"Wehre den Anfängen! Zu spät wird die Medizin bereitet,
wenn die Übel durch langes Zögern erstarkt sind."
(...)
In der Mitte angekommen
"In der Mitte angekommen" heißt es in einer Studie der Friedrich-Eberst-Stiftung über
rechtsextreme Einstellungen und Einflussfaktoren in Deutschland [PDF - 732 KB]. http://www.fes.de/rechtsextremismus/pdf/Vom_Rand_zur_Mitte.pdf "Einstiegsdroge" die Ausländerfeindlichkeit. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,druck-446805,00.htmlAuch zahlreiche andere sozialwissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass rechtsextremes "Gedankengut" tief in
der Gesellschaft verwurzelt ist. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,722751,00.htmlDie Anti-Islam-Bewegung reicht vom frustrierten Kleinbürger bis zum Neonazi.
Kein Wunder, wenn man beobachten musste, wie die Medien ihn bedienten und wie selbst die SPD nicht mehr den Mut fand, sich von ihm zu trennen, weil sie offenbar um Wähler bangte.
Da gibt es aus parteipolitischen Gründen eine Riesendebatte über einen angeblichen Antisemitismus in der Partei DIE LINKE. Aber die zunehmende Fremdenfeindlichkeit nicht nur in Deutschland sondern wie die Wahlerfolge rechtspopulistischer Parteien zeigen in ganz Europa, ja sogar in den USA wird klaglos hingenommen. Das gehört inzwischen sozusagen zur Tagesordnung.
Es gibt diese klammheimliche Sympathie mit solchen fremdenfeindlichen, ja sogar rassistischen Thesen, sogar bis in die höchsten Kreise unserer Gesellschaft hinein. Das ist ein wichtiger Grund für das Wegschauen der Öffentlichkeit. Deutschland ist wieder einmal in Gefahr auf dem rechten Auge zu erblinden. Auch die Jugendministerin Schröder hat nichts Wichtigeres zu tun, als "zivilgesellschaftliche" Initiativen gegen den Linksextremismus zur fördern getreu dem konservativen Motto: links gleich rechts und im Zweifel lieber stramm rechts.
In der Pose des Tabubrechers ("das wird man doch wohl noch sagen dürfen") werden zweifellos vorhandene Probleme der Integration im Lande gezielt ausgebreitet, aber eben nicht mit dem Ziel, bestehende Missstände zu überwinden, sondern gerade umgekehrt mit der Absicht, die zum allergrößten Teil dafür nicht verantwortlichen Ausländer zu Sündenböcken zu machen ja noch mehr, sie zum Feindbild zu erklären.
Die Sozialdemokratie müsste nach dieser grausamen Attacke auf ein sozialdemokratisches Jugendlager eigentlich begriffen haben, dass ihre Werte und Vorstellungen mit im Visier dieserart von "Hasspredigern" sind. Doch wird die SPD mit einem Parteimitglied Sarrazin ein glaubwürdiger Vorkämpfer für "Weltoffenheit und die Bereitschaft, mit unterschiedlichen Kulturen umzugehen" (Olaf Scholz) sein können?
"Wehre den Anfängen" wird der römische Dichter Ovid gerne zitiert. Das ganze Zitat lautet allerdings:
"Wehre den Anfängen! Zu spät wird die Medizin bereitet, wenn die Übel durch langes Zögern erstarkt sind."
Statt in den Anfängen, sind wir längst im fortgeschrittenen Stadium und das Suchen nach einer Medizin hat noch nicht einmal begonnen.
Ein wenig Hoffnung gibt, die Solidarität in der Trauer der Norweger. Und ein Beispiel gibt der norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg: "Wir sind weiter erschüttert von dem, was uns getroffen hat. Aber wir geben nie unsere Werte auf. Unsere Antwort ist mehr Demokratie, mehr Offenheit und mehr Humanität. Aber nie Naivität."
Statt der platten Kondolenzadressen, hätte man sich einen solchen Satz auch von den politischen Repräsentanten in Deutschland gewünscht
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