Mittwoch, 28. Januar 2015

Die freie Wirtschaft [Kurt Tucholsky 1930] tagesaktuell!!!!

 

 

Die freie Wirtschaft

[Kurt Tucholsky 1930]



Donnerstag, 22. Januar 2015

Die Mittelschicht unterstützt in ihrer Mehrheit eine Politik, die vor allem der Oberschicht dient.. [Ulrike Herrmann: 2010]

 
 
 
 
 

Die Mittelschicht unterstützt in ihrer Mehrheit eine Politik, die vor allem der Oberschicht dient
 
 
[Ulrike Herrmann - Hurra, wir dürfen zahlen - DER SELBSTBETRUG DER MITTELSCHICHT (2010)]
 


Freitag, 16. Januar 2015

--->>> #Wer #für #Folter ist, #kann #kein #Richter sein -->> #Studie: #Junge #Juristen #bejahen #Todesstarfe

Wer für Folter ist,
kann kein Richter sein
Studie: Junge Juristen bejahen Todesstrafe
[Bietigheimer Zeitung - Ausgabe vom 14.01.2015 - Seite 4]



Bei [...] #Pegida #stellen #BürgerInnen aus der #Mittelschicht #einen #nicht #unerheblichen #Anteil

Gefährliche Entwicklung
Die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan erklärt,
warum gerade diese Gesellschaftsgruppe
für Ressentiments besonders anfällig ist.
[einblick - Ausgabe Nr.1 vom 12.01.2015 - Seite 7]



-->> Zwei Bahnstreiks in Deutschland -->> Die Reaktion des Klassenfeindes war das Unterscheidungsmerkmal

 
 
 
Die Reaktion des Klassenfeindes war das Unterscheidungsmerkmal
Zwei Bahnstreiks in Deutschland
[RotFuchs - Ausgabe Januar 2015 - Seite 9]


Mittwoch, 14. Januar 2015

--->>> #Neupack #lässt #Arzt #bespitzeln #um #Betriebsrat #zu #kündigen [via arbeitsunrecht.de]

 

Neupack lässt Arzt bespitzeln um Betriebsrat zu kündigen

 von Jessica Reisner
 
[via arbeitsunrecht.de]
 
 
http://arbeitsunrecht.de/neupack-laesst-arzt-bespitzeln-um-betriebsrat-zu-kuendigen/
 

Hamburger Plastik-Becher-Hersteller Neupack (Milram, Heideblume, Humana) setzt Privatdetektei ein, um Kündigungsgründe zu konstruieren

Arne Höck, derzeit Geschäftsführer des Hamburger Joghurtbecher-Herstellers Neupack, betreibt Betriebsrats-Mobbing aus dem Lehrbuch: Die neueste fristlose Kündigung erreichte den Betriebsratsvorsitzenden Murat G. pünktlich zu Weihnachten. Frühere Kündigungen wurden so versandt, dass sie zur Abreise in den Familienurlaub oder zum Geburtstag im Briefkasten des Gewerkschafters lagen.

Um Kündigungsgründe zu kreieren, werden Detektive beauftragt (wir berichteten am 19.09.14 "Neupack übt Revanche"). Insgesamt hat Neupack seit 2012 mehr als ein Dutzend Kündigungen abgefeuert, die Mehrzahl fristlos. Fünf Anträge auf ersatzweise Zustimmung zur Kündigung (weil der Betriebsrat nicht zustimmte) hat das Arbeitsgericht Hamburg bereits abgewiesen.

Mit schmutzigen Tricks gegen Arzt und Attest | Syllogistischer Fehlschluss

Mit der letzten Kündigung wird die Glaubwürdigkeit einer Krankschreibung Murat G.s in Frage gestellt. Die Logik ist so perfide wie dämlich: Um aus der Arbeitsunfähgkeit einen Kündigungsgrund zu konstruieren, beauftragte Neupack die Privatdetektivin Jannine Benkhardt (Alpha Security Consult & Concept Axel Benkhardt), die beim krankschreibenden Arzt vorstellig wurde und offenbar erfolgreich eine Erkrankung simulierte. Der Arzt stellte der professionellen Simulantin eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung aus, womit laut Arbeitgeber bewiesen sein soll, dass auch Murat G. sich die Krankschreibung desselben Arztes lediglich erschlichen habe.

Hierbei handelt es sich um einen sog. syllogistischen Fehlschluss bzw. ein unlogisches Scheinargument, was auch für deutsche Arbeitsrichter leicht erkennbar sein dürfte. Sonst könnte man auch folgern: a) Neupack setzt schmutzige Methoden gegen seinen Betriebsratsvorsitzenden ein, b) Neupack produziert Plastikbecher für Milram, also: c) Milram-Sahne und Milram-Gewürzquark sind schmutzig.

Methoden des Union Busting: Krankschreibung erschleichen

Dieselbe Methode wie im oben geschilderten Fall Neupack, nämlich die bewusste Täuschung eines Arztes mittels erschlichener Krankmeldung, um dessen Glaubwürdigkeit zu unterminieren, setzte die Filial-Betreiber Yi-Ko Holiding GmbH bereits 2013 gegen einen Betriebsratsvorsitzenden von Burger King aus Dortmund-Kley ein.
Die neuen Geschäftsführer Yildiz und Kolobov (Yi-Ko) wurden damals vom bekannten Union Buster Helmut Naujoks beraten, der das Unternehmen mit seinen Methoden in den folgenden Monaten komplett vor die Wand fuhr (Siehe unser Fazit vom 20.11.2014).

Die Tageszeitung Neues Deuschland schrieb am 15.7.2013, dem Betriebsratsvorsitzenden bei Burger King wäre zur Last gelegt worden: 

er habe sich vom 10. bis 20. Juni 2013 krank und arbeitsunfähig gemeldet, seine Erkrankung jedoch lediglich »vorgetäuscht«. Als Zeugin für diese Aussage führt die Geschäftsleitung die zuständige Distriktleiterin von Burger King an. Diese habe in derselben Arztpraxis wie G.Y. vor Kurzem persönlich und auf eigenen Wunsch eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung erhalten, obwohl sie nicht krank gewesen sei. Daraus folgern die Burger King-Manager, dass sich auch G.Y. seine Krankmeldung »erschlichen« habe. Dies sei eine »Pflichtverletzung« und ein »schwerwiegender Vertrauensbruch« und erfordere im Interesse des »Betriebsfriedens« eine Kündigung.

Selbstverständlich hat dieser juristische Schrott vor keinem deutschen Gericht Bestand, das sich selbst irgendwie ernst nimmt. Wir vermuten, dass Neupack von Arne Höck und der Kanzlei Taylor Wessing vor die selbe Wand gefahren wird, vor die zuvor schon Yi-Ko & Burger King gekracht sind.

Helmut Naujoks residiert seit einiger Zeit übrigens in Hamburg. Ob er im Hintergrund als Berater für Neupack tätig ist? Die Ähnlichkeit der Methoden ist jedenfalls frappierend.

Warum greifen Arbeitgeber zu schmutzigen Methoden?

Die Neupack-Belegschaft kämpfte für einen Tarifvertrag. Murat gehörte zu den größten Aktivposten der Gewerkschaft im Betrieb. Hier liegt die Motivation des Neupack-Managements, ihn jetzt zu zermürben: Vergeltung und Einschüchterung.

Massive Lohnunterschiede für gleiche Tätigkeiten und nicht nachvollziehbare Bonuszahlungen waren im November 2012 Auslöser für einen acht Monate währenden Streik der Neupack-Belegschaft und ihrer Gewerkschaft IG BCE. Neupack stellte polnische Leiharbeiter als Streikbrecher ein. Letztlich konnte die Belegschaft keinen Tarifvertrag, aber Verbesserungen in der Bezahlung und Arbeitszeitregelung durchsetzen (Bericht vom 19.08.13 "Neupack: Doch eine Einigung?"). Der Unternehmensberater und Manager Arne Höck verhinderte bereits bei der Rowa-Gruppe, ebenfalls kunststoffverarbeitende Industrie, die Gründung eines Betriebsrats (NDR, Panorama3 vom 29.01.2013).

Kommt zum Gerichtstermin!

Die erneute Kündigung von Murat G. ist nur ein weiteres Glied in einer ganzen Kette von konstruierten juristischen Maßnahmen. Bereits zum Jahresanfang 2015 muss Murat G. mal wieder vor Gericht erscheinen:

08. Januar 2015, 9.00 Uhr
Arbeitsgericht Hamburg, Osterbekstr. 96, 1. Stock, Saal 112
(U- oder S-Bahn Barmbek oder U-Bahn Saarlandstr.)

Diesmal geht es um eine Maulkorb-Kündigung aufgrund eines Interviews Murats mit der Zeitschrift „EXPRESS – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit" (Ausgabe 03-04/2014) und eine weitere Kündigung, bei der – wie im aktuellen Fall –  die tatsächliche Erkrankung in Frage gestellt wird (unser Artikel vom 19.09.2014).

Die Föderation der Demokratischen Arbeitervereine (DIDF) hält ab 08.00 Uhr eine Kundgebung vor dem Arbeitsgericht Hamburg ab.

Das Kölner Büro der aktion./.arbeitsunrecht erklärt sich solidarisch mit Murat G. auf und hofft auf zahlreiche Unterstützer vor Ort!




immer lesenswert!!! --->>> Die Fata Morgana wird über den Fachkräftemangel geklagt. Wer ihn sucht, stellt allerdings fest: Es gibt ihn gar nicht

Die Fata Morgana

- Stünde Axel Haitzer wirklich kurz vor dem Abitur, wäre er frustriert. 250 Unternehmen hat er angeschrieben, und zwar nur solche, die jedes Jahr mindestens drei junge Menschen ausbilden und das im Netz und in Zeitungen inserieren. Er stehe kurz vor der Fachhochschulreife, hieß es in seinem Schreiben. Nun frage er sich, wie es weitergehen solle. Ein Studium? Kombiniert mit einer Ausbildung? Oder eine normale Lehre?

"Bitte geben Sie mir nähere Informationen, welche Perspektiven mir Ihr Unternehmen bieten kann. Informieren Sie mich bitte insbesondere, warum ich gerade bei Ihnen ins Berufsleben starten sollte. Was zeichnet Ihr Unternehmen als Ausbildungsbetrieb besonders aus?"

Immerhin sechs von zehn Unternehmen antworteten, per Mail oder per Brief - in zwei Fällen allerdings nur mit dem Vermerk, dass der Ansprechpartner aus der aktuellen Stellenanzeige "nicht mehr im Unternehmen tätig" sei. Aber auch die wenigen, die sich zu einer ausführlicheren Antwort aufrafften, hatten den Brief offenbar nicht gelesen. Eine Firma dankte dem Absender für seine Bewerbung, obwohl er sich gar nicht beworben hatte. Eine andere informierte ihn unnötigerweise darüber, dass die Ausbildungsplätze vergeben seien. Gern verwies man auf die Web-Seiten und teilte mit, individuelle Fragen aus Kapazitätsgründen nicht beantworten zu können.

Nur wenige Personaler tappten nicht in die Standardantwortfalle, dafür formulierten sie ihren Standpunkt recht deutlich: Man gehe von der möglicherweise altmodischen Vorstellung aus, dass sich die Bewerber beim Unternehmen zu bewerben hätten, formulierte einer spitz. Und der Personalchef eines bekannten börsennotierten Unternehmens setzte seine Unterschrift unter den Satz: "Für uns ist es schwierig zu sagen, warum Sie einer unserer Auszubildenden werden sollten, die Entscheidung liegt bei Ihnen."

Axel Haitzer steht nicht kurz vor der Reifeprüfung. Die hat er bereits 1983 abgelegt. Er ist 52 und Berater. Er hilft Unternehmen dabei, Fachkräfte zu finden und an sich zu binden. Gerade hat er das Buch "Bewerbermagnet" veröffentlicht und mit der Testanfrage Personaler auf die Probe gestellt. Mit seiner Agentur Quergeist ist er einer der Dienstleister, die sich um eines der vermeintlich dringendsten Probleme der deutschen Wirtschaft kümmern: den Fachkräftemangel.

Haitzer nennt ihn ein "modernes Märchen". Und erzählt Anekdoten wie die von dem Unternehmen, das in seiner Stellenanzeige immerhin eine Telefonnummer angibt. Wer sie wählt, wird von einer Stimme vom Band begrüßt: "Wenn Sie eine Frage zu Ihrer Gehaltsabrechnung haben, drücken Sie die 'Eins'. Wenn es um Reisespesen geht, drücken Sie bitte die 'Zwei'..." Wer lange genug durchhält, kann sich am Ende der Ansage immerhin für ein persönliches Gespräch entscheiden.

 

Nach Haitzers eigenen Erhebungen aus den ersten vier Monaten dieses Jahres war fast in jeder dritten Stellenanzeige in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und in jeder zweiten in der "Süddeutschen Zeitung" erst gar kein persönlicher Ansprechpartner für die Bewerber genannt.

Wer sich so wenig Mühe gibt, den kann der Mangel gar nicht so sehr bedrohen. "Es gibt wohl kaum einen Unternehmer, der sich hinstellen würde und von einem Kundenmangel spräche", sagt Haitzer. Und schon gar keiner käme auf die Idee, von Politikern, Industrie-, Handels- und Handwerkskammern oder Berufsverbänden zu fordern: "Bringt uns Kunden!" Dabei seien auch Fachkräfte genau wie Kunden eine knappe Ressource, und es sei Aufgabe der Unternehmen, die Versorgung mit qualifizierten und motivierten Mitarbeitern zu sichern.

Das klingt einleuchtend. Was aber ist mit den vielen Studien, die die beständigen Klagen von Unternehmen und Verbänden unterfüttern, das Wachstum werde von einem Mangel an qualifiziertem Personal gebremst? Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, dass der Begriff "Fachkraft" dort häufig schwammig definiert ist, dass der angebliche Mangel je nach Branche, Region und untersuchtem Zeitraum sehr variiert. Und dass hinter dramatischen Daten oft nicht einmal eine repräsentative Umfrage steht.

"Meines Wissens gibt es keine einzige empirisch fundierte Untersuchung, die belegt, wo wir aus welchen Gründen in welchem Maß unter Fachkräftemangel leiden", sagt Joachim Sauer. Er ist Präsident des Bundesverbands der Personalmanager (BPM) und im Hauptberuf Personalgeschäftsführer und Arbeitsdirektor von Airbus. Studien, die die Zahl der Tage erheben, die es dauert, um eine Stelle neu zu besetzen, kommentiert er mit: "Da sollte man sich mal die Frage stellen, ob man möglicherweise unzureichend rekrutiert - dieser Indikator überzeugt mich nicht."

Jedenfalls nicht, findet Sauer, solange es mehr Arbeitslose gibt als offene Stellen und das Potenzial an nicht erwerbstätigen Frauen - mehr als 600 000 Alleinerziehende leben von ALG II - brachliegt. Und: "Selbst wenn es in einzelnen Regionen oder Branchen Personalengpässe gibt, könnten die Unternehmer kreativ darauf reagieren."

Auch Karl Brenke glaubt nicht an den Fachkräftemangel. Der Ökonom und Soziologe arbeitet am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin und provoziert ganz gern. Und so nahm er die Aufregung sportlich, die entstand, als er Ende vergangenen Jahres einer seiner Untersuchungen den Namen "Fata Morgana Fachkräftemangel" geben wollte - sein damaliger Chef Klaus Zimmermann das aber verhinderte. Der warnte nämlich selbst eindringlich vor dieser Schimäre.

Brenke erklärt in seinem kleinen, vollgestopften Büro im repräsentativen DIW-Gebäude, wie schwierig es ist, dem Fachkräftemangel wissenschaftlich zu Leibe zu rücken. Eine typische Studie, die das Phänomen bei Ingenieuren belegen soll, funktioniert so: Die bei den Arbeitsagenturen registrierten offenen Stellen werden mit sieben multipliziert, weil Unternehmen längst nicht alle vakanten Positionen melden. Dem stellt man die Zahl der Arbeitslosen gegenüber. Ergebnis: Es klafft eine eklatante Lücke zwischen Angebot und Nachfrage.

"Doch der Arbeitsmarkt funktioniert völlig anders", sagt Brenke. Volkswirtschaftlich betrachtet, gebe es eine bestimmte veränderliche Zahl an Beschäftigten. Abhängig zum Beispiel vom "Ersatzbedarf" - wenn Menschen in Rente oder Elternzeit gehen. Oder vom "Expansionsbedarf" - wenn Unternehmen in einer Wachstumsphase zusätzliches Personal brauchen. Dem steht das nicht ausgeschöpfte Potenzial gegenüber: Arbeitslose, Berufsanfänger, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen haben. Außerdem die stille Reserve: Frauen, die nach der Elternzeit wieder arbeiten wollen, oder Menschen, die nicht in ihrem erlernten Beruf tätig sind.

Merkwürdig: Viele reden über das Problem. Aber kaum einer tut was dagegen

Daten für ein solch differenziertes Bild sind nicht leicht zu ermitteln. Für Ingenieure - die Berufsgruppe, die beim Thema Fachkräftemangel zuerst genannt wird - hat Brenke das getan. Und dabei keinen Engpass feststellen können. Ein Indiz, das seine These stützt: Wenn ein Gut knapp ist, steigt normalerweise sein Preis. Doch nominal sind die Gehälter der Ingenieure in den vergangenen Jahren kaum gestiegen, berücksichtigt man die Kaufkraft, sogar teilweise gesunken.

Den demografischen Wandel bezweifelt Brenke nicht: Zwischen 2001 und 2009 ist die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter um 1,6 Millionen Menschen geschrumpft. Doch gleichzeitig ist die Zahl der Erwerbspersonen - also derjenigen, die einen Job haben oder einen suchen - um etwa eine Million Menschen gestiegen. Wie kann das sein?

Die Erwerbsneigung der Frauen unter 55 hat sich deutlich verstärkt, und bei den über 55-Jährigen nimmt sie bei beiden Geschlechtern zu. Schreibt man beide Entwicklungen fort, sinkt die Zahl der Arbeitskräfte bis 2020 um eine Million, bis 2030 um vier Millionen Menschen. "Damit kann eine Gesellschaft umgehen", sagt Brenke. "Das ist doch das Komische an der Debatte, dass sie dem Kapitalismus immer unterstellt, er sei ein starres System. Dabei kann er flexibel auf Knappheiten reagieren."

So könnte die übertriebene Angst vor dem Mangel paradoxerweise dazu führen, dass er nie eintritt. Allerdings hat das Lamento auch handfeste Gründe: Ein Personalverantwortlicher eines deutschen Großkonzerns formuliert es sehr deutlich, auch wenn er dann doch lieber nicht namentlich genannt werden will: "Es ist eine ideologische Debatte, die das Arbeitgeberlager nutzt, um die Zuwanderungsdebatte in Gang zu halten und über das Angebot an Arbeitskräften die Höhe der Löhne und Gehälter zu beeinflussen." Joachim Sauer vom Bundesverband der Personalmanager drückt es so aus: "Wenn wir einen Fachkräftemangel hätten - was ich bezweifle -, dann frage ich mich doch: Was wird denn dagegen getan?"

Fakt ist: Die deutsche Wirtschaft war in den vergangenen 20 Jahren verwöhnt, musste kaum über Personalmarketing, Weiterbildung ihrer Belegschaften, lebenslanges Lernen und altersgerechte Arbeitsplätze sowie flexible Arbeitszeitmodelle nachdenken. Es gab mehr als genug Nachwuchs, die Bewerber kämpften um die besten Jobs. Nun müssen manche Unternehmen um die besten Bewerber konkurrieren.

Das Cover des "Human Resources Manager", das Fachmagazin des BPM, zierte im Sommer ein Schreiben mit dem Betreff: "Keine Bewerbung als Konstruktionsingenieur". Ein imaginärer Peter M. Schmidt sagt damit einem Unternehmen auf dessen Inserat hin ab. Seine Gründe: Laut Bewertungsplattformen im Internet sei die Unternehmenskultur "ausbaufähig", die Firma biete keine flexiblen Arbeitszeitmodelle, und außerdem vermisse er eine Vertrautheit mit Social Media, dem Internet überhaupt. "Sollten Sie Ihre Defizite in der Zukunft abstellen, können Sie mich gern kontaktieren."

"Die Bewerberfluten der Vergangenheit sind Geschichte - gerade was Talente in den nachgefragten technischen Bereichen anbetrifft", sagt Sascha Armutat von der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e. V. (DGFP). Und in vielen Unternehmen sei man sich dieser Tatsache auch bewusst. Denn die Firmen hätten großen Einfluss darauf, wie knapp die Ressource Arbeit wirklich werde - indem sie Fachkräfte anwerbe, sie ausbilde oder diejenigen reaktiviere, die bereits altersbedingt ausgeschieden seien oder eine familienbedingte Auszeit genommen hätten. Auch sei es in manchen Berufsgruppen denkbar, Arbeitskräfte zwischen Unternehmen, bei denen es boome, und anderen, die gerade nicht so viel zu tun hätten, auszutauschen.

"Die Lösung liegt in einer ganzheitlichen betrieblichen Strategie gegen den Fachkräftemangel, die die Attraktivität des Arbeitgebers bei der neuen Generationen steigert, die Potenziale bisher unbeachteter Bewerbermärkte nutzt und die Employability älterer Arbeitnehmer im Fokus behält", sagt Armutat. Er glaubt, dass in den Firmen ein Umdenken begonnen hat, auch "wenn viele Unternehmen konzeptionell weiter sind als bei der Umsetzung". Die Personalerbranche, die gern mit Anglizismen wie "Employer Branding", "War for Talents" und "High Potentials" um sich wirft, hat auch dafür schon einen geprägt: "Talk Action Gap."

Bemerkenswert ist: Am meisten stöhnen diejenigen Unternehmen über den Fachkräftemangel, die sich bislang am wenigsten um ihre wichtigste Ressource gekümmert haben.

Rudolf Kast hat nie gejammert. Anderthalb Jahrzehnte vorbildliche Personalarbeit bei der Schwarzwälder Sick AG trugen dem Unternehmen etliche Preise und ihm selbst das Bundesverdienstkreuz ein. Fast jeder fünfte Mitarbeiter der Firma ist inzwischen älter als 50, und Kast achtete darauf, dass diese Altersgruppe stets so groß war wie die Gruppe der 20- bis 30-Jährigen. Die Verpflichtung jedes Mitarbeiters zu lebenslangem Lernen hat er im Firmenleitbild festgeschrieben.

In einer Berufsgruppe herrscht tatsächlich fachlicher Mangel: bei den Personalern

Zeitwertkonten, Weiterbildung, Unterstützung bei der Suche nach Kinderbetreuung - all das ist bei Sick selbstverständlich. Kast findet all das, was er in Waldkirch etabliert hat, nicht außergewöhnlich, sondern einfach nur vernünftig.

Mittlerweile hat er sich mit der Personalmanufaktur selbstständig gemacht. Er malt ein differenziertes Bild der Praxis. Er weiß, dass die Auszubildenden zunächst nicht Mangelware sein werden, weil das acht- und neunjährigeAbitur gerade dazu führt, dass zwei Jahrgänge die Schule abschließen. Außerdem fällt noch die Wehrpflicht weg: "Ich rate, auf Vorrat einzustellen."

Doch bereits heute sei es nicht einfach, bestimmte Spezialisten in bestimmte Regionen zu locken. Kast glaubt nicht, dass die meisten Unternehmen kreativ genug in ihrer Personalarbeit sind. Bei den Mittelständlern fehle es an Konzepten. Bei den großen Unternehmen gebe es die zwar, aber die Prozesse dort seien zu bürokratisch und unbeweglich.

Fest steht für ihn: "Die Politik kann da gar nicht viel machen, die Wirtschaft muss selbst aktiv werden." Und seine Kollegen in den Betrieben nimmt er in Schutz: "Viele Personaler sind operativ zu bis über beide Ohren. In der Krise wurde dann noch mal gespart, da hieß es: Wofür brauchen wir so viele Leute im Personalbereich?"

Fachkräftemangel also in der Personalabteilung?

Diese Beobachtung hat auch der Testbriefschreiber Axel Haitzer gemacht: Die Mitarbeiter dort hätten "die administrativen Themen sehr gut drauf. Und natürlich muss die Gehaltsabrechnung oder die Meldung zur Krankenkasse stimmen. Aber das sind typischerweise Leute, die nicht gern kommunizieren." -




#steigenden #Abwertungen d. als "nutzlos" + "ineffizient" deklarierten Gruppen, also Hartz-IV-Empfängern + Langzeitarbeitslosen

 

Gesellschaftlicher Vorrat an Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit

 

• In der ökonomischen Sphäre scheint weiterhin eine Mentalität bei Besserverdienenden vorzuherrschen, die von der grundgesetzlichen Maxime, laut der Eigentum verpflichtet (etwa zur Verhinderung sozialer Desintegration), wenig wissen will und der sozialen Spaltung so Vorschub leistet. Zu den Kennzeichen des entsicherten Jahrzehnts gehören auch die Krisenstadien wie Finanz-, Wirtschafts-, Fiskal- und jetzt Schuldenkrise und ihre Wahrnehmungen und Verarbeitungen durch die Menschen.

• In der politischen Sphäre gibt es mit der Wahrnehmung einer Demokratieentleerung, also von Vertrauensverlusten und einem Gefühl der Machtlosigkeit, ernste Warnsignale, da die Anfälligkeit für rechtspopulistische Mobilisierungen auffällig ist.

• In der sozialen Sphäre haben die Ökonomisierung des Sozialen und die Statusunsicherheit mit den verschiedenen Desintegrationsängsten und -erfahrungen eine Kernrelevanz für die steigenden Abwertungen der als „nutzlos" und „ineffizient" deklarierten Gruppen, also von Hartz-IV-Empfängern und Langzeitarbeitslosen.

• In der religiösen Sphäre ist das friedliche und vom Ideal der Gleichwertigkeit geprägte Zusammenleben der Menschen unterschiedlichen Glaubens latent gefährdet. Immer weniger „urdeutsche" Menschen wollen in Gebieten mit vielen Muslimen leben. Auch die verschiedenen Varianten des Antisemitismus geben Grund zur Sorge, wie beispielweise der israelbezogene Antisemitismus.

• In der Sphäre der Lebensstile bleibt auch die Abwertung von Homosexuellen oder Obdachlosen auf der gesellschaftlichen Tagesordnung.

 

[Aus Politik und Zeitgeschichte - 18 / 19 - 2012 - Seite 25]

 




"Es sind nicht mehr die Unternehmer, [...] #stattdessen #beuten #angeblich die #Armen die #Mittelschicht #aus."

 

 

 

Es sind nicht mehr die Unternehmer, die ihre Angestellten ausbeuten – stattdessen beuten angeblich die Armen die Mittelschicht aus" (158).

Ulrike Herrmann: Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht.
Westend Verlag, Fankfurt/Main, 2010. 223 Seiten. 16.95 Euro




"eine rabiate Mittelschicht" ... ein entkultiviertes Bürgertum auf die "kleinen Leute" abschätzig herabsehen

 
 
Die große Aggressionsverschiebung – Über Pegida, diffuse Ängste und die Reaktion der Politik
 
[via Nachdenkseiten]
 
 

Die Mehrheit der Demonstranten wird offenbar wahrgenommen als „die kleinen Leute" mit diffusen Ängsten, Sorgen und Nöten. Pädagogischer Umgang mit ihnen soll helfen. Man verspricht, sie ernst zu nehmen. Dieses Herangehen kritisiert der Politologe Werner J. Patzelt: „Was als Fremdenfeindlichkeit daherkommt, entpuppt sich als sozialer Konflikt. Bei ihm steht die auf ihre Bildung und Humanität stolze Oberschicht gegen das einfache Volk, das sich anscheinend lümmelhaft aufführt und deshalb Zurechtweisung und Belehrung seitens der besseren Kreise verdient." (2)
 
Oder anders: Die gesellschaftliche Schicht, die sich wegen ihres überdurchschnittlichen Einkommens Bildungsnähe nachsagt, meint, eine erzieherische Aufgabe wahrnehmen zu müssen. Mit der Bildungsnähe allerdings hat es seine besondere Bewandtnis. Denn der Leistungsträger, der Techniker des praktischen Wissens, hat mit seiner Halbbildung den klassischen Bildungsbürger des 18. Jahrhunderts ersetzt. Beredter Ausdruck dieser Halbbildung sind die „Bildungsinvestitionen". Sie begrenzen die Bildung auf ihre berufliche Verwertbarkeit, auf das, was Unternehmen nachfragen.
 
Die in dieser Weise ökonomisierte Gesellschaft ist, so die Forschungsgruppe um den Bielefelder Erziehungswissenschaftler Heitmeyer, der Nährboden für elitär motivierte Menschenfeindlichkeit. (3) Herausgebildet habe sich ein „entkultiviertes Bürgertum", „eine rabiate Mittelschicht". Sie übernimmt zunehmend die Meinungsführerschaft. Es wundert demnach nicht, wenn ein entkultiviertes Bürgertum auf die „kleinen Leute" und diese wiederum (viel Auswahl bleibt ihnen nicht) auf die Muslime abschätzig herabsehen.
 

Der Neonazi-Verdacht reicht für sich genommen nicht aus, um die Pegida-Demonstrationen zu begreifen. Was veranlasst so viele Leute, sich diesen anzuschließen? Ist es wirklich einfach die Ablehnung des Islam? Wie sind die gelegentlichen Wahlerfolge der NPD in Sachsen zu erklären? Sind die Wähler einfach nur Faschisten oder was bewegt sie im Grunde? Und was sind die Motive, die AfD zu wählen?

Quelle: Hintergrund
 


wir sind ein #Volk, #schrie #Volk #zum #Golde #traumverloren ... so kam die alte Zeit ohne Blutbad kam sie... [Christa Müller]

 
 

traumverloren
[Christa Müller]