Freitag, 20. November 2015

Vor allem d. #Besserverdiener #würden in #Krisen d. #Wert #eines #Menschen an dessen #Leistung #messen.

 
 
 
 
 

 
"Insgesamt stellt die Studie eine Entsolidarisierung
und eine Ökonomisierung der Gesellschaft fest."
Rechtspopulismus wächst unter Besserverdienern
(Frankfurter Rundschau - 4/5. 12. 2010 - Seite 6)



--->>> "Es geht, davon bin ich überzeugt, den #wenigsten #Studierenden #um #Wissen #als #solches (...)" [viaGrundrisse]

 
 

 

Torsten Bewernitz: Das Sein verstimmt das Bewusstsein

(Grundrisse - Heft 29)

 

http://www.grundrisse.net/grundrisse29/verstimmt_das_Bewusstsein.htm

 

 

Soundtrack: Daddy Longleg: „Crime"

„we never said we know a simple way
we never said that everything's okay
so fuckin governments shut up
so goddamn know-it-alls piss off

who the fuck knows what's going on
who brings the food, the streets, the goods
we are the workers, we know what's going on
we should know how to organize!"

(von „Barricadas", Falling Down Records 2007)

Um kaum einen Begriff ranken so viele linke Mythen wie um den des Bewusstseins. Ob Parteien, Gewerkschaften, NGOs (Nichtregierungsorganisationen) oder Autonome – unisono heißt es, um die Welt zu verändern, sei ein Bewusstsein der Verhältnisse notwendig.

Insbesondere unter Studierenden und Intellektuellen dominiert daher ein Verständnis von Bewusstsein, nach dem dieses durch Lesen und Lernen zu erwerben sei. Die Folge sind Seminare, Bücher, Abendveranstaltungen oder Beiträge wie dieser (wobei dieser, um es vorweg zu sagen, nicht Bewusstsein schaffen will, sonder in der Tat belehren). DozentInnen, AutorInnen und ReferentInnen fühlen sich folglich als VermittlerInnen dieses Bewusstseins. Sie haben sich ausführlich mit einem Thema beschäftigt, gelten als ExpertInnen für einen bestimmten Bereich und vermitteln dieses weiter.

Dieses Verständnis von ‚Bewusstsein' definiert den Begriff als ‚politisch'. Unter den Tisch fällt das ökonomische Bewusstsein über die eigene Klassenlage. Das politische Bewusstsein kann sich als durchaus fatal erweisen, es muss keineswegs in ein Engagement führen, sondern es kann auch ein Bewusstsein sein, dass Neoliberalismus fördert oder sich als ‚nationales Bewusstsein' artikuliert.

Für Intellektuelle und Studierende, die einmal Intellektuelle werden wollen (den Autoren eingeschlossen) und insbesondere für PolitikerInnen, die nicht nur in Parteien zu finden sind, ist es wichtig, sich als VermittlerInnen von ‚Bewusstsein' zu verstehen, schließlich bestimmt diese Aufgabe ihr eigenes Bewusstsein: Wir haben viel Zeit damit verbracht, uns selber weiterzubilden, Spezialisten zu werden und wollen unser erworbenes Wissen nicht für uns behalten oder sind überzeugt, dass unsere ‚Politik' für alle richtig ist. In diesem Punkt unterscheiden sich Autonome nur unwesentlich von Sozial- oder auch Christdemokraten.

Daran ist weniger falsch, als dieser Beitrag im Folgenden implizieren wird. Das erworbene und erarbeitete Wissen weiter zu geben ist moralische und oft auch ökonomische Rechtfertigung für die zeitliche Investition in die Bildung. Dieses nicht weiter zu vermitteln, würde die Idee der Bildung ad absurdum führen. Diese Aufgabe manifestiert das Bewusstsein der Intellektuellen.

Allein: Vorträge etwa über die ‚Globalisierung', Bewegungen am anderen Ende der Welt oder Organisationsstrukturen neonazistischer Organisationen präsentieren nur angelesenes und angeeignetes Wissen. Sie sind sinnvoll, denn die Struktur der WTO oder der G8 zu begreifen, kann helfen, die eigenen Verhältnisse in einen größeren Zusammenhang zu stellen und etwa den eigenen Arbeitsvertrag anders zu sehen, die Struktur neonazistischer Organisationen erklärt evtl., warum eine Kameradschaft ein Dorffest ausrichtet, Nachhilfeunterricht organisiert o.ä. Um eine solche Veranstaltung zu besuchen oder einen Beitrag oder ein Buch zu solchen Themen zu lesen, muss ich aber bereits eine Form von Bewusstsein haben, das Verständnis, dass diese Themen etwas mit meinem Alltagsleben zu tun haben: Wenn ich eine Veranstaltung über Strukturen einer neonazistischen Organisation besuche, ist mir bereits bewusst, dass Neonazis ein Problem sind, wenn ich ein Buch über ‚Globalisierung' lese, weiß ich bereits, dass diese Auswirkungen auf mein Leben hat.

Solche Beiträge prägen also gar nicht das Bewusstsein, denn es ist bereits vorhanden. Sie erweitern maximal mein Wissen und fördern das Bewusstsein des anwesenden Experten. Sind die ExpertInnen mal zur Abwechslung keine SozialwissenschaftlerInnen, sondern z.B. JuristInnen, ist das für meinen Alltag sogar sehr praktisch. Aber auch dann habe ich die Veranstaltung besucht oder das Buch gelesen, weil ich bereits von der Notwendigkeit dieser Informationen überzeugt war. Oder aber ich besuche die Veranstaltung aufgrund meines eigenen Bewusstseins als Intellektueller, ich fühle mich aufgrund meiner Identität verpflichtet, mich fortzubilden oder meinen Senf zum Thema abzugeben. Vielleicht möchte ich das sogar in kritischer Absicht, weil ich anderer Meinung als die ReferentIn bin und das kundtun möchte. Ich fürchte dann, dass die ReferentIn den anderen Anwesenden ein ‚falsches Bewusstsein' vermitteln könnte.

Das setzt voraus, dass wir unser Wissen für das bessere, kompetentere und letztendlich wahrere halten. Wenn die Gäste unserer Veranstaltung uns dann erzählen, dass der Nazi von nebenbei aber doch eigentlich ganz nett sei, weil er unsere Oma betreut oder unseren Sohn auf die Hüpfburg beim Stadtfest begleitet, wenn sie uns erklären, dass noch nie jemand von der WTO bei ihnen im Betrieb war, um eine neue Regelung einzuführen, dann halten wir das für („notwendig falsches") Bewusstsein. Unser Sein als Intellektuelle hat unser Bewusstsein als BesserwisserInnen und KlugscheißerInnen bestimmt.

Vielleicht aber haben unsere Gäste recht: Der Nazi von nebenan ist möglicherweise wirklich ganz nett, hat Spaß an der Betreuung meiner Oma, beginnt deswegen demnächst sein freiwilliges soziales Jahr und ist danach längste Zeit Nazi gewesen. Wir haben Wissen über die Strukturen der neonazistischen Organisationen, aber keine Erfahrung mit dem Nazi von nebenan. Und darauf kommt es an, wenn es darum geht, Bewusstsein zu entwickeln. Was wir als Bewusstsein verkaufen, ist blanke Ideologie.

Das zeigt den Fehler an der ganzen Sache: Der Referent und ich haben genau das selbe Bewusstsein eines Intellektuellen, der Wissen angesammelt hat. Keiner von uns beiden kann mehr Bewusstsein schaffen als der oder die andere, wir präsentieren lediglich unser Wissen und unsere Meinungen. Die Übernahme dieses Wissens und dieser Meinungen halten wir dann für eine Erweiterung des Bewusstseins der weiteren Anwesenden.

Das ist schlichtweg arrogant. Und diese Arroganz ist das Dilemma der modernen Linken. Anstatt davon auszugehen, dass die Zuhörenden oder Lesenden eine andere Form von Wissen haben (das ja unbestreitbar sprachlich verwandt ist mit dem Bewusstsein) und dieses mit dem unseren austauschen, glauben wir, durch unser ExpertInnen- Wissen Bewusstsein schaffen zu können oder sogar zu müssen. Wir verwechseln Bewusstsein und Bildung. Dadurch, dass jemand überwiegend mit Menschen verkehrt, die studieren und mit Theorie umgehen, entwickelt man das eigene Bewusstsein. Wer mit Menschen verkehrt, die das nicht tun, kennt vielleicht dennoch Menschen, die ein beeindruckendes Klassenbewusstsein an den Tag legen: Nicht- Studis oder Nicht-Intellektuelle, die noch nicht Marx oder Kropotkin gelesen haben.

Die ‚linken' Intellektuellen gehen davon aus, dass jedeR studiert, weil sie/er etwas wissen wollte, ‚um Dinge umzusetzen'. Da liegt der Hase im Pfeffer: Sie wollten vorher schon etwas umsetzen, hatten bereits eine Idee –und die kam nicht aus dem Nichts. Sie kam aus der Schulzeit, aus der Familie, aus der Kultur, im besten Falle aus der Erkenntnis, dass das vorherige Arbeitsleben einen nicht erfüllte. Darüber hinaus vermuten ‚linke Intellektuelle', alle würden deswegen studieren, sie schließen, völlig illegitim, von sich auf alle.

Studieren nicht die Meisten eher, um entweder einen Arbeitsplatz zu bekommen oder aber einen besonders gut dotierten?

Es geht, davon bin ich überzeugt, den wenigsten Studierenden um Wissen als solches, sondern, gerade in Zeiten des Bologna-Prozesses, bedeutet es einfach eine Ausbildung für etwas, was man später mal machen möchte – Lehrer, Manager, Professor oder leitender Angestellter. Oder aber autonomer Kommunenbewohner, der sich durch (Schein-)Selbständigkeit oder Hartz IV finanziert.

Woher kommt die Idee, dass letzterer Lebensentwurf besser wäre als der einer 16jährigen Hauptschülerin, deren Zukunftsvision ‚Hartz IV kriegen oder Superstar werden' ist?

Jener Hauptschülerin, die irgendwann einmal auf einem Privatsender auftauchte, wird das Bewusstsein abgesprochen, dass der autonome Kommunenbewohner in Scheinselbständigkeit haben soll. Sie basht Intellektuelle, argumentiert populistisch und wird vielleicht ‚rechts'. Hat sie deswegen weniger Bewusstsein? Nein!

Wie viele ökonomische – und auf die kommt es an – linke Projekte scheitern genau daran? Weil Leute erst gar nicht mitmachen, weil der Scherbenhaufen ein Desaster nicht nur für eine Person, sondern für ein reales, ökonomisches Kollektiv – sei es eine Familie oder eine Kommune - ein Desaster darstellen könnte? Nicht umsonst betont z.B. die Streikforschung, dass über einen Streik nicht auf der Betriebsversammlung, sondern am Küchentisch entschieden wird, weil von einem ausbleibenden Lohn oder einer Entlassung nicht nur eine Person betroffen ist.

Junge Linke, die vielleicht noch andere Finanzierungsquellen haben – sei es, dass sie immer wieder einen neuen Job finden oder aber Mama und Papa in der Hinterhand haben – spüren diese Bedrohung nicht dermaßen: Und darum ist die moderne Linke ein Jugendphänomen. Linke ökonomische Projekte scheitern oft genau an diesen verschiedenen Ansprüchen: Sobald eine ökonomisch attraktivere Lösung in Griffweite ist, ist das kollektive ökonomische Projekt von gestern: Man ist ja nicht weg, sondern immer noch in der Antifa, bei dem Anti-Atom- oder Kriegstreffen oder im Theoriezirkel und konstatiert dann am besten noch ein mangelndes Bewusstsein derjenigen, die dort nicht sind. Man ist enttäuscht von den GenossInnen, die bei der letzten Hausbesetzung oder Demo nicht dabei waren. Vielleicht waren sie ja arbeiten um sich oder ein Kollektiv zu ernähren? Erst kommt das Fressen, dann die Moral.

Deswegen muss die Frage erlaubt sein: Wie gehen die, die studiert haben, sich mit Theorie beschäftigen und eine ‚politische' Alltagspraxis haben, mit denen um, die all das nicht haben? Sind das ‚Spießer'? Oder - noch schlimmer – ‚Prolls'? Mit denen man sich gar nicht auseinandersetzt? Die in der U-Bahn einfach nur nerven? Die andere Musik (Schlager) hören und Fußball besser als Yoga finden? Befinden wir uns in einer ‚linken Szene', die prima miteinander klarkommt, weil da ja alle das richtige ‚politische' Bewusstsein haben?

Schmeißen wir Leute mit einer Deutschlandfahne auf dem Parker oder nach einem frauenfeindlichen Witz sofort aus dem autonomen Zentrum, damit wir nicht noch einmal Diskussionen führen müssen, über die wir doch schon vor 10 Jahren einen Konsens erreicht haben? Oder ganz polemisch: Haben wir unser gemütliches Plätzchen im Kapitalismus gefunden, in einer Wagenburg, einer Kommune oder einem besetzten Haus?

Das alles sind Sachen, die ich durchaus gut finde, zu denen ich hin gehe, weil auch ich gerne Punk höre, mich mit Theorie auseinandersetze und auch glücklich bin, wenn ich nicht – wie am Arbeitsplatz – nach einer Kindesmisshandlung den nächsten Ruf nach der Todesstrafe hören muss oder rassistische Türkenwitze vor einem Fußballspiel. Aber das ist nicht das wahre Leben und oft langweilig. An dem Punkt wünsche ich manchmal, ich würde mich für Fußball interessieren und nicht nur für meine Arbeitsbedingungen.

Ein schönes Beispiel für das Missverständnis zwischen politischem und ökonomischem Bewusstsein sind die Studierendenproteste gegen die Erhebung von Studiengebühren: Die GegnerInnen von Studiengebühren argumentieren, dass alle Studierenden gegen Studiengebühren sein müssten, weil dadurch weniger Bildung für viele erhältlich sei. Das soll auch für Konzernbesitzertöchter und Politikersöhne gelten. Wenn diese nicht gegen Studiengebühren seien, sei das falsches Bewusstsein.

Das ist schlichtweg falsch. Das Kind des reichen Unternehmers hat ein immenses Bewusstsein davon, dass es selber keinen Schaden durch Studiengebühren hat, vielleicht sogar einen Nutzen, wenn weniger Arbeiterkinder studieren und die Lehrenden dadurch mehr Zeit für ihn oder sie.

Notwendig falsch ist sein oder ihr Bewusstsein höchstens in dem Sinne, dass das Unternehmerkind automatisch davon ausgeht, später eine gehobene Position einzunehmen und keine ökonomischen Probleme zu haben. Hintergrund ist aber nicht, dass ihnen niemand erklärt hat, dass sie jederzeit plötzlich ArbeitnehmerInnen werden können, sondern, dass sie diese Erfahrung nie gemacht haben. Ihr Bewusstsein ist ihrer aktuellen Situation durchaus angemessen.

Ein ganz anderes Beispiel: Stellen wir uns eine Ärztin vor, die aufgrund massiver geschlechtlicher Diskriminierung entscheidet, ihren Job in einer Klinik aufzugeben und sich selbstständig zu machen, um nicht weiter vom mangelnden Wohlwollen alter männlicher Chefärzte abhängig zu sein, die der Meinung sind, das Frauen nicht operieren können.

Sie kommt aus besserem Hause, hat 1968 studiert, setzt sich für Minderheiten ein und liest Marx und Sartre. Mit der neuen eigenen Praxis sieht sie sich der Situation ausgesetzt, Büro- und Reinigungskräfte einzustellen. Diese erwarten einen gewissen Lohn, Urlaub etc., keineswegs bahnbrechende Forderungen, sondern die arbeitsrechtlich garantierten Mindeststandards. Dennoch fühlt sich die Ärztin nach einer gewissen Zeit über den Tisch gezogen, entwickelt eine entsprechende Aversion gegen Gewerkschaften und Parteien, die Gewerkschaftsforderungen unterstützen. Sie hatte guten Grund, selbstständig zu werden, spendet jährlich an Greenpeace oder amnesty international. Obwohl sie diese Praxen weiterhin beibehält, entwickelt sie ein Bewusstsein dafür, dass sie ihre Angestellten ausbeuten muss. Sie entwickelt ein Klassenbewusstein – und zwar das für sie durchaus richtige. Kein Grund, sie zu verachten, denn ihre Handlungsmotivationen sind vollkommen nachvollziehbar.

Sie hat sich bei aller Sympathie für Befreiungsbewegungen und bei aller Empathie für soziale Gerechtigkeit durch ihr Leben und ihr Studium einen gewissen Lifestyle angeeignet (den Bourdieuschen Habitus), den sie nicht missen möchte und über den sie nicht hinaus denken kann. Darüber hinaus hat sie vielleicht Familie, die mit ernährt werden muss. Sie ist vielleicht mit den Ansprüchen in ihre Selbständigkeit hinein gegangen, eine Gemeinschaftspraxis mit egalitärer Bezahlung zu gründen.

Es hat aber nicht gereicht, erstens, legitimer Weise, nicht für die Familie und zweitens, nicht so legitim, weil sie ihren Lebensstil nicht ändern wollte – zum Teil aber auch, folgt man dem Bourdieuschen Habitus-Begriff, weil sie nicht konnte.

 

Ein kollektives Projekt, das so unsicher ist, dass es nach einigen Jahren scheitern könnte, kam gar nicht erst in Frage, denn das hätte das familiäre Kollektiv gefährdet. Ihre Klasseninteressen haben sich massiv verändert, und das war ökonomisch auch nicht anders möglich. Trotz dieses Verständnisses muss ich aber als Putzkraft in der selben Praxis gegen sie intervenieren, wenn ich auch nur einen Funken Bewusstsein habe.

Einige der ReferentInnen und BesucherInnen linker Veranstaltungen und LeserInnen linker Bücher und Zeitschriften werden sich genau so entwickeln wie in diesem fiktiven Beispiel. Das Wissen aus den Veranstaltungen und Büchern steht ihnen nach wie vor zur Verfügung, ebenso das T-Shirt mit dem roten Stern, das Palästinenser- Tuch, der Kapuzenpulli und die anderen Symbole vermeintlich ‚linken' Bewusstseins.

Am notwendigen Verhalten ändern diese Symbole gar nichts. Falsches Bewusstsein haben sie dann, wenn sie trotz ihrer ökonomischen Position weiterhin jeder Lohn- und Urlaubsforderung nachgeben, weil sie sie politisch richtig finden. Dann würden sie so falsch liegen wie Studierende, die für einen Minimallohn in der Kneipe schuften und ihren Urlaubsanspruch vergessen. Nach dem Studium wird sich womöglich. herausstellen, dass die einstmals Liberalen prima ArbeitsrechtlerInnen sind und die Linken vorbildliche Ausbeuter werden. Ob sie jemals Marx oder Friedman gelesen haben oder auch nur eine einzige linke Info-Veranstaltung besucht haben, ob sie während des Studiums klassische Musik oder Punkrock gehört haben, hat darauf keinen Einfluss.

Bewusstsein heißt eben nicht, zu wissen, was diese oder jene TheoretikerInnen mal gesagt haben oder wie die Weltwirtschaft funktioniert. Bewusstsein heißt, die eigene Lage zu erkennen und beurteilen zu können. Was sich heute Politik oder politisches Engagement schimpft, hat damit selten etwas zu tun. Im besten Falle wird sich der liberale Student einer Gewerkschaft anschließen und die linke Ärztin einem Arbeitgeberverband, um die entsprechenden Interessen besser durchsetzen zu können.

In diesem Moment ist aus der Klasse an sich die Klasse für sich geworden. Es bestimmt eben nicht der/die (ideologische) TheoretikerIn das Bewusstsein, sondern allein das Sein, die blanken Rahmenbedingungen der eigenen Existenz. Wenn ökonomisch relevante Argumente mein Handeln motivieren, habe ich vielleicht ein schlechtes Gewissen, aber kein falsches Bewusstsein. Von jenen, die dieses Bewusstein haben, ein anderes Handeln einzufordern – und das ist das Geschäft linker Politik – kann keinen Erfolg haben.

Wir sind auf uns selber gestellt. Notwendig ist nicht ein weiterer Vortrag, sondern ein Erfahrungsaustausch, damit wir nicht alleine da stehen.

Die Hauptschülerin, die Ärztin und der arbeitende Familienvater waren eben doch begrenzt determiniert.

Menschen sind nicht frei in der Gesellschaft des Kapitalismus und es ist absolut nicht sozialistisch oder anarchistisch, das zu behaupten:

Wenn dem so wäre, bräuchte es kein Engagement für einen Anarchismus. Keine Entscheidung ist undeterminiert – das zu behaupten, ist letztendlich Ideologie. Menschen, die entsprechend anders entscheiden, diese Entscheidungen vorzuwerfen, ist autoritär. Die Existenz einer solchen Freiheit vorauszusetzen, würde erstens bedeuten, dass der Neoliberalismus mit seinem Diktum ‚Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied' recht hätte:

Wenn ich leide, bin ich selber Schuld. Ich alleine kann das ja ändern. Zweitens verkennt es vollkommen die Struktur des Kapitalismus(der klassische Fehler des Anarchismus), wenn der Mensch so frei wäre, ist seine Rolle im Kapitalismus seine freie Entscheidung: Ich werde wie die zitierte Hartz IV-Hauptschülerin ALG II-Empfänger – wie es die US-amerikanischen ‚Freegans', die sich für AnarchistInnen halten, ausdrücken: „Wer arm ist und darunter leidet, ist selber Schuld' – oder aber erfolgreicher Selbständiger: Dass das nicht funktioniert, merkt jedeR Arbeitslose sehr schnell. Wer nicht nur mit linken AnarchistInnen rumhängt, sondern auch mit (Schein-)Selbstständigen, Angestellten extrem kapitalistischer Firmen und Arbeitslosen, die nie studiert haben, merkt schnell, dass diese alle nie frei entschieden haben: Der Wunsch nach Freiheit und die philosophische Diagnose, der Mensch sei frei in seinen Entscheidungen, sind etwas sehr Unterschiedliches. Und nur den Wunsch braucht es, um Anarchist zu sein. Die Diagnose, es sei schon so, teilen die Ideologen des Neoliberalismus.

Aus der Erkenntnis, dass das ‚Sein' nicht zu Erkennen ist, zu schließen, dass es nicht existiere, ist genau so fehlerhaft wie zu behaupten, es sei auf eine bestimmte Weise. Diese Version von Freiheit wird zu einem egomanen Individualismus und dieser ist ein Hauptproblem heutiger anarchistischer PraktikerInnen.

Das Rezept, das ich dagegen setze, ist der Austausch von Erfahrungen in einem ökonomischen Sinne. Diese entstehen nicht in einem wissenschaftlichen Theorieaustausch, sondern in einem Austausch der ökonomischen Abhängigkeiten und einer gemeinsamen Wehrhaftigkeit. In einer halbwegs egalitären Gesellschaft determinieren uns Dein, mein, Annas und Peters Bewusstsein und nicht nur das meine –woher um Himmels Willen soll das kommen? Aus Büchern? Das eigene ‚Bewusstsein', das schon mal gar keines ist, wenn es einzig und allein meines ist, weil es dann partikular ist, erschient arg beliebig. Es ist dem populistischen Begriff der ‚Anarchie' als Chaos und Terror nicht besonders fern. Eine heutige Freiheit des einzelnen Menschen zu konstatieren, ist nicht Grundannahme jeder anarchistischen Theorie und Praxis, es ist das Gegenteil: Es ist von hinten bis vorne Neoliberalismus.

Solidarität entsteht nicht durch das Lesen von Büchern oder dem Hören von Musik. Das ist bestenfalls Mitleid. Wir können uns weder mit einem ‚israelischen' noch einem ‚palästinensischen' Volk noch mit einer indigenen Bewegung in Chiapas solidarisch erklären, weil Voraussetzung jeder Solidarität das Nachvollziehen der Ausbeutung anhand der eigenen Verhältnisse ist. Um uns mit Israel oder Palästina solidarisch zu erklären, müssten wir uns national definieren und entweder eine entsprechende Schuld oder eine entsprechende Situation erkennen. Allerdings können wir Ähnlichkeiten in staatlicher Repression und ökonomischer Ausbeutung erkennen, wenn wir mit den Menschen reden, und dort auch entsprechend solidarisch sein. Das ist das Faszinierende z.B. an der EZLN: Sie erzählen und machen Erfahrungen begreif- und vergleichbar.

 

Die Ausbeutung in der Maquiladora mag intensiver sein als die im deutschen CallCenter: Nach einem Austausch erkenne ich gemeinsame Strukturen. Erst so kann ich solidarisch handeln. Für alles andere könnten wir auch in die Kirche gehen. Wenn Buch und Musik das Kriterium für Bewusstsein wären, dann täte es auch Die Bibel und der Choral – und dann täte es auch ‚Mein Kampf' und Rammstein. Es ist klar, das so etwas fatal ist. Niemand bekommt von mir auch nur einen Hauch von Solidarität, weil er Bakunin liest und Slime hört.

Das Sein bestimmt (und verstimmt) das Bewusstsein. Etwas marxistische Theorie täte dem Anarchismus auch in diesem Punkt ganz gut.

e-Mail: bewernt@uni-muenster.de





Vorurteile b. Menschen mit höheren Einkommen -->> Obdachlosenabwertung Abwertung v. Langzeitarbeitslosen am deutlichsten zunahmen

 
 
 
 

Deutsche Missstände: Zu ihrer Entstehung und Überwindung – Einblicke in Ursachen, Theorie und Praxis
 
[via Wirtschaft und Gesellschaft]
 
 
 

Eine Rezension der heute bei Suhrkamp erschienenen zehnten und letzten Folge "Deutsche Zustände"

Deutsche Zustände, Folge 10, heißt der heute erschienene, letzte Band einer zehnjährigen Forschungsreihe. Der Titel, so verrät der Herausgeber, Wilhelm Heitmeyer, Leiter des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld, ist bei Heinrich Heine entlehnt.

Unter dem Titel "Französische Zustände" hatte Heine aus seinem Pariser Exil für die Augsburger Allgemeine Zeitung geschrieben. Heines Ziel: "Das Verständnis der Gegenwart." Sein Motiv: "Wenn wir es dahin bringen, dass die große Menge die Gegenwart versteht, so lassen die Völker sich nicht mehr von den Lohnschreibern der Aristrokratie zu Hass und Krieg verhetzen."

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit

Hass ist ein diffuses Gefühl, in dem häufig Ängste, Verletzung, Ausgrenzung und Aussichtslosigkeit ihren Ausdruck finden. Darum geht es auch in der Untersuchung zur "Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit". Das ist der offizielle Name der Langzeitstudie, der aufgrund seiner Sperrigkeit sicherlich zurecht nicht als Titel für die Buchausgabe verwendet wurde. Dem daraus ableitbaren Anspruch auf Allgemeinverständlichkeit wird das Buch, trotz der Komplexität der Untersuchung, auch im Text gerecht.

"Was denken die Menschen? Wie verändern sich ihre Einstellungen? Welche Erfahrungen machen sie? Wie nehmen sie die Dinge wahr und wie verarbeiten sie ihre Eindrücke? Und nicht zuletzt: Welche Folgen hat das für schwache Gruppen in dieser Gesellschaft?" So beschreibt Heitmeyer zusammenfassend den Gegenstand und Fokus der Deutschen Zustände.

Der größte Erfolg gegen die im Buch aufgezeigten deutschen Missstände, so dann auch der Gedanke, der sich bei mir während der Lektüre einstellte, wäre sicherlich gegeben, wenn die Medien ihm genausoviel Aufmerksamkeit schenken würden wie dem Buch Sarrazins. Die Medien und Sarrazin aber sind selbst Teil der in den Deutschen Zuständen aufgezeigten Missstände.

"Rohe Bürgerlichkeit"

Heitmeyer schreibt einleitend: "Die Ergebnisse verweisen auf Entwicklungen, im Zuge welcher die Gesellschaft unterhalb des Radars der öffentlichen Aufmerksamkeit zunehmend vergiftet wird." Sein Augenmerk richtet sich auf die unterschiedlichen Lebensbedingungen, unter denen die Menschen auf Krisen reagieren. Dabei sticht heraus, dass in der Zeit von 2009 bis 2010 die Vorurteile bei Menschen mit höheren Einkommen bei Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Homophobie, Obdachlosenabwertung und der Abwertung von Langzeitarbeitslosen und Sexismus am deutlichsten zunahmen. Auch aufgrund dieser Entwicklung schließt Heitmeyer: "Entsicherung, Richtungslosigkeit und Instabilität" sind zur neuen Normalität geworden, die Nervosität scheint über alle sozialen Gruppen hinweg zu steigen."

Heitmeyer attestiert der deutschen Gesellschaft eine "explosive Situation als Dauerzustand" und warnt vor einer "rohen Bürgerlichkeit", die sich dadurch auszeichnet, "dass in bürgerlichen Kreisen offensichtliche Versuche unternommen werden, privilegierte Positionen zu wahren und abzusichern." Das ginge, so Heitmeyer, auch mit der Abwertung und Desintegration von als "nutzlos" etikettierten Menschen einher. Die auch durch einen Rückzug aus der Solidargemeinschaft gekennzeichnete rohe Bürgerlichkeit würde dabei auch über liberale Tages- und Wochenzeitungen ventiliert.

Die Rolle der Medien

Der Rolle der Medien widmet sich auch der Journalist Gunter Hofmann unter der Überschrift: "Das soziale und der Zeitgeist, Eine Einlassung auf das letzte Jahrzehnt".

Hofmann schlussfolgert, dass von den Medien "fast unisono, einschließlich der liberalen Blätter (mit Ausnahme kleiner Randphänomene wie dem Freitag, gelegentlich auch noch der taz) der Zwang ausging, einen neoliberalen Kurs einzuschlagen: "Die ´soziale Frage´ galt nicht nur als vernachlässigbar, sie wurde vielmehr regelrecht als Traditionsballast diffamiert, den man abschütteln müsse, um in der zunehmenden Weltmarktkonkurrenz nicht abgehängt zu werden."

Hofmann bezieht sich dabei ausdrücklich auf die rotgrüne Bundesregierung, die 1998 Helmut Kohls Koalition ablöste. Vor dem von Hofmann gezeichneten Hintergrund wundert es nicht, dass, wie Hofmann fast lapidar feststellt, "die Krise des herrschenden Kapitalismus nicht etwa die europäische Sozialdemokratie oder Linksparteien gestärkt hat." Ausführlich widmet sich Hofmann in einem späteren Kapitel der Politik Schröders von 1998 bis 2005 und dem Zusammenspiel von Politik und Medien.

Rückschlüsse auf die deutsche Sozialdemokratie und die deutschen Medien

Die Analyse Hofmanns sollte insbesondere der deutschen Sozialdemokratie zu Denken geben, deren drei Kanzlerkandidaten nicht nur die Agenda-Politik seit 1998 bis heute maßgeblich mitgetragen haben und bestimmten, sondern sich auf dem gerade zurückliegenden SPD-Bundesparteitag auch noch ausdrücklich lobend auf jene Regierungszeit bezogen. Vor dem Hintergrund der Lektüre der Deutschen Zustände wirft die Rede des SPD-Parteichefs, in der er die Neuausrichtung der SPD mit dem Bundesparteitag für abgeschlossen erklärte, noch einmal mehr ihre dunklen Schatten auf eine etwaige sozialdemokratische Regierung voraus, sollte sich der Zustand der SPD nicht vorher noch hin zu den Bedürfnissen der Bevölkerung und zu den ökonomischen und sozialen Voraussetzungen für gesellschaftlichen Zusammenhalt neu ausrichten.

Hofmann spannt schließlich den Bogen von einer "veränderten Bürgerlichkeit", über Journalisten, Sozial- und Politikwissenschaftler bis hin zu den Lehrstühlen für Ökonomie, "die fast ausschließlich einseitig besetzt wurden." Seine Analyse besticht durch journalistische Qualität – und Aktualität, denn selbst das jüngste "Erschrecken" des konservativen Kommentators Charles Moore und des FAZ-Herausgebers Frank Schirrmacher ist noch mit in seinen Text eingeflossen.

Bei aller Anerkennung, die Frank Schirrmacher zu Recht für seine Offenheit, in seinem Feuilleton kritische Stimmen zu Wort kommen zu lassen, erhielt, stimmt doch die kritische Frage Hofmanns zumindest nachdenklich: "Kommt das große Erwachen jetzt ausgerechnet von dieser Seite, deren Sensibilität für gesellschaftliche Verwerfungen zuvor nicht sonderlich ausgeprägt war? Gut möglich, und es gibt Gründe dafür. Es ist auch das Erschrecken über das, was unter dem eigenen Banner geschah."

Ich denke dabei – gerade vor dem Hintergrund der in den Deutschen Zuständen aufgezeigten "rohen Bürgerlichkeit" – daran, dass auch ein Frank Schirrmacher Sarrazin das Prädikat Bildungsbürger verlieh, ohne das "Bildungsbürgertum" entsprechend zu hinterfragen, und daran, dass er Sarrazin auch noch eine vollständige Seite der FAZ-Weihnachtsausgabe für einen Gastbeitrag in seinem Feuilleton einräumte, in dem Sarrazin noch einmal unwidersprochen seine kruden Thesen als von niemandem widerlegt verbreiten durfte. Und das, obwohl die Wissenschaftlerin, die Psychologin Elsbeth Stern, auf die sich Sarrazin hauptsächlich bezog, ihn längst widerlegt hatte. Elsbeth Sterns vernichtendes Urteil damals: "Sarrazin hat nicht verstanden, wie die Vererbung die Entwicklung von Intelligenz beeinflusst."

Die teils überbordende – unter den Umständen einer nun schon seit vielen Jahren gleichgeschalteten Medienlandschaft ja auch nachvollziehbare – Anerkennung, die Schirrmacher jetzt für die Öffnung seines Feuilletons gezollt wird, ist im Ergebnis doch auch nur Ausdruck des krisenhaften Zustands deutscher Medien. Gesund wäre es, würden Politikteil, Wirtschaftsteil und Feuilleton gleichermaßen verschiedene Meinungen wie selbstverständlich zum Zuge kommen lassen. Die Wirklichkeit ist bekanntlich eine andere. Einen persönlichen Beleg dafür lieferte vor nicht allzu langer Zeit auch der Tagesspiegel. Da durfte der Kolumnist Harald Martenstein auf der Titelseite des Tagesspiegel am Sonntag den größten ökonomischen Blödsinn verbreiten, eine Replik aber wurde mit fadenscheinigen Verrenkungen abgelehnt. Am Tag der Ablehnung aber erschien noch einmal der gleiche ökonomische Tenor aus der Feder des Chefredakteurs höchstpersönlich. Ein Paradebeispiel für die Abgründe des deutschen Medienbetriebs.

Gunter Hofmann fragt in den Deutschen Zuständen:

"Wird es einen Rückweg in eine Debatte über Alternativen, über postneoliberale Ökonomie, über ein Regelwerk zur Zähmung des radikalen Marktkapitalismus geben?"

Hofmanns Antwort:

"Vorstellen kann man sich das nicht. Anfangen müsste es ja damit, dass die moderne Demokratie über ihre eigenen Defizite und Deformationen laut reflektiert."

Bei der Vorstellung des Buches auf der Bundespressekonferenz wurde bekannt, dass die Wochenzeitung Die Zeit 2007 den Verfassern der Deutschen Zustände die Zusammenarbeit mit dem Hinweis aufkündigte, dass deren Berichterstattung zu kritisch sei.

Den Provokateuren und Menschenfeinden Sarrazin und Sloterdijk widmet Hofmann schließlich breiten Raum in seiner Analyse, genauso wie dem "Marketing-Journalismus" und der "Talkshow-Kultur". Er bemängelt dabei unter anderem die Reduzierung von Politik auf Entertainment.

Bemerkenswerte Breite und Tiefe der Schilderungen

Angesichts der Kompaktheit des Buches ist es kaum zu glauben, in welcher Breite und Tiefe das Phänomen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit untersucht wird. An die generalisierenden Teile von Heitmeyer und Hofmann schließen sich empirische Studien über die Abwertung von Asylbewerbern, Sinti und Roma an. In einem weiteren Teil wird die Entwicklung rechtspopulistischer Orientierungen und Parteien untersucht.

Der Zusammenhang zwischen konjunkturellen Schwankungen, den damit verbundenen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und deren Auswirkungen auf Fremdenfeindlichkeit ist ein weiterer Gegenstand, der im Zeitverlauf untersucht wird. Ein Fazit daraus: "Die andauernde Prekarisierung ist in 2011 trotz positiver Arbeitsmarktstatistiken keine erfolgversprechende Voraussetzung für die Zukunft."

Es werden darüber hinaus die Bedeutung von Jugendarbeitslosigkeit untersucht, die Frage nach Zusammenhalt und Vielfalt in der Gesellschaft, die Entwicklung von Vorurteilen gegenüber Muslimen und Juden und antisemitische Einstellungen bei Jugendlichen aus muslimisch geprägten Sozialisationskontexten. Dem Rechtsextremismus und der Demokratieentwicklung in Ostdeutschland und den Opfern rechsextremistischer Gewalt sind jeweils eigene Teile gewidmet.

Hervorragend und originell zugleich auch der Beitrag von Albrecht von Lucke: "Populismus schwergemacht. Die Dialektik des Tabubruchs und wie ihr zu begegnen wäre." Nicht nur zeigt Lucke auf, wie die Medien im Umgang mit Populisten wie Martin Walser, Jürgen W. Möllemann, Heinz Buschkowsky, Eva Herman, Jörg Haider und Thilo Sarrazin komplett versagen. Lucke erklärt die kalkulierten Verhaltensmuster dieser Provokateure und worauf es ankommt, diesen Tabubrechern wirksam zu begegnen.

Ein Kompendium für selbständiges Denken und Handeln

Aufgrund ihrer Breite und Tiefe und ihrer analytischen Sorgfalt sind die Deutschen Zustände nicht nur für eine einmalige Lektüre bestimmt. Das Buch ist ein Kompendium, das sich auch aufgrund des desolaten Zustands weiter Teile deutscher Medien und Politik lohnt, stets griffbereit zu halten, um sich und andere ein Stück weit gegen die oberflächliche und teils gemein gefährliche Meinungsmache zu schützen. Es öffnet die Augen, fördert die eigene Meinungsbildung und hilft im Umgang mit der um sich greifenden, nicht nur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit. Die Langzeitstudie mag mit dieser letzten Untersuchung abgeschlossen sein. Die Aufgabe aber, die deutschen Missstände zu überwinden, bleibt.

In seiner "Bilanzierung" schreibt Heitmeyer: "Nach zehn Jahren der Forschungen gilt weiterhin: Die Würde des Menschen ist antastbar. Die Aktivitäten bestimmter politischer Bewegungen und Parteien bleiben – trotz zivilgesellschaftlichem Engagements – für bestimmte Gruppen lebensgefährlich."




Hartz IV (...) transportierte die unterschwellige Botschaft, dass die Steuern vor allem an die Unterschicht umverteilt würden.

 
 
 
 
 

Hartz IV verlagerte die Schuld an der Arbeitslosigkeit auf die Arbeitslosen und transportierte die unterschwellige Botschaft, dass die Steuern vor allem an die Unterschicht umverteilt würden.
 
 
[Ulrike Herrmann - Hurra, wir dürfen zahlen - DER SELBSTBETRUG DER MITTELSCHICHT (2010)]
 


Eigentlich ist es gut, dass die Menschen der Nation unser Banken- und Geldsystem nicht verstehen. Würden sie es nämlich, so hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh."

 

 
Geschrieben von: Hans Fricke
 
[via Linke Zeitung]
 
 
 
 

Es gibt Zitate, die beschreiben mit wenigen Worten gesellschaftliche Systeme, Zustände und deren Hintergründe so zutreffend, dass sie keines Kommentars bedürfen.


Nur drei von ihnen seien zur Einleitung genannt, weil sie uns helfen, die gegenwärtige EU- und Euro-Misere besser zu verstehen:

-,,Eigentlich ist es gut, dass die Menschen der Nation unser Banken- und Geldsystem nicht verstehen. Würden sie es nämlich, so hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh."
Henry Ford

-,,Die Wenigen, die das System (warum die politischen Strohpuppen das Spiel der Finanzoligarchen mitmachen) verstehen, werden dermaßen an seinen Profiten interessiert oder so abhängig von seinen Vorzügen sein, dass aus ihren Reihen niemals eine Opposition hervorgehen wird. Die große Masse der Leute aber, die geistig unfähig zu begreifen, wird seine Last ohne Murren tragen, vielleicht sogar ohne je Verdacht zu schöpfen, dass das System ihnen feindlich ist."
Rothschild

-,,Ich fordere, dass die Dummheit der Massen endlich abgeschafft wird. Denn nicht die wenigen 10.000 Psychopathen sind unser Problem, sondern die 7 Milliarden Idioten, die sich lieber Fußball, DSDS (Deutschland sucht den Superstar) & Co reinpfeifen als sich um ihre ureigensten Angelegenheiten zu kümmern. "
Buro Tanic

Nigel Farage, britischer Politiker und Vorsitzender der UKIP, seit 1999 Mitglied des Europaparlaments, der sich damals, als den Deutschen verwehrt wurde, selbst über den Euro und die europäische Verfassung zu entscheiden, mit den Worten: ,,Verdammt nochmal, lassen Sie die Bevölkerung mitbestimmen!" an die deutsche EU-Präsidentschaft, vertreten von Angela Merkel, wandte, zog am 2.Dezember 2012 im gleichen Parlament mit folgenden Worten Bilanz:

,,Als ich vor vielen Jahren hier an dieser Stelle stand und sagte, dass das Euro-Projekt fehlerhaft sei und einmal sehr böse enden werde, wurde ich in diesem Haus verspottet und ausgelacht, und ich muss zugeben, es war ein sehr einsames altes Spiel... aber jetzt gibt es eine wachsende Zahl von Menschen hier welche die Mängel im Euro-Projekt erkennen. Tatsächlich bereut ungefähr die Hälfte der Bevölkerung in der EU und der Eurozone die Einführung der Gemeinschaftswährung..." Und die Warnung, die Farage damals den anderen EU-Parlamentariern gab, erfüllt sich heute: Zunehmende Krise durch Gleichmacherei ungleicher Staaten und Volkswirtschaften, zunehmender Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, weil diese EU-Gemeinschaft von oben erzwungen wurde und nicht von unten, von den Menschen Europas, gewachsen ist.

Heute sehen wir, dass diese Euro-Fusionierung eines bewirkt hat: die ökonomische Schwächung und schließlich Unterwerfung der südeuropäischen Länder, die Plünderung der Staatshaushalte, der Steuern der Bevölkerung in den wirtschaftlich starken Ländern. Organisiert und vorbereitet wurde dies mit börsianischer List durch Großbanken wie Goldmann+Sachs, Deutsche Bank, J.P. Morgan. Es ist eine international agierende Finanzoligarchie, die mittels ihren politischen Kasperle-Puppen" in den Regierungen und im Bundestag unsere Geschicke bestimmt'

Die Macht der Privatbanken über die Staaten zeigt sich besonders anschaulich am Beispiel der Federal Reserve, kurz FED genannt, in den USA. Sie sind außerhalb jeder demokratischen Kontrolle. FED, eine Interessengruppe privater Banken mit dem Recht der Notenbank hatte bei Ausbruch der US-Finanzkrise über acht Billionen Dollar an Krediten und Bürgschaften an Banken und Finanzinstitute vergeben.

Beispielhaft fiir die absolute Vormachtstellung dieser US-Finanzoligarchie zeigt ein Filmbericht über die offizielle Anhörung der Generalinspekteurin der FED über den Verbleib der vielen Billionen Dollar http://tv-orange.de/2012110/die-macht-der-privatbanken-ueber-die-staaten-ambeispiel...) Man glaubt, seinen Ohren nicht zu trauen. Wenn man bedenkt, welcher Zusammenhang zwischen der FED und dem IWF (internationalen Währungsfonds) und somit zwischen den größten internationalen Privatbanken besteht, und wie dieser Verbund von weltweit agierenden Finanzoligarchen auf alle Volkswirtschaften der ganzen Welt einwirkt, dann hat man Verständnis dafür, dass G.Edward Griffin seinem Buch folgenden Titel gab: Die Kreatur von Jekyll Island: Die US-Notenbank Federal Reserve - Das schrecklichste Ungeheuer, das die internationale Hochfinanz je schuf' Und wenn man weiter bedenkt, dass die Deutsche Bank als Teil der international agierenden Finanzoligarchie die Euro-Fusionierung und ihre katastrophalen Folgen mit börsianischer List organisiert und vorbereitet hat, dann wundert man sich nicht über die Rücksichtnahme der Bundesregierung gegenüber den für die Krise verantworllichen deutschen Banken und deren großzügige Überlebenshilfe mit vielen Millionen Steuergeldern.

Ein wichtiges Mittel zur Demokratisierung in Europa ist deshalb die Entmachtung der international agierenden Superbanken. Denn sie sind die Drahtzieher und Profiteure von feindseliger Konkurrenz, Krise und Staatsverschuldung. Sie kassieren weltweit ab. Was zu anderen Zeiten Hochverrat hieß, heißt heute Europäischer-Stabilitäts-Mechanismus (ESM), denn durch diese Verträge verlieren wir die bundesstaatliche Hoheit über den eigenen Staatshaushalt.

Und wer dafür in unserem Land die politische Verantwortung trägt, hat Rothschild bereits vor mehr als hundert Jahren verraten. Gerade erst hat die EU-Kommission, der Zusammenschluss der Einzelregierungen der EU-Länder mittels ESM und Fiskalpakt den Bürgern der EU-Staaten das Selbstbestimmungsrecht über die eigenen nationalen Haushalte geraubt. Damit wurde die Rechtshoheit über das von der Bevölkerung eines Landes geschaffene Wirtschaftsprodukt auf aristokratisch waltende EU-Gouverneure übertragen. Nun macht Brüssel sich per Geheimoperation ans Werk, den Bürgern Europas den freien Zugang zum Wasser, dem Elixier des Lebens, abzudrehen.

Bisher liegt unser Wasser in der Hand der Städte und Gemeinden. Das könnte sich aber bald ändern. Die EU-Kommission für Konzessionsvergaben plant - bisher fast unbemerkt - im Bereich der Wasserversorgung eine al I gemeine Marktöffnung. Riesen-Konzerne wie Nestle, der größte Lebensmittelkonzern der Welt, und andere reiben sich schon ihre gierigen Hände. Dass die Absichten der EU schnell Realität werden können, zeigt sich jetzt bereits in Portugal. Hier haben schon erste Gemeinden ihr Wasser an private Konzerne verkauft, zum Leidwesen der Bürger, die es sich nun nicht mehr leisten können. Griechenland wird folgen - damit die ,,Treuka" ihre Milliarden auch weiterhin zahlt. (siehe den Monitor-Beitrag aus 2012)

Ein anderes Beispiel ist Bolivien: Aquas del Tunari, eine Tochterfirma von International Water Ltd, einem Firmenkonsortium mit Beteiligung der US-Baufirma Bechtel und des Energieunternehmens Edison aus Italien handelte ohne öffentliche Beteiligung mit der bolivianischen Regierung einen 40jährigen Monopolvertrag der Wasserver- und -entsorgung aus. Die Konzession beinhaltete die Konfiszierung und damit Enteignung gemeinschaftlich errichteter und genutzter Brunnen. Kurz darauf erfolgten Preiserhöhungen für die Konsumenten, deren Wasserrechnungen zwischen 50 und 250 Prozent anstiegen. Auf Proteste wurde mit äußerster Gewalt geantwortet.

Die Mission der EU-Kommission lässt sich mit wenigen Worten zusammenfassen: Erst rauben sie das Geld, dann die Rente, das demokratische Selbstbestimmungsrecht der europäischen Völker und nun auch das Wasser. Europäische Bürgerinitiativen wurden mit Hilfe des Vertrags von Lissabon wohlweislich ausgehebelt. Der Vertrag schließt jede demokratische Einflussnahme auf das Tun und Lassen der EU-Kommission aus, wie die von mir am 7.Mär22009 zusammengefassten und von SaarBreaker veröffentlichten ,,12 Kritikpunkte am Vertrag von Lissabon" zeigen (Siehe: http://www.saarbreaker.coml2009l03l12-kritikpunkte-am-vegrag-von-lissabon/)

Es ist unfassbar, wie 200 Millionen Europäer ein Vertragswerk mit deutlich diktatorischen Tendenzen ratifizieren konnten, das sie überhaupt nicht vollständig kannten und diskutiert haben. Es liegt auf der Hand, dass das Handeln der Politik auf EU-Ebene und in den jeweiligen EU-Ländern davon geprägt ist, einseitig ftir eine finanzaristokratische Minderheit Partei zu ergreifen.

Die Politik der Bundesregierung ist dafür ein anschauliches Beispiel. Privaten Banken und global agierenden internationalen Investmentbanken werden Milliarden Euro zugeschoben bei gleichzeitiger Plünderung unserer Staatskasse. In Deutschland hat die Mehrheit noch das Gefühl, sich vor der sozialen Armutsbombe verstecken zu können, in den südlichen EU-Ländern aber ist die katastrophale soziale Talfahrt für viele Millionen Menschen bereits gesellschaftliche Realität. Das und die Rolle Deutschlands dabei waren am 6.I1.2012 für 100 portugiesische Künstlerlnnen und Intellektuelle Veranlassung, einen Offenen Brief an Angele Merkel zu schreiben, in dem es u.a. heißt: ,,...Sie sollten sich auf portugiesischen Territorium als persona non grata betrachten, denn Sie mischen sich eindeutig in innere Angelegenheiten ein, für die Sie kein demokratisch von den hier lebenden Menschen ausgestelltes Mandat haben..."

Frau Merkel ist meines Wissens nach seit Ende des 2. Weltkrieges die erste und einzige deutsche Regierungschefin, die in ausländischen Medien mit Hitler-Bart abgebildet wird, weil sie immer öfter für ein wenig schmeichelhaftes Deutschland-Bild in der Welt sorgt und mit ihrer Politik bei den von Nazi-Deutschland unterjochten europäischen Völkern unliebsame Erinnerungen wachruft.

Professor Albrecht Schachtschneider und andere unabhängige deutsche Intellektuelle sehen die demokratische Grundordnung durch eine bürokratische Diktatur aus Brüssel in akuter Gefahr. Für sie ist der Euro schon jetzt gescheitert und Merkel und Schäuble vertreten schon längst nicht mehr das, was die Mehrheit der Bevölkerung wirklich will. Gleichzeitig beklagt Schachtschneider das mangelnde Interesse der breiten Bevölkerung an dieser Entwicklung. Den nachfolgenden Wortmeldungen ist wohl kaum zu widersprechen:

-"Die Masse der Bevölkerung wird erst dann aufwachen, wenn sie merkt, dass ihre Spareinlagen weg sind. Bis dahin funktioniert das System Brot und Spiele noch wie geschmiert für die Initiatoren der Krise."...Heiko Schrang

-"Je länger der Euro existiert, umso höher werden seine Beerdigungskosten. Die europäische Währung ist auf dem besten weg, den Frieden in Europa zu ruinieren und den Kontinent zu spalten."...Marc Faber

-..Die Einheitswährung hat Europa in seine heutige Krise geführt. Eine Politik, die glaubt, ökonomische Gesetze ignorieren zu können, ist zum Scheitern verurteilt."...Prof Dr Wilhelm Hankel

-,.Die Politik hängt derart an diesem Fantasieprojekt, dass sie es vor sich her trägt wie ein Dogma' koste es was es wolle. Es wird unendliches Leid über Europa gebracht. Die Krise wirkt fast so wie ein Krieg. Sie zerstört wirtschaftliche Strukturen, Unternehmen und Existenzen' Hier spielt sich ein Drama ab."...Felix Zulauf

-Die Euro-Rettung bindet Deutschland an einen Leichnam.

-Wahlalternative 2013: Wir wollen dem Verhängnis nicht tatenlos seinen Lauf lassen'

Willkommen in der Realität vom 3.Februar 2013 beschreibt die EU und die Euro-Rettung so:
,,Das Projekt der Europäischen Union, gestartet als eine Freihandelszone zwischen souveränen Staaten, welche die Völker mit gemeinsamer abendländischer Kultur versöhnen sollte, ist zu einem riesigen stinkenden Scheißhaufen geworden. Das Ausmisten dieser Auguren-Ställe ist wirklich eine Herkules-Aufgabe. Leider gibt es im Land der Dichter, Denker und Wissenschaftler keine wahre Opposition gegen den Widersinn der europäischen Zentraldiktatur... Parteiübergreifend gibt man sich der Euro-Rettung hin. Nur der britische Premier stemmt sich gegen diese erdrückende Politik..."

David Cameron hat am 3O.Januar in seiner mit Spannung erwarteten Rede angekündigt, im Falle seiner Wiederwahl die Briten selbst über ihr Schicksal innerhalb und außerhalb der EU per Referendum abstimmen zu lassen - ein demokratischer Akt, den Merkel, Schäuble & Co aus gutem Grund wie der Teufel das Weihwasser fürchten'. Diese Rede reflektiert beispielhaft die Meinung eines großen Teils der europäischen Bevölkerung, die sich von den undemokratischen Entscheidungen der EU übergangen fühlen und keine Chance haben, sich gegen diesen zentralistischen Super-Staat zu wehren' Nach dem Erstarken ernst zu nehmender Widerstände in Großbritannien, Italien und Österreich schlagen nun auch Intellektuelle in den Niederlanden Alarm und wollen durch eine Unterschriften-Aktion ein EU-Referendum herbeiführen.

Auch der Regierungschef der Niederlande, Mark Rutte, macht sich laut DIE WELT vom 2.Februar 2013 für das Recht auf Austritt aus den europäischen Institutionen und Verträgen stark. Erst kürzlich hatte er beim Weltwirtschaftsforum Davos gesagt, die EU dürfe nicht wie das ,,Hotel California aus dem gleichnamigen Song der Band "The Eagles" werden: Also zu einem Ort, an dem man jederzeit auschecken, den man aber nie verlassen kann". Überall in Europa wächst der Unmut und der Widerstand gegen die selbstherrliche Obrigkeit der
EU-Regenten, die über die Köpfe der Bürgerlnnen Europas undemokratisch schalten und walten.

Südeuropäische Staaten, allen voran Griechenland, werden mittels der Unterwerfung unter die Euro-Währung ausgeblutet und gedemütigt. Sparen bis zur Armut in den wirtschaftlich schwächeren EU-Ländern, Verschuldung der Bürgerlnnen in den wirtschaftlich stärkeren EU-Ländern. Wie lange und wie schlimm soll die Verarmung der griechischen Bevölkerung noch andauern?

Der Geldtransfer von Nord nach Süd ist allen Verdummungsbemühungen der Regierungen und Konzermedien zum Trotz nichts anderes als der Geldtransfer aus den Taschen aller Eu-Bürgerlnnen in die Taschen der Hochfinanz.

Tv-orange schrieb am l.Februar 2013:
,,Die politische Obrigkeit der EU-Kommission, des Rates und der EZB sind nicht demokratisch legitimiert und das EU-Parlament hat so gut wie nichts zu sagen. Die EU-Obrigkeiten setzen das Spiel fort, das Napoleon mit der Herrschaft über Europa und Hitler mit der Unterwerfung ganz Europas begonnen hatten. Diktatoren und Verbrecher sind gescheitert und auch der Kurs der heutigen EU-Obrigkeiten wird scheitern. Denn es ist nur eine andere Form, der Inhalt des Vorhabens ist der gleiche. Doch warten wir nicht, bis dieser totalitäre Geist erneut in kriegerische Feindschaft endet. Deshalb gilt es in allen EU-Ländern rechtzeitig den Widerstand gegen selbstherrliche EU-Obrigkeit aufzunehmen.

Alle Bürgerlnnen der EU aus allen Nationalstaaten Europas gemeinsam gegen die Obrigkeitsmentalität - gegen EU-Diktat und Hochfinanz !

Der 87jährige berühmte griechische Komponist, Schriftsteller und Politiker Mikis Theodorakis hatte sich bereits am l2.Februar 2012 mit seinem aufrüttelnden Offenen Brief ,,An die
Internationale Öffentliche Meinung - Die Wahrheit über Griechenland" gewandt, den jeder, der sich heute zur Lage Griechenlands äußert, gelesen haben sollte (http://tv-oranee.de/2012l02lmikistheodorakis-schreibt-an-die -Buerger-Europas/)

Auf Initiative von Tony Benn, Politiker aus Großbritannien sowie Mikes Theodorakis und Manolis Glezos aus Griechenland entstand eine Europäische Koalition des Widerstands, zu der Theodorakis und Glezos erklären: ,,Es besteht der dringende Bedarf an unmittelbarer Koordinierung aller Aktionen von Intellektuellen, Künstlern und Künstlerinnen, spontanen Bewegungen, sozialen Kräften und Persönlichkeiten, die die Bedeutung der Lage erkennen. Wir müssen eine mächtige Widerstandsfront gegen das nahende 'totalitäre Empire der
Globalisierung' aufstellen. Bevor es zu spät ist ! Jeder kann diese Initiative unterstützen."

Die 4-Punkte- Initiative der Koalition des Widerstands, die im Offenen Brief von Theodorakis und Glezos mit einem ,,Gemeinsamen Appell für die Rettung der Völker Europas" konkretisiert ist, wurde am 18.Oktober 2012 in der britischen Zeitung Guardian veröffentlicht und bisher über 3000 Mal unterzeichnet, unter anderem von zahlreichen Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur sowie europäischen Vertretern von Linksbündnissen und Gewerkschaften. (http://koalition-des-widerstands.de)

Reihen auch wir uns ein in eine mächtige Widerstandsfront gegen das nahende ,,totale Empire der Globalisierung" !

Hans Fricke ist Autor des 2010 im GNN-Verlag erschienenen Buches ,,Eine feine Gesellschaft" - Jubiläumsjahre und ihre Tücken- 1949 bis 2010, 250 Seiten, Preis 15.00 Euro, ISBN
978-3-89819-341-2



Die Existenz der Tafeln selbst ist der Skandal: Menschen in diesem Land haben nicht genug um sich selbst zu versorgen, selbst wenn sie arbeiten (working poor)

Tafeln sind weder sozial noch nachhaltig

 
[via spreezeitung.de]
 
http://www.spreezeitung.de/5689/tafeln-sind-weder-sozial-noch-nachhaltig/#sthash.GIrDDcRn.dpuf

Die Tafelbewegung wurde hierzulande vor zwanzig Jahren eingeführt. Inzwischen bereichern 900 Tafeln die soziale Landschaft, doch sind sie tatsächlich sozial?

Wir haben nachgefragt.

 

Vor wenigen Tagen feierten die Tafeln in Deutschland ihr 20-jähriges Bestehen. Einst aus den Vereinigten Staaten zu uns hinübergeschwappt, versorgt diese soziale Bewegung Bedürftige mit „überschüssigen, aber qualitativ einwandfreien Lebensmitteln". Was sich anhört, wie ein funktionsfähiges Hilfe-System zur Linderung von Not und Armut lässt sich durchaus auch kritisch betrachten. Wir haben nachgefragt. Im Gespräch mit Prof. Dr. Stefan Selke, Professor für Soziologie an der Fakultät „Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft" der Hochschule Furtwangen University im Schwarzwald.

Herr Professor Selke, 20 Jahre „Tafelbewegung" in Deutschland – gibt es Anlass zum Feiern?

Aus meiner Sicht sicher nicht. Tafeln sind eine kurzfristige Erleichterung. Aber Tafeln sind nicht angenehm, höchstens hinnehmbar. Das dort Erhaltene wiegt oft das dort Erlebte nicht auf. Die Existenz der Tafeln selbst ist der Skandal: Menschen in diesem Land haben nicht genug, um sich selbst zu versorgen, selbst wenn sie arbeiten (working poor).

Langfristig ändern Tafeln nichts an den Ursachen von Armut mitten im Reichtum. Und damit sichern sie sich ihre eigene Existenz – dies gilt es anlässlich des ‚Jubiläums' zu überdenken. Die Tafeln trifft dafür aber keine Schuld. Sie verweisen auf das Versagen der Politik, die „Armut made in Germany" produziert und dann in ein Freiwilligensystem exportiert. 20 Jahre sind der Beweis dafür, dass man mit Schirmherrschaften für Tafeln und Freiwilligenmanagement Armut nicht sozial nachhaltig bekämpfen kann.

Werden hier zwei Problematiken zusammengeführt (Entsorgung noch brauchbarer Lebensmittel sowie die Nöte von Bürgern in prekärer Situation), in der Hoffnung, das eine Problem könne das andere aus der Welt schaffen?

Auffallend ist die Modifikation der zentralen Legitimationsfigur der Tafeln innerhalb einer großen Allianz der Lebensmittelretter. Von der frühen Figur einer sozialen Strategie (Hilfe für Wohnungslose) haben sich die Tafeln verabschiedet und setzen verstärkt auf eine ökologische Strategie, innerhalb derer sie sich als Umweltbewegung stilisieren. Problematisch ist, dass diese Legitimation auf falschen Annahmen und einer problematischen Verknüpfung von zwei nicht miteinander verbundenen Phänomenen basiert. Inzwischen konnte belegt werden, dass es durchaus keine alarmierende Lebensmittelverschwendung gibt, wie immer wieder behauptet wird. Auch lässt sich Armut nicht ursächlich durch Lebensmittelspenden abschaffen. Eine Reduzierung der Überflussmenge bei Lebensmitteln führt überhaupt nicht zu einer Senkung der Armutsquote. Die Tafelbewegung basiert also auf einer fragilen Grundannahme. Die für die Lebensmittelindustrie imagefördernde und kostensparende Entsorgung der Überschüsse durch die Tafeln löst aber weder das Überschuss- noch das Armutsproblem ursächlich.

Sie sind als Kritiker der Tafelbewegung bekannt. Worin liegt Ihrer Ansicht nach das Hauptproblem dieser Form der Hilfestellung?

Tafeln sind weder sozial noch nachhaltig, auch wenn sie mit solchen Etiketten versehen werden. Tafeln sind vielmehr Ausdruck eines schleichenden kulturellen Wandels. Sie sind ein Beispiel für sog. ‚Shifting Baselines', d.h. sich langsam verändernder Orientierungsrahmen. Sie zeigen, wie sich der kulturelle Rahmen dauernd und in derart kleinen Schritten verändert, dass dies meist unterhalb der Wahrnehmungsschwelle bleibt. Innerhalb der Tafelbewegung passen sich Werthaltungen und Standards flexibel der Praxis des eigenen (Nicht-)Handelns an. So kommt es immer wieder zu kollektiven Versäumnissen, die langfristig Folgen nach sich ziehen. Erstens ist für diese schleichenden Veränderungen die unhinterfragte Annahme von Sachzwängen verantwortlich. Diese vereiteln das Denken in Alternativen und ziehen eine Akzeptanz von Tafeln als Vereinfachungs- und Entlastungsstrategien nach sich. Zweitens werden schleichende Veränderungen durch gruppendynamische Prozesse stabilisiert.

Die eigene Wahrnehmung wird immer wieder mit ähnlich denkenden Personen abgeglichen. Es verwundert daher nicht, dass sich rund um die Tafelbewegung „Überzeugungsgemeinschaften" herausgebildet haben, die sich wechselseitig in ihren Ansichten bestätigen. Und diese Hauptansicht lautet (aus meiner Sicht): Es ist heute einfacher (und besser) öffentliche Akzeptanz für symbolische Armutslinderung zu erhalten, als Legitimation für echte (d.h. nachhaltige) Armutsbekämpfung. Oder anders: Engagementpolitik ist Engagement statt Politik.

Lassen sich weitere ggf. bedenkliche Nebeneffekte analysieren, die sich aus der Tafelbewegung ergeben?

Die Shifting Baselines, die ich gegenwärtig beobachte, beziehen sich auf viele Dimensionen: Grenzen der Erträglichkeit ändern sich (Stichwort: Pferdelasagne für Arme), Sichtweisen auf Armut ändern (… gut aufgehoben bei Tafeln), gesellschaftliches Engagement wird umgedeutet (CSR statt Steuern zahlen), politische Verantwortung ebenso (Schirmherrschaften und Kampagnen statt Programme). Diese Liste lässt sich fortsetzen…

Ist es heikel, sich kritisch zu den Tafeln zu äußern oder werden Ihre Einwände von den Akteuren und Befürwortern der Tafeln mit Bedacht wahrgenommen?

Ich erhalte Droh- und Schmähbriefe und Mails – es ist also nicht gerade angenehm, Tafeln zu kritisieren. Whistleblower versorgen mich mit Fakten über die internen Beleidigungen, die über mich kursieren. Dabei hat wohl kaum einer, der so schreibt und denkt, gelesen, was ich sage. Ein beliebtes Missverständnis ist auch, von einem 2-Minuten-Statement im Fernsehen auf den Differenzierungsgrad meiner Kritik zu schließen. Neben der ausgeprägten Intellektuellenfeindlichkeit gibt es viele „beleidigte Selbstbilder" – nicht überall, aber bei einigen Entscheidern. Umgekehrt erhalte ich immer wieder motivierende Mails und Zusprache von Armutsbetroffenen, die sich verstanden und vertreten fühlen.

Sehen sich Politiker möglicherweise durch die Tafelbewegung der Pflicht enthoben, sich um überfällige Grundsicherungsfragen jenseits der Hartz-Gesetzgebung zu bemühen?

Das ist das klassische Argument der Vertreter der Postdemokratie. Ich sehe das genauso. Im Armutsbericht von Rheinland-Pfalz wurde Hartz IV eine „staatlich verordnete Unterversorgung" genannt. Tafeln sind sehr fleißig darin, diese Versorgungslücke zu füllen. Und dabei natürlich „Druck aus dem System zu nehmen" – das sage nicht ich, das sagte selbst Sabine Werth, die Gründerin der ersten Tafel in Deutschland.

Einerseits zählt Deutschland zu den reichsten Ländern der Welt, anderseits wird zunehmende Armut immer sichtbarer. Wo liegen die politischen Defizite?

Das ist eine Frage, die weit über das Thema Tafeln hinausgeht. Zunächst verweist das auf die neue Armutsökonomie. Tafeln profitieren aufgrund ihrer sozialen Erwünschtheit und dem „gefühlten Erfolg" von steigenden Imagegewinnen, die sie innerhalb eines armutsökonomischen Marktes an Industriepartner und Sponsoren weitergeben. Sie passen zudem perfekt in die holzschnittartige Logik einer Medienlandschaft, die in personifizierbaren „Helden des Alltags" einen Gegenpol zu Krisenerscheinungen sucht und findet. Die Unternehmen sind dann die kollektiven Helden, die ihrer gesellschaftlichen Verantwortung durch Unterstützung der Tafeln gerecht werden.

Was damit verschwiegen wird ist die Tatsache, dass die Unternehmen an anderen (kostspieligen) Stellen, sich gerade vor genau dieser Verantwortung drücken. Armutsökonomie bedeutet, Armut wird eine Ware von der Dritte profitieren, die das dann als Engagement ausgeben können. Die politischen Defizite liegen dort, wo mit Selbstverständlichkeitsunterstellungen operiert wird, Tafeln einfach als Erfolg deklariert werden oder Antworten auf Anfragen an die Bundesregierung ins Leere laufen. Wir wissen nicht, was Tafeln langfristig mit Menschen machen, Tafeln sind kein Thema im Armuts- und Reichtumsbericht. Das alles sind Defizite. Aber das größte Defizit ist sicher die Problemverlagerung selbst. Statt Armut zu bekämpfen wird Armut gelindert – in einer Gesellschaft des Spektakels.

Tragen die „Hartz-IV"-Gesetzgebungen zu der bedenklichen Armutsentwicklung in Deutschland bei und falls ja, in welchem Maße?

Bedenklich ist für mich die Koppelung sozialstaatlicher Agenturen und der Freiwilligenagenturen. Konkret: Menschen, die Hartz beziehen, werden vom Jobcenter an die Tafel verwiesen. Bei Kürzungen ebenso. Das ist scheinbar so selbstverständlich – genau das ist der Skandal. Wo hören hohheitliche Verpflichtungen des Staates auf und wo beginnt freiwilliges Engagement? Eine Gesellschaft, die Engagement als Steuerungsgröße in ihre Politik einbaut, macht sich an ihren schwächsten BürgerInnen schuldig. Das ist genau der Rückfall in die Vormoderne.

Es gibt inzwischen Forderungen nach einem bedingungslosen Grundeinkommen (BGE). Sehen Sie darin eine Chance, die Armutsproblematiken in den Griff zu bekommen?

Das Thema BGE überfordert mich maßlos, das gebe ich gerne zu. Viele Konzepte, viel Unvergleichbares. Aber: Dort wo es um die Autonomie des Bürgers geht, bin ich dabei. Deswegen habe ich das „Kritische Aktionsbündnis 20 Jahre Tafeln" (http://aktionsbuendnis20.de/) gegründet. Als Mitbegründer des „Kritischen Aktionsbündnisses 20 Jahre Tafeln" trete ich ein für eine „armutsvermeidende, existenzsichernde und bedarfsgerechte Mindestsicherung". Sie soll der Garant für ein selbstbestimmtes, menschenwürdiges und beschämungsfreies Leben" sein. Das Ziel ist für mich eine politisch gewollte Verknüpfung von echten Nachhaltigkeitskriterien, den vielen inspirierenden Modellen alternativer Ökonomie und der Praxis der Tafeln. Und da gehört das BGE dazu.

Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass ein solches Grundeinkommen innerhalb eines überschaubaren Zeitraums realisiert werden kann?

Eine Frage, die jeden überfordert. Ich wäre schon froh, wenn es endlich eine politisch gewollte Beschäftigung mit den Tafeln gäbe – außerhalb der affirmativen Überzeugungszirkel. Und da sollten auch Befürworter des BGE mit am Tisch sitzen.

Das Interview führte Ursula Pidun




--->>> die Tafeln sind zu einem System geworden. Sie sind weder eine soziale noch eine ökologische Bewegung

 
 

Die Würde des Menschen ist unauffindbar

von Stefan Selke
 
[via heise.de]
 
 
 
 

Zur Reise eines öffentlichen Soziologen durch das Land der Tafeln und Suppenküchen

Was haben der Genfer See, Castrop-Rauxel, ein Sammellager für Asylbewerber in Bayern, eine Suppenküche in Thüringen und ein Sozialkaufhaus an der belgischen Grenze gemeinsam? Es sind Stationen innerhalb der Entstehungsgeschichte des Buches Schamland - Die Armut mitten unter uns, das am 12. April erscheint.

20 Jahre Tafeln und keine Fakten

Die Entwicklung der Tafeln ist Ausdruck eines schleichenden gesellschaftlichen Wandels. 1993 wurde die erste bundesdeutsche Tafel in Berlin gegründet. Die Adressaten der damals noch "Mahlzeitnothilfen" genannten Einrichtungen waren zunächst wohnungslose Menschen. Erst einige Jahre später gründete sich der Bundesverband Deutsche Tafel e.V., der heute als die Lobbyvertretung der "Markentafeln" gilt.

Schamland beschreibt die Armut in einem der reichsten Länder der Welt. Im Mittelpunkt steht dabei die Tafelbewegung, die gerade ihr 20-jähriges Bestehen feiert. Kaum ein anderes zivilgesellschaftliches Phänomen rückte in den vergangenen Jahrzehnten stärker ins öffentliche Bewusstsein, wobei die Tafelbewegung weitgehend unkritisch gesehen und meist als Erfolg gefeiert wird. Grund genug, einige liebgewonnene Mythen zu hinterfragen.

Die Erforschung der Tafeln erfolgte bislang weitgehend anhand qualitativer Fallstudien. Repräsentative quantitative Strukturdaten fehlen noch immer. Diese Lücke kann von den selbstgemachten "Tafelumfragen" des Bundesverbandes nicht geschlossen werden. Auch wenn der Bundesverband immer wieder eindrucksvolle Zahlen über die Anzahl der Tafelnutzer veröffentlicht - diese Zahlen basieren auf intransparenten Hochrechnungen und dienen eher der Legitimation der Tafelbewegung als der sachgerechten Information der Öffentlichkeit. Diese aber wird immer stärker angezweifelt, denn erste Forschungsprojekte stellen Paradoxien, Dissonanzen und Folgekosten für die Betroffenen und die Gesellschaft insgesamt heraus.

Soziologie im Außendienst

Auch 20 Jahre nach Gründung der ersten Tafel durch Sabine Werth in Berlin sind die Wissenslücken über Tafeln in Medien und Öffentlichkeit noch gravierend. Meist lassen sich Journalisten und Leser von der offiziellen PR-Perspektive abspeisen. Wer sich gegen die affirmative und scheinbar selbstverständliche Sichtweise der Tafeln stellt, muss lernen, dicke Bretter zu bohren. Zudem wird die öffentliche Debatte zumeist aus der Perspektive freiwilliger Helfer und der Anbieter von Tafeln geführt. Immer häufiger fiel mir auf, dass die Menschen, um die es eigentlich geht, keine Stimme haben. Man sprach über sie, nicht mit ihnen.

Als Verfechter einer pluralistischen Gesellschaftsordnung wollte ich diese Definitionshoheit der Tafeln und ihrer Anhänger brechen. Dafür war es unerlässlich, dass ich mich direkt mit den betroffenen Menschen traf - abstraktes Wissen hilft an dieser Stelle nicht weiter. Das war der Beginn meiner "Soziologie im Außendienst", einer Reise in Etappen durch das Land der Tafeln, Sozialkaufhäuser und Suppenküchen. Zwischen 2009 und 2012 reiste ich von Castrop-Rauxel bis nach Berlin, von München bis nach Cuxhaven. Ich besuchte Tafeln, Suppenküchen, Kleiderkammern, Möbelshops, Sozialkaufhäuser und Wärmestuben in vielen Teilen des Landes. In meiner vorlesungsfreien Zeit war ich immer wieder für zwei oder drei Wochen unterwegs, um ein Buch ganz konsequent aus der Perspektive von Armutsbetroffenen zu schreiben.

Erzählerische Wahrheit

Während meiner Reise erkannte ich, dass ich den Anspruch auf Objektivität über Bord werden muss, wenn ich meinen Gesprächspartnern gerecht werden wollte. Ich hörte Lebensgeschichten, die sich in aller Unterschiedlichkeit in einem Punkt glichen: Leben ist nicht das, was man erwartet, sondern das, was passiert. Ich akzeptierte, dass zum Verständnis des Schamlands nicht Realismus, sondern erzählerische Wahrheiten beitragen. Ich erkannte, dass die wesentlichen Fragen und Antworten in dieser Welt nicht an Fakten und Beweisen, sondern an Biografien und Geschichten hängen.

Und diese Geschichten folgen alle einer ähnlichen Dramaturgie: Für viele ist Hartz-IV die existentielle Entlassungsurkunde aus der Mehrheitsgesellschaft. Früher oder später überschreiten sie eine magische Grenze, hinter der sich die Tafeln als vermeintlich letzte Lösung aufdrängen. Gerne werden deshalb Hartz-IV-Empfänger von Behörden auf die Tafeln verwiesen. Doch allein beim Gedanken an eine Tafel legen die meisten einen inneren Schalter um. Das eigene Leben rattert durch die imaginäre Rechenmaschine des sozialen Vergleichs. Am Ende wird ein tristes Ergebnis ausgespuckt: versagt!

Die Tafeln mögen ein logistisches Erfolgsmodell sein, weil sie es schaffen, Lebensmittel von A nach B zu transportieren und auszugeben. Aber trotz all dieser Bemühungen wird konsequent übersehen, dass Tafeln zu einem Symbol des sozialen Abstiegs geworden sind, das den gesellschaftlichen Misserfolg derjenigen schonungslos offenlegt, die bei Tafeln euphemistisch "Kunden" genannt werden. Und diese Menschen überlegen sich dann, was eigentlich mit ihnen passiert ist. Immer wieder hörte ich diese Klage: Wir stehen vor der Tafel, aber wir stehen auch vor dem Abgrund unseres eigenen Lebens.

So haben Tafeln für viele einen bitteren Beigeschmack, denn das dort Erlebte wiegt das Erhaltene nicht auf. Bei Tafeln haben viele das Gefühl, nicht im Mittelpunkt zu stehen, sondern eher im Weg. Tafeln sind schambesetzte Stressräume, in denen um kleinste Gaben konkurriert wird. Sozial ist das alles nicht. Sozial ist etwas, auf das ein Anspruch besteht. Almosen sind, auch bei aller Freundlichkeit und Nettigkeit, gerade nicht sozial. Letztlich sind Tafeln eine wirtschaftliche und politische, aber keine soziale Lösung. Tafeln sind nichts anderes als gesellschaftlich arrangierte Bedürftigkeit. Sie sind Verharmlosungsagenturen, die nicht für Gerechtigkeit sorgen, sondern das Bedürfnis nach Verdrängung bedienen.

Wütende Wissenschaft

Der große Philosoph John Searle bietet eine fast perfekte Anleitung zur Öffentlichen Soziologie: "Wenn du es nicht klar sagen kannst, verstehst du es selbst nicht; und wenn du es im Rahmen öffentlicher Debatten nicht erfolgreich verteidigen kannst, solltest du es nicht veröffentlichen." Das auf meiner Reise Gesehene und Gehörte machte mich zu einem wütenden Wissenschaftler, der die Öffentlichkeit sucht.

Denn mich schmerzte diese fehlgeleitete Energie bei Tafeln. Wenn etwa die Tafel in Singen eine eigene Nudelfabrik aufbaut und damit das Almosensystem verstetigt, anstatt sich überflüssig zu machen. Unsere Demokratie leidet zunehmend unter den Grenzverschiebungen zwischen einer Ökonomie der Schmeichelei und einer Ökonomie des Mitleids. Ich wollte mich aber nicht der scheinbaren Überlegenheit eines normativen Optimismus' beugen, der in freiwilligem Engagement und immer neuen Kampagnen sowie kreativen Marketingideen die allumfassende Lösungsformel für die soziale Frage sieht.

Krisenbewusstsein gehört zum grundlegenden Handwerkzeug eines Soziologen. Dabei mache ich mir - anders als diejenigen, die das sog. Werturteilspostulat naiv auslegen - durchaus die von Max Weber geforderten Gedanken darüber, "wo der denkende Forscher aufhört und der wollende Mensch anfängt". Wie aber schreibt man über Armutserfahrungen zwischen den Polen objektiver Forschung und subjektivem Veränderungswillen?

Aldous Huxley unterschied folgendermaßen: "Die Literatur macht Aussagen über eher private Erfahrungen, die Wissenschaft über intersubjektiv zugängliche Erfahrungen." Wissenschaft versuche in formalisierter Sprache verbindliche Definitionen auszudrücken, Literatur hingegen solle das Unwiederholbare sprachlich artikulieren. Warum aber müssen dies eigentlich immer noch zwei getrennte Sphären sein? Ich wollte auf die polierte Optik überflüssiger Sprachspiele verzichten, um Menschen zu erreichen. Mir ging es darum, die mit Tafeln verbundenen Eigendynamiken des gesellschaftlichen Wandels offen zu legen und in Zeiten grassierender Markttyrannei das Soziale im Interesse der Humanität zu verteidigen. Und das in einer Sprache, die sich an alle richtet.

Der Ethnologe und Schriftsteller Hubert Fichte schreibt in seinen Ketzerischen Bemerkungen für eine neue Wissenschaft vom Menschen: "Die Sprache des wissenschaftlichen Weltbildes hat sich die Welt ähnlich gemacht, und die Verkrüppelung unserer Welt." Dieser Verkrüppelung durch Glasperlenspiele und Fremdwortakrobatik wollte ich nicht länger Vorschub leisten. Ähnlich wie für die Ethnologie gilt auch für meine Herkunftsdisziplin die Frage: Warum verleugnet die Soziologie ihre ästhetischen Möglichkeiten?

Als öffentlicher Soziologe begebe ich mich damit auf eine Gratwanderung. Soziologie öffentlich und für die Öffentlichkeit zu betreiben, ist in letzter Zeit unmodern geworden, trotz einer zarten, aus den USA kommenden, Diskussion über eine "public sociology", die sich (so der Hauptvertreter Michael Burawoy) auch in politische Debatten einmischen solle. Genau das ist der Kern meiner öffentlichen Soziologie, der Drang, mich einzumischen und Haltung zu zeigen. Meine Soziologie ist eine wütende Wissenschaft. Sie nimmt die Sorgen und die Sprache der Menschen ernst. Die Nationale Armutskonferenz forderte in einem Positionspapier, dass Armen eine Stimme gegeben werden müsse. Im Buch Schamland kommen sie zu Wort.

Der Chor der Tafelnutzer

Ich wollte die vielen Gespräche in eine angemessene ästhetische Form bringen und nicht nur für fachwissenschaftliche Interpretationsmodelle nutzen. Ich wusste nur nicht wie. Ich experimentierte und entdeckte das Stilmittel des vielstimmigen Chors, während ich Mozarts Ascanio in Alba hörte (dort singt immer wieder ein Chor).

Von den vielen isolierten "Ichs", die ich persönlich getroffen hatte, ging ich ohne Umwege zum verbindenden "Wir" über. Der dadurch entstandene Chor ist eine Gemeinschaft von Betroffenen. Dieser Chor schildert die sich immer wieder gleichenden Erlebnisse von Tafelnutzern, indem Einzelerfahrungen überlagert, verstärkt und kontrastiert werden. Er setzt sich aus über 500 direkten Zitaten zusammen, die so unverändert wie möglich im "O-Ton" übernommen wurden. Es galt, das subjektive Erleben der Armutsbetroffenen zu objektivieren und zu einem großen Ganzen zu montieren. Oder, wie Walter Kempowski es nannte: "Wind ist nur am Kornfeld darzustellen, nicht am einzelnen Halm."

Kernthesen

Schamland ist ein exemplarischer Blick in den unverstellten Rückspiegel der eigenen Gesellschaft. Es zeigt die Hinterbühne eines reichen Landes aus der Sicht der Menschen, die arm sind inmitten von Reichtum. Die Kernthese des Buches ist, dass Tafeln die Ersatzprogrammatik im sich schleichend auflösenden Sozialstaat sind, das moralische Nadelöhr der Gegenwartsgesellschaft.

So charmant die Tafelidee auf den ersten Blick wirkt, so problematisch sind Tafeln. Sie sind weder sozial noch nachhaltig. Wenn Freiwillige Verantwortung in hoheitlichen Bereichen (Existenzgrundlage, Teilhabe) übernehmen, droht bei den politisch Handelnden der Sorgereflex zu erschlaffen. Durch Freiwilligkeit werden soziale Schutzfunktionen des Staates immer weiter von einer öffentlich-rechtlichen in eine privat-ehrenamtliche Sphäre verlagert. In dieser Sphäre werden Bürgerrechte durch personelle Abhängigkeiten und Schutzgarantien durch Willkür ersetzt.

In den letzten 20 Jahren ist dabei etwas entstanden, das ich übergreifend Armutsökonomie nenne. Armutsökonomien verwalten das Soziale nach ökonomischen Kriterien, nicht nach sozialen. Der armutsökonomische Markt zeichnet sich dadurch aus, dass Dritte dort von der Armut Anderer profitieren und dies als "Engagement" ausweisen können. Tafeln spielen in diesem Markt eine Vorreiterrolle. Sie unterliegen einer Dauersynchronisation zwischen den Interessen der Politik, der Wirtschaft, der Medien sowie ihren eigenen Interessen. Tafeln optimieren ihren Claimholder-Value vor allem zum Nutzen von Unternehmen und deren Corporate-Social-Responsibility-Maßnahmen.

Problematisch ist nur, dass die für die Lebensmittelindustrie imagefördernde und kostensparende Entsorgung von Lebensmittelüberschüssen an Tafeln weder das Überschuss- noch das Armutsproblem ursächlich löst. Die Lebensmittelkonzerne und weitere Unterstützer erkaufen sich mithilfe der liebgewonnenen Tafeln lediglich Ruhe, damit sie ihrem Kerngeschäft, der Gewinnmaximierung, nachgehen können. "Social Washing" in Zeiten inszenierter Solidarität.

Die Tafelbewegung selbst operiert umgekehrt immer mehr nach selbstbezüglichen und marktähnlichen Eigenlogiken. Tafeln schützen sich vor Kritik von außen. Sie verbreiten sich expansiv und monopolitisch. In den 1960ern hieß es bei konkurrierenden Freiwilligen Feuerwehren: "Das ist unser Feuer!" Bei den Tafeln, die sich im "Bundesverband Deutsche Tafel e.V." zusammen gefunden und gegen "wilde Tafeln" anklagen, klingt es ähnlich: "Das sind unsere Armen" (so ein Tafelvertreter auf einer Podiumsdiskussion). Sie nennen es Gebietsschutz.

Insgesamt krankt die Tafelbewegung - in weiten Teilen - an ihrer überheblichen Selbstverabsolutierung innerhalb einer Gesellschaft des Spektakels. Die Helfer sind dabei mit der moralischen Pose ausgestattet, immer das Richtige zu tun; sie werden angetrieben vom Gefühl ihrer eigenen Wichtigkeit und sind vor Kritik geschützt durch ihre Lobby und das Lob aus der Politik. Am Ende wird soziales Engagement zur Sinnsuche, Sozialpolitik zur Show und Bürgerechte werden durch das Surrogat der Almosen ersetzt.

Ach ja, und der Genfer See?

Die Tafeln geraten immer stärker in den Fokus von Menschenrechtsorganisationen. Die Menschenwürde wird durch zahlreiche Erfahrungen bei Tafeln beschädigt - dieses Bild zeigte ich mir auf meiner Reise eindrücklich. Das Menschenrecht auf soziale und kulturelle Teilhabe ist offensichtlich in Deutschland ebenso beschädigt, wenn Bürgerinnen und Bürger mit Sachleistungen abgespeist werden. Almosen sind keine angemessene Kompensation für Rechte.

Im März 2013 hatte ich Gelegenheit auf einem "Side Event" bei der UNO in Genf zu Tafeln und Menschenrechten zu sprechen. Nimmt man eine globale Perspektive ein, so wird die Paradoxie von Armut im Reichtum schlagartig evident. Vertreter der Länder des Südens können nicht verstehen, welche Rückentwicklung in ein vormodernes Almosensystem in den letzten 20 Jahren in Deutschland vor sich ging, während im Süden Armut bekämpft und Teilhabe verbessert wurde. Die Welt steht Kopf.

Wie geht es weiter?

Ein Ende der Tafelbewegung durch geplante Selbstauflösung ist nicht in Sicht. Die immer wieder bemühte Rhetorik von der eigenen "Überflüssigkeit" erweist sich lediglich als Ritual. Praktisch ist vielmehr ein hoher Verstetigungs- und Institutionalisierungsgrad ersichtlich - die Tafeln sind zu einem System geworden. Sie sind weder eine soziale noch eine ökologische Bewegung, auch wenn sie dies auf ihrer Pressekonferenz in Berlin am 23. April verkünden werden. Sie haben kein Ziel, dass auf Veränderung und Transformation zielt, sie setzen lediglich immerzu das Gleiche fort. Sie "retten" Lebensmittel, aber sie bekämpfen keine Armut.

Das "Kritische Aktionsbündnis 20 Jahre Tafeln" verfügt über Veränderungswillen und eine Inklusionsformel, die von immer mehr Menschen als attraktiv eingestuft wird. Immer mehr Betroffenenverbände, Armutsnetzwerke, Wohlfahrtsverbände, Menschenrechtsorganisationen und kritische Beobachter treten dem im Frühjahr 2012 gegründeten Bündnis bei. Die Liste der Unterstützer wächst. Unter dem Motto "ARMGESPEIST - 20 Jahre Tafeln sind genug!" fordert das (von mir im Kontext meiner Öffentlichen Soziologie mitbegründete) Aktionsbündnis eine aktive Rolle des Staates in der Armutsbekämpfung anstatt weiterhin Ehrenamtliche als "freiwillige Armenverwaltung" zu instrumentalisieren.

Der Boom der Tafeln zeigt, dass das soziokulturelle Existenzminimum mit der derzeitigen Mindestsicherung (ALG II/Grundsicherung) nicht gedeckt ist. Daher fordert das Bündnis eine armutsvermeidende, existenzsichernde und bedarfsgerechte Mindestsicherung, die soziale und kulturelle Teilhabe ermöglicht und sich an der Lebenswelt und den Bedürfnissen der Betroffenen orientiert.

Das Aktionsbündnis integriert dabei neue Formen öffentlicher Soziologie. Die Kernkritik wurde im Stil von Culture Jamming in drei kurzen Videoclips komprimiert, die zusammen mit Studierenden der Fakultät Digitale Medien der Hochschule Furtwangen produziert wurden.

Der erste Clip "20 Jahre Tafeln sind genug" thematisiert die Instrumentalisierung der Ehrenamtlichen durch die Politik.

Der zweite Clip "Sozialstaat statt Almosen" zeigt, dass soziale Gerechtigkeit zu besserem Schlaf führt.

Und der dritte Clip "Armut bekämpfen statt Armut lindern" fasst das Problem der Tafeln, den schleichenden Ersatz von Bürgerrechten, noch einmal zusammen.

Das Bündnis veranstaltet vom 26.-28. April 2013 ein Aktionswochenende in Berlin. Geboten wird ein Programm, bestehend aus einer Protestaktion am Brandenburger Tor, einer Podiumsdiskussion mit Prominenten, einer Stadtrundfahrt zur Berliner Armutsindustrie, Kabarett, Theater. Am Samstag, den 27. April findet um 17:30 eine Lesung zum Buch Schamland. Die Armut mitten unter uns" statt. Hier kann man schon mal reinlesen.

Prof. Dr. Stefan Selke ist Soziologe und vertritt das Lehr- und Forschungsgebiet "Gesellschaftlicher Wandel" an der Hochschule Furtwangen. Er leitet u.a. das Forschungsprojekt "Tafel-Monitor" und ist Mitbegründer des Kritischen Aktionsbündnisses 20 Jahre Tafeln.




Montag, 16. November 2015

--->>> Je größer die Armut wird, umso hartnäckiger das Leugnen derer, die ihren Reichtum oder ihre Macht bedroht sehen [lesenswert]

 
 

 

Armut kann man nicht skandalisieren,

Armut ist der Skandal

Verantwortlich:

[via nachdenkseiten.de]

http://www.nachdenkseiten.de/?p=28754

 

»Zerrbild«[1], »Etikettenschwindel«[2], »Horrorstudie«[3], »Panische Überzeichnung« und »Skandalisierung«[4]. So rauschte es im Februar und März 2015 durch den konservativ-liberalen und neoliberalen Blätterwald. Was war passiert? Eigentlich nichts Besonderes. Der Paritätische hatte wieder mal seinen Armutsbericht vorgestellt. Das tut er jedes Jahr. Nur waren seine Befunde dieses Mal besonders schlecht: Mit einer Armutsquote von 15,5 Prozent war in Deutschland ein trauriger historischer Rekord erreicht.

Seit 2006 zeigten die Armutsquoten darüber hinaus einen klaren Aufwärtstrend, auch darauf wies der Verband hin. Und noch nie war Deutschland auch regional so zwischen Arm und Reich zerklüftet wie derzeit.[5]

Von Ulrich Schneider.

Ulrich Schneider - Kampf um die Armut

Gern gehört wurde das nicht. Die Kommentatoren in FAZ, Welt[6], Zeit oder Focus Online bis hin zur Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung[7] oder der Neuen Zürcher Zeitung[8] überschlugen sich geradezu in ihrem Bemühen, den Bericht als aufgebauscht, überzogen, realitätsfern oder schlicht falsch zu attackieren. Deutschland habe einen Sozialstaat, der nicht schlecht geredet werden dürfe. Gut gehe es den meisten heutzutage. Früher hatten alle viel weniger. Und überhaupt: Wer Armut tatsächlich kennen lernen wolle, sollte doch mal über Deutschlands Grenzen hinaus schauen … so weit, so üblich.

Es waren die erwartbaren Reaktionen von neoliberaler Seite. Als solche nicht neu. Bereits bei der Vorlage des allerersten Armutsberichts des Paritätischen 1989[9] begann sich dieses Muster einzuschleifen. Damals hatte der Verband 3,1 Millionen Sozialhilfebezieher als arm bezeichnet. Rigorose Zurückweisung seitens der Bundesregierung: In Deutschland gebe es kein Armutsproblem, hieß es damals schon, die Sozialhilfe verhindere sie ja gerade. Von Armut könne man bestenfalls dann sprechen, wenn jemand trotz Bedürftigkeit keine Sozialhilfe beantrage; ein Betriebsunfall sozusagen, aber kein Massenphänomen.[10] Verwiesen wurde auch damals schon auf das Elend in Kalkutta, und wir wurden gemahnt, stolz zu sein auf unseren Sozialstaat, der einem Sozialhilfebezieher einen höheren Lebensstandard beschere als einem Facharbeiter in der UdSSR.[11] Die Kritik war damals allerdings noch sehr viel moderater, nachdenklicher, ruhiger und dem Thema zugewandter. Es folgten Armutsberichte in den Jahren 1994[12] und 2000[13], zusammen mit dem DGB und der Hans-Böckler-Stiftung. 2009 legte der Verband seinen Armutsatlas vor, die erste Aufbereitung der Daten des Statistischen Bundesamtes für Regionen.[14] Und seit 2011 erscheinen die Berichte jährlich.[15]

Bezeichnend an dieser Auseinandersetzung: Je reicher Deutschland im Laufe der Jahre wurde, je weiter allerdings auch die Einkommens- und Vermögensschere sich öffnete, desto rigoroser wurde Armut geleugnet, desto aggressiver wurden jene attackiert, die die schlechte Botschaft von der Armut in diesem reichen Deutschland überbrachten, und desto apodiktischer wurde ihnen praktisch das Recht abgesprochen, jenseits von Obdachlosigkeit oder anderen extremen Erscheinungsformen der Not überhaupt von Armut zu sprechen. Der Paritätische hat dazu im Laufe der Jahrzehnte reichlich Erfahrung sammeln dürfen. Im Rückblick gewinnt man den Eindruck: So wie der Protest in Deutschland anschwoll gegen eine zunehmende Armut und ungerechte Ungleichverteilung und die Rufe nach einer solidarischen Steuer- und Finanzpolitik immer lauter wurden, so wuchs in gleichem Maße auch der Widerstand derer, die dabei etwas zu verlieren haben.[16]

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch „Kampf um die Armut. Von echten Nöten und neoliberalen Mythen", das heute erscheint. Je größer die Armut wird, umso hartnäckiger das Leugnen derer, die ihren Reichtum oder ihre Macht bedroht sehen und umso härter ihre Schläge gegen alle, die sich mit der sozialen Spaltung in Deutschland nicht abfinden wollen. Ulrich Schneider, Christoph Butterwegge, Stefan Sell, Friedhelm Hengsbach und Rudolf Martens sagen in diesem Buch dem neoliberalen Mainstream den Kampf an und liefern ein Plädoyer gegen Ausgrenzung und für eine Gesellschaft, die keinen zurücklässt.

Furor, gefühlte Realität und absolute Armut

Auf die sich stets wiederholenden neoliberalen Empörungsrituale, kaum dass der Paritätische seinen Armutsbericht vorgestellt hat, darf man sich verlassen. Überraschend kamen sie also auch 2015 nicht. Neu waren allerdings der Furor und die Aggressivität, mit der die Angriffe in der Presse geführt wurden. »Irreführung«[17] war noch der geringste der Vorwürfe, die dem Verband gemacht wurden. Von ungerechtfertigter Skandalisierung und Alarmismus[18] war die Rede, mancher Kommentar wirkte geradezu wütend.[19] Es ging gar nicht mehr um die Auseinandersetzung mit einem Konzept und mit Statistiken, sondern ganz offenkundig darum, den Paritätischen selbst zu diskreditieren, seine Reputation anzugreifen und seine Glaubwürdigkeit öffentlich anzuzweifeln. Heribert Prantl, Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, Kenner der Medienlandschaft und scharfer Beobachter der gesellschaftspolitischen Vorgänge in Deutschland, brachte es in einem Kommentar sehr schnell auf den Punkt: »Die Armutsdebatte ist eine hochpolitische Glaubwürdigkeitsdebatte. Sie wird ausgetragen zwischen denen, die die Armut in Deutschland für ein aufgeblasenes Schreckensszenario halten, und denen, die die Realität aus täglicher Arbeit kennen.«[20]

Und so wurden manche Blätter in ihrem Bemühen, die Reputation des Paritätischen anzugreifen, auch sehr schnell sehr massiv. Als »Schwindel« bezeichnete die Zeit den Armutsbericht, Schummelei warf sie den Autoren vor.[21] Von statistischen Tricks und »Zahlentricksern«[22] war auch in der FAZ und bei Focus Online[23] zu lesen. Es ginge dem Verband (mehr oder weniger) um seinen »Geschäftszweck«, hieß es in der Süddeutschen. Es ginge darum, die »eigene Bedeutung in den Vordergrund zu rücken«, konnte man bei Focus Online lesen.[24] »Ein Wohlfahrtsverband lebt von der Armut«, glaubte auch das Zeit-Magazin aufklären zu müssen, freilich nicht ohne den zuckersüßen Zusatz, dass man das natürlich nicht abwertend meine.[25]

Selbst vor persönlichen Attacken glaubte man keinen Halt mehr machen zu dürfen in diesem Kampf um Glaubwürdigkeit und Diskreditierung: »Schneider, der Aufschneider«, legte die FAZ vor. Der »Armutslobbyist Schneider« verstehe einfach nicht, welchen »Unsinn« er verbreite, er »müsste mal dringend Urlaub machen, um den Kopf frei zu bekommen«, pöbelten Focus Online und Zeit-Magazin herum.[26] Das war in der Tat eine ganz neue Qualität.

Diese Aggression paarte sich mit dem offensichtlichen Widerwillen, sich mit den Ergebnissen und Fakten des Armutsberichtes überhaupt auseinandersetzen zu müssen. Man will schlicht nichts mehr hören von Armut. Von einem absurden Konzept mit entsprechend absurden Rechenergebnissen war von FAZ über Focus Online bis Welt zu lesen, und dass dieser Ansatz nichts mehr mit der Realität in der reichen Bundesrepublik zu tun habe. »Deutschland rechnet sich arm«, titelte auch die Neue Zürcher Zeitung.[27]

Der relativen Einkommensarmut wurde brachial die rigorose Verneinung einer jeglichen Armut gegenübergestellt, die im Alltag der Mehrheit der Bevölkerung nicht so offensichtlich ist, die nicht in extremen Formen ihren Ausdruck findet und die nicht längst überwunden geglaubte Klischees zu bedienen in der Lage ist. Der empirisch fundierten wurde frech eine »gefühlte Realität«[28] entgegengesetzt gemäß dem Motto: Was ich nicht sehe und fühle, gibt es auch nicht. Wer mit dem Rad durch Mecklenburg-Vorpommern radele, so führte Guido Bohsem in der Süddeutschen Zeitung seinen persönlichen Armutsbegriff aus, müsse feststellen, dass dort die Radwege »besser in Schuss« seien als »manche Autobahn-Brücke« in Westdeutschland. Es glänzten Innenstädte, die Dörfer seien »rausgeputzt« und die Vorgärten gepflegt. Vor den Häusern stünden Mittelklassewagen, weiß Bohsem von seiner Radtour zu berichten. Ein »Zerrbild der Wirklichkeit« zeichne, wer sich bei der Bestimmung und Messung von Armut nicht auf Pfandflaschensammler, Bettler oder Obdachlose beschränke, so muss man ihn verstehen. Armut ist ausschließlich offensichtliche Armut.

Bohsems »gefühlte Realität« erinnert an einen Schreiberling, der aus seiner warmen Schreibstube in die kalte Winterlandschaft hinausschaut, das Außenthermometer erblickt und erklärt, die null Grad, die es anzeige, könnten nicht stimmen. Die Sonne scheine und ihm sei angenehm warm. Parallelwelten nennt man das wohl. Subjektive Wahrnehmungen und Gefühle, sogar Lebenserinnerungen werden dem Versuch entgegengesetzt, Einkommensdiskrepanzen zu messen und damit die Größe jener Gruppe in Deutschland zu erfassen, die nicht teilhaben kann an »der allgemeinen Lebensweise« in dieser Republik.[29]

Das ist der offenkundige Versuch, Armut wieder auf ein absolutes Maß zu reduzieren, sogar auf pure physisch-existentielle Not, auf extreme Deprivation: »Wer Ulrich Schneider zuhört«, so war nach der Präsentation des Paritätischen Armutsberichtes in der Welt zu lesen, »glaubt sich in einem anderen, fremden Land. In einem Land, in dem die alleinerziehenden Mütter mit ihren Kindern unter Brücken schlafen müssen und in dem die Rentner bettelnd durch die Straßen ziehen.«[30] Die nur notdürftig kaschierte Botschaft hinter der Polemik: Da Alleinerziehende in Deutschland offenkundig noch nicht unter Brücken schlafen müssen und Rentner in aller Regel nicht bettelnd durch die Straßen ziehen, gibt es offensichtlich auch keine Armut in Deutschland.

Kolja Rudzio sieht das ähnlich, wenn er kritisiert, »dass die Armut, so wie sie hier gemessen wird, wenig mit dem gemein hat, was die meisten Menschen darunter verstehen«. So schreibt er in der Zeit. »Die meisten Menschen denken bei Armut an Pfandflaschensammler, Bettler und Obdachlose.« Die Daten des Statistischen Bundesamtes zeichneten dem gegenüber ein »Zerrbild der Wirklichkeit«.[31] Auch dieser Kommentar lässt sich in seiner subtilen sprachlichen Wirkung gar nicht anders interpretieren: Armut wird offensichtlich nur dann unverzerrt dargestellt, wenn man sich auf Pfandflaschensammler, Bettler und Obdachlose beschränkt.

Es ist »eine schon mehr als merkwürdige Verirrung in längst vergessen geglaubte frühe Phasen der Armutsforschung«, stellt der renommierte Sozialwissenschaftler und Volkswirt Stefan Sell zu recht fest[32], um dann sarkastisch zu fragen: »Stehen wir vor einer Renaissance der ›veterinärmedizinisch‹ fundierten Armutsforschung?«[33] Es ist in der Tat ein Rückfall auf einen absoluten Armutsbegriff, den wir längst hinter uns glaubten und der Armut erst dann konstatiert, wenn die Befriedigung ganz elementarer, physischer Grundbedürfnisse zur Disposition steht. Und schlimmer noch: Es ist der Rückfall auf eine Position, die Armut so lange leugnet, wie man ihr irgendwie ausweichen kann. Es ist der Versuch, die Armut wieder auf Elend zu reduzieren.

Es scheinen diejenigen wieder enger zusammenzurücken, denen es gut geht, die erfolgreich sind und die endlich ungestört die vielen wirtschaftlichen und auch sozialpolitischen Erfolge Deutschlands genießen wollen: »Armut ist keine Erfindung der Statistiker«, schrieb Sebastian Balzter in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. »Es ist deshalb eine Schande, dass der Armutsbericht, den der Paritätische Wohlfahrtsverband in dieser Woche vorgelegt hat, genau diesen Eindruck hinterlässt. Nie gab es so viele Erwerbstätige wie heute. Die Löhne steigen dank üppiger Tarifabschlüsse auf breiter Front. Die Unternehmen können sich das leisten, weil sie blendende Geschäfte machen. Der private Konsum kennt kaum noch Grenzen. Trotzdem behauptet der Bericht: ›Es gibt keinen Zweifel: Die Armut in Deutschland ist auf Rekordhoch.‹«[34] Man ist offensichtlich in Feierstimmung und fühlt sich deshalb schlicht »genervt« von den »Armutslobbyisten«, wie sich ein Kommentator auch ganz unverblümt beklagt.[35]

Man will in Ruhe mit seinem Rad durch Mecklenburg-Vorpommern oder sonst wo herumradeln und die schönen Innenstädte und gepflegten Vorgärten genießen, ohne sich zu fragen, wie viele Menschen um einen herum keine Arbeit haben, wie viele Menschen von Hartz IV und Grundsicherung im Alter leben müssen oder wie viele Menschen trotz Arbeit so wenig mit nach Hause bringen, dass sie keinen dieser Mittelklassewagen fahren, über die sich unser radelnder Kommentator so gefreut hat.

Armut »nervt«. Das stimmt. Und nicht nur das: Sie beeinträchtigt das Wohlbefinden ganz gehörig. Armut ist der Stachel im Fleisch unseres Wohlstandes – ganz gleich, ob wir ihn im Sessel oder auf dem Fahrradsattel spüren wollen.

 

[«1] Die Zeit v. 26.2.2015, »Armutsschwindel«

[«2] FAZ v. 21.2.2015, »Armut auf dem Papier«

[«3] Focus Online am 2.4.2015, »Reiche verteufeln, Bedürftige erfinden.Warum die Armutslobbyisten nur noch nerven« (Abfrage 05/2015)

[«4] FAZ v. 27.4.2015, »Die tief zerklüftete Republik«

[«5] Paritätischer Wohlfahrtsverband (Hg.): »Die zerklüftete Republik. Bericht zur regionalen Armutsentwicklung in Deutschland 2014«, von Ricarda Krause, Ulrich Schneider, Gwendolyn Stilling, Christian Woltering, Berlin 2015

[«6] Die Welt v. 19.2.2015, »Die Wahrheit über die Armut in Deutschland«

[«7] Süddeutsche Zeitung v. 21.2.2015, »Falsch berechnet«

[«8] Neue Zürcher Zeitung vom 24.2.2015, »Zweifelhaftes Maß, falsche Rezepte – Deutschland rechnet sich arm«

[«9] Paritätischer Wohlfahrtsverband (Hg.): »›… wessen wir uns schämen müssen in einem reichen Land …‹ Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes für die Bundesrepublik Deutschland«, in: Blätter der Wohlfahrtspflege 11/12/1989

[«10] vgl. die parlamentarische Fragestunde zum Armutsbericht des Paritätischen am 25. April 1999, Deutscher Bundestag: »Protokoll der 206. Sitzung vom 25.4.1999«

[«11] Thomas Linke, »Grund zum Nachdenken«, in: Die Welt v. 10.11.1989

[«12] DGB, Paritätischer Wohlfahrtsverband (Hg.): »Armut in Deutschland«, von Walter Hanesch, Wilhelm Adamy, Rudolf Martens, Doris Rentzsch, Ulrich Schneider, Ursula Schubert, Martin Wißkirchen, Reinbek bei Hamburg 1994

[«13] Hans-Böckler-Stiftung, DGB, Paritätischer Wohlfahrtsverband (Hg.): »Armut und Ungleichheit in Deutschland«, von Walter Hanesch, Peter Krause, Gerhard Bäcker, Michael Maschke, Birgit Otto, Reinbek bei Hamburg 2000

[«14] Paritätischer Wohlfahrtsverband (Hg.): »Unter unseren Verhältnissen… – der erste Armutsatlas für Regionen in Deutschland«, von R. Martens, Berlin 2009

[«15] Paritätischer Wohlfahrtsverband (Hg.): »Von Verhärtungen und neuen Trends. Bericht zur regionalen Armutsentwicklung in Deutschland 2011«, von Ulrich Schneider, Gwendolyn Stilling, Christian Woltering, Berlin 2011; Paritätischer Wohlfahrtsverband (Hg.): »Positive Trends gestoppt, negative Trends beschleunigt. Bericht zur regionalen Armutsentwicklung in Deutschland 2012«, Berlin 2012; Paritätischer Wohlfahrtsverband (Hg.): »Zwischen Wohlstand und Verarmung: Deutschland vor der Zerreißprobe. Bericht zur regionalen Armutsentwicklung in Deutschland 2013«, von Ulrich Schneider, Gwendolyn Stilling, Christian Woltering, Ricarda Krause, Berlin 2013; Paritätischer Wohlfahrtsverband (Hg.): »Die zerklüftete Republik. Bericht zur regionalen Armutsentwicklung in Deutschland 2014«, von Ricarda Krause, Ulrich Schneider, Gwendolyn Stilling, Ulrich Schneider, Berlin 2015

[«16] vgl. zum politischen und publizistischen Widerstand gegen den relativen Armutsbegriff ausführlich die Ausführungen von Christoph Butterwegge in diesem Band

[«17] Süddeutschen Zeitung v. 21.2.2015, »Falsch berechnet«

[«18] FAZ v. 27.4.2015, »Die tief zerklüftete Republik«

[«19] Focus Online v. 2.4.2015, »Reiche verteufeln, Bedürftige erfinden. Warum die Armutslobbyisten nur noch nerven« (Abfrage 05/2015)

[«20] SZ v. 3.4.2015, »Wer in Deutschland arm ist«

[«21] Die Zeit v. 26.2.2015, »Armutsschwindel«

[«22] FAZ v. 21.2.2015, »Arm auf dem Papier«

[«23] Focus Online v. 2.4.2015, »Reiche verteufeln, Bedürftige erfinden. Warum die Armutslobbyisten nur noch nerven«

[«24] Focus Online v. 28.4.2015, »Wächst die Armut wirklich? Kritik an Sozialverbänden« (Abfrage 05/2015)

[«25] vgl. Harald Martenstein: »Über Armutsforscher und Nesthocker«, in: Zeit Magazin Nr. 20/2015

[«26] Focus Online v. 2.4.2015, »Reiche verteufeln, Arme erfinden«; Harald Martenstein: »Über Armutsforscher und Nesthocker«, in: Zeit Magazin Nr. 20/2015,

[«27] Deutschland rechnet sich arm in NZZ (Abfrage 05/2015)

[«28] Süddeutsche Zeitung v. 21.2.2015, »Falsch berechnet«

[«29] Ähnlich auch Georg Cremer in der FAZ v. 27.4.2015: »Die Behauptung, noch nie hätten so viele Menschen hierzulande in Armut gelebt wie heute, suggeriert ein absolutes Maß an Armut und widerspricht der Lebenserfahrung aller, die sich an die materielle Situation in Deutschland in früheren Dekaden erinnern können.«

[«30] Die Welt v. 19.2.2015 unter der Rubrik »Wohlstand«: »Die Wahrheit über die Armut in Deutschland«

[«31] Die Zeit v. 26.2.2015, »Armutsschwindel«

[«32] »Das doppelte Kreuz mit der Armut und der Herkunft: Die (angeblichen) Armutskonstrukteure schlägt man und die Ständegesellschaft 2.0 wird nur angeleuchtet«, Blogeintrag v. 3.4.2015 (Aufruf 05/2015)

[«33] »Die Armut kriegen wir auch noch wegdefiniert. Stehen wir vor einer Renaissance der ›veterinärmedizinisch‹ fundierten Armutsberichterstattung?« Blogeintrag vom 27. März 2015 (Abfrage 05/2015)

[«34] »Armut auf dem Papier«, in: FAS v. 21.2.2015

[«35] Focus Online am 2.4.2015, »Reiche verteufeln, Bedürftige erfinden. Warum die Armutslobbyisten nur noch nerven« (Abfrage 05/2015)