Samstag, 30. Juli 2011

Christ und #Arbeitswelt - #Krieg #in #der #Arbeitswelt? »Einer trage des anderen Last ...«

 


Kirche und Arbeitswelt

Krieg in der Arbeitswelt?

 

[Gottes Wort im Kirchenjahr 2005; Lesejahr A; Heft 1]


 

»Wenn ich die Leute bei einer Routine-Untersuchung nach ihrer Befindlichkeit frage, kommen manchen schon die Tränen«, berichtet eine Werksärztin. Was ist los in der Arbeitswelt, woher kommt diese unendliche Angst?

 

Warum machen sich die Leute oft noch gegenseitig fertig? Kann man denn nicht mehr in Frieden leben und arbeiten?

 

  »Nein«, sagt ein Betriebsrat, »denn bei uns herrscht offener Krieg.« Hört man mal ein wenig hinein ins betriebliche Kauderwelsch, dann verrät schon die Sprache, dass es wie um Leben und Tod geht.

 

Lautstark ist da von Abwehr- oder Übernahmeschlachten die Rede, von Preis- und Handelskriegen. Da werden  Wettbewerber ausgeschaltet und neue Märkte erobert. »Wenn bei einem Konkurrenten der Sargdeckel zuklappt, knallen bei uns die Sektkorken« - ein makabrer Spruch aus einer Stabs-Abteilung.

 

Kein Unternehmen, das momentan nicht neue Strategien entwickelt oder strategische Allianzen schmiedet, will man eine feindliche Übernahme vermeiden.

 

Moderne »Freelancer« - hochspezialisierte IT-Fachleute - ziehen wie einst die Landsknechte übers Land. Alle Beschäftigten haben sich wie stramme Soldaten im Feld zu bewähren. »Wir haben uns neu aufgestellt«, sagen die Manager, »wir sind gut gerüstet«.

 

  Schon diese martialische Sprache verrät: Die Weltwirtschaft ist zum weltweiten Kriegsschauplatz geworden, die Betriebe zu Schlachtfeldern. Über vier Millionen Menschen sind als Arbeitslose schon »außer Gefecht«. Die andern  müde und abgekämpft. Oft schon in jungen Jahren mit nur noch einer Sehnsucht im Herzen, nämlich zu günstigen Konditionen ausgemustert zu werden.

 

  Kann man denn in diesem Kampfgetümmel überleben? Bleibt nichts anderes, als in Deckung zu gehen, sich wegzuducken oder gar selbst mit harten Bandagen um sich zu schlagen? Nein, so wird man seine Haut nicht retten. Wer mobbt, gerät in eine tödliche Spirale und wird bald selbst gemobbt.

 

»Einer trage des anderen Last ...«

 

Paulus gibt seiner Gemeinde bewährte Verhaltensregeln an die Hand (Lesung). Sie atmen den Geist Jesu Christi und sind durchaus auf alle Lebensbereiche übertragbar. »Zurechtweisung« - in betrieblichen Abläufen unverzichtbar - soll im »Geist der Sanftmut« erfolgen.

 

 Damit ist nicht »soft« gemeint, das nimmt ja keiner ernst und gilt eher als Zeichen der Schwäche, als vielmehr Fairness und Korrektheit. Die erlauben deutliche Worte auf dem Hintergrund eigener Fehlerhaftigkeit: »Jeder prüfe sein eigenes Tun«.

 

Vom hohen Ross der Selbstgefälligkeit herab nimmt niemand eine Zurechtweisung an, denn wir alle, ob Kollegen oder Vorgesetzte, sind fehlbar und haben unsere eigene Bürde zu tragen. Wer um seine eigene Schwachheit weiß, wird auch andere »ertragen«. »Richten« steht uns nicht zu (Evangelium).  Wer richtet, wird selbst gerichtet.

 

Höchste Zeit für »Friedensverhandlungen«

 

Ethisches Verhalten lässt - hoffentlich - in einer solch unheilen, konfliktreichen Arbeitswelt überleben. Aber es vermag »sündige Strukturen« nicht zu zerschlagen. Im Zeitalter der Globalisierung sind »Friedensverhandlungen« angezeigt. Solange ausschließlich »Markt und Wettbewerb« weltweit das wirtschaftliche Handeln bestimmen, ist kein Ende des Krieges in Sicht.

 

Diese (zweifellos bewährten) Regulative dürfen niemals »die einzigen« sein, so betonte schon im Jahre 1931 Pius XI. in seinem Rundschreiben »Quadragesimo anno«. Sie sind vielmehr einzubetten in die politische Verantwortung um soziale Gerechtigkeit, sonst wirtschaftet sich die Welt zu Tode.

 

Dass Produktionen und damit Arbeit nur unter den Vorzeichen der Rendite, der Kapitalverwertung rund um den Erdball verschoben werden, bereichert zwar die Aktionäre, entfaltet aber gleichzeitig einen höllischen Druck gegen den »Faktor Arbeit«. Sind denn »chinesische Stundenlöhne« und Kinderarbeit in Deutschland erstrebenswert? Wo verläuft die Grenze? Eine Wirtschaftssteuerung über die Börse ist nicht zukunftsfähig.

 

 Die weitere Liberalisierung des Welthandels muss daher begleitet werden von der vertraglich fixierten Angleichung der Wettbewerbsbedingungen. Weltweit müssen für die Arbeit Mindeststandards gelten wie das Verbot der Kinderarbeit, der »gerechte Lohn«, das Recht auf gewerkschaftlichen Zusammenschluss, Streik und Tarifverträge, die Gleichstellung der Frau, Mitbestimmung und Mitbeteiligung.

 

 Über internationale Vereinbarungen muss ein »Friedensvertrag« zustande kommen. Er hat dafür zu garantieren, dass alle Menschen in allen Nationen an Arbeit und Einkommen beteiligt werden.

Paul Schobel



Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken

#Ratingagenturen suchen nach #Aufmerksamkeit [via Blog Tautenhahn]

(...)

Amplify’d from tautenhahn.blog.de

Es vergeht kein Tag, an dem nicht irgend eine Ratingagentur den Amerikanern mit dem Entzug des Topratings droht, sollte der Schuldenstreit nicht beigelegt werden. Die Not der Ratinagenturen muss jetzt aber wirklich groß sein, wenn man deren neuesten Ruf nach Aufmerksamkeit hört:

Den USA bleibt nach Auffassung der Rating-Agentur Moody's trotz des Schuldenstreits voraussichtlich ihre wertvolle Top-Bonitätsnote erhalten. Die Agentur erklärte am Freitag, das „AAA“-Rating werde wohl einer laufenden Überprüfung standhalten. Ein negativer Ausblick werde jedoch signalisieren, dass eine Herabstufung mittelfristig möglich ist. Selbst ein kurzer Ausfall des Schuldendienstes werde jedoch eine Herabstufung nach sich ziehen, warnte die Agentur.

Quelle: Handelsblatt

So recht können sich die Analysten nicht entscheiden. Mal so, mal so. Wie es scheint, geht den Agenturen die Muffe je näher der offizielle Pleitetermin rückt. Bei Griechenland waren sie sich sicherer. Das lag aber auch an der Verlässlichkeit der Europäer, die nicht nur an die Urteile der Agenturen fest glauben, sondern auch alles für das Vertrauen der Finanzmärkte tun würden.

Read more at tautenhahn.blog.de
 

Thomas Fricke: Im #Urlaub #für #die #Krise #üben [via Nachdenkseiten]

(...)

Amplify’d from www.nachdenkseiten.de
  1. Thomas Fricke: Im Urlaub für die Krise üben

    Seit zwei Jahren arbeiten wir daran, dem leichtlebigen Rest der Welt deutsche Tugenden nahezulegen. Höchste Zeit, dass wir uns in den Ferien ein wenig Lässigkeit abschauen. Hätte die Bundesregierung auf Prinzipienreiterei verzichtet und schon Ende 2009 eine Garantie gegen die griechische Pleite ausgesprochen, hätte dies die Eskalation der Marktpanik sicher verhindert. Dann hätten fünf andere Prinzipien gar nicht gebrochen werden müssen. Da hätte es weder Gezeter um Strafzinsen geben müssen noch Streit um die Notenbank. Es wäre nur nötig gewesen, Griechenland im politischen Gegenzug zu vernünftigem Defizitabbau zu verpflichten. Punkt. Es ist kein Zufall, dass die Amerikaner trotz allen Getöses bisher so glimpflich durch die Krise kamen. Ohne Grundsatztreue.

    In normalen Zeiten mag Grundsatztreue vor Exzessen schützen. In außergewöhnlichen Zeiten ist es womöglich eher kontraproduktiv, auf alte Grundsatzreflexe zu setzen. Weil die Wirtschaft in Krisen anders funktioniert – und es zur Vermeidung von Ansteckungseffekten sinnvoll sein kann, Länder bedingungslos zu schützen, statt in Angst davor zu erstarren, dass ja jeder kommen kann. Wenn Märkte nicht mehr vernünftig reagieren, wie in Finanzkrisen, kann das besinnungslose Hochhalten (normalerweise) hehrer Marktgrundsätze ziemlich schnell fahrlässig werden.

    Quelle: FTD
Read more at www.nachdenkseiten.de
 

--->> #Wo #der #rechte #Rand #verläuft [via Nachdenkseiten]

(...)

Amplify’d from www.nachdenkseiten.de
Wo der rechte Rand verläuft

Der Chefredakteur von “Campus” steht in der Kritik: Martin Böcker bewirbt in der Studentenzeitschrift eine Debatte des rechten Instituts für Staatspolitik

So kann’s gehen: Im Jahre 2008 berichtete der Autor Martin Böcker über einen Vorfall, bei dem ein rechtskonservativer Nachwuchskader ausgerechnet von Bild als „Neonazi“ tituliert wurde. Damals blieb Böcker gelassen und zeigte sich überzeugt, dass die „Nazikeule“ inzwischen an Wirksamkeit verloren habe. Drei Jahre später steht er selbst unter Neonazi-Verdacht.

Quelle: Der Freitag
Read more at www.nachdenkseiten.de
 

seit 16:05 Uhr in #wdr5 "Kabarettsommer 2011: Salzburger Stier 2011 - #Ehrenpreis für #Dieter #Hildebrandt" [einfach genial]

(...)

Amplify’d from www.wdr5.de






Dieter Hildebrandt; Rechte: Daniel Schäfer

 Dieter Hildebrandt





Unterhaltung am Wochenende


Kabarettsommer 2011: Salzburger Stier 2011 - Ehrenpreis für Dieter Hildebrandt








Laudator Georg Schramm

Er ist der Altmeister des politischen Kabaretts: Dieter Hildebrandt und weil er nach wie vor der Beste seines Genres ist, wird er jetzt gewürdigt: 2011 erhält er den Ehrenpreis Salzburger Stier, den europäischen „Radio-Oscar“ für Kabarett. Mit 83 Jahren präsentiert «das Gewissen der Nation» sein Solo-Programm: «Ich kann doch auch nichts dafür». Nach wie vor setzt er satirische Glanzpunkte von zeitloser Aktualität: «Statt zu klagen, dass wir nicht alles haben, sollten wir lieber dankbar sein, dass wir nicht alles bekommen, was wir verdienen.“ Die Laudatio hält ebenfalls ein Star des deutschen Kabaretts: Georg Schramm. Der renommierte Radio-Preis „Salzburger Stier“ wurde am 20. Mai im Potsdamer Nikolaisaal verliehen. Der Ehrenstier 2011 wird von den Rundfunkanstalten der ARD, dem Schweizer Radio DRS, dem Sender RAI Bozen und dem ORF vergeben und ist mit 6.000 Euro dotiert.

(Aufnahme vom 20.5.2011 aus dem Nikolaisaal in Potsdam)

Eine Co-Produktion von ARD, ORF, DRS und RAI Bozen

Redaktion:

Anja Iven

Read more at www.wdr5.de
 

„Unser #Freund, der #König“ #Marokkos Weg ins 21. Jahrhundert - am 31.07. um 11:05 Uhr in wdr 5 in Dok 5

(...)

Amplify’d from www.wdr5.de
Der Schein eines Leuchtturms beleuchtet verschiedene Orte. (Rechte: WDR)

„Unser Freund, der König“

Marokkos Weg ins 21. Jahrhundert

Sendung vom 31.07.2011, 11:05 bis 12:00 Uhr
Marokkos König Mohammed VI. mit den Prinzen Moulay Hassan und Moulay Rachid, Rabat, März 2011; Rechte: dpa

 König Mohammed VI. vor einer Rede an die Nation

1999 starb Hassan II, sein Sohn Mohammed VI. folgte seinem Vater auf dem marokkanischen Königsthron. Die Erwartungen waren groß und sie wurden vom Königshaus auch geschürt. Das Erbe war hochproblematisch: Hassan war ein Despot, in dessen Reich grausam gefoltert wurde. Was waren die Erwartungen an M6 - wie er im Volksmund genannt wird? Was waren die Versprechungen? Was ist daraus geworden?
Erwartungen des Westens
Lange Zeit hat der König die Erwartungen des Westens bedient - das Familienrecht modernisiert, die Stellung der Frau leicht verbessert und freie Wahlen für ein Parlament veranstaltet, das allerdings nichts zu sagen hat. Seiner autokratischen Herrschaft und dem korrupten System haben solche Reformen wenig anhaben können - bis zu den Aufständen in Ägypten und Tunesien im Winter 2010/2011.

Proteste und Zugeständnisse an das Volk

Am 20. Februar 2011 kam es auch in Marokko zu wütenden Protesten: In fast allen größeren Städten des Landes organisierten sich vor allem junge Leute und forderten demokratische Freiheiten. Der König stellte sich umgehend an die Spitze der Demokratiebewegung und versprach fast revolutionäre Änderungen der Verfassung, mit neuen Rechten für ein demokratisch gewähltes Parlament. Aber diese Zugeständnisse haben  an der Grundarchitektur des autokratischen Regimes wenig geändert. Am 1. Juli wurde der Entwurf dem Volk zur Abstimmung vorgelegt und von fast hundert Prozent der Abstimmenden gebilligt. Der König hatte seine Herrschaft eindrucksvoll legitimieren lassen. Gelöst sind die Probleme des Landes nicht.

Der Autor

Nach dem politischen Umbruch in Nordafrika reist  Walter van Rossum für das Feature über Mohammed IV  durch Marokko und sucht nach Antworten.

Walter van Rossum arbeitet seit 1981 als Autor für den WDR, den Deutschlandfunk und Zeitungen wie DIE ZEIT. Fast die Hälfte des Jahres lebt er in Marokko.

Literatur-Tipps

Ein Buch, das erhebliche Folgen für die internationale Wahrnehmung Marokkos hatte, ist über Hassan II., dem Vater von Mohammed VI.:

  • Gilles Perrault: Unser Freund der König von Marokko. Abgründe einer modernen Despotie. Gustav Kiepenheuer Verlag. Leipzig, Weimar 1992. (Deutsche Übersetzung: nur noch antiquarisch; Original: 1991, Gallimard, Paris)

Ein Überblick über die jüngere marokkanische Geschichte:

  • Pierre Vermeren: Histoire du Maroc depuis L’independance. (Paris 2006. Ed. La Découverte).

Der Übergang von Hassan II. zu Mohammed VI.:

  • Piere Vermeren: Le Maroc en transition. (Paris 2001. Ed. La Découverte).
  • Ali Amar: Mohammed VI. Le grand malentendu. Dix ans de règne dans l‘ombre de Hassan II. (Paris 2009. Calmann-Lévy)

Eine äußerst kritische Auseinandersetzung mit der Herrschaft von Mohammed VI.:

Bücher zum sogenannten arabischen Frühling:

  • Jörg Armbruster: Der arabische Frühling. Westend Verlag
  • Die arabische Revolte. Reportagen und Essays. Edition Weltkiosk
  • Michael Lüders: Die arabische Revolution. Beck Verlag. (erscheint im September 2011).
  • Tahar Ben Jelloun: Der arabische Frühling. Berlin Verlag.

Die Bewegung im Netz

Die Journalistin und Mitbegründerin der Groupe MALI (= Mouvement Alternatif pour les Libertés Individuelles) Zineb El Rhazoui ist seit Jahren eine unerschrockene Kämpferin für durchgreifende Reformen in Marokko. Als Marokkos König Reformen ankündigt, traut sie ihren Ohren nicht:
König Mohammed VI. kündigt Verfassungsreform an [Tagesschau; 3:21]

Die Führerin der islamistischen Bewegung Bewegung „Gerechtigkeit und Wohlfahrt“ (Al-Adl Wal-Ihssan) Nadia Yassine hat eine Webseite mit Informationen über die Geschichte und den Hintergrund ihrer Bewegung:
Nadia Yassine (französisch)

In dem Feature kommt u.a. Mounir Ben Salah zu Worte, ein junger, relativ erfolgreicher Ingenieur und kritisches Mitglied der sozialistischen Partei. Mounir Ben Salah unterhält seit Jahren einen viel gelesenen Blog „Les maux à dire“ (arabisch), in dem sich die Positionen des neuen Reformismus ziemlich gut wiederspiegeln.

Angaben zur Produktion



Autor: Walter van Rossum
Produktion: DLF/WDR 2011
Redaktion: Gisela Corves



Read more at www.wdr5.de
 

Den #Protest #weitertragen (...) Der #soziale #Kampf #findet #auch #auf #der #Straße #statt. [via Junge Welt]

(...)

Amplify’d from www.jungewelt.de

Den Protest weitertragen

»Die öffentlichen Institutionen wie das Parlament sind nicht mehr als ein weiteres Werkzeug zur Veränderung der Gesellschaft, aber nicht das einzige. Der soziale Kampf findet auch auf der Straße statt. Als Abgeordnete habe ich die Verpflichtung, mich an den sozialen Bewegungen zu beteiligen, die ich im Parlament verteidige. Ihre Aktionen machen die realen Probleme sichtbar.«
Bild 1


Esther López Barceló, 27 Jahre alt, Abgeordnete der Cortes Valencianas (Parlament der Autonomen Region Valencia), Koordinatorin des Jugendbereichs der Vereinigten Linken und Mitglied der Kommunistischen Partei Spaniens (PCE)
Am vergangenen Sonnabend kamen über 2000 Menschen aus ganz Spanien in sieben Kolonnen nach einem jeweils Hunderte Kilometer langen Protestmarsch in Madrid an: Hausfrauen, Schriftsteller, Studierende, erwerbslose Lehrer und Obdachlose. In den Straßen der Hauptstadt schlossen sich ihnen Tausende Madrilenen an, etwa 20000 Menschen begrüßten die Ankommenden auf dem zentralen Platz des Landes, der Puerta del Sol. Hier war am 15.Mai, als im ganzen Land mehr als 80000 Menschen auf die Straße gingen, das größte Protestcamp des Landes der »Indignados«, der »Empörten« entstanden, deren Bewegung sich nach dem Datum dieses Tages »15M« nennt. Am 18. Mai gab es auf den zentralen Plätzen von 82 spanischen Städten Zeltlager. Unter dem Triumphgeheul auch hiesiger Medien verschwanden die meisten von ihnen, aber am 20. Juni waren wieder mehr als 100000 Menschen auf den Beinen. Sie stellten ihren Protest unter das Motto »Echte Demokratie Jetzt!« und prangerten am vergangenen Sonnabend in Madrid an: »Es ist nicht die Krise – Es ist das System!«. Ihr Zorn richtet sich gegen die sozialen Zustände, die von der politischen Kaste herbeigeführt wurden. Die asozialen Antidemokraten an der Spitze der spanischen Regierung haben wie in den anderen EU-Staaten für Armut per Gesetz gesorgt. Die Instrumente sind: Kürzungen beim Arbeitslosengeld, im öffentlichen Dienst, bei der Rente sowie im Gesundheits- und Bildungswesen. Der »Flexibilisierung« des Kündigungsschutzes steht die Abschaffung der Vermögenssteuer gegenüber, den Banken werden Milliarden Euro hinterhergeworfen. Ganz EU-Europa wird zum FDP-Paradies.



Alle Maßnahmen verschärften auftragsgemäß die Situation für die Bevölkerung, ließen aber auch das Wirtschaftswachstum einbrechen und verschlechterten die Finanzlage des Staates. Den Diktatoren der Finanzindustrie reicht daher das Schröpfen der Spanier noch nicht: Am Freitag dachte die US-Rating­agentur Moody’s laut über eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit Madrids nach. Wenig später setzte Ministerpräsident José Zapatero vorgezogene Neuwahlen für den 20. November an.



Davor liegt der 15. Oktober. Für diesen Tag hat »15M« weltweit, vor allem aber in der EU, zu Aktionen aufgerufen. Die junge Welt wird diesen Protest solidarisch begleiten







Im Internet: www.echte-demokratie-jetzt.de
Read more at www.jungewelt.de
 

Zitat des Tages: "Nein, die sind nicht reich (...)" Hermann Otto Solms [da wirds eim übel, #brech #kotz]

(...)

Amplify’d from www.jungewelt.de

Zitat des Tages

Nein, die sind nicht reich, sondern durch ihre Arbeit haben sie ein höheres Einkommen, weil ihre Arbeit so hoch geschätzt wird.
Read more at www.jungewelt.de
 

Der #erste #gemeinsame #Urlaub -->>> (Schatz und Schatzi auf Reisen) #Passt's oder #passt's #nicht? [via Fuldaer Zeitung]


Der_erste_genmeinsame_urlaub_f
Der erste gemeinsame Urlaub
(Fuldaer Zeitung - 12.08.2010 - Seite 10)


Posted via email from Dresden und Umgebung

"Generation #sowohl-als-auch" - Trendmonitor 2011- f. 88% #Spaß-Haben als #besonders #erstrebenswert [Gießener Anzeiger]


Generation_sowohl-als-auch_gie
Trendforscher analysieren "Generation sowohl-als-auch" - Junge Leute wollen zu viel
 (Gießener Anzeiger - 24.03.2011 - Seite 4)

Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken

Freitag, 29. Juli 2011

Es #herrscht #Krieg #in #Deutschland #und #keiner #schaut #hin? [von 2010 auch 2011 lesenswert und darüber nachdenkenswert!!]

--->>> #Projektkinder #der #Edeleltern <<<--- [via taz] Zur Vertiefung!!!

 

Debatte Macchiato-Mütter

Projektkinder der Edeleltern

(taz)
http://taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/projektkinder-der-edeleltern

Die Macchiato-Eltern tun alles für ihre Kinder und versäumen,

ihnen etwas Wichtiges zu vermitteln:

Scheitern ist nicht das Ende der Welt.

VON ANJA MAIER


In Ostberlin, Stadtteil Prenzlauer Berg, macht sich, wer auf sich hält, am Samstagvormittag auf Richtung Wochenmarkt.

Dort, zentral am Kollwitzplatz situiert, gibt es dann ein großes Hallo. Männer Ende dreißig, das sich bereits lichtende Haupthaar kunstvoll drapiert, belagern die Coffeebar.

Gestiefelte Frauen in kurzen bunten Kleidchen sichten das Schnittblumenangebot und trinken den ersten Latte macchiato des Tages. Währenddessen umspielen zahllose Kinder, angezogen wie kleine Lords und Ladys auf Studienreise, ihre Knie, rasen mit dem Laufrad zwischen den Erwachsenen umher oder rütteln probehalber an den Auslagen des Gemüsehändlers.

Beschwert sich jemand, gibt's böse Blicke.

Das große Missverständnis

Ja, auf dem Berliner Kollwitzmarkt lässt sich allwöchentlich sehr schön das neue Missverständnis beobachten, dem die urbane Elterngeneration, die so genannten Macchiatomütter und -väter, erlegen ist.

Es lautet: Das Kind ist unser Lebensinhalt. Es ist alles in einem, muss es sein: Glück, Sinn, Statussymbol, Jungbrunnen. Das aber ist ein folgenschwerer Irrtum. Wer kein eigenes Leben hat, den wird eben dieser Lebensentwurf enttäuschen, enttäuschen müssen.

Selbstredend ist ein Kind etwas Wunderbares. Von niemandem wird ein Erwachsener so vorbehaltlos geliebt, kein anderer Mensch sieht so über offenbare Schwächen hinweg und schenkt für die bloße Existenz als Mutter oder Vater dermaßen viel Bewunderung.

Großartig. Problematisch aber wird es, wenn das Kind herhalten muss für etwas anderes Sinnstiftendes - einen interessanten Job etwa oder die Frage, ob die eigene Beziehung noch trägt. Wenn es zur Ausrede wird dafür, sich beruflichen oder sozialen Konflikten nicht stellen zu müssen.

Gar nicht so selten entscheiden Frauen sich für ein weiteres Kind, wenn es beruflich gerade hakt oder die Beziehung einen Kick braucht.

 Anzunehmen, dass es seit der Einführung der Vätermonate auch bei immer mehr Männern diese Idee gibt. Ein Kind ist ja nicht nur ein gesellschaftlich akzeptierter Grund, eine Auszeit zu nehmen.

Es macht in unserer demographisch gebeutelten Gesellschaft zugleich aus seiner Mutter und seinem Vater sozial höherstehende Edelwesen, die sich ihres privilegierten Status verdammt sicher sein können. Denn machen wir uns nichts vor - der Habitus, mit dem gerade in Großstädten Eltern mit ihren Tausendeurokinderwagen oder Hightechfahrradanhängern die Gehwege entlang pflügen, ist mitunter eine Zumutung. Er postuliert eine Hoppla-hier-komm-ich-Haltung und macht deutlich, dass hier aus dem Weg zu springen hat, wer sich nicht fortpflanzt.

Parkettkinderzimmer

Gemessen in Lebenszeit ist dies jedoch ein kurzer Triumph. Denn was Außenstehende nicht sehen, ist: hinter den Türen der Altbauwohnungen, in den Wohnküchen und Parkettkinderzimmern wächst eine Generation heran, die ihre Eltern fest im Griff hat. Kinder, die schon jetzt ihre Familie dominieren und die den Teufel tun werden, wenn es darum geht, später einmal Verantwortung für andere zu übernehmen. Denn für sie gilt stets: Me first. So erleben sie es Tag für Tag von ihren Eltern, die sich ihnen als Personal zur Verfügung stellen.

Es gibt sie tatsächlich, Mütter und Väter, die sich den Urlaub sparen, weil sie meinen, ihrer Charlotte unbedingt die bilinguale Privatschule zahlen zu müssen. Freiberufler, die sich keine Unfallversicherung leisten, weil Jonathan sich die Reitbeteiligung offenbar so sehr wünscht. Vollzeitmütter, die kein eigenes Leben mehr haben, weil sie wie eine amerikanische Soccer Mom das ihrer Kinder organisieren und optimieren. Jederzeit verfügbar. Heraus kommen Hochdruckkinder, die Mandarin lernen und Schlagzeug, und deren Mütter nur noch andere Mütter kennen und die alles dafür tun, dass das Leben ihres Kindes gelingen möge. Weil sie wenigstens das zufrieden machen könnte.

Und was ist mit ihrem Leben? Was mit Arbeit, eigenen Freunden, erwachsenen Interessen, der Beziehung? Warum sind Eltern bereit, für ihre Nachkommenschaft alle eigenen Träume fahren zu lassen? Es ist das Politische, das hier ins Private schwappt. Eine Gesellschaft, der die Sinnhaftigkeit von Arbeit verloren gegangen ist, die keine einigermaßen planbaren Biographien mehr kennt und als Ersatz für berufliche Entwicklung sich selbst aufgebende, steuerfinanzierte Elternschaft anbietet, ist tief verunsichert.

Verunsicherte Hedonisten

Das Kippelige ist ja exakt das Gegenteil von dem, was sie von zu Hause kennen. Und wie dramatisch wird es erst, wenn der eng gestrickte Familienplan auch noch scheitert - weil einer arbeitslos wird oder krank, oder weil vor lauter Happy Family das Paar selbst auf der Strecke bleibt. Sex, Humor, sowas. Da heißt es dann, wenigstens die Sache mit den Kindern gut hinbekommen.

Diese neuen protestantischen Hedonisten bringen Bestimmerkinder hervor. Kinder, die es gewöhnt sind, dass alles in ihrem Sinne entschieden wird. Für die es das Normalste ist, dass, für sie das Beste gerade gut genug ist. Die andere, die dysfunktionale Versagerwelt da draußen, soll mal schön draußen bleiben, das kann dann später der Sozialkundelehrer erklären.

Seit der Wende sind achtzig Prozent der ursprünglichen Bewohner aus dem Prenzlauer Berg weggezogen. Statt ihrer sind vor allem jene gekommen, die der kleinstädtischen Enge ihrer Eltern entfliehen wollten. Sie haben in den Neunzigern noch ein bisschen Party gemacht und was mit Medien. Unterwegs ist ihnen, und zwar meist den Frauen, irgendwie der Studienabschluss aus dem Blick geraten, erst recht, als die Kinder kamen. Dann haben sie halt das gemacht. Und sie haben Schulen gegründet, Tempo-30-Zonen erstritten, Wohnungen gekauft und schließlich sind sie wieder in die Kirche eingetreten.

Samstags ziehen sie sich und den Kindern was Hübsches an und brechen auf zum Kollwitzmarkt. Großes Hallo. Kleinstadt halt. Abends wird mit befreundeten Elternpaaren Biowein getrunken. Und wenn spätnachts besoffene Touristengruppen die Kollwitzstraße entlangmarodieren, reißen sie die Energiesparfenster ihrer Eigentumswohnung auf und kreischen "Ruhe, hier schlafen Kinder!" Oder sie holen gleich die Polizei.



Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken

--->>> #Deutschland - #Niedrigsteuerland [via jjahnke.net]

   

Gedanken zur Zeit 1656 28-01-10:

Deutschland - Niedrigsteuerland

http://jjahnke.net/gedanken55.html#nie


Die ständige Diskussion in Deutschland über Steuersenkungen trotz steil ansteigender Staatsverschuldung hat mich nun zu einem neunten Teil meiner "Kritischen Ökonomie" auf Youtube gebracht.

 

 

Posted via email from Dresden und Umgebung

Zu guter Letzt: Georg #Schramm: Oberstleutnant #Sanftleben #über #den #Wirtschaftskrieg [einfach #genial!!!]

   

Zu guter Letzt:

Georg Schramm: Oberstleutnant Sanftleben über den Wirtschaftskrieg

(Nachdenkseiten)


Quelle:
YouTube

Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken

Zur #Diskussion!! -> Labormediziner Rudolf Seuffer: "Wir #brauchen #weiterhin die #Kernkraft" [via Reutliger General-Anzeiger]


Kernkraft_reutlimger_general-a
>> Wir brauchen weiterhin die Kernkraft <<
(Reutlinger General-Anzeiger - 23.04.2011 - Seite 9)


Posted via email from Dresden und Umgebung

--->>> #Preisgünstige #Wohnungen #werden #langsam #knapp [via Delmenhorster Kreisblatt]


Wohnungen_werden_langsam_knapp
Preisgünstige Wohnungen werden langsam knapp
(Delmenhorster Kreisblatt - 12.07.2011 - Seite 18)


Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken

vertiefend!! Die #Anweisung, #Hartz IV- Empfänger zu #schikanieren, #kommt #von #ganz #oben [ Man nennt das #genial #innovativ..]

   


Die Anweisung,

Hartz IV- Empfänger zu schikanieren,

kommt von ganz oben

 

[via linkezeitung.de]

http://www.linkezeitung.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=1901&Itemid=44
 

Der Verdacht von Hans-Dieter Wege, dass die Argen mittlerweile sich neue Taktiken ausgedacht haben, und fertig gemacht werden soll, stimmt, bzw., das war schon lange so. Die Behörden und erst recht die Arge handeln schon mindestens seit den 80ern nach der Devise

Legal, Illegal, Scheißegal

1986 war ich als ABM-Kraft Schuldnerberater bei der Arbeiterwohlfahrt in Celle und habe eine Schulung für 30 angehende Schuldnerberater bei der AWO durchgeführt.

Auf dieser Schulung war der damalige Direktor des Sozialamtes von Osnabrück und hatte berichtet, dass er von oben die Anweisung bekommen hat und die er nach unten weiter geben müsste, dass die Sachbearbeiter bei Anträgen, unabhängig von der Rechtslage, erst einmal ablehnen müssten. Also er bekam die Anweisung aus dem Ministerium, bewusst zu unterschlagen, Rechtsbruch zu begehen. Der deutsche Staat ist sozusagen eine kriminelle Vereinigung, deren Mitglieder sich zu einer kriminellen Handlung, der Unterschlagung, verabredet haben.

Ein Beleg für die menschenverachtende Behandlung seiner "Kunden" durch die Ämter oder Argen wird alleine schon mit den zahlreichen Beispielen in der Linken Zeitung und anderer linken Medien gegeben.

In Paris wohnen die Arbeitslosen schon in Zelten, mit Kindern schlafen die unter den Brücken. Das gibt es auch schon in Ansätzen in Deutschland. Die Ämter treiben die Arbeitslosen in den Selbstmord. Nach Wikipedia stieg die Zahl der Suizidversuche in den letzten Jahren an http://de.wikipedia.org/wiki/Suizid#Deutschland.

Warum ist dieses menschenverachtende Verhalten des Staates schon Methode?

Einmal können sie damit den Arbeitslosen, die Widerspruch einlegen, zu einem unterwürfigen Verhalten erpressen und zum zweiten können sie damit für die Reichen oder für ihre Kriege eine ganze Menge einsparen. Sie versuchen z.B. bei 400.000 Arbeitslosen 200, €uro zu unterschlagen, sind 80 Millionen. 30 sind erfolgreich beim Widerspruch, das sind 6.000 Ocken, und da haben sie noch die Zinsen gespart.

Das ist wie beim Monopoly-Spiel. Das gibt wieder 10 Panzer mehr, die man nach Afghanistan schicken kann. Dann fehlen nur noch die 1 €uro-Soldaten. Dann hätte man 2 Fliegen mit einer Klappe gelöst. Zum ersten hätte sich die Wirtschaft der überflüssigen Arbeitslosen entledigt und zum zweiten hätte sie für ihre Handelskriege billiges Kanonenfutter.

Wir sehen, für den kapitalistischen Staat lohnen sich die Unterschlagungsversuche allemal. Deshalb wird er in seinen kriminellen Methoden nicht allzu sehr gestört, wenn wir uns nur auf das Klagen beschränken würden, sondern man müsste schon mit 100 Mitopfern als Zeugen und Reportern das Amt besuchen. Öffentlichkeit, das ist die einzige Sptache, die die Ämter verstehen und wovor es sie graut.

Ein sehr schönes Beispiel über die illegalen Handlungen der  Agenturen für Arbeit, wie sie den ALG-II Empfängern das ihnen zustehende Geld vorenthält und sie zum wohlfeilen Verhalten erpresst, veröffentliche 2005 Ver.di. Hier geben es die Sachbearbeiterinnen zu, dass sie ganz bewusst zu unterschlagen und erpressen versuchen. Eigentlich müssten die Ämter noch wegen seelischer Grausamkeit, Kindesmisshandlungen zum wiederholten Male, Mobbing, Betrug durch Unterschlagung, körperlicher Folter, und, und, und, verurteilt werden.

Nun die leider wahre Geschichte einer alleinerziehenden Mutter, die es nun wahrlich nicht einfach hat, über die Runden zu kommen:

algzwei.jpg"Dienstag, 1. März - es gibt regulär ALG II \n

 

\n

Donnerstag, 3. März - immer noch kein Geld \nda!

\n

Ich begebe mich auf das Landratsamt, um mich \nnach dem Verbleib meines Geldes zu erkundigen. Frau X, die zuständige \nAngestellte sucht ewig nach meiner Akte, bis sie sie endlich doch fand und \nfeststellte das keine Sperre des Geldes vorlag.

\n

 

\n

Sperre dachte ich, wozu - ich hatte mir \nnichts zu schulden kommen lassen. Wird man jetzt schon unschuldig vorverurteilt, \nnur weil man keine Arbeit hat, die es ja auch nicht gibt, oder warum schaut Frau \nX zuerst nach einer Sperre.

\n

 

\n

Wie dem auch sei, dachte ich. Frau X \nversprach jedenfalls das Geld noch heute \nanzuweisen

\n

\n

Freitag, 4. März - kein Geld \nda

\n

Wovon soll ich meine Wochenendeinkauf \ntätigen, wovon mein Kind ernähren. Mir schnürte es die Kehle zu. Das erste Mal \nin meinem Leben überkam mich das Gefühl der totalen Hilflosigkeit. Ich hatte \nplötzlich unendlich großen Hunger. Ich borgte mir bei Freunden Geld für einen \nkleine Einkauf - nur das Nötigste - versteht sich, man will ja niemanden auf der \nTasche liegen. Aber peinlich war's schon, erklären zu müssen, warum ich sie \njetzt anpumpe.",1] ); //-->

Donnerstag, 3. März - immer noch kein Geld da!

Ich begebe mich auf das Landratsamt, um mich nach dem Verbleib meines Geldes zu erkundigen. Frau X, die zuständige Angestellte sucht ewig nach meiner Akte, bis sie sie endlich doch fand und feststellte das keine Sperre des Geldes vorlag.

Sperre dachte ich, wozu - ich hatte mir nichts zu schulden kommen lassen. Wird man jetzt schon unschuldig vorverurteilt, nur weil man keine Arbeit hat, die es ja auch nicht gibt, oder warum schaut Frau X zuerst nach einer Sperre.

Wie dem auch sei, dachte ich. Frau X versprach jedenfalls das Geld noch heute anzuweisen

Freitag, 4. März - kein Geld da

Wovon soll ich meine Wochenendeinkauf tätigen, wovon mein Kind ernähren. Mir schnürte es die Kehle zu. Das erste Mal in meinem Leben überkam mich das Gefühl der totalen Hilflosigkeit. Ich hatte plötzlich unendlich großen Hunger. Ich borgte mir bei Freunden Geld für einen kleinen Einkauf - nur das Nötigste - versteht sich, man will ja niemanden auf der Tasche liegen. Aber peinlich war's schon, erklären zu müssen, warum ich sie jetzt anpumpe. \n

 

\n

Montag, 7. März - immer noch kein \nGeld.

\n

Wovon soll ich die Miete bezahlen. Einen \nAnruf beim Vermieter und ihm sagen: ?Eh tut mir leid. Das Amt zahlt die Almosen \nnicht, also ich dir auch keine Miete?". Echt peinlich. Ich schäme mich für meine \nSituation. Ich beschließe mit dem Essen etwas kürzer zu treten. Man weiß ja \nnicht wann das Geld endlich gezahlt wird. Aber wenigstens mein Kind soll nicht \nhungern. Es kann ja nichts dafür.

\n

Die erste schlaflose Nacht. Ich hab Hunger. \nDennoch ich muß aufs Amt

\n

 

\n

Dienstag, 8. März - mein alltäglicher Gang \nzur Bank - erfolglos. Und ich hatte so gehofft mich nicht wieder wie eine \nBettlerin aufs Amt begeben zu müssen.

\n

Na ja gegen 17 Uhr hatte ich sowieso einen \nTermin. Ich muß meinen Folgeantrag auf ALG II stellen. Da ich ja nun zwei \nAngelegenheiten zu klären hatte, ging ich zwei Stunden eher hin. Natürlich kam \nich doch erst um 17 Uhr dran.

",1] ); //-->

Montag, 7. März - immer noch kein Geld.

Wovon soll ich die Miete bezahlen. Einen Anruf beim Vermieter und ihm sagen: "Eh tut mir leid. Das Amt zahlt die Almosen nicht, also ich dir auch keine Miete?". Echt peinlich. Ich schäme mich für meine Situation. Ich beschließe mit dem Essen etwas kürzer zu treten. Man weiß ja nicht wann das Geld endlich gezahlt wird. Aber wenigstens mein Kind soll nicht hungern. Es kann ja nichts dafür.

Die erste schlaflose Nacht. Ich hab Hunger. Dennoch ich muß aufs Amt

Dienstag, 8. März - mein alltäglicher Gang zur Bank - erfolglos. Und ich hatte so gehofft mich nicht wieder wie eine Bettlerin aufs Amt begeben zu müssen.

Na ja gegen 17 Uhr hatte ich sowieso einen Termin. Ich muß meinen Folgeantrag auf ALG II stellen. Da ich ja nun zwei Angelegenheiten zu klären hatte, ging ich zwei Stunden eher hin. Natürlich kam ich doch erst um 17 Uhr dran. Bin ich im falsche Film fuhr es mir durch \nden Kopf? Das darf doch nicht wahr \nsein. \n

Frau X war wieder ewig damit beschäftigt \nmeine Akte zu suchen und diesmal fand sie sie nicht. Sie holte sich Kollegin Y \nzu Hilfe. Mit vereinten Kräften fanden sie nach langen Suchen meine Akte und \nmußten feststellen, das keine Überweisung stattfand. Vielleicht auf ein anderes \nKonto sagt Frau Y.

\n

 

\n

Auf welches andere Konto denn, fragte ich. \nSchließlich bin ich ALG II Empfängerin und kann mir kaum die \nKontoführungsgebühren für ein Konto leisten (Nach der Regelsatzverordnung stehen \neinem ALG-II-Empfänger, der den vollen Regelsatz erhält, übrigens 0,36 Euro pro \nMonat dafür zu). Ich lächelte müde und sagte ich habe nur ein Konto. Leise ganz \nleise fragt ich nun nach einer Barauszahlung. Schließlich so erklärte ich müsse \nich Miete bezahlen und auch meine Tochter bräuchte irgend etwas zum \nEssen.

\n

 

\n

Eine Barauszahlung, da waren sich Frau X und \nFrau Y einig - völlig unmöglich. Die Gesetze ließen dies auf gar keinen Fall \nzu.

\n

",1] ); //-->

Bin ich im falschen Film fuhr es mir durch den Kopf? Das darf doch nicht wahr sein.

Frau X war wieder ewig damit beschäftigt meine Akte zu suchen und diesmal fand sie sie nicht. Sie holte sich Kollegin Y zu Hilfe. Mit vereinten Kräften fanden sie nach langen Suchen meine Akte und mußten feststellen, das keine Überweisung stattfand. Vielleicht auf ein anderes Konto sagt Frau Y.

Auf welches andere Konto denn, fragte ich. Schließlich bin ich ALG II Empfängerin und kann mir kaum die Kontoführungsgebühren für ein Konto leisten (Nach der Regelsatzverordnung stehen einem ALG-II-Empfänger, der den vollen Regelsatz erhält, übrigens 0,36 Euro pro Monat dafür zu). Ich lächelte müde und sagte ich habe nur ein Konto. Leise ganz leise fragt ich nun nach einer Barauszahlung. Schließlich so erklärte ich müsse ich Miete bezahlen und auch meine Tochter bräuchte irgend etwas zum Essen.

Eine Barauszahlung, da waren sich Frau X und Frau Y einig - völlig unmöglich. Die Gesetze ließen dies auf gar keinen Fall zu.

Na mein Gott - bin ich denn eine Verbrecherin - denke ich. Ich will doch eigentlich nur meine "Grundsicherung zum Lebensunterhalt" die mir ja nach §1 SBG II auch zusteht, sagte ich wütend und verzweifelt.

Plötzlich, man hatte wohl Mitleid mit mir, mittlerweile liefen mir leise die Tränen über beide Wangen, gab man mir einen Zettel, auf den stand ich könne mir 100 € an der Kasse der Führerscheinstelle abholen. Ich war entsetzt - 100 € soll ich davon jetzt meinen Vermieter trösten oder uns etwas zu essen kaufen?

Frau X und Frau Y verstanden meine Aufregung nicht - nun hatte ich doch etwas Geld. Sie versprachen wieder das restliche Geld zu überweisen. Ich lächelte müde und wollte gerade gehen da sagte Frau X: "Ach ja da wäre noch was: "Wenn sie ihren Widerspruch zurückziehen würden, gäbe es sicher mit der Überweisung keine Probleme!"

Jetzt schlägts 13, dachte ich. Ich bin plötzlich hellwach und sagte wie von selbst : "Meinen Widerspruch zurückziehen auf gar keine Fall. Sie zahlen mir weniger als mir zusteht, zum Beispiel der Mehrbedarf für mich als Alleinerziehende - immerhin 40€ im Monat- ..Nein meinen Widerspruch halte ich aufrecht". Ich ging ohne zu grüßen. \n

Auf dem Weg zur Führerscheinstelle hatte ich \nausreichend Zeit mich zu sammeln. Das war auch gut so, denn die Dame dort zahlte \ndie 100 ? aus als wäre es ein Lottogewinn gewesen. Eigentlich genug Anlaß um \nsich wieder aufzuregen, aber ich wollte und konnte nicht \nmehr.

\n

 

\n

Mittwoch, 9. März - blieb ich den ganzen Tag \nim Haus. Ich war irgendwie depressiv und immer noch total wütend über die \nAnmaßung mit dem Widerspruch.

\n

Donnerstag, 10. März - kein Geld auf der \nBank.

\n

Der erste Mahnbrief vom Vermieter munterte \nmich auch nicht gerade auf. Was denken sich bloß Schröder und Co, wenn sie die \nMenschen so unverschuldet ins Elend stürzen, dachte \nich.

\n

 

\n

Freitag, 11. März - Immer noch kein \nGeld!!

\n

Ich ging nach Hause - nun wußte ich nicht \nmehr weiter. Gegen Mittag, das Landratsamt war längst für den Besucherverkehr \ngeschlossen, rief Frau Y mich an. Sie kam ohne Umschweife zur Sache und beharrte \ndarauf. Ich solle meinen Widerspruch zurückziehen. ?Nein sagte ich schon wieder \nauf 180. Ich werde meine Widerspruch nicht zurückziehen. Einen Widerspruch gegen \neinen Bescheid einzulegen ist eine demokratisch legitimierte Sache erklärte ich \nvöllig aufgeregt.",1] ); //-->

Auf dem Weg zur Führerscheinstelle hatte ich ausreichend Zeit mich zu sammeln. Das war auch gut so, denn die Dame dort zahlte die 100 € aus als wäre es ein Lottogewinn gewesen. Eigentlich genug Anlaß um sich wieder aufzuregen, aber ich wollte und konnte nicht mehr.

Mittwoch, 9. März - blieb ich den ganzen Tag im Haus. Ich war irgendwie depressiv und immer noch total wütend über die Anmaßung mit dem Widerspruch.

Donnerstag, 10. März - kein Geld auf der Bank.

Der erste Mahnbrief vom Vermieter munterte mich auch nicht gerade auf. Was denken sich bloß Schröder und Co, wenn sie die Menschen so unverschuldet ins Elend stürzen, dachte ich.

Freitag, 11. März - Immer noch kein Geld!!

Ich ging nach Hause - nun wußte ich nicht mehr weiter. Gegen Mittag, das Landratsamt war längst für den Besucherverkehr geschlossen, rief Frau Y mich an. Sie kam ohne Umschweife zur Sache und beharrte darauf. Ich solle meinen Widerspruch zurückziehen. "Nein sagte ich schon wieder auf 180. Ich werde meine Widerspruch nicht zurückziehen. Einen Widerspruch gegen einen Bescheid einzulegen ist eine demokratisch legitimierte Sache erklärte ich völlig aufgeregt. \n

 

\n

Frau Y blieb ganz gelassen und erklärte, sie \nkönne nicht verstehen, wieso ich trotzdem ich meinen Widerspruch nicht \nzurückziehen wolle, nun dennoch Geld von Landratsamt \nverlange.

\n

 

\n

Jetzt platzt mir die Hutschnur ich muß mich \nberuhigen.

\n

Es gelingt und ich sage: ?Das Geld, welches \nsie nicht zahlen wollen hängt nicht vom Widerspruch ab. Es steht mir per Gesetz \nzu - lesen sie doch mal im SGB II \nnach".

\n

 

\n

Nun gut, sagt Frau Y, ich solle es mir noch \neinmal überlegen, wenn ich nämlich meine Widerspruch nicht zurückzöge, könnte \nich auch keinen neuen Antrag auf ALG II stellen. Sie wünsche mir ein schönes \nWochenende und legte einfach auf.

\n

Jetzt reichts, dachte ich. So nicht mit \nmir.

\n

",1] ); //-->

Frau Y blieb ganz gelassen und erklärte, sie könne nicht verstehen, wieso ich trotzdem ich meinen Widerspruch nicht zurückziehen wolle, nun dennoch Geld von Landratsamt verlange.

Jetzt platzt mir die Hutschnur ich muß mich beruhigen.

Es gelingt und ich sage: "Das Geld, welches sie nicht zahlen wollen hängt nicht vom Widerspruch ab. Es steht mir per Gesetz zu - lesen sie doch mal im SGB II nach".

Nun gut, sagt Frau Y, ich solle es mir noch einmal überlegen, wenn ich nämlich meine Widerspruch nicht zurückzöge, könnte ich auch keinen neuen Antrag auf ALG II stellen. Sie wünsche mir ein schönes Wochenende und legte einfach auf.

Jetzt reichts, dachte ich. So nicht mit mir.

Ich rief beim ver.di Bezirk Leipzig-Nordsachsen an und schilderte meinen Fall. Leider mußte ich dort erfahren, dass ich nicht die einzige bin, der man das Geld einfach nicht auszahlt. Natürlich habe ich das Recht bei meinem Widerspruch zu bleiben, bestätigte mir die dortige Rechtsabteilung. Ich muß den Widerspruch nicht zurückziehen, um den laufenden Regelsatz zu erhalten oder gar einen Folgeantrag stellen zu können.

Ich war beruhigt. Ich laß mich nicht so maßregeln. Gleich am Montag starte ich den nächsten Versuch. Ich werde für meine Rechte kämpfen. Tut Ihr es auch! Kämpfen wir alle zusammen für eine sofortige Regelsatzerhöhung.

Wir müssen selbst für unsere Rechte kämpfen. Denn wenn wir es nicht machen, macht es niemand.

wirstellenein.jpg

Internationale Sozialisten im Netzwerk Linke \nOpposition",1] ); //-->Letzte Bemerkung zum Verschicken der Folgeanträge. Achtung, nicht alle Folgeanträge werden pünktlich verschickt. Ihr müßt Euch selbst kümmern, sonst bekommt ihr im April kein Geld, da die Anträge noch nicht bearbeitet werden konnten. So jedenfalls könnte die Ausrede sein, die man Euch dann auftischt.

Es ist ein Skandal, wenn man die Ärmsten der Armen jetzt auch noch um ihr ALG II bringen will.

[Redebeitrag auf der Montagsdemonstration am 21. März 2005 in Leipzig]

Norbert Nelte

www.marktende.de

Internationale Sozialisten im Netzwerk Linke Opposition


Posted via email from Dresden und Umgebung

Vertiefend!!! --> Wie #Arbeitgeber-Verbände + #Konzerne d. Schulen mit #marktradikalen #Inhalten + #Schleichwerbung #infiltrieren

   


Das trojanische Pferd

Wie Arbeitgeber-Verbände und Konzerne die Schulen

mit marktradikalen Inhalten und Schleichwerbung infiltrieren

von: Ingrid Sehrbrock
[via genblende.de]

http://www.gegenblende.de/09-2011/++co++1bb2e06c-814f-11e0-40ee-001ec9b03e44
 

Der internationale Bankencrash, die Euro-Krise, die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz und die eigenen Ersparnisse – all diese Entwicklungen entzaubern nachhaltig die Forderungen nach einer deregulierten Marktwirtschaft. Die Glaubenssätze der neoliberalen Dogmatiker haben ihre Überzeugungskraft endgültig verloren.

Der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler hat in seiner Berliner Rede im Jahr 2009 das Versagen der Managereliten auf den Punkt gebracht: "Was vielen abhanden gekommen ist, das ist die Haltung: So etwas tut man nicht.

Bis heute warten wir auf eine angemessene Selbstkritik der Verantwortlichen. Von einer angemessenen Selbstbeteiligung für den angerichteten Schaden ganz zu schweigen." Und er fügte hinzu: "Wichtig ist die Erkenntnis: Der Markt braucht Regeln und Moral."

Es ist nicht allzu lange her, da wurden all jene, die vor einer deregulierten Marktwirtschaft gewarnt haben, als ewig Gestrige abgetan. Eingriffe des Staates wurden schnell als Sozialismus denunziert. Heute setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch: Ohne den Staat geht es nicht.

Ohne das beherzte Eingreifen des Staates – gemeinsam mit einer klugen Politik von Gewerkschaften und Betriebsräten – wäre Deutschland nicht vergleichsweise glimpflich durch die globale Wirtschafts- und Finanzkrise gekommen.

Wer allerdings glaubt, mit der großen Krise sei auch das neoliberale Wirtschaftsbild verschwunden, der täuscht sich. Zwar vertreten wirtschaftsliberale Ökonomen ihre alten "Weisheiten" nicht mehr ganz so lärmend wie früher. Doch in den Klassenzimmern feiert die alte marktradikale Ideologie fröhliche Urständ. Ganz so, als habe es die Krise nie gegeben.

Neoliberalismus durchs Klassenzimmer

"Mehr Wirtschaft in die Schule!", lautet der Schlachtruf eines Netzwerks aus Arbeitgeber-Verbänden, der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft bis hin zu vielen Unternehmen. Mit der Forderung nach einem eigenständigen Schulfach Wirtschaft und in weiten Teilen nicht seriösen Unterrichtsmaterialen infiltriert die Arbeitgeber-Lobby unsere Schulen. Die Ursachen der Krise werden fast vollends verschwiegen. "Wem gehört die ökonomische Bildung?", fragen die Bielefelder Wissenschaftler Lucca Möller und Reinhold Hedtke in einer frisch veröffentlichten Studie. Sie kommen zu dem Schluss, dass zurzeit "ein Schulfach Wirtschaft zum Fach der Wirtschaft und der Wirtschaftsverbände wird und wirtschaftsliberal-konservatives Denken in die Schulen bringen soll."

Der Einfluss der Wirtschaft auf die Schulen hat zugenommen, sei es durch Kampagnen, Sponsoring oder Patenschaften. Dieser Trend wird verstärkt durch die Überflutung des Bildungsmarktes mit ungefilterten wirtschaftsnahen Unterrichtsmaterialien. Kritik an ihrem Engagement wird dabei von den Wirtschafts-Verbänden klar zurückgewiesen: "Im Streit um die richtigen Konzepte darf man nicht die Motive der anderen Seite in Zweifel ziehen", sagt Anke Papke, Direktorin des Bundesverbandes deutscher Banken.

Darf man nicht? Die wenigsten Materialien werden von den Lehrerinnen und Lehrern ausdrücklich bestellt. Es gibt keinerlei Qualitätskontrolle und keinerlei klare Richtlinien für die Materialien bzw. deren Nutzung. Diese Materialien verstoßen gegen das in der politischen Bildung verankerte Indoktrinationsverbot. Die angebotenen Themen werden auch nicht kontrovers aufbereitet. Beide Grundsätze sind jedoch Grundpfeiler des "Beutelsbacher Konsens", in dem grundlegende Standards für die politische Bildung verankert wurden.

Beispiele der Indoktrination

Was die Wirtschafts-Verbände und Unternehmen wirklich bewegt, lässt sich anhand einiger ausgewählter Beispiele zeigen.

Wirtschaftsordnung: Die Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" hat eine Unterrichtseinheit zum Thema "Wirtschaftsordnung" veröffentlicht. Hier wird pure marktradikale Ideologie gelehrt - und das mit unverhohlenen Attacken auf den Sozialstaat: "Der heutige Sozialstaat dient häufig genug nicht den wirklich Bedürftigen, sondern jenen, die sich im politischen Geschäft besonders schlagkräftig Gehör verschaffen. Und er dient jenen, die sich als Einrichtungen der sozialen Selbstverwaltung, als "Sozialpartner" oder als Umverteilungsbürokraten längst unersetzlich gemacht haben." (S. 76).

In derselben Unterrichtseinheit wird kritisiert, dass das Grundgesetz die Freiheits- und Eigentumsrechte zu Gunsten des Gemeinwohls einschränkt: "In Artikel 14 Absatz 2 heißt es: 'Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.' Zugegeben, dieses Gebot ist ohne Zweifel gut gemeint, doch von einer freiheitlichen Wirtschaftsverfassung zeugt es nun wirklich nicht." (S. 21). Stattdessen setzt man auf die "kapitalistische Gemeinschaftswohlmaschine" frei nach Adam Smith. "Man kippt oben Eigeninteresse hinein – und schwups, kommt unten Gemeinwohl heraus." (S. 21)

Mitbestimmung: Zur Mitbestimmung bedient das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln in Zusammenarbeit mit der BDA-Bundesarbeitsgemeinschaft "Schule/Wirtschaft" nur allzu schlichte Vorurteile: "Unbestritten ist auch, dass ideologisch eingestellte Betriebsräte ("Was für das Unternehmen gut ist, muss für die Arbeitnehmer schlecht sein") angesichts der vielfältigen Vorschriften und der komplizierten Rechtsprechung durchaus in der Lage sind, Betriebsabläufe empfindlich zu stören". (S. 9)

Schulfach: Weltanschauung mit Werbepause

Hier wird abgestandene Ideologie gelehrt, die vor allem die Leistungen der Betriebsräte und Gewerkschaften zum Vorteil von Unternehmen und Beschäftigten in der Krise komplett verschweigt. Die Wirtschafts-Verbände nutzten ihre Angebote als trojanisches Pferd, um ein eindimensionales Wirtschaftsverständnis im Unterricht zu verankern. Oder, wie es Reinhold Hedtke in seinem Aufsatz "Wirtschaft in die Schule?!" schrieb: "Diese Kampagne macht ökonomische Bildung zur weltanschaulichen Bildung. Damit steht sie in scharfem Gegensatz zu den wissenschaftlich seriösen Konzepten der Wirtschaftsdidaktik. Die Kampagne soll den hegemonialen politischen Diskurs, der in Politik und Medien vom ökonomistisch-liberalistischen Denken geprägt ist, in die Köpfe der Schülerinnen und Schüler tragen. Die Bezeichnung ökonomische Bildung für diese Kampagne ist irreführend."

All diese Beispiele zeigen, nicht nur in den Wirtschaftswissenschaften hat sich ein wirtschaftsliberaler Mainstream herausgebildet, der nahezu blind ist für die Risiken von deregulierten Märkten. Auch Wirtschaftsdidaktiker haben vielfach eine besondere Nähe zu Unternehmen und Arbeitgeber-Verbänden, können sie doch mit lukrativen Aufträgen rechnen.

Mehr noch: Die Unternehmen haben die Schule auch als profitablen Werbemarkt erkannt. Mit professionell gemachten Unterrichtseinheiten bringen sie ihr Produkt direkt an das Kind: Es gibt die Scrabble-Schulmeisterschaften. Kinder sollen das ABC mit "Russisch Brot" von Bahlsen lernen. Hier hat sich eine ganze Branche gebildet, die unter dem Titel Bildungskommunikation die Produkte in den Schulen platziert.

Dabei stehen selbst eigentlich renommierte Stiftungen für die Schleichwerbung Pate. Nach Recherchen von "Report Mainz" bietet zum Beispiel die "Stiftung Lesen" über ihren "Lehrerclub" mit 50 000 Mitgliedern zahlreiche firmenfinanzierte Unterrichtsmaterialien zur Leseförderung an.

Diese Arbeitsblätter und Broschüren enthalten teilweise schlichte Schleichwerbung im Sinne der Sponsoren der Stiftung, heißt es in dem Bericht. So wird in einer von der Mainzer Volksbank (MVB) finanzierten Unterrichtsmappe zum Thema "Geld in der Grundschule" das spezielle Bonussystem des "Kid-Kontos" der Bank angepriesen. Die Grundschüler erfahren, dass sie fürs Sparen bei dieser Bank nicht nur Zinsen, sondern auch "Fische" erhalten, die sie gegen "Geschenke tauschen" können. Zudem müssen die Grundschüler auf Arbeitsblättern für den Unterricht unter anderem die Frage beantworten: "Wie heißt die lustige Kinderzeitschrift von der Volksbank?". Gemeint ist das Kindermagazin "Primax" der Volksbanken, das als Tipp ganz oben auf der Leseliste der Stiftung Lesen steht.

Le(e)hrreich: das Gut-und-Böse-Fach

Doch die Arbeitgeber-Lobby will auch Einfluss auf die Lehrpläne nehmen. Ziel ist ein eigenständiges Schulfach Wirtschaft. Obwohl die Deutsche Gesellschaft für ökonomische Bildung als zuständige Fachgesellschaft bereits Bildungsstandards für die ökonomische Bildung an Schulen entwickelt hatte, ließ der Gemeinschaftsausschuss der deutschen gewerblichen Wirtschaft eigene Bildungsstandards erarbeiten.

Tarifvertrags-, Arbeitskampf-, Mitbestimmungsrecht und Betriebsverfassung werden in den Musteraufgaben ausschließlich als Problem benannt (S. 128). Integrationsfächer wie Sozialkunde, Sozialwissenschaften oder Politik/Wirtschaft sowie die Einbettung von politischen, sozialen und ökologischen Zusammenhängen in die ökonomische Bildung werden kritisiert. Problematische Entwicklungen werden nahezu komplett ausgespart: Warum sollen die Schülerinnen und Schüler in der ökonomischen Bildung nichts über die Zunahme prekärer Beschäftigung, die auch im internationalen Vergleich starke Abhängigkeit von sozialer Herkunft und beruflichem Erfolg, die zunehmend ungleiche Vermögensverteilung oder die Besetzung fast aller Leitungspositionen durch Männer erfahren?

Das Gutachten präsentiert zudem das Bild einer klinisch reinen Wirtschaft: Kriminell sind hier lediglich die Arbeitnehmer (Krankfeiern), die Verbraucher (Zigarettenschmuggel) und die Versicherten (Versicherungsbetrug S. 49, 66). Unternehmer bleiben hingegen unbefleckt. Die Schülerinnen und Schüler lernen nichts über Korruption, die systematische Abwälzung von Risiken auf Staat und Steuerzahler oder illegale Beschäftigung. Auch Fragen der Wirtschaftsethik kommen nicht vor. So verwundert auch nicht, dass die globale Wirtschafts- und Finanzkrise in dem Konzept der Wirtschaft nicht reflektiert wird.

Wirtschaftswissenschaft ist Gesellschaftswissenschaft und nicht Gewinner-Esoterik

Der DGB hat ein anderes Verständnis von ökonomischer Bildung. Sie muss die unterschiedlichen wirtschaftlichen Theorien in ihren Aussagen, Interessenbezügen und Reichweiten zur Geltung kommen lassen. Sie muss Schülerinnen und Schüler befähigen, in einer von Interessensgegensätzen geleiteten Gesellschaft eigene Standpunkte zu finden und zu vertreten. Für den DGB gilt, dass in der Schule die kritische Urteilsbildung der Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt steht. Unterrichtsmaterialien dürfen nicht zur Selbstdarstellung und Interessenspolitik missbraucht werden.

Am Ende einer Unterrichtseinheit müssen mehrere Lösungen für ein soziales, politisches oder ökonomisches Problem stehen. Ökonomische Bildung, die auf reines Vermitteln technischen Wissens beschränkt ist, trägt nicht zu der Entwicklung der kritisch-reflexiven Handlungskompetenz bei, die in der Didaktik der politischen Bildung zu Recht gefordert wird.

Wir setzen deshalb auf eine sozioökonomische Bildung die praxisorientiert, interdisziplinär und fächerübergreifend ist. Sie bindet politische und gesellschaftliche Zusammenhänge von Arbeit und Wirtschaft ebenso ein wie soziale, ethische, rechtliche und ökologische Aspekte. Eine zeitgemäße sozioökonomische Bildung klärt Schülerinnen und Schüler über ihre individuellen und kollektiven Handlungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten auf. Diese Bildungsziele sollten leitende Kriterien für die Auswahl von Unterrichtsinhalten und Unterrichtsmethoden sein.

In der "Initiative Schule – Arbeitswelt" (

www.schule.dgb.de) setzen sich die Gewerkschaften für ein umfassendes Verständnis der ökonomischen Bildung ein. Wir klären in Lehrerfortbildungen über die Einseitigkeit wirtschaftsnaher Unterrichtsmaterialien auf.

Doch letztlich darf Schule nicht zum Kampfplatz der Lobbyisten werden. Hier muss die staatliche Verantwortung für eine lobbyfreie, umfassende und ausgewogene sozioökonomische Bildung greifen. Die Kultusministerkonferenz sollte deshalb eine Clearingstelle einrichten, die die Unterrichtsmaterialien des grauen Marktes kontrolliert und Schulen und Lehrkräften klar sagt, welche Materialien nicht für den Unterricht geeignet sind.



Posted via email from Dresden und Umgebung