rate.

Conclusion: Qualified smoking-cessation-counselling concomitantly to hospital treatment is feasible and effective. The results encourage distributing and administering this interventional tool in our health system.

 

 

Hintergrund und Fragestellung

In Deutschland beträgt der Anteil der rauchenden Bevölkerung (15 Jahre und älter) etwa ein Drittel [1]. Unstrittig ist, dass unzählige Erkrankungen durch Zigarettenrauchen verursacht oder begünstigt sind [2]. Die hiermit assoziierte Morbidität und Mortalität führt dazu, dass ca. 22 % aller Todesfälle bei den Männern und ca. 5 % bei den Frauen (bzw. ca. 140 000 Todesfälle/Jahr) hierzulande zu Lasten des Rauchens gehen [3]. Nicht zuletzt aufgrund der Assoziation von Rauchen und allgemeiner Morbidität ergibt sich ein hoher Anteil rauchender Patienten im stationären Alltag der Kliniken. Je nach Schwerpunkt der Abteilung variiert der Anteil zwischen 25 und 55 % [4][5]. Im eigenen Patientengut ergab sich ein Anteil von ca. 30 %. Aus vielerlei Hinsicht wäre es wünschenswert, dass entsprechende Patienten im Rahmen ihres stationären Aufenthaltes (zusätzlich bzw. begleitend) eine Tabakentwöhnung durchführen würden. Bedingt durch die spezielle Situation während eines stationären Aufenthaltes ergeben sich zumeist einige Vorteile hinsichtlich einer erhöhten Effektivität einer Tabakentwöhnung im Vergleich zu ambulanten Patienten. Die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen (rauchfreie Krankenhäuser) sind hierbei nur ein begünstigender Faktor.

Die meisten Raucher haben den Wunsch, mit dem Rauchen aufzuhören. Aus Umfragen geht hervor, dass ca. 70 % aller Raucher das Rauchen prinzipiell aufgeben wollen und ca. 45 % einen entsprechenden Versuch in den letzten 12 Monaten unternommen haben [6]. Andererseits liegen die langfristigen Erfolgsaussichten bei Spontanversuchen ohne spezielle Unterstützung nur bei etwa 5 % [7]. Vielfach wurde gezeigt, dass bereits kurze beratende Gespräche den Erfolg signifikant steigern können. Die besten Langzeitergebnisse lassen sich jedoch durch längerfristig angelegte verhaltenstherapeutische und ggf. zusätzliche medikamentöse Unterstützung erzielen [8][9].

Für Raucher, die (aus diversen Gründen) eine stationäre Behandlung benötigen, ergibt sich eine besondere Situation. Zum einen ist das Fortsetzen der Rauchgewohnheiten durch den veränderten Tagesablauf in der Klinik meist deutlich gestört, zum anderen ist das Rauchen aufgrund von Bettlägerigkeit bzw. eingeschränkter Mobilität oder Auflagen zum Rauchverhalten seitens des Krankenhauses zum Teil deutlich erschwert. Hinzu kommt, dass einige Patienten auch aufgrund ihres eingeschränkten gesundheitlichen Zustands das Rauchen (zumindest vorübergehend) einschränken oder aufgeben müssen. Ist die für die stationäre Behandlung zugrundeliegende Erkrankung zudem mit dem Zigarettenrauchen assoziiert, liegt eine gesonderte Situation vor, die zugunsten einer Erhöhung der Motivation zur Rauchaufgabe genutzt werden kann und sollte.

Zusammenfassend kann davon ausgegangen werden, dass die Situation während eines stationären Krankenhausaufenthaltes zur Einleitung einer Rauchaufgabe bzw. Tabakentwöhnung günstig ist. Ziel dieser Arbeit war es, die Effektivität bzw. den langfristigen Erfolg einer Raucherberatung, die im Rahmen eines stationären Aufenthaltes durchgeführt wurde, zu evaluieren.

 

Methodik

Im Zeitraum zwischen 01/2008 und 08/2008 wurden 25 konsekutive Patienten, die das Angebot einer Raucherberatung/ -sprechstunde während ihres Krankenhausaufenthaltes in einer Lungenklinik (Zentrum für Pneumologie, Diakoniekrankenhaus Rotenburg) angenommen hatten, evaluiert und nachbeobachtet. Den Patienten wurde die spezielle Beratung, unabhängig von der weiteren stationären Therapie, als offenes Angebot im Rahmen des Aufnahmegesprächs oder bei den nachfolgenden Visiten dargelegt.

Bei Interesse waren die Patienten aufgefordert, einige wenige Fragen zu den Rauchgewohnheiten sowie den Fagerström-Test für Nikotinabhängigkeit (FTND) schriftlich zu beantworten. Der vermittelnde Stationsarzt wurde zudem gebeten, grundlegende Informationen zur Lungenfunktion, laufenden Medikation und zur Komorbidität zu ergänzen. Die Durchführung der Raucherberatung wurde von einem für Tabakentwöhnung speziell qualifizierten Facharzt der Klinik durchgeführt und dauerte jeweils 25 bis 30 Minuten. Im Rahmen längerer stationärer Aufenthalte waren in Einzelfällen weitere einzelne Kurzkontakte von 2 - 3 Minuten durchgeführt worden. Inhalt des Beratungsgesprächs war: Steigerung der Motivation, Aufdecken persönlicher Verhaltensmuster, Erarbeiten eines individuellen Plans incl. Vorbereitung auf mögliche Schwierigkeiten und Umgang mit dem sozialen Umfeld. Bei einem FTND ≥ 3 wurde zudem die Möglichkeit einer Nikotinersatztherapie in Form eines Nikotinpflasters angeboten und der Patient entsprechend aufgeklärt.

Die Erhebung der Basisdaten erfolgte unmittelbar vor bzw. während der Beratung. Die Effektivität der Intervention wurde jeweils 6 Monate später über ein kurzes Telefoninterview ermittelt. Für einige Patienten konnten aus den Patientenakten zusätzlich Blutgasanalysedaten aus Folgekontakten (5 - 7 Monate nach Entlassung) zum Vergleich (Kontrolle über den Carboxy-Hämoglobin-Anteil, COHb) herangezogen werden.

Die statistische Analyse erfolgte nach Anonymisierung der Daten. Die Auswertung erfolgte deskriptiv und wurde im Weiteren explorativ beurteilt. Die Analyse erfolgte mithilfe von StatView for Windows (Version 5.0).

 

Ergebnisse

Es wurden insgesamt 25 Patienten in die Beobachtung eingeschlossen und nach 6 Monaten erneut befragt. Eine Patientin war in der Zwischenzeit verstorben, gehörte jedoch zu denen, die das Rauchen nicht aufgegeben hatten. Das Alter der Patienten (n = 25) lag zwischen 32 und 73 Jahren. Die Geschlechtsverteilung war ausgeglichen: 13 Männer und 12 Frauen. Die Aufnahmediagnosen waren überwiegend zigarettenrauchassoziiert (22 x COPD (GOLD I bis IV), 2× Bronchial-Carcinom, 1 × Asthma bronchiale). Die Basisdaten der Patienten sind in [Tab. 1] zusammengefasst.


Aufgrund der Beratung haben 20 Patienten (80 %) das Rauchen vollständig eingestellt. Hiervon hatten 10 Patienten einem FTND ≥ 3. Von diesen 10 Patienten haben 6 eine NET und 1 Patient Vareniclin unterstützend eingesetzt. 13 Patienten hatten keine medikamentöse Unterstützung. Nach 6 Monaten waren insgesamt noch 11 Patienten bzw. 55 % der 20 Patienten, die das Rauchen nach der Beratung aufgegeben hatten, abstinent. Somit ergab sich letztlich ein Langzeiterfolg von 44 % bzw. 11 der 25 Patienten (s. [Abb. 1]).

 

Betrachtet man die Gruppe der 20 Patienten, die das Rauchen aufgegeben haben, ergibt sich folgendes Bild bzgl. des Erreichens einer Langzeitabstinenz. Bei den 7 Patienten mit medikamentöser Unterstützung lag der Anteil der Langzeitabstinenten bei 5 bzw. 71 % im Vergleich zu 6 von 13 Patienten (bzw. 46 %) ohne medikamentöse Unterstützung.

Abb. 1 Abstinenzraten der 25 Patienten, gesamt und jeweils ohne und mit medikamentöser Unterstützung, nach Beratung bzw. nach 6 Monaten.

Die Information des Telefoninterviews bzgl. der Langzeitabstinenz konnte bei den 12 Patienten, die angaben, weiterhin abstinent zu sein, teilweise biometrisch kontrolliert werden. Bei 6 Patienten wurde ein niedriger COHb (< 2 %) gemessen, der die Abstinenz bestätigte. Ein Patient hatte, bei deutlich erhöhtem COHb, offensichtlich eine Falschangabe gemacht und bei 5 Patienten standen keine biometrischen Kontrolldaten zu Verfügung.

 

Diskussion und Schlussfolgerung

In der Studie wurden Patienten, denen eine Beratung zur Tabakentwöhnung im Rahmen ihres stationären Aufenthaltes angeboten wurde, beobachtet und evaluiert. Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass eine stationäre Tabakentwöhnung bei motivierten Patienten praktikabel und effektiv ist. Zweitens bestätigt sich, dass eine zusätzliche Nikotinersatztherapie bzw. medikamentöse Unterstützung die Effektivität bzw. den Langzeiterfolg verbessert.

Die Tabakentwöhnung ist in Anbetracht der enormen gesundheitlichen und sozioökonomischen Folgen des Zigarettenrauchens eine der wichtigsten präventiven und therapeutischen Maßnahmen in der Medizin. Für die Volkskrankheit COPD zum Beispiel gilt die Tabakentwöhnung als die wichtigste therapeutische Einzelmaßnahme überhaupt [10].

Dennoch wird die Tabakentwöhnung im Deutschen Gesundheitssystem unzureichend berücksichtigt [11]. Zudem ist die Tabakentwöhnung eine schwierige Herausforderung. Die Versagerquote ist hoch und entsprechende Frustrationen nicht selten. Die langfristige Erfolgsquote eines Spontanversuchs ohne spezielle Unterstützung liegt lediglich bei ca. 5 % [7]. Um die Zahl der Rauchaufgaben zu erhöhen und die Rate der erfolgreichen Tabakentwöhnungen zu steigern, ist es zum einem notwendig, die Anzahl der Entwöhnungsversuche zu erhöhen und andererseits die Erfolgsquote des einzelnen Versuchs zu verbessern.

Es ist allgemein gefordert, dass möglichst bei jedem Arztbesuch bzw. -kontakt die Rauchgewohnheiten erfasst und die Möglichkeiten einer Tabakentwöhnung eruiert und gefördert werden. Aus multiplen Gründen ist dieses Ideal jedoch fern der Realität. Dies ist auch für stationäre Patienten zutreffend. Für hospitalisierte Patienten gelten dabei besondere Bedingungen, die oftmals für eine verbesserte Erfolgsaussicht genutzt werden könnten. Es scheint daher in besonderem Maße sinnvoll zu versuchen, stationäre Patienten zur Rauchaufgabe zu motivieren und Hilfestellung für eine verbesserte Erfolgsaussicht einer Tabakentwöhnung zu geben. Ein Review der Cochrane Collaboration [12] kam zu dem Schluss, dass Raucherentwöhnungsprogramme, die während eines Krankenhausaufenthaltes, unabhängig von der Diagnose, begonnen und mit unterstützenden Kontakten für mindestens einen Monat nach Entlassung fortgesetzt wurden, effektiv sind. Patienten mit rauchassoziierten Erkrankungen seien zudem in besonderem Maße empfänglich für eine entsprechende Hilfe.

Die vorliegende Arbeit zeigt die Ergebnisse einer speziellen Intervention, die sicher über das normale Maß einer Beratung im stationären Setting hinausgeht, andererseits jedoch bzgl. des Zeitaufwandes im Vergleich zu anderen professionellen Angeboten zur Tabakentwöhnung als moderat einzustufen ist. Die beobachtete Langzeitabstinenzrate nach 6 Monaten lag mit 48 % vergleichsweise hoch. Ergebnisse der Lung Health Study von 5887 COPD-Patienten ergaben eine 12-Monats-Abstinenzrate in den Interventionsgruppen (12 Gruppensitzungen und pharmakologische Unterstützung) von ca. 35 % [13]. Aufgrund der unterschiedlichen Beobachtungszeiträume, der verschiedenen Ausgangsvoraussetzungen und einem heterogeneren Patientengut sind die Daten nur bedingt vergleichbar. COPD-Patienten haben meist eine höhere Tabakabhängigkeit und gelten als schwer-entwöhnbar. Bei der Beurteilung der vorliegenden Daten sind einige weitere Dinge zu berücksichtigen. Das Angebot galt für Patienten, die bereits ein hohes Maß an Motivation hatten und nicht überredet werden mussten. Es handelte sich überwiegend um Patienten mit rauchassoziierten Erkrankungen, denen der Zusammenhang zwischen Rauchen bzw. Nichtrauchen und dem Fortgang ihrer Erkrankung im Rahmen ihrer stationären Behandlung erläutert wurde und denen eine Tabakabstinenz als eine essenzielle Maßnahme nahegelegt wurde. Die Beratungsmaßnahme wurde durch einen speziell für eine Tabakentwöhnung qualifizierten und mit dieser Thematik erfahrenen Internisten durchgeführt. Das Angebot wurde seitens der Patienten überwiegend positiv aufgenommen und als Zeichen besonderer Fürsorge bewertet.

Selbstkritisch ergeben sich für die Studie einige Limitationen. Die Fallzahl dieser Beobachtungsstudie war gering. Eine Validierung sollte ergänzend mit einer größeren Patientenzahl durchgeführt werden. Eine nach oben verfälschte Abstinenzrate in der Nachbeobachtung nach 6 Monaten konnte, zumindest bei einem Teil der Patienten, aufgrund der Methode (Telefoninterview) nicht ausgeschlossen werden. Wünschenswert wäre die Möglichkeit eines standardisierten biometrischen Kontrollverfahrens (z. B. COHb-Bestimmung) bei allen Patienten gewesen.

Patienten mit einem FNDT von ≥3 Punkten wurde eine Nikotinersatztherapie (NET) angeboten. Eine NET zielt auf eine Verminderung der Entzugssymptomatik sowie des Rauchverlangens. Ein Cochrane Metaanalyse zu diesem Thema ergab eine Verbesserung der langfristigen Abstinenzquote mithilfe einer NET um 50 - 70 % [14]. Dies lässt sich durch die vorliegenden Daten bestätigen. Die Patienten, die das Rauchen aufgaben, hatten mit pharmakologischer Unterstützung eine um 55 % höhere Langzeitabstinenzrate als die Patienten ohne pharmakologische Unterstützung. In der zwischenzeitlich publizierten Leitlinie zur Tabakentwöhnung bei COPD wird die kombinierte medikamentöse und psychosoziale Unterstützung für COPD-Patienten ausdrücklich empfohlen [11].

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass eine Beratung zur Tabakentwöhnung bei stationären internistischen Patienten praktikabel ist und sich in den Ablauf eines stationären Aufenthaltes einbetten lässt. Des Weiteren ergibt sich eine gute Effektivität der speziellen, vom Zeitaufwand vergleichsweise moderaten Maßnahme bei motivierten Patienten mit überwiegend tabakrauchassoziierten pulmonalen Grunderkrankungen. Die Ergebnisse berechtigen zudem zu der Hoffnung, dass entsprechende Interventionen in größerem Umfang den stationären Patienten unseres Gesundheitssystems angeboten werden können.

 

Interessenkonflikte

Kein Interessenkonflikt

 

Literatur

1 Statistisches Bundesamt (Hrsg). Leben in Deutschland - Ergebnisse des Mikrozensus 2005. Wiesbaden: 2006

2 U.S. Department of Health and Human Services, Centers for Disease Control and Prevention, National Center for Chronic Disease Prevention and Health Promotion. The Health Consequences of Smoking. A Report for the Surgeon General. Atlanta, GA: Office on Smoking and Health 2004

3 Welte R, König HH, Leidl R. The Costs of Health Damage and Productivity Losses Attributable to Cigarette Smoking in Germany. Eur J Public Health 2000; 10: 31-38

4 Rigotti NA, Arnsten JH, McKool KM, Wood-Reid KM, Pasternak RC, Singer DE. Smoking by patients in a smoke-free hospital: prevalence, predictors, and implications. Prev Med 2000; 31: 159-166

5 Smith J, O'Callaghan C. Exploration of in-patient attitudes towards smoking within a large mental health trust. Psychiatric Bulletin 2008; 32: 166-169

6 Centers for Disease Control and Prevention. Cigarette Smoking among Adults - United States, 1995. Morb Mortal Wkly Rep 1997; 46: 1217-1220

7 Hughes JR. New Treatments for Smoking Cessation. CA Cancer J Clin 2000; 50: 143-151

8 Nardini S. Smoking Cessation. Eur Respir Mon 2008; 42: 

9 Batra A, Buchkremer G. Tabakentwöhnung - Ein Leitfaden für Therapeuten. Stuttgart: Kohlhammer 2004

10 Vogelmeier C, Buhl R, Criée CP. et al. Leitlinie der Deutschen Atemwegsliga und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD). Pneumologie 2007; 61: e1-e40

11 Andreas S, Batra A, Behr J. et al. Tabakentwöhnung bei COPD. S3 Leitlinie herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Pneumologie 2008; 62: 255-272

12 Rigotti N, Munafo MR, Stead LF. Interventions for smoking cessation in hospitalised patients. Cochrane Database of Systematic Reviews 2007, Issue 3 

13 Anthonisen NR, Connett JE, Kiley JP. et al. Effects of smoking intervention and the use of an inhaled anticholinergic bronchodilator on the rate of decline of FEV1. The Lung Health Study. JAMA 1994; 272: 1497-1505

14 Stead LF, Perera R, Bullen C, Mant D, Lancaster T. Nicotine replacement therapy for smoking cessation. Cochrane Database of Systematic Reviews 2008, Issue 1 

 

Dr. med. Dennis Bösch
Zentrum für Pneumologie
Diakoniekrankenhaus Rotenburg
Verdener Straße 200
27357 Rotenburg (Wümme)
e-Mail:
Boesch@ATEM-Online.de

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Viele Chefs verbreiten gerne Angst. Sie machen Menschen gefügig. (Publik-Forum - Heft 22)


Die Seele der Marktwirtschaft
(Publik-Forum - Heft Nr.22 - Seite 21)

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Löhne in Brandenburg weiter unter Westniveau (Märkische Allgemeine)


Löhne in Brandenburg weiter unter Westnieveau

(Märkische Allgemeine - 24-08-2010 - Seite 1)


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Familien werden immer mehr belastet - Leserbrief zu "Kaufhalle bis 23 Uhr geöffnet" (Märkische Allgemeine)


Leserbief zu "Kaufhalle bis 23 Uhr geöffnet"

 (Märkische Allgemeine -  24-08-2010 - Seite 16)


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Lila, kein letzter Versuch! (Wiesbadener Kurier )


Lila, kein letzter Versuch!

(Wiesbadener Kurier - 09-06-2010 - Seite 1)


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So wenige Heringe wie noch nie in der Ostsee (Märkische Allgemeine)


So wenige Heringe wie noch nie

(Märkische Allgemeine - 24-08-2010 - Seite 8)


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Ist die Bertelsmann Stiftung gemeinnützig?


Ist die Bertelsmann Stiftung gemeinnützig?

(Nachdenkseiten)

http://www.nachdenkseiten.de/?p=6589#more-6589

Das neue Buch von Thomas Schuler "Bertelsmann Republik Deutschland, Eine Stiftung macht Politik" hat die Diskussion wieder entfacht, ob die Bertelsmann Stiftung "gemeinnützig" ist und damit auch das Privileg der Steuerbegünstigung in Anspruch nehmen kann.

Selbst der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Gunter Thielen fühlte sich bemüßigt, sich zu verteidigen.
Kann es Sinn des Stiftungsgedankens sein, dass nicht der Stifter der Allgemeinheit eine "Reformwerkstatt" finanziert, sondern umgekehrt, die Allgemeinheit die Bertelsmann Stiftung subventioniert, die sich selbst zur "Reformwerkstatt" erklärt und nach der Mission des Stifters die Politik, Gesetze und die öffentliche Meinung beeinflusst und prägt?

Wolfgang Lieb

Meinungs- und Gestaltungsmacht

Bertelsmann hat nicht nur Meinungsmacht sondern auch Gestaltungsmacht, die weit über den Einfluss von Verbänden, Kirchen oder sogar Parteien hinausgeht.

Die Bertelsmann AG ist einer der weltgrößten Informations- und Diensleistungskonzern.
Der Bertelsmann AG gehören u.a.:
Random House, laut eigenen Angaben, die weltweit führende Verlagsgruppe mit 120 Einzelverlagen: DVA, Heyne, Kösel, Luchterhand Literaturverlag; Goldmann, Kösel, Siedler u.v.a.m.
  • die RTL Group: 32 Stationen europaweit. 200 Millionen Zuschauer täglich. In Deutschland: RTL Television, Super RTL, Vox oder N-TV.
  • Ihr gehören 74,9 Prozent des größten europäischen Verlagshauses Gruner + Jahr. (Stern, Capital, FTD, manager-magazin und eine Vielzahl von Publikumszeitschriften Brigitte, Gala etc.) G+J hat wiederum eine Sperrminorität von über 25 Prozent im Spiegel Verlag.
  • 100 Prozent der Bertelsmann-Tochter Arvato AG, weltweit einer der größten Kommunikationsdienstleister u.a IT-Management, Customer Relationship Management bzw. Distribution. Sämtliche Servicemodule für das Management von Kunden- bzw. Bürgerbeziehungen. Der Einstieg in öffentliche Verwaltungen ist eines der Unternehmensziele.

    Parteipolitisch neutral, aber mit gesellschaftspolitischer Mission

    Die Bertelsmann Stiftung ist insofern parteipolitisch neutral, als sie sich (mit Erfolg) an alle etablierten Parteien wendet und wenn Bertelsmann ruft auch alle Parteien kommen. Sie ist aber keineswegs gesellschaftspolitisch neutral, sondern der Mission ihres Stifters verpflichtet.

    Diese Mission ist für jedermann nachlesbar:
    Eine über den Wettbewerb hergestellte Effizienz als Steuerungsinstrument an Stelle von Mitbestimmung und demokratischer Gestaltung. Kurz: der Markt kann alles besser als der Staat. Zivilgesellschaftliches Engagement ist besser als steuerfinanzierte Daseinsvorsorge.
  • Sozialstaat gilt als überdehnt oder gar überholt. (Liz Mohn: "Der anonyme Wohlfahrtsstaat hat ausgedient, an seine Stelle tritt der soziale Staat, der vom bürgerschaftlichen Engagement und vom solidarischen Verhalten aller lebt. Dass möglichst viele verantwortungsvoll ihr Können in den Dienst der Gemeinschaft stellen, das macht diesen Staat auf Dauer lebensfähig" (Financial Times Deutschland vom 5. 12. 2006, Gastkommentar)
  • Und immer geht es deshalb auch um ein Zurückdrängen des Staates, eine Verringerung der Staatsquote und – als Mittel dazu – um die Senkung der Steuerlast.
    "Es ist ein Segen, dass uns das Geld ausgeht. Anders kriegen wir das notwendige Umdenken nicht in Gang", sagte Reinhard Mohn schon 1996 in einem Stern-Interview.

    Der Fiskus fördert die Aktivitäten der Stiftung

    Man liegt gewiss nicht falsch mit der Vermutung, dass Reinhard Mohn dadurch, dass er drei Viertel der Anteile an der Bertelsmann AG "gestiftet" hat, hohe Summen an Erbschafts- und/oder Schenkungssteuer "gespart" hat. Zudem sind die jährlichen Dividendezahlungen des Konzerns an die "gemeinnützige" Bertelsmann Stiftung steuerbegünstigt und die Vermutung dürfte nicht unbegründet sein, dass ein Gutteil des Etats der Stiftung über Steuerminderungen finanziert wird. Der Fiskus fördert also die Aktivitäten der Stiftung kräftig mit.

    Bei der Bertelsmann Stiftung handelt es sich nach vielen soziologischen Ansichten und Untersuchungen um eine Institution die vergleichbar ist mit einer ausgelagerten steuerbefreiten und sogar steuerbegünstigten Marktforschungs-, Marketing- und Vertriebsabteilung der Bertelsmann AG und Ihrer Tochterunternehmen, insbesondere der Arvato AG.

    Personelle Verflechtung zwischen Stiftung und Konzern

    Wenn der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Gunter Thielen sagt, die Stiftung arbeite unabhängig von den Interessen der Bertelsmann AG, so ist das vielleicht formal korrekt, allerdings ziemlich lebensfremd. Denn neben seiner Funktion als Vorsitzender des Vorstands der Bertelsmann Stiftung ist er gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzende der Bertelsmann AG. Auch die Gattin des Stiftungsgründers Reinhard Mohn und nach dessen Tod Oberhaupt der Eigentümerfamilie, Liz Mohn, ist stellvertretende Vorsitzende des Vorstand und des Kuratoriums der Bertelsmann Stiftung und gleichzeitig – so testamentarisch verfügt – im Aufsichtsrat der Bertelsmann AG. Darüber hinaus ist Liz Mohn Vorsitzende der Gesellschaftsversammlung und Geschäftsführerin der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft mbH.
    Auch Dr. Brigitte Mohn, die Tochter von Liz Mohn, die erst als Jugendliche erfuhr, dass Reinhard Mohn ihr leiblicher Vater ist, ist Mitglied des Vorstands der Bertelsmann Stiftung und gleichzeitig Aufsichtsratsmitglied der Bertelsmann AG und Gesellschafterin der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft mbH.

    Es ist lebensfremd, dass eine Stiftung, die mehr als drei Viertel der Kapitalanteile der AG hält und dabei gleichzeitig personell so eng verflochten ist, keinen Einfluss auf die AG ausüben würde. Nach dem Tod des Firmenpatriarchen titelte selbst die FAZ: "Alle Macht für Liz Mohn".

    http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~E8353056443F8497F9E4DFF588E759278~ATpl~Ecommon~Scontent.html

    Der verstorbene Firmenpatriarch Reinhard Mohn sah in seiner Stiftung einen "Garanten der Unternehmenskontinuität des Hauses Bertelsmann".

    Reform des Stiftungsrechts à la Bertelsmann

    Wenn Gunter Thielen weiter sagt, dass schon deshalb kein Verstoß gegen die Gemeinnützigkeit vorliegen könne, weil die Stiftung regelmäßig von den Steuerbehörden und der Stiftungsaufsicht überprüft würde, so ist das nur die halbe Wahrheit.

    Zur ganzen Wahrheit gehört, dass die Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit dem Maecenata Institut bereits 1999 eine Expertenkommission ins Leben gerufen hat, die nach Prüfsteinen für ein zukünftiges Stiftungs- und Gemeinnützigkeitsrecht suchte. Deren Arbeit wird dokumentiert in der Loseblattsammlung mit Ergänzungslieferungen: "Expertenkommission zur Reform des Stiftungs- und Gemeinnützigkeitsrechts", Herausgeber: Bertelsmann Stiftung, Maecenata Institut für Dritter-Sektor-Forschung.

    Das Stiftungsrecht in NRW wurde 2005, als Peer Steinbrück noch Ministerpräsident in NRW war, auch nach den Vorstellungen dieser Expertenkommission reformiert bzw. "entbürokratisiert" wie man neudeutsch sagt.

    Nach § 7 soll die Stiftungsaufsichtsbehörde von einer eigenen Prüfung absehen, wenn eine Stiftung von einem Wirtschaftsprüfer auf die satzungsgemäße Verwendung der Stiftungsmittel überprüft wird.

    Dass die Bertelsmann Stiftung die Bücher ordentlich führt, soll nicht bestritten werden, nur, wie soll ein Wirtschaftsprüfer die "Gemeinnützigkeit" im Sinne des Steuerrechts testieren können?

    Die Unterlagen über die Anerkennung und Beaufsichtigung der Stiftung unterliegen nach dem NRW-Stiftungsgesetz nicht dem allgemeinen Informationszugang nach dem Informationsfreiheitsgesetz NRW. Die Öffentlichkeit hat also keinen Zugang.

    Nebenbei bemerkt:
    In den USA dürfen steuerbegünstigte Stiftungen nicht mehr als 20 Prozent eines Unternehmens halten, um möglichen Interessenkonflikten vorzubeugen. Außerdem müssen sie ihre für ihre Ausgaben akribisch öffentlich Rechnung ablegen.

    Überall gilt Wettbewerb, nur für die Stiftung nicht

    Der Bertelsmann Stiftung wurden bei ihrer Gründung 1977 76,9 Prozent der Anteile der Bertelsmann AG übertragen. Seit ihrer Gründung hat sie bisher rund 666 Millionen Euro in über 700 Projekte investiert und insgesamt rund 728 Millionen Euro für »gemeinnützige Arbeit« zur Verfügung gestellt. Im Geschäftsjahr 2007 hat sie aus Erträgen der Bertelsmann AG 72 Millionen Euro erhalten, aufgrund von Kooperationen und Erträgen aus der Vermögensverwaltung verfügte die Bertelsmann Stiftung über ein Volumen von knapp 84 Millionen Euro. Allein für die Bildungsaktivitäten standen 2006 knapp elfeinhalb Millionen Euro zur Verfügung.
    Mit über 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die bis zu 100 Projekte betreuen, hat sie sich seit den 1990er Jahren zu einem führenden deutschen Think-tank entwickelt.

    Das geradezu paradoxe am Verhalten der Bertelsmann Stiftung ist, dass sie zwar überall nach Wettbewerb ruft, diesen Wettbewerb aber bei sich selbst konsequent verhindert. Das, nicht nur indem sie "ausschließlich operativ" arbeitet, d.h. nur ihre von ihr selbst initiierten Projekte fördert und keine Projektanträge von außerhalb zulässt, also wissenschaftlichen Pluralismus satzungsmäßig ausschließt, sondern indem sie darüber hinaus sich vor keinem Parlament und keinem Rechnungshof, ja nicht einmal vor einem Aufsichtsrat, der wenigstens unterschiedliche Interessen von Kapitalanlegern vertreten könnte, für den Einsatz ihrer Gelder und die damit verfolgten Ziele rechtfertigen muss.

    Die Netzwerkarbeit und Projektentwicklung der Bertelsmann Stiftung ist so angelegt, dass sich die Akteure gar nicht mehr mit Gegenmeinungen und Kritik auseinandersetzen, dass sie Kritik in einer Haltung der Selbstgewissheit an sich abprallen lassen und so auftreten, als hätten sie die Richtigkeit und Wahrheit ihrer Konzepte von vorneherein und zweifelsfrei erkannt.

    Dieses Ausmerzen von fachlichen Gegenstimmen, demokratischer Willensbildung und umfassender Bürgeraufklärung, das ist das Gefährliche und der undemokratische Kern, dieser zugestandenermaßen perfekten Netzwerkarbeit.

    Nicht dass man die Argumente Andersdenkender übernehmen müsste, aber Kritik wahrzunehmen und sich damit auseinander zusetzen ist etwas anderes, als sie totzuschweigen bzw. über seinen Einfluss über die Medien einfach mundtot zu machen.
    Das Spektrum der Öffentlichen Meinung und der Politik wurde so nicht etwa erweitert, sondern im Gegenteil verengt und in einer Weise kanalisiert, wie es offen ausgewiesene Interessengruppen – wie z.B. Industrieverbände oder PR-Organisationen, wie die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft – kaum zu erreichen vermögen.

    Es ist das Recht eines jeden Unternehmers, der meint, etwas zur Veränderung der Gesellschaft Doch wer öffentliche Aufgaben erfüllt, Gesetze verändern will, die in Gestaltungsrechte und Lebenschancen von Millionen Bürgern eingreift, der muss sich der öffentlichen Auseinandersetzung stellen und sein gesellschaftspolitisches Konzept offen vertreten, wie das auch Parteien tun und tun müssen. Die Öffentlichkeit muss den Einfluss nachvollziehen können und darüber abstimmen können.

    Über Kanzlerin Merkel kann man abstimmen, über Bertelsmann nicht. Das Stiftungsvermögen und die Mission des Stifters sind immer da und können die öffentliche Meinung stärker beeinflussen (Meinungsmacht über die Medien), als alle Parteien oder Verbände zusammen.

    Unter dem Etikett des "zivilgesellschaftlichen Engagements"

    Der verstorbene Firmenpatriarch Reinhard Mohn begründete seine Stiftungsaktivitäten pathetisch mit der "Gemeinwohlverpflichtung des Eigentums" nach Artikel 14 des Grundgesetzes.
    Die Stiftung lobt ihre "Lösungsangebote" als "zivilgesellschaftliches Engagement".

    Unter dem Zwang der leeren öffentlichen Kassen greift der Staat die "gemeinnützigen" Dienstleistungen der Bertelsmann Stiftung nur allzu gerne auf.
    Ja noch mehr, er zieht sich vielfach schon aus seiner Verantwortung immer mehr zurück und überlässt wichtige gesellschaftliche Bereiche wie etwa die Bildung oder die Hochschule gleich ganz den Selbsthilfekräften dieses bürgerschaftlichen Engagements.
    Aus dieser "zivilgesellschaftlichen" Staats- und Gesellschaftsvorstellung speist sich z.B. die Idee von der "selbständigen Schule" oder der "Entlassung" der Hochschule aus der staatlichen Verantwortung und ihre Steuerung über den Wettbewerb als "unternehmerische Hochschule". (http://www.nachdenkseiten.de/?p=5228)

    Das "zivilgesellschaftliche Engagement" oder der "Dienst an der Gemeinschaft" sind allerdings eher "Trojanische Pferde", mit denen demokratisch legitimierte parlamentarische und politische Macht zugunsten einer Herrschaft des großen Geldes zurückgedrängt, wenn nicht sogar schon außer Kraft gesetzt wird.

    Die Rollenverteilung der unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen bei ihrem "Dienst an der Gemeinschaft" ergibt sich nämlich ziemlich naturwüchsig daraus, was eben der Einzelne mit seinem bürgerschaftlichen Engagement zu leisten vermag.
    Diejenigen, die nicht so viel Geld und Vermögen haben, machen Sozialarbeit, also Altenpflege oder Übungsleiter im Sportverein, die Vermögenden vergeben Forschungsaufträge oder Stiftungslehrstühle oder sie stiften gleich ganze Denkfabriken und prägen damit den Gang der Wissenschaft oder den gesellschaftlichen Diskurs und bestimmen so die gesellschaftliche und die politische Weiterentwicklung.
    Die letztgenannte "zivilgesellschaftliche" Macht stützt sich ausschließlich auf Reichtum und Vermögen. Darauf, dass eben zum Beispiel der Bertelsmann-Konzern und seine Stiftung mehr Geld hat als jede andere private und staatliche Institution, Expertisen und Gutachten erstellen zu lassen, Kongresse zu veranstalten, Studien zu machen, um die Mission ihres Stifters zu verbreiten.

    Gemeinnützigkeit als Herrschaft der Besitzenden

    Diese Art von "Zivilgesellschaft" befördert nicht nur die zunehmende materielle Ungleichheit zwischen Arm und Reich, sondern dieser Weg schließt – anders als das im Modell des Mehrheitsprinzips in der Demokratie vorgesehen ist – vor allem die große Mehrheit der weniger wohlhabenden Bevölkerung mehr und mehr von der politischen Teilhabe und von der Gestaltung ihrer gesellschaftlichen Zukunft aus.

    Die Timokratie – eine Herrschaft der Besitzenden – droht die Demokratie abzulösen.
    Und dieser schleichende Systemwechsel vom demokratischen Wohlfahrtsstaat zur Herrschaft des großen Geldes, wird sogar noch mit dem Pathos von "Gemeinnützigkeit" vorangetrieben und vom Staat steuerlich privilegiert.

    Hatte im Feudalismus der Adel seine von Geburt und Stand erworbenen Privilegien, so genießen im modernen Feudalismus, oder dem "Meudalismus" wie er oft schon genannt wird, die großen Vermögen die Privilegien des Fiskus – auf Kosten der allgemeinen Steuerzahler.

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