Sonntag, 28. Februar 2010

-->> Empowerment - von Gandhi lernen <<-- (Das Gesundheitswesen 2008)

 
 

 

Kommentar
Gesundheitswesen 2008; 70: 791-792
DOI: 10.1055/s-0028-1103271

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
 
 
Empowerment - von Gandhi lernen?

Empowerment - Learning from Gandhi?
 
M. Wildner1
1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
 
 
Literatur
 
 
 

Am 30. Januar 2008 jährte sich der 60. Todestag von Mohandas Karamchand „Mahatma" Gandhi (1869-1948), des politischen und geistigen Führers der indischen Unabhängigkeitsbewegung. Diese führte 1947 das Ende der britischen Kolonialherrschaft über Indien herbei. „Die Ehrfurcht vor dem universalen und alles durchdringenden Geist der Wahrheit hat mich in die Politik geführt" wird Gandhi zitiert [1]. Seinen Ehrennamen „Mahatma" (=Grosse Seele) erhielt er vom Philosophen und Literaturnobelpreisträger Rabindranath Tagore, der ihn bei seiner Ankunft in Indien 1915 so begrüßte.

Was kennzeichnete Gandhis erfolgreiches Wirken? Grundlegend war für ihn das „Festhalten an der Wahrheit" (Satyagraha) [2]. Dieses Konzept umfasste nicht nur die Gewaltfreiheit (Ahimsa), sondern auch andere ethische Forderungen wie die Fähigkeit und Bereitschaft zur individuellen und politischen Eigenkontrolle (Swaraj). Grundgedanke ist, Gegner sowohl aus einer langfristigen strategischen Perspektive heraus als auch aus ethischer Überzeugung am Ende als Verbündete und Freunde zu gewinnen. Gewaltlosigkeit war aus Gandhis Sicht daher eine Waffe der Starken, nicht der Schwachen. Er war sich der Konsequenz des Leidens um einer Sache willen bewusst.

Ist hier ein Brückenschlag zu den Themen Öffentliche Gesundheit, Gesundheitsförderung und Prävention möglich? Ein solcher könnte in dreifacher Hinsicht versucht werden: zum einen hinsichtlich des politischen Selbstanspruches „Öffentlicher" Gesundheit, zum Zweiten hinsichtlich der Konzepte „Empowerment" und „Partizipation", zum Dritten hinsichtlich der Idee des „Festhaltens an der Wahrheit".

Die Verbindung zum politischen Selbstanspruch „Öffentlicher" Gesundheit auch für Deutschland wird deutlich, wenn man sich die programmatische Aussage Rudolf Virchows vor Augen hält: „Die Medizin ist eine soziale Wissenschaft, und die Politik ist weiter nichts, als Medizin im Großen" [3]. Das Jahr dieses Ausspruches war 1848, 100 Jahre vor der Unabhängigkeit Indiens ebenfalls ein Jahr des Umbruches - das Jahr der bürgerlichen Revolution in Deutschland. Teil der damaligen Reformbewegung war der Anspruch auf eine verbesserte öffentliche Gesundheitspflege [4]. Diese politische Komponente öffentlicher Gesundheitspflege ist unverändert aktuell: Lokal und regional, national und überregional auch auf der europäischen Ebene. Eine Übersicht zu gesundheitsbezogener Politikorientierung wurde von der finnischen EU-Ratspräsidentschaft 2006 erstellt („Health in All Policies" - Gesundheit in allen Politikbereichen, www.euro.who.int/observatory/Publications/20060915_2).

In Anlehnung an Gandhis Unabhängigkeitsbewegung könnte man ein Leben in Gesundheit als „die größere Freiheit" charakterisieren, welche es zu gewinnen, zu erhalten und zu gestalten gilt. „Assuring the conditions in which people can be healthy" - Bedingungen schaffen, in denen Menschen gesund leben können, lautet eine bekannte Formulierung für den gesellschaftlichen Auftrag an Public-Health/Öffentliche Gesundheit [5]. Oder als Kurzformel der Verhältnisprävention: „make healthy choices easy choices" - gesunde Entscheidungen durch eine entsprechende Gestaltung der Umwelt leicht bzw. zur Normalität machen. Die darin enthaltene Bedeutung insbesondere der Verhältnisprävention wird durch die Ergebnisse der Evaluationsforschung zunehmend empirisch belegt. Für eine erfolgreiche Prävention haben multimodale, in den Lebenswelten („Settings") umfassend verankerte Herangehensweisen hohe Bedeutung [6].

Die in manchen Fällen auch politische Tragweite einer Verhältnisorientierung haben z.B. die mit dem Jahresbeginn 2008 in Kraft getretenen Gesetze zum Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden und Gaststätten deutlich gemacht. Als erstes Land weltweit hatte Irland am 29. März 2004 ein vollständiges Rauchverbot in der Gastronomie durchgesetzt. Italien und Schweden folgten kurz darauf. Überraschend war im Gefolge dieser gesundheitspolitischen Ausrichtung der unerwartet günstige Effekt auf die allgemeine Herzinfarktsterblichkeit und die Erkenntnis, dass die Passivrauchbelastung ein fast ebenso großes Risiko für die Herzinfarktrate bei Nichtrauchern darzustellen scheint wie das Rauchen bei Rauchern [7].

Dem steht eine herkömmliche, einseitig auf das individuelle Verhalten bzw. auf reine Informationsvermittlung beschränkte Präventionsstrategie gegenüber, der bei kritischer Überprüfung häufig Wirkungslosigkeit attestiert werden muss. Ein Beispiel dafür gibt das methodisch anspruchsvolle Hutchinson Projekt zur Raucherprävention in Schulen ab, welches trotz vielfältiger verhaltensbezogener Interventionen vom Schuleintritt bis zur 12. Klasse letztlich das Rauchverhalten nicht beeinflussen konnte [8]. Um Missverständnissen vorzubeugen: Als komplementäre Maßnahmen innerhalb einer multimodalen Strategie haben diese Herangehensweisen durchaus ihren guten Sinn.

Eine zweite Brücke zu Mahatma Gandhis Denken lässt sich über moderne Begriffe der Gesundheitsförderung wie Partizipation („Teilhabe") und Empowerment („Befähigung") schlagen. Sein Begriff der Eigenkontrolle kommt solchen Konzepten nahe. Partizipation will die „Zielgruppen" von Prävention und Gesundheitsförderung aktiv einbinden in Programm- bzw. Projektentwicklung, Durchführung und Evaluation. Empowerment will die Beteiligten befähigen, Eigenkontrolle über ihre Gesundheit bzw. die Determinanten und gesundheitsrelevanten Lebensumstände zu entwickeln. Beide Elemente finden in der Ottawa-Charta der Gesundheitsförderung von 1986 und auch in späteren Dokumenten der Weltgesundheitsorganisation regelmäßig Erwähnung (z. B. Evaluation in Health Promotion. Principles and Perspectives, www.euro.who.int/InformationSources/Publications/Catalogue/20010911_43). Dass Gandhi unter „Eigenkontrolle" gleichberechtigt auch das Ringen um die eigene persönliche Integrität und Authentizität verstand, sei der Vollständigkeit halber ebenfalls erwähnt.

Eine dritte Verbindung zu moderner Gesundheitsförderung und Prävention ließe sich an dem für Gandhi zentralen Begriff des „Festhaltens an der Wahrheit" festmachen. Auf die historisch und kulturell beeinflusste Vielschichtigkeit des philosophischen Grundbegriffes „Wahrheit" sei an dieser Stelle einschränkend hingewiesen. Dennoch kann in einer bewussten Reduktion der von Gandhi vermutlich sehr viel breiter gedachten Bedeutung auf den wissenschaftlichen Wahrheitsbegriff eine Brücke geschlagen werden. In einem solchen Verständnis lässt sich Wahrheit als „interpersonale Verifizierung" bzw. „Homo-logie", d. h. einvernehmliche Rede, unter vernünftigen und sachkundigen Personen auffassen. Solche vernünftige Rede ist gekennzeichnet durch Unvoreingenommenheit gegenüber der Sache, gegenüber den die Diskussion führenden Personen, gegenüber Emotionen, Traditionen und Moden einerseits und Begründbarkeit andererseits (dialogischer Wahrheitsbegriff der Erlanger Schule, [9]). Diese Beschreibung liest sich wie eine vorweggenommene Definition einer „evidenzbasierten" Prävention.

Dass die Suche nach und das Ringen um Wahrheit im Sinne wissenschaftlicher „Homologie" durch unvernünftiges Diskutieren unter dem Einfluss von Industrielobbyismus erschwert und verzögert werden kann und worden ist, ist Gegenstand einer anhaltenden wissenschaftsinternen Diskussion auch in der Epidemiologie. Dass idealerweise auch die Effektivität gesundheitspolitisch relevanter Gesetzgebung begleitend evaluiert werden sollte, ergibt sich aus dem Gesagten.

Diese drei Brückenschläge

  • die bisweilen auch politische Dimension bei der gesundheitsförderlichen Gestaltung der Lebenswelten,

  • ein bisweilen notwendiges wohlverstandenes individuelles und politisches Empowerment und

  • ein unabdingbares Festhalten an einer der Suche nach Wahrheit verpflichteten Forschungs- und Evaluationskultur

sind wie dieses Schwerpunktheft insgesamt vor allem als Impuls gedacht. Ob dieser Impuls zu überzeugen bzw. neugierig zu machen vermag, wird partizipativ von unserer „Zielgruppe" beurteilt werden - den sachkundigen Partnern und Multiplikatoren im Feld.

Literatur

1 , Mahatma Gandhi, Ausgewählte Texte, Goldmann Verlag, München, 1983, 77

2 Gandhi MK. Eine Autobiographie oder Die Geschichte meiner Experimente mit der Wahrheit Gladenbach, Verlag Hinder+Deelmann 2005

3 Virchow R. , Die medizinische Reform; No. 1; 3. November 1848, 125

4 Orth L. 150 Jahre Revolution 1848/49: Die demokratische Krankheit. Dtsch Ärztebl 1999; 96: (14) A-936/B-782/C-729

5 Institute of Medicine. The Future of Public Health Washington, National Academies Press 1988, p. 40

6 Rosenbrock R. Prävention In: Kirch W, Badura B, Hrsg., Eds.; Erfolgskriterien und Typen moderner Primärprävention. Heidelberg, Springer 2005

7 Barnoya J, Glantz SA. Cardiovascular effects of secondhand smoke: nearly as large as smoking. Circulation 2005; 111: 2684-2698

8 Peterson AVJr , Kealey KA, Mann SL. et al. Hutchinson Smoking Prevention Project: long-term randomized trial in school-based tobacco use prevention - results on smoking. J Natl Cancer Inst 2000; 92: (24) 1979-1991

9 Kamlah W, Lorenzen P. Logische Propädeutik - Vorschule des vernünftigen Redens. Stuttgart, J. B. Metzler Verlag 1996; 128

 

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. M. Wildner
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Veterinärstraße 2
85764 Oberschleißheim
e-Mail: Manfred.Wildner@lgl.bayern.de

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Die unendliche Leistungsträgerlüge (Nachdekseiten)


 

Die unendliche Leistungsträgerlüge

Heiner Flassbeck hat sich, angestoßen von Äußerungen Peter Sloterdijk wie in einem gerade erschienen Interview in der Süddeutschen Zeitung

 („Wider die Verteufelung der Leistungsträger"), mit diesen obskuren Vorstellungen auseinandergesetzt. Unten finden Sie Flassbecks Beitrag.

Ich halte Sloterdijk für einen mit Steuergeld besoldeten Ignoranten. Er beschäftigt die öffentliche Debatte mit albernen Vorstellungen

(„Gaben- und Spendencharakter der zivilen Steuer") und eine sich für seriös haltende Zeitung wie die SZ bietet ihm wieder einmal Raum. Albrecht Müller



Die unendliche Leistungsträgerlüge

Von Heiner Flassbeck

Ein Diskussionsbeitrag für die Nachdenkseiten

(Eine kürzere Version dieses Artikels erschien in „Wirtschaft und Markt" im Januar 2010)

Es gibt Geschichten, die kann man hundert oder gar tausend Mal erzählen und die Zuhörer bekommen dennoch nie genug davon. Das sind in der Regel schöne Geschichten. Die Zuhörer beginnen jedes Mal von Neuem zu träumen von einer heilen Welt, in der ein wunderbar freundlicher Herrscher nur an einem einzigen kleinen Schräubchen dreht und schon fließt der Honig in Strömen und die Tauben braten sich im Fluge selbst.

So ist es mit der unendlichen Steuer- und Leistungsträgergeschichte. Seitdem das Wirtschaftswunder Anfang der 70er Jahre brutal sein Ende fand, wird von unseren Politikern immer wieder, Jahr für Jahr, Wahl für Wahl, die schöne Geschichte von den magischen Steuersenkungen erzählt. Man müsse die Steuern für die „Leistungsträger" senken und schon sei alles gut. Leistungsträger, das sei nämlich die Spezies von Mensch, die - gut ausgebildet und leistungsfähig - gerne ihr Bestes geben würde, aber unter der Abgabenlast des Staates so ächzt, dass sie viel weniger "Leistung" erbringt, als eigentlich von ihr zu erwarten wäre. Nähme der Staat seine Last nur weg, wäre der Rest ein Leichtes und die Wirtschaft florierte.

Die Geschichte ist so schön, weil sie immer funktioniert, ganz gleich wie viel Last der Staat schon weggenommen hat. Immer wird es einen Politiker oder einen besonders klugen Philosophen wie Peter Sloterdijk geben, der sagt „es ist immer noch zu viel". Da die Mehrheit der Politiker seit vielen Jahren an die Geschichte glaubt, haben sie die Steuerbelastung für die Leistungsträger schon mächtig reduziert, also etwa von einem Steuersatz für die Menschen mit den höchsten Einkommen von 56 Prozent auf 42 Prozent. Da ächzt der Leistungsträger zwar etwas weniger, aber die Bürde des Staates drückt noch immer schwer.

Also weiter runter mit den Sätzen. 35 Prozent will die Partei der Leistungsträger jetzt, aber warum soll das reichen? Wer „Leistung" bringt, wird immer noch bestraft mit dem Höchstsatz! Wo ist die Logik? Warum sollen diejenigen, die schon die "Leistung" bringen, auch noch die größte Last für den Staat tragen? Der Leistungsträger trägt doch schon die Gemeinschaft, die in der sozialen Hängematte also, warum sollte er noch mehr tun? Nein, der Leistungsträger muss richtig entlastet werden und das heißt, er muss weniger zahlen als diejenigen, die keine „Leistung" bringen. Eigentlich muss er absolut entlastet werden, weil er ja schon die "Leistung" trägt.

Wenn man aber die vollkommen entlastet, die „Leistung" bringen, woher bekommt der Staat dann das Geld für die Justiz, für die Polizei, für die Verteidigung, für die Strassen und für die Bildung? Offenbar von den anderen. Wer aber sind die anderen? Die Nicht-Leistungsträger! Die haben dummerweise aber keine Einkommen, weil sie ja keine „Leistung" erbringen. Dann gibt es aber keinen Staat, jedenfalls gibt es niemand, der die Polizei, die Verteidigung, die Strassen oder die Bildung kostenlos zur Verfügung stellt. Das müssen die Leistungsträger dann einzeln bezahlen, wenn sie es haben wollen, und die anderen gucken in die Röhre.

Welchen Anteil von ihrem Einkommen zahlen dann die Leistungsträger für ihre Justiz, ihre Verteidigung, für ihre Strassen, ihre Polizei und die Bildung ihrer Kinder, nicht zu vergessen der Preis für die hohen Mauern, die sie bauen müssen, um sich und ihre Kinder vor denen zu schützen, die keine „Leistung" bringen und kein Einkommen haben? 35 Prozent oder 42 oder doch gar 53 Prozent? Wie ist das dann mit der zusätzlichen Belastung für die privaten Justiz-, Sicherungs- und Bildungsdienste? Kommt dann Sloterdijk und spendet Trost nach dem Motto: Niemand nimmt dir Leistungsträger etwas unter Zwang und ungerechtfertigt ab, also ertrage die Kosten ohne zu klagen?

An dieser Stelle spätestens erkennt auch der vorletzte Philosoph, wie dumm und falsch das Bild von den Leistungsträgern ist. Eine moderne marktwirtschaftliche Ordnung ist nämlich gerade kein System, das davon lebt, dass eine „Handvoll Leistungsträger" Spitzenleistungen erbringt und daraus sich die Einkommen aller anderen ergeben. Eine moderne Marktwirtschaft ist ein System der Arbeitsteilung, der Spezialisierung des Einzelnen also, in dem das Gesamtergebnis keineswegs mehr der Leistung eines einzelnen oder einiger weniger zugerechnet werden kann. Praktisch alles, was produziert wird, ergibt sich aus einem komplexen Zusammenspiel vieler Leistungen, die zum Teil in der Gegenwart, zum Teil aber auch in der Vergangenheit erbracht worden sind. Dass die Leistungen unterschiedlich entgolten werden, hängt allein mit der Knappheit der „Leistungsträger" oder ihrer Marktmacht zusammen, in einer Marktwirtschaft aber gerade nicht mit ihrer „Leistung" in irgendeinem vernünftig zu interpretierenden Sinne.

Wer Tennisbälle sicher über ein Netz schlagen kann, schnell mit einem Auto im Kreis fährt oder populäre Liedchen trällert, wird in der „Leistungsgesellschaft" schon vor Erreichen des dreißigsten Lebensjahres mit einem ungeheuren Vermögen entlohnt. Wie sinnvoll diese "Leistung" ist, wird nicht einmal gefragt, weil sich die westliche Gesellschaft, freilich ohne zu wissen, was sie tut, im Zuge der neoliberalen Revolution für ein Knappheitsprinzip ohne wenn und aber entschieden hat. Derjenige dagegen, der sein Leben lang die Böden in Universitäten und Betrieben schrubbt, muss statt eine ordentliche Rente zu erhalten, am Ende zum Sozialamt betteln gehen. Noch schlimmer, wer für die Gesellschaft vollkommen unproduktive Geschäfte tätigt, also z. b. auf den Finanzmärkten die Preise für Rohstoffe oder Währungen hoch treibt, weil er und viele seiner Kumpane darauf mit Schulden gewettet haben, erbringt offenbar eine „Leistung" in der Sloterdijkschen FDP-Welt. Auch wenn dabei schließlich das gesamte System zu kollabieren droht und der kleine Putzmann für die Verluste haften muss, ist der Spieler nach Sloterdijk ein Leistungsträger, weil an dem von ihm selbst aufgeblasenen Spekulationsballon so viel verdient hat, dass er - selbst wenn er brav seine Steuern bezahlt - danach nie wieder arbeiten muss. Das ist nicht die Leistung, die eine Gesellschaft trägt! Weil in einer Marktwirtschaft gerade nicht Leistung belohnt wird, ist es gerechtfertigt und notwendig, dass der Staat wesentlich mehr von denen verlangt, die durch glückliche Umstände, Privilegien oder die inhärente Knappheitslogik des Systems überdurchschnittlich „entlohnt" worden sind.

Unabhängig davon ist der Staat einer der wichtigsten Vorleister des Systems. Ganz gleich, ob er durch verbesserte Infrastruktur, Rechtssicherheit, mehr Bildung, äußere Sicherheit oder auch durch sozialen Frieden mithilfe einer menschenwürdigen sozialen Absicherung zur Gesamtleistung beiträgt, er ist ein Vorleister wie alle anderen und muss vernünftig bezahlt werden. Bei keinem anderen Vorleister kämen Philosophen und andere Ideologen auf die Idee, die Bezahlung generell in Frage zu stellen, ohne über den Wert und die Qualität der Vorleistung zu reden. Nur beim Staat wird die einfache, aber fundamentale Tatsache der Vorleistung in einer arbeitsteiligen Gesellschaft ignoriert oder von ideologischen Debatten überlagert. Sloterdijk hat es nun sogar geschafft, Freiwilligkeit der Leistungen der Leistungsträger an den Staat ins Spiel zu bringen (SZ vom 5.1.2010). Klar, in der Zukunft gehen wir zur Bank und bieten eine freiwillige Spende für die dort erbrachten Dienstleistungen an, oder wir finanzieren Professoren nur noch aus Spendengeldern. Fragt sich nur, wer den Beruf des Professors noch ergreifen würde, wenn dessen Entlohnung von der Lust und Laune irgendwelcher "Leistungsträger" abhinge?

Leistungsträger in einem funktionierenden und auf lange Sicht erfolgreichen Team sind alle, selbst wenn ab und an der eine oder der andere einen besonders guten Tag hat. Wer die Beiträge der Einzelnen zur Bezahlung der Vorleistungen des Staates in einer arbeitsteiligen Gesellschaft diskutieren will, sollte ehrlich sein und offen die Frage stellen, ob die Armen oder die Reichen - absolut und proportional - mehr beitragen sollen. Da werden sich sicher auch die Geister scheiden. Die dümmliche Phrase von den Leistungsträgern, die ja nur zur Verteidigung der Reichen vorgebracht wird, kann man sich dann aber getrost schenken.

Samstag, 27. Februar 2010

[idw] Innovationen aus der Computergraphik auf den ChemnitzerLinux-Tagen

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung

Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH, DFKI,

Reinhard Karger M.A., 26.02.2010 17:40

Innovationen aus der Computergraphik auf den Chemnitzer Linux-Tagen

Dreidimensionale Visualisierungen bieten die großartige Chance, einer
breiten Öffentlichkeit Ideen und Konzepte für eine positive
Entwicklung und Umgestaltung eines Areals oder gar einer ganzen Stadt
anschaulich nahe zu bringen. 3D-Welten im Internet schnell und
Ressourcen schonend darstellen zu können, war bisher ein Traum - bald
wird es mit XML3D kein Problem mehr sein.


Das DFKI stellt auf den Chemnitzer Linux-Tagen (13.-14- März 2010)
aktuelle Projekte des Visualisierungszentrums am DFKI, wie das eigens
entwickelte XML3D-Format vor (Vortrag Rainer Jochem am Sonntag,
14.03., 10:00 Uhr, Raum V3). Dieses soll es ermöglichen, mit einfachen
Webtechniken interaktive 3D-Inhalte im Internet zu erstellen. XML3D
ist ein auf X3D basierendes 3D-Format, welches sehr eng in die
aktuelle Webtechnologie integrierbar ist. Es verwendet vorhandene DOM-
Datenmodelle, das gleiche Scripting-Interface und das gleiche Event-
Modell, wodurch Millionen von Webentwicklern direkt in der Lage sind,
interaktive 3D-Inhalte zu erstellen. Ein höchst flexibler 3D-
Szenengraph verwaltet und pflegt den 3D-Teil des DOM-Modells und kann
wiederum HTML/XML-Inhalte integrieren. Das Format ist dabei unabhängig
von der konkreten Implementierung des Renderings, wie z.B. Raytracing,
Rasterisierung oder Hybrides Rendering. Das Ziel ist es, hochwertige,
industrietaugliche und interaktive 3D-Grafik zum Bestandteil des Webs
in Form eines nativen Datentyps korrespondierend zu Text, Bildern und
Video zu machen. Eine Implementierung dieser Technik läuft bereits in
einer angepassten Version von Firefox.


BALLView ist eine Anwendung zum molekularen Modellieren und
Visualisieren. Werkzeuge zum Betrachten und Editieren von Molekülen
sind ein wichtiger Bestandteil von vielen Anwendungen in der
Bioinformatik, Chemie und Pharmazie. Bei der Entwicklung neuer
Medikamente dient die Technik dazu, den Forschern eine akkurate
räumliche 3D-Repräsentation von molekularen Strukturen zu bieten.
Kombiniert mit der Raytracing-Engine RTfact können diese komplexen
Strukturen mit hoher Qualität in Echtzeit dargestellt werden. BallView
wird unter GPL sowohl für Linux als auch Windows und MacOS angeboten.


Virtuelle Realität wird bereits seit Jahren als Werkzeug im
Ingenieurwesen eingesetzt, um komplexe Sachverhalte begreifbarer zu
machen und Entscheidungen anhand hochpräziser und maßstabsgetreuer
Modelle treffen zu können. Im Visualisierungszentrum werden diese
Konzepte auf die Stadtplanung übertragen, um neue Werkzeuge und
Prozesse zu entwickeln, die den Weg von der Planzeichnung zum 3D-
Modell vereinfachen. Erste erfolgreiche Anwendungen aus dem
Saarbrücker Stadtplanungsprojekt "Stadtmitte am Fluss" und von der
Rekonstruktion der historischen Festungsstadt Saarlouis können auf den
Chemnitzer Linux-Tagen am Stand 345 bestaunt werden.


DFKI-Pressekontakt

Reinhard Karger, M.A.
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) GmbH
Campus D 3.2

D-66123 Saarbrücken
Tel.: +49 (0)681-302 5253
Mobil: +49 (0)151 15674571
E-Mail: reinhard.karger@dfki.de
http://twitter.com/reinhardkarger

Arten der Pressemitteilung:
Buntes aus der Wissenschaft
Forschungs- / Wissenstransfer


Sachgebiete:
Informationstechnik

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.viscenter.de Visualisierungszentrum am DFKI
http://chemnitzer.linux-tage.de/2010 Chemnitzer Linux-Tage

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news357499

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution32

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BSCW Version 4.5 verfügbar: Groupware mit individuellen Gestaltungsmöglichkeiten [idw]


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung

Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT, Alex Deeg,

26.02.2010 12:49

BSCW Version 4.5 verfügbar: Groupware mit individuellen
Gestaltungsmöglichkeiten



OrbiTeam Software GmbH & Co. KG und das Fraunhofer-Institut für
Angewandte Informationstechnik FIT präsentieren die neue Version 4.5
des BSCW Shared-Workspace-Systems. Diese beinhaltet neben einer
überarbeiteten Benutzeroberfläche zahlreiche neue Funktionen wie eine
persönliche Startseite, Terminabstimmungen und Wiki-Integration.
30-Tage Demoversion online verfügbar. Alle Details unter
<www.bscw.de/bscw45.html>.

Die Web-Groupware BSCW wurde an der Benutzerschnittstelle gründlich
überarbeitet und mit zahlreichen praktischen Erweiterungen versehen.
Damit bietet die etablierte BSCW-Software nun ein noch breiteres
Funktionsspektrum bei hohem Bedienkomfort und integriert auch
klassische Dokumentenverwaltung mit Web-2.0-Mechanismen. Neben der
Stabilität und Skalierbarkeit der Software ermöglichen Eigenschaften
wie Single-Sign-On und die Anbindung von Verzeichnisdiensten die
notwendigen Voraussetzungen für die Integration in die bestehende
Unternehmensinfrastruktur - auch bei größeren Organisationen.

Zentraler Punkt beim neuen Release war die Vereinfachung der
Bedienung. Erfahrungen aus zahlreichen Kunden- und Forschungsprojekten
sowie direkte Rückmeldungen der Anwender führten zu einer
vollständigen Neugestaltung der Systemformulare. Die
Benutzerschnittstelle wurde um ein integriertes Suchfeld und eine neue
Dateiübertragungshilfe erweitert. Ein ganzes Bündel an Verbesserungen
dient der Effizienzsteigerung in der computergestützten
Zusammenarbeit.

In der neuen Version 4.5 wurde die BSCW-Groupware um eine persönliche
Startseite (Portal) erweitert, die jedem Anwender einen individuell
anpassbaren Zugang zum System ermöglicht und zudem die Integration
externer Dienste erleichtert. Neben dem persönlichen Portal sind
personalisierte Abstimmungen und Terminfindung weitere wesentliche
Neuerungen. Entscheidungsfindungen in Arbeitsgruppen oder
Terminvereinbarungen, auch mit externen Partnern, lassen sich damit
schnell und unkompliziert durchführen. Das schon in früheren Versionen
enthaltene Projekt- und Aufgabenmanagement sowie Wiki-ähnliche,
dokumentbasierte Zusammenarbeit wurde in der neuen BSCW-Version
deutlich verbessert. Zudem wurde das Dokumentmanagement durch
zahlreiche bereitgestellte Dokumentvorlagen und die Möglichkeit,
Dokumente direkt im Web-Browser anzulegen und dort zu bearbeiten,
komfortabler gestaltet.

Mit BSCW kann sowohl die interne Zusammenarbeit im Unternehmen als
auch die Kooperation mit externen Projektpartnern koordiniert werden.
Anwender können Dokumente, Termine, Kontakte, Aufgaben und Notizen in
gemeinsamen Arbeitsbereichen austauschen. So stehen wichtige
Informationen allen berechtigten Mitarbeitern immer und überall zur
Verfügung. Jedes Mitglied eines gemeinsamen Arbeitsbereichs kann
entsprechend seinem persönlichen Zugriffsrecht die Inhalte abrufen,
kommentieren, bewerten oder ergänzen. Änderungen werden dabei
protokolliert und den Teammitgliedern über verschiedene Kanäle, z.B.
RSS-Feeds oder E-Mail, zur Verfügung gestellt. BSCW ist damit das
ideale Werkzeug für firmen- oder standortübergreifende Kooperation. Es
ermöglicht die Zusammenarbeit von beliebig großen Benutzergruppen und
erfordert keine Softwareinstallation auf Seiten der Anwender.

Über OrbiTeam:
Die OrbiTeam Software GmbH & Co. KG wurde 1998 zur Weiterentwicklung
und zum Vertrieb des vom Fraunhofer-Institut für Angewandte
Informationstechnik FIT entwickelten Shared-Workspace-Systems BSCW
gegründet. Als Experte im Bereich e-Collaboration betreut OrbiTeam
Unternehmen bei der Einführung einer unternehmensweiten
Kooperationslösung und bietet alternativ auch den Einsatz von
Projekträumen im Internet als Service an. OrbiTeam berät Kunden aus
diversen Bereichen - Telekommunikationsunternehmen, Bundes- und
Landesbehörden, Forschungseinrichtungen, Universitäten sowie
zahlreiche kleine und mittelständische Unternehmen nutzen die Dienste
des Bonner Unternehmens.


Kontakt:

OrbiTeam Software GmbH & Co. KG
Thomas Koch
Telefon +49 228 410-1400
koch@orbiteam.de

Alex Deeg
Telefon +49 228 410-1400
alex.deeg@fit.fraunhofer.de

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse
Forschungsprojekte


Sachgebiete:
Informationstechnik
Wirtschaft

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.bscw.de/bscw45.html
http://www.orbiteam.de/

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CeBIT: --->>> Neuer Personalausweis fürs Handy [idw]

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung

Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT),

Oliver Küch, 25.02.2010 20:15


CeBIT: Neuer Personalausweis fürs Handy


Fraunhofer SIT zeigt NFC-Demonstrator für das sichere mobile
Identitätsmanagement


Fraunhofer SIT präsentiert auf der CeBIT eine Konzeptstudie zur
Nutzung des neuen Personalausweises mit Mobilfunkgeräten. Das Handy
fungiert dabei gleichzeitig als Internet-Zugang und als Lesegerät für
den Ausweis. Auf diese Weise könnten Bürgerinnen und Bürger in Zukunft
zum Beispiel mobil Internetgeschäfte oder Behördengänge erledigen.
Besonderer Vorteil: Das Konzept funktioniert schon mit heutigen Handy-
Netzen. (Halle 9, Stand B36)


Am ersten November kommt der neue Personalausweis und mit ihm neue
Ausweisfunktionen, die für mehr Sicherheit im Internet sorgen. Die
neue Technik funktioniert sogar mit dem Handy. Das zeigt das
Fraunhofer SIT mit einer Entwicklungs-studie auf der CeBIT. Dank NFC-
Funktechnologie benötigt man für die mobile Nutzung des Ausweises kein
spezielles Lesegerät mehr. Die Daten werden einfach per Funk an das
Handy übertragen. "Noch sind nur wenige Mobilfunkgeräte mit dieser
Technik ausgestattet, aber das wird sich ändern", sagt
Forschungsbereichsleiter Mario Hoffmann vom Fraunhofer SIT, "denn die
Handhabung ist äußerst bequem und gleichzeitig sehr sicher."


Das Anwendungsszenario: Möchte der Nutzer zum Beispiel per Handy eine
Überweisung tätigen, muss er nur im Internet-Programm die Seite seiner
Bank besuchen, die über ein offizielles Zertifikat verfügt. Hält er
seinen Personalausweis in unmittelbare Nähe des NFC-Lesers, baut das
Mobilfunkgerät Kontakt zum Ausweis auf. Um sich mit der neuen eID-
Funktion des Ausweises per Internet auszuweisen, muss der Nutzer noch
seine sechsstellige PIN eingeben. Da die NFC-Technologie auf wenige
Zentimeter begrenzt ist, lässt sich die Kommunikation zwischen Ausweis
und Handy nicht abhören. Neue Verfahren sorgen zudem für höchste
Sicherheit.


"Der Vorteil dieses Konzepts liegt darin, dass es sich mit den
heutigen Mobilfunknetzen verwirklichen lässt. Es sind also keine
Investitionen der Telefongesellschaften nötig", sagt Hoffmann. Um
dieses Modell massentauglich zu machen, sind aber noch einige
technische Hürden zu überwinden. "So müssen beispielsweise noch der
sogenannte Bürgerclient und die mobile eCard-API standardkonform
implementiert sowie für die unterschiedlichen Handy-Plattformen
angepasst werden", sagt Hoffmann.

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse
Forschungs- / Wissenstransfer


Sachgebiete:
Informationstechnik
Medien- und Kommunikationswissenschaften
Recht
Wirtschaft

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter der WWW-Adresse:
http://idw-online.de/pages/de/image110206
Wenn der Ausweis mit dem Handy

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news357340

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution629

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Klaus-Theos Innenansichten (Stuttgarter Zeitung - 22-01-2010 - Seite 1)


Klaus-Theos Innenansichten

(Stuttgarter Zeitung - 22-01-2010 - Seite 1)

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Datenschutz -->> CDU: Mehr Kontrolle von Internetdaten (Tagesspiegel - 28-02-2010)


Datenschutz

CDU: Mehr Kontrolle von Internetdaten

In der schwarz-gelben Regierungskoalition bahnt sich neuer Streit an, diesmal beim Thema Datenkontrolle für die Bürger im Internet. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) denkt über einen sogenannten Datenbrief nach. Einmal im Jahr sollen Unternehmen den Bürgern per Brief mitteilen, was mit den gespeicherten Kundendaten geschehen ist. Die FDP ist dagegen.

Berlin - In der schwarz-gelben Regierungskoalition bahnt sich neuer Streit an, diesmal beim Thema Datenkontrolle für die Bürger im Internet. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) denkt über einen sogenannten Datenbrief nach und nimmt damit eine alte Forderung der Netzaktivisten auf. Einmal im Jahr sollen Unternehmen den Bürgern per Brief mitteilen, was mit den Kundendaten, die gespeichert worden sind, geschehen ist; ob diese etwa zur Bewertung der Kreditwürdigkeit eingesetzt wurden. Der CDU-Politiker schreibt im Tagesspiegel am Sonntag: "Auch wenn hier der Teufel im Detail steckt, ist der Vorschlag prüfenswert. Das Bundesinnenministerium wird daher Vertreter der Netz-Community, des Datenschutzes und der Wirtschaft einladen, gemeinsam ein Konzept für einen solchen Datenbrief zu entwickeln."

Der Koalitionspartner von der FDP hält die Idee dagegen für kaum durchsetzbar und falsch. Die innenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Gisela Piltz, sagte dem Tagesspiegel am Sonntag: "Ein solcher bürokratischer Aufwand, der mit hohen Kosten für die Unternehmen verbunden ist, ist durch nichts gerechtfertigt." Zwar teile sie die Forderung des Innenministers nach mehr Transparenz, aber "man müsse prüfen, ob es nicht weniger bürokratische und effektivere Wege als den Datenbrief gebe". Piltz forderte, in erster Linie müssten die Unternehmen möglichst kostenlos Daten zur Verfügung stellen, diese sollten aber von den Firmen nicht ungefragt und automatisch versendet werden müssen.

Frank Rieger, einer der Sprecher des Chaos Computer Clubs (CCC), begrüßte die Haltung des Innenministers: "Ich hoffe, dass der neue Trend in der Politik, den Dialog mit der Netzgesellschaft zu suchen und über Grundwerte nachzudenken, ernst gemeint und nicht nur leere Rhetorik ist." Für Rieger und den CCC bietet der Brief die Chance, "grundlegende Weichen für den Schutz der Rechte des Individuums im Digitalzeitalter zu stellen".

De Maizière schreibt in seinem Beitrag, dass es beim Thema Selbstbestimmung auch um die Möglichkeit der nachträglichen Kontrolle gehe. "Es muss möglichst einfach sein, zu erfahren, was mit den eigenen Daten geschehen ist. Das Wissen darüber, welche Wege die Daten genommen haben, ermöglicht mir, mein Verhalten gebenenfalls zu überdenken und für die Zukunft zu ändern." Diese Kontrolle sei zudem Voraussetzung für die Gewährung von Rechtsschutz, mit dem die Löschung von Daten, die Haftung bei Rechtsverletzungen oder gar strafrechtliche Sanktionen geltend gemacht werden können.

Wie die Idee des Datenbriefs, die aus den Achtzigerjahren stammt und von Frank Rieger wiederbelebt worden ist, technisch umgesetzt werden kann, darüber berät der CCC gerade mit den betrieblichen Datenschützern großer deutscher Firmen. Sicher aber ist, dass ein solcher Brief die Unternehmen Geld kosten würde. Das soll er auch, finden die Netzaktivisten. Könnte das doch dazu führen, dass nur noch wirklich notwendige Kundendaten gespeichert werden und nicht mehr alle verfügbaren.

In ihrer wöchentlichen Videobotschaft hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) betont, dass "das Internet kein rechtsfreier Raum ist". Deshalb werde die Regierung auch weiter dafür sorgen, "dass – zum Beispiel im Falle der Kinderpornografie – das Löschen von solchen Seiten möglich sein wird, um Menschen zu schützen". Die Politik müsse sich auch mit Gefährdungen aus dem Internet auseinandersetzen. "Das bedeutet nicht, dass wir die Freiheit des Internets unnötig einschränken wollen, aber es bedeutet eben auch, dass umfassend Rechtssicherheit für die Menschen gewährleistet werden muss."

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 28.02.2010)

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Arbeiten wie Gott in Frankreich? Zugleich ein Beitrag zur Mindestlohndiskussion in Deutschland (...)


Arbeiten wie Gott in Frankreich?
Zugleich ein Beitrag zur Mindestlohndiskussion in Deutschland


Heute würde Gott wohl nicht mehr in Frankreich arbeiten wollen. Zu viel Streß selbst für Gott. Doch wenn er nur die Wahl zwischen Frankreich und Deutschland hätte, würde er Frankreich vorziehen, schon wegen des Mindestlohns, der immer wieder der Inflation angepaßt wurde und heute bei 8,86 Euro pro Stunde liegt (Abb. 15049).

Heute nun erreichte mich folgende Zuschrift:

"Sie als Frankreich-Experte können mir sicherlich weiter helfen! Bei einer Diskussion bekam ich zum wiederholten Male folgendes Argument präsentiert: Mindestlöhne, schau doch nach Frankreich! Hohe Arbeitslosenzahlen durch den Mindestlohn und massive Ausschreitungen in den Ghettos durch Jugendliche, die keine Arbeit durch die Mindestlöhne bekommen.

Was hält man diesen Menschen entgegen?"

Dies ist meine Antwort:

Das Argument für Mindestlöhne ist nicht in erster Linie, daß sie die Arbeitslosigkeit senken, sondern daß sie die Massenkaufkraft stützen und daß das der Binnenkonjunktur und damit der gesamten Wirtschaftsentwicklung und dem gesamten Lohnniveau zu gute kommt. So hat sich die französische Wirtschaft besser als die deutsche entwickelt und ist auch in der globalen Krise wegen des funktionierenden Binnenmarkts weniger abgestürzt und kommt jetzt schneller heraus (Abb. 15046).

Bei der Arbeitslosigkeit über ein Jahr - und hier kommt es nicht auf die kurzzeitige oder gelegentliche an - lag die deutsche seit 2000 immer, zeitweise sogar erheblich, über der französischen (Abb. 15047).

Die deutsche Langzeitarbeitslosigkeit ist seit 2006 nur durch die brutalen Hartz-IV-Reformen künstlich statistisch herunter manipuliert und in einem wuchernden Niedriglohnsektor versteckt worden, der den größten Zuwachs seit 1997 aller Vergleichsländer verzeichnete (Abb. 15048).

Bei der Betrachtung des Arbeitsmarktes in beiden Ländern ist außerdem zu berücksichtigten, daß die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Frankreich seit 1992 um 15,3 % gestiegen ist gegenüber nur 7,7 % für Deutschland. Dementsprechend hat es Frankreich geschafft, die Zahl der Erwerbstätigen in diesem Zeitraum um 17,9 % zu steigern gegenüber nur 6,6 % für Deutschland. Frankreich hat also schon von daher eine wesentlich bessere Arbeitsmarktentwicklung erreicht als Deutschland. Der Spreizung der Löhne ist mangels Mindestlohn in Deutschland viel größer als in Frankreich (Abb. 15039).

Insgesamt haben sich die Tariflöhne (Abb. 15050) und die Löhne und Gehälter überhaupt (Abb. 15051) in Frankreich erheblich besser als in Deutschland entwickelt. Anders als in Deutschland wurde in Frankreich der Sog von den Niedrigstlöhnen auf das allgemeine Lohnniveau durch den Mindstlohn gebremst.

Die Ausschreitungen in den französischen Vorstädten sind ein Sonderproblem, meist Jugendlicher mit Immigrationshintergrund, vor allem mit nordafrikanischem, die schlecht integriert sind. Auch in Deutschland ist die Integration von Jugendlichen mit Immigrantenhintergrund in den regulären Arbeitsmarkt miserabel. Der Unterschied ist nur, daß z.B. die jungen Türken nicht so rebellieren, wie ihre nordafrikanischen Altersgenossen in Frankreich. Da gibt es zudem einen kulturellen Unterschied: Die Franzosen lieben die Unruhe, die deutschen die Ruhe und Ordnung. Das Problem der Vorstädte hat nichts mit dem Mindestlohn zu tun. Ohne Mindestlohn wären die beschäftigten Jugendlichen französischer Vorstädte noch schlechter dran.

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Mit Spott und Hohn (Gelnhäuser Neue Zeitung - 16-02-2010 - Seite 1)


Mit Spott und Hohn

(Gelnhäuser Neue Zeitung - 16-02-2010 - Seite 1)

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Millionen fuer Parteien (Gelnhäuser Neue Zeitung - 16-02-2010 - Seite 3)

Millionen fuer Parteien  - Die Wirtschaft zeigt sich gegnüber der Politik spendabel

(Gelnhaeuser Neue Zeitung - 16-02-2010 - Seite 3)

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Hedge-Fonds Höchste Rendite seit zehn Jahren (Stuttgarter Zeitung - 11-01-2010 - Seite 9)

 

Hedge-Fonds Höchste Rendite seit zehn Jahren

(Stuttgarter Zeitung - 11-01-2010 - Seite 9)

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Zahnloses Kartellamt ermittelt gegen Krankenkassen (Freies Wort - 23-02-2010 - Seite 4)

Freitag, 26. Februar 2010

[idw] Westerwelle kommuniziert am Team vorbei

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung

accadis Hochschule Bad Homburg, Dieter Hintermeier, 24.02.2010 17:10


Westerwelle kommuniziert am Team vorbei


"Guido Westerwelle pflegt seinen persönlichen Narzissmus und vergisst
dabei, dass er Mitglied in einem Team ist, das Sachprobleme lösen
muss", sagt Professor Andrea Hüttmann, Kommunikationsexpertin an der
accadis Hochschule Bad Homburg vor dem Hintergrund der morgen
stattfindenden Bundestagssitzung zum Thema "Sozialstaat".


Westerwelle hatte die Sozialstaats-Diskussion mit seinen umstrittenen
Äußerungen zu Hartz IV angestoßen und ein großes Medienecho entfacht.
"Durch seinen selbstinszenierten Personenkult, hervorgerufen durch die
provokanten Äußerungen gegenüber Arbeitslosengeld-II-Beziehern, lenkt
er die ganze Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich", analysiert
Hüttmann.

Nach Ansicht der Kommunikationsexpertin versucht Westerwelle durch
seine Alleingänge ein subjektiv empfundenes Defizit wettzumachen. "Er
erkennt nicht, dass seine eigentliche Aufgabe und sein Wählerauftrag
die konstruktive Arbeit in der Koalition sowie die des Außenministers
der Bundesrepublik Deutschland ist", betont Hüttmann. "Aus
Kommunikationsgesichtspunkten sollte Westerwelle Diskussionen sachlich
und nicht polemisch führen sowie bescheidener und leiser auftreten.
Laut geführte Konflikte, die zu persönlichen Verletzungen führen,
werden ihn seinen Zielen nicht näher bringen."

Kontakt

Professor Andrea Hüttmann
Du Pont-Str. 4
61352 Bad Homburg
Fon: 06172 9842-0
Fax: 06172 9842-20
E-Mail: g.meinl@accadis.com
Web: www.accadis.com

Dieter Hintermeier
Pressesprecher
Du Pont-Str. 4
61352 Bad Homburg
Fon: 06172 9842-0
Fax: 06172 9842-20
E-Mail: presse@accadis.com
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"Schwarz-gelb rückstansfrei entsorgen" Interview mit Sven Giegold (Tagesspiegel 25-02-2010)

 


Interview

"Schwarz-Gelb rückstandsfrei entsorgen"

Sven Giegold (40) ist Europaabgeordneter der Grünen.

Der Attac-Aktivist gehört neben Katja Kipping und Andrea Ypsilanti zu den Vorstandssprechern des Instituts Solidarische Moderne.

Mit dem Tagesspiegel sprcht er über linke Perspektiven.

Sven Giegold - dpa
Herr Giegold, in Nordrhein-Westfalen schließen die Grünen auch ein Bündnis mit der CDU nicht aus. Ärgert sie dieses Signal?

Das Land NRW steckt in tiefen strukturellen Schwierigkeiten. Die Politik muss sich dem stellen, dazu ist die NRW-Linke bisher leider nicht bereit. Der Lieblingspartner für uns ist und bleibt die SPD. Soll Rot-Rot-Grün in Düsseldorf eine Chance bekommen, muss die Linkspartei lernen, sich an den finanziellen Realitäten im Land zu orientieren.

Werden die Perspektiven für Rot-Rot-Grün mit dem Rückzug von Oskar Lafontaine aus der Bundespolitik besser?

Auf jeden Fall. Derzeit sind die Konflikte zwischen SPD und Linkspartei das Hauptproblem für die Zusammenarbeit. Wenn sich das jetzt entspannt, ist das nur positiv. Viele Bürgerinnen und Bürger wünschen sich eine klare Alternative zum neoliberalen Durchregieren von Schwarz- Gelb.

Sie haben mit Vertretern von SPD und Linken, aber auch aus der Zivilgesellschaft das Institut Solidarische Moderne aus der Taufe gehoben, das die Chancen für ein Bündnis ausloten soll. Leisten Sie Vorarbeit für Ihre Parteichefs?

800 Leute sind innerhalb einer Woche Mitglied unseres Instituts geworden, 4500 haben den Newsletter abonniert. An diesem Ansturm zeigt sich der Wunsch nach neuen gesellschaftlichen Mehrheiten. Die Partei- und Fraktionsspitzen von SPD, Grünen und Linken haben das verschlafen. Sie verzetteln sich im Streit um die relativ kleinen Unterschiede. Der Zuspruch für unser Institut sollten ihnen ein Weckruf sein.

Wo gibt es die größten Reibungsflächen zwischen Grünen und Linkspartei?

Die Position der Linken, selbst friedenserhaltende UN-Auslandseinsätze abzulehnen, geht für uns nicht. Zweitens hat die Linkspartei bei Ausgabenwünschen immer wieder Schwierigkeiten mit den Grundrechenarten. Und drittens bleibt die nicht glaubwürdig aufgearbeitete SED-Geschichte ein Problem. Über solche Differenzen müssen wir sprechen. Nur dann können wir sie überbrücken. Umgekehrt haben wir Grünen auch unsere Päckchen zu tragen.

Gibt es im Land eine Stimmung für ein rot- rot-grünes Bündnis?

Die Bevölkerung hat in rekordverdächtig kurzer Zeit die Nase voll von der schwarz-gelben Regierung. Die klare Alternative, der die Bürger die Lösung der Probleme wirklich zutrauen, fehlt aber noch. Das ist eine gemeinsame Aufgabe der drei Parteien und der kritischen Zivilgesellschaft.

Ihr Institut ist nicht das einzige rot-rot- grüne Netzwerk. Bereits seit gut einem Jahr treffen sich regelmäßig jüngere Bundestagsabgeordnete der drei Parteien. Gibt es Konkurrenz?

Im Gegenteil, das finde ich sehr gut. Die Oslo-Gruppe im Bundestag ist weiter als die Führungen der drei Fraktionen. Die Oppositionsarbeit im Parlament muss endlich mit der Perspektive organisiert werden, Schwarz-Gelb ordnungsgemäß und rückstandsfrei zu entsorgen.

Das Gespräch führte Matthias Meisner.

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 25.02.2010)

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Donnerstag, 25. Februar 2010

Die UNESCO im "Kalten Krieg" [idw]


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Marietta Fuhrmann-Koch,

25.02.2010 19:38


Die UNESCO im "Kalten Krieg"


Das UNESCO History Project veranstaltet am 4. und. 5. März 2010 an der
Universität Heidelberg eine internationale Konferenz: Im Mittelpunkt
steht dabei die Frage, wie sich der "Kalte Krieg" auf die Entwicklung
und die Tätigkeiten der "Organisation der Vereinten Nationen für
Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation" (UNESCO) ausgewirkt
hat. Die rund 100 Teilnehmer der Veranstaltung werden zugleich
diskutieren, auf welche Weise die Arbeit der UNESCO die Westmächte und
die Länder des Ostblocks beeinflusst hat. Ausgerichtet wird die
Konferenz vom Heidelberg Center for American Studies der Ruperto
Carola unter der Leitung seines Gründungsdirektors Prof. Dr. Detlef
Junker.

Pressemitteilung
Heidelberg, 25. Februar 2010

Die UNESCO im "Kalten Krieg"
Internationale Historikerkonferenz an der Ruperto Carola


Das UNESCO History Project veranstaltet am 4. und. 5. März 2010 an der
Universität Heidelberg eine internationale Konferenz: Im Mittelpunkt
steht dabei die Frage, wie sich der "Kalte Krieg" auf die Entwicklung
und die Tätigkeiten der "Organisation der Vereinten Nationen für
Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation" (UNESCO) ausgewirkt
hat. Die rund 100 Teilnehmer der Veranstaltung werden zugleich
diskutieren, auf welche Weise die Arbeit der UNESCO die Westmächte und
die Länder des Ostblocks beeinflusst hat. Ausgerichtet wird die
Konferenz vom Heidelberg Center for American Studies der Ruperto
Carola unter der Leitung seines Gründungsdirektors Prof. Dr. Detlef
Junker.


"Von den frühen Anfängen an war die UNESCO eines der Foren, das den
Ost-West-Konflikt im ideologischen Bereich am stärksten sichtbar
werden ließ. Für viele Jahre blieb die Organisation eine Geisel der
Frontstellung des ,Kalten Krieges', die die beiden gegenüberstehenden
Blöcke für ihre Zwecke im Kampf der Ideen zu instrumentalisieren
suchten", betont Prof. Junker. "Auf der anderen Seite hat die UNESCO
eine wichtige, nicht immer ganz anerkannte Rolle gespielt bei der
Überwindung der Gegensätze zwischen Westmächten und Ostblock, indem
sie sich für eine Verständigung auf den Gebieten der Kultur, der
Wissenschaft und der Bildung eingesetzt hat."

In vier Schwerpunkten soll die Rolle der UNESCO in der
Konfliktsituation des "Kalten Krieges" thematisiert werden. Dabei geht
es unter anderem um die Positionen der Mitgliedsstaaten in der Zeit
der politisch-ideologischen Konfrontation sowie um den Einsatz der
UNESCO für Frieden und gegenseitiges Verständnis. Jeder Sitzung liegen
Positionspapiere zugrunde, die in einer Einführung mit Blick auf das
zentrale Thema der Veranstaltung kommentiert werden. Anschließend
haben die Autoren Gelegenheit zur Stellungnahme, bevor die Diskussion
für das Publikum geöffnet wird. Konferenzsprachen sind Englisch und
Französisch. Eine Simultanübersetzung in die jeweils andere Sprache
wird angeboten.

Die Mitglieder des International Scientific Committee, das das UNESCO
History Project begleitet, werden an der Tagung am 4. und 5. März in
Heidelberg teilnehmen, darunter der Vorsitzende Prof. Dr. Jean-
François Sirinelli (Sciences Po, Paris / Frankreich) und Prof. Dr.
Akira Iriye (Harvard University / USA). Im Anschluss daran findet am
6. März zudem ein Arbeitstreffen des Komitees statt. Die Konferenz an
der Ruperto Carola ist nach Cambridge (Großbritannien) und Dakar
(Senegal) die dritte Veranstaltung dieser Art, die sich mit der UNESCO
in der internationalen Politik und Geschichte nach 1945 beschäftigt.


Zu den international renommierten Experten der Konferenz "Die UNESCO
und der Kalte Krieg" gehört auf Heidelberger Seite die Historikerin
Prof. Dr. Madeleine Herren. Die Veranstaltung wendet sich an
Wissenschaftler sowie Studierende aus den Geistes- und
Sozialwissenschaften, aber auch an interessierte Bürgerinnen und
Bürger. Eine Anmeldung auf den Internet-Seiten des Heidelberg Center
for American Studies (HCA) unter der Adresse <www.hca.uni-
heidelberg.de> ist erforderlich. Weitere Informationen können im
Internet unter <
www.unesco.org/archives> abgerufen werden.


Hinweis an die Redaktionen:

Die Konferenz findet am 4. und 5. März 2010 im Atrium des Heidelberg
Center for American Studies, Curt und Heidemarie Engelhorn Palais,
Hauptstraße 120, statt. Zur Teilnahme und Berichterstattung sind Sie
herzlich eingeladen. Um Anmeldung bei Matthias Kutsch, Telefon (06221)
54-3710, e-mail mkutsch@hca.uni-heidelberg.de, wird gebeten.

Kontakt:
Matthias Kutsch
Heidelberg Center for American Studies
Telefon (06221) 54-3710
mkutsch@hca.uni-heidelberg.de

Kommunikation und Marketing
Pressestelle, Telefon (06221) 54-2311
presse@rektorat,uni-heidelberg.de

Arten der Pressemitteilung:
Wissenschaftliche Tagungen

Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie
Gesellschaft
Politik

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http://idw-online.de/pages/de/institution5

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Freiheit ohne Grenzen gibt es nicht - auch nicht im Internet (Herfried Münkler)

"Freiheit ohne Grenzen gibt es nicht - auch nicht im Internet. (...)" Herfried Münkler
(Frankfurter Rundschau - 18-06-2009 - Seite 13)


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Kaeuflich oder nicht (...) (Freies Wort - 23-02-2010 - Seite 4)

[idw] Wie man sich bettet, so denkt man --->>>

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung

Universität Leipzig, Dr. Manuela Rutsatz, 25.02.2010 16:20


Wie man sich bettet, so denkt man


Wissenschaftler der Universität Leipzig und der Universität Würzburg
machten unlängst eine spannende, skurril anmutende Entdeckung: Je
schiefer sich ein Patient in sein Bett legt, desto schwerer könnte der
Grad seiner kognitiven Beeinträchtigung sein. Wenn eine Schräglage
beim Patienten festgestellt wird, kann eine Demenz oder ein Vorstadium
der Demenz vorliegen; das berichtet eine Publikation im "British
Medical Journal."

Das Besondere an dieser Entdeckung ist, dass der behandelnde Arzt noch
vor der Anwendung spezieller Testverfahren schon aus der bloßen
Beobachtung des spontanen Verhaltens eines Patienten einen Hinweis
darauf erhält, dass die kognitive Leistungsfähigkeit eines Patienten
beeinträchtigt sein könnte. So können neue diagnostische Überlegungen
gezielter und Behandlungsmöglichkeiten früher eingeleitet werden.


Die Studie wurde kürzlich im renommierten Fachjournal "British Medical
Journal" veröffentlicht ("Lying obliquely - a clinical sign of
cognitive impairment: cross sectional observational study", BMJ.2009,
Dec 16; 339: b5273).


Räumliche Orientierungsstörung


Prof. Dr. med. Joseph Claßen, Direktor der Klinik und Poliklinik für
Neurologie, und sein Team führen die Schräglage auf eine räumliche
Orientierungsstörung zurück, die es den Betroffenen unmöglich macht,
sich selbst in einem umgrenzten Raum zu positionieren. Für die
Erhebung wurden die Patienten der Neurologie gebeten, sich aus dem
Sitzen heraus in ihr Bett zu legen. Die Positionierung des Patienten
wurde dann mit einer Überkopfkamera festgehalten. Patienten, die sich
wegen anderer Störungen nicht ausreichend bewegen konnten, wurden in
der Studie nicht berücksichtigt.


Um den Grad der kognitiven Störung zu ermitteln, führten die Spezialisten drei
etablierte neuropsychologische Testverfahren mit den Patienten durch, den Mini-
Mental-Screeningtest, DemTect-Test und Uhrzeichentest. Das Resultat
war für alle Testverfahren eindeutig: Der Grad der Schieflage und die
Schwere der Beeinträchtigung standen miteinander in enger Beziehung.
Je schiefer sich jemand hinlegt, desto stärker ist demnach auch seine
kognitive Leistungsfähigkeit gestört. Die Fähigkeit, den eigenen
Körper in einem äußeren gegebenen Rahmen zu positionieren, ist
offenbar auch schon in Vorstadien einer Demenz eingeschränkt. Allen
Neurologen wurden Bilder einer verschieden schräg liegenden Person
gezeigt, um zu ermitteln, welche Position als "schräg" empfunden wird.
Eine Abweichung von 7° und mehr von der Längsachse des Bettes wurde
von 90 % aller mitwirkenden Neurologen mit dem bloßen Auge als
deutlich schief erkannt. Neurologen oder andere Ärzte müssen also den
Winkel nicht nachmessen, sondern können sich auf ihre eigene
Einschätzung verlassen.


Wenn den behandelnden Ärzten eine Schräglage eines Patienten auffällt, sollten sie
daran denken, dass der Patient mit hoher Wahrscheinlichkeit kognitiv beeinträchtigt ist.


Klinische Zeichen


"Kognitive Störungen sind im Frühstadium in der Regel nicht ohne
aufwändige Testung erkennbar. Eine Schräglage stellt ein Indiz für den
behandelnden Arzt dar, denn gesunde Erwachsene legen sich spontan
gerade ins Bett. Der Arzt kann nun früher seine Aufmerksamkeit auf
eine mögliche kognitive Beeinträchtigung richten und weitere
Untersuchungen gezielter vornehmen. Wir hoffen, dass auf diese Weise
die frühe Erkennung einer Demenzerkrankung begünstigt wird", erklärt
Claßen, Spezialist für Bewegungsstörungen und Schlaganfälle. Die
Studie zeigt: Was Ärzte in einer normalen Visite als deutlich schief
erkennen, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einer kognitiven
Beeinträchtigung assoziiert. Andere etablierte klinische Zeichen, wie
etwa ein Suchreflex beim Streicheln der Wange eines Patienten oder ein
ausgeprägter Greifreflex beim Händeschütteln, lassen sich nur bei bei
einer bereits fortgeschrittenen Demenz schließen. Mit der schiefen
Positionierung im Bett wurde ein neues einfaches klinisches Zeichen
entdeckt, das eine kognitive Störung früher aufdecken und Einblick in
die Entwicklung von Demenzerkrankungen geben könnte.


Kontakt:

Prof. Dr. Josef Claßen
Telefon: +49 341 97-24200
E-Mail: josef.classen@medizin.uni-leipzig.de

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse

Sachgebiete:
Medizin

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http://idw-online.de/pages/de/news357295

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Operative Techniken -->> Radikale perineale Prostatektomie (Aktuelle Urologie 2008)


Operative Techniken
Aktuel Urol 2008; 39: 381-394
DOI: 10.1055/s-2005-873228

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
 
 
Radikale perineale Prostatektomie

J.  Fichtner1, W.  Stackl1, J.  W.  Thüroff1

1 Klinik für Urologie, Johanniter Krankenhaus Oberhausen, Evangelisches und Johanniter Klinikum Niederrhein
 

Literatur
 
 
 

 

Indikation

  • Klinisch lokalisiertes Prostatakarzinom,

  • bei abdominaler Voroperation (z. B. Sigmaresektion) perinealer Zugang vorteilhafter als retropubischer.

 

Kontraindikationen

  • Große Prostatae (> 80 - 100 g).

In Abhängigkeit des klinischen Tastbefundes, des PSA-Wertes und des Biopsie-Gleason-Scores kann bei einem T1c-Karzinom, einem PSA-Wert < 10 ng/ml und einem Gleason-Score < 7 auf die vorhergehende pelvine Lymphadenektomie verzichtet werden, da auch bei extendierter Lymphadenektomie Metastasen bei dieser Befundkonstellation in weniger als 1,2 % der Patienten gefunden werden. Bei allen anderen Patienten sollte eine extendierte laparoskopische pelvine Lymphadenektomie vorgeschaltet werden.

 

Zugangswege

Abbildung in neuem Fenster zeigen

  • Wir favorisieren den modifizierten Young-Zugang (1) mit direktem Zugang zum Apex der Prostata oberhalb des Sphincter ani externus ([Abb. 1]).

  • Der alternative Hudson-Zugang (2), der insbesondere in den USA verbreitet ist, geht unterhalb des Spincter ani externus (mit Elevation und Traktion desselben) auf der Vorderfläche des Rektums zur Prostata ([Abb. 1]) und impliziert eine ausgeprägtere Dissektion und höhere Rate von Rektumläsionen.

 

Notwendige präoperative Diagnostik

 

Spezielle Labordiagnostik

  • PSA-Wert,

  • histologisch bestätigtes Prostatakarzinom.

 

Obligate bildgebende und Funktionsdiagnostik

  • TRUS-Größenbestimmung der Prostata.

 

Fakultative bildgebende und Funktionsdiagnostik

  • Knochenszintigramm bei einem PSA-Wert > 10 ng/ml bzw. bei asymptomatischen Patienten bei > 20 ng/ml,

  • bei symptomatischen Patienten retrogrades Urethrogramm zum Strikturausschluss - alternativ Urethrozystoskopie unmittelbar präoperativ.

 

Patientenaufklärung und spezielle Risiken

Die wesentlichen speziellen OP-assoziierten Komplikationen stellen die postoperative Inkontinenz und Impotenz dar. Untersuchungen zwischen retropubischem und perinealen Zugang zeigen vergleichbare Zahlen für diese beiden Komplikationen, wobei im Rahmen der perinealen Prostatektomie eine bessere Frühkontinenz besteht, die sich nach 1 Jahr nivelliert. Im eigenen Patientengut beträgt die Inkontinenz (mehr als 1 Sicherheitsvorlage/d nach 1 Jahr) 2,3 % und die Potenzrate bei bilateralem Nervenerhalt (Geschlechtsverkehr ohne Hilfsmittel) 52 %.

Unsere Anästhesiemethode der Wahl ist die L4/5-Spinalanästhesie verbunden mit einem Periduralkatheter zur postoperativen Analgesie (KSE-kombiniert spinale/epidurale Anästhesie).

Die Transfusionsrate ist beim perinealen Zugang minimal (3,2 %), sodass weder Eigenblutspende noch Bereitstellung von Konserven durchgeführt wird, lediglich "Type and Screen".

 

Spezielles Instrumentarium

  • Lowsley-Retraktor (gebogen und gerade),

  • Young-Retraktor,

  • Beinhalter mit gelgepolsterten Schlingen,

  • ggf. selbsthaltender Retraktor (OP dann mit 1 Assistenten möglich).

 

Nahtmaterial

  • Doppelt armierte monofile Anastomosennähte (z. B. 3-0 Monocryl mit 5/8 Nadel).

 

Vor Beginn der Operation

  • Am Vorabend Suppositorium zum Abführen,

  • Histologie im OP zur Seitenlokalisation des Nerve-Sparing.

 

Operation Step-by-Step

  • Lagerung und Zugang

  • Einführen des Lowsley-Retraktors

  • Perineale Inzision und Zugang zur Prostata

  • Nerve-Sparing

  • Apexpräparation

  • Vorlegen von Anastomosenfäden

  • Anteriore und laterale Präparation und Blasenhalseröffnung

  • Samenblasendissektion

  • Harnröhrenanastomose und Wundverschluss

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  • Die überdrehte Steinschnittlagerung sollte das Perineum horizontal elevieren ([Abb. 2]).

Orthopädische Probleme der Hüften (TEP), pulmonale Probleme bei adipösen Patienten.

  • Der extrasphinktäre Zugangsweg nach Young gewährleistet einen schnellen und atraumatischen Zugang zum Apex der Prostata (s. [Abb. 1]).

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  • Das Einführen des gebogenen Lowsley-Retraktors ([Abb. 3]) erfolgt nach ausreichender Lubrikation und geringem Druck und wird bei Widerstand abgebrochen.

Bei schwierigem Einführen des Lowsley-Retraktors kann entweder unter digital-rektaler Führung über den rektal fixierten Fingerling oder durch leichtes Zurücknehmen der Beinhalter nach kaudal der Retraktor in die Blase geführt werden.

Landmark: Sitzbeinhöcker

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  • Die perineale Inzision erfolgt semizirkulär ca. 2 cm proximal des Anus ([Abb. 4]). Die Sitzbeinhöcker stellen die laterale Grenze der Inzision dar, zur Vermeidung postoperativer Schmerzen sollte die Inzision unmittelbar medial der Sitzbeinhöcker enden ([Abb. 4]).

Landmark: Übergang vom Bulbus zum M. transversus perinei

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  • Unter Traktion an der am unteren Wundrand angebrachten Mikulicz-Klemme erfolgt die Inzision der Subkutis und des Centrum tendineum ([Abb. 5]). Der Übergang vom Bulbus zum M. transversus perinei ist ein fibröser Strang, nach dessen Inzision sich unmittelbar der Apex der Prostata palpieren lässt.

Inzision zu stark nach kaudal impliziert das Risiko einer intraoperativen Rektumläsion. Rektale Adhäsionen der Prostata (z. B. nach multiplen Probeentnahmen oder Prostatitis) erschweren außerdem die dorsale Präparation.

Bei Rektumläsionen, die in ca. 0,8 % der Fälle auftreten, erfolgt ein zweischichtiger Wundverschluss. Die Diagnostik kann durch intraoperative digital-rektale Palpation erleichtert werden.

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  • Unter digitaler Kontrolle der Prostata direktes Zugehen auf den Apex und Spalten der Levatorschenkel ([Abb. 6]).

Druck des Assistenten auf den Lowsley-Retraktor eleviert die Prostata zum Operateur hin.

Abbildung in neuem Fenster zeigen

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  • Bei geplantem Nerve-Sparing wird die Denovillier-Faszie längs median inzidiert und die Nervenbündel von medial kommend lateral abpräpariert ([Abb. 7a] u. [7b]).

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  • Ansonsten verbleibt die Denonvillier-Faszie auf dem Präparat und wird nach Einsetzen des Spekulums erst oberhalb der Samenblasen inzidiert ([Abb. 8]).

Unterlegung des Spekulums mit einer Kompresse zum Schutz des Rektums.

Insbesondere zu Beginn der Lernkurve erleichtert eine Palpation über den rektal eingebrachten Fingerling die Dissektion.

Landmark: Übergang Apex-Harnröhre

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  • Nach Unterfahrung der Prostatapfeiler erfolgt die beidseitige Durchtrennung zwischen Overholt-Klemmen ([Abb. 9]). Nach Präparation des Apex und der membranösen Harnröhre erfolgt die Inzision der Harnröhre ca. 3 mm distal des Apex ([Abb. 9]).

Die Palpation ermöglicht die genaue Identifizierung des Überganges von Apex (weich) zur Harnröhre (hart, bei einliegendem Lowsley-Retraktor).

Durch Druck auf den gebogenen Lowsley-Retraktor kann die membranöse Harnröhre besser dargestellt werden.

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  • Nach Einsetzen des geraden Lowsley-Retraktors in die Blase werden bei noch nicht durchtrennter ventraler Zirkumferenz 3 Anastomosenfäden bei 10, 12 und 2 Uhr vorgelegt (Stichrichtung von innen nach außen) ([Abb. 10]).

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  • Die ventrale Zirkumferenz der Harnröhre wird nun durchtrennt und die Insertion der puboprostatischen Bänder beidseits mit der Schere separiert. Die folgende Präparation der ventralen Oberfläche kann stumpf mit dem Finger erfolgen bis zur Palpation des Blasenhalses durch die gespreizten Flügel des Lowsley-Retraktors ([Abb. 11]).

Abbildung in neuem Fenster zeigen

  • Die Präparation des ventralen Blasenhalses wird durch Traktion an einem in die prostatische Harnröhre eingebrachten Katheter erleichtert ([Abb. 12]), ein zweiter in die Blase platzierter Katheter identifiziert die Weite des Blasenhalses.

Die Durchtrennung des dorsalen Anteils des Blasenhalses erfolgt unter streng nach dorsal gerichteter Schnittrichtung am besten mit der Satinsky-Schere zur Vermeidung einer Inzision in das Trigonum.

  • Bei großem Mittellappen bzw. ostiennaher Resektion sollte auf eine sorgfältige Visualisierung (ggf. Schienung) der Ostien geachtet werden.

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  • Von ventral kommend werden nun beide Samenleiter und Samenblasen präpariert ([Abb. 13]).

Insbesondere bei größeren Prostatae kann die Samenblasenpräparation von ventral schwierig sein; in diesen Fällen erfolgt sie günstiger initial von dorsal vor Präparation des Apex.

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  • Je nach Größe des resultierenden Blasenhalses nach Entnahme des Präparates wird dieser ggf. von 6 Uhr aus auf eine kleinfingergroße Öffnung rekonstruiert. Nun werden die vorgelegten 3 ventralen Anastomosenfäden geknüpft und nach Einlegen eines 20-Charr-Silikon-Katheters auch die dorsale Zirkumferenz mit weiteren 3 - 4 Fäden primär wasserdicht (Prüfung durch Instillation von 200 ml NaCl) genäht ([Abb. 14]). Eine 15-Charr-Robinson-Drainage wird in die perineale Wunde eingelegt.

  • Schichtweiser Wundverschluss.

 

Postoperative Besonderheiten

  • Die Robinson-Drainage wird am 2. Tag entfernt.

  • Ein Sitzring erleichtert das Sitzen während der ersten Tage.

  • Die radiologische Dichtigkeitsprüfung erfolgt am 7. Tag (90 % dicht), bei den übrigen Patienten wird der Katheter für weitere 7 Tage belassen [1][2].

 

Literatur

1 Boemans P, Hutschenreiter G, Fichtner J. Extended versus limited laparoscopic pelvic lymphadenectomy in prostate cancer. J Urol 2004; 171 (Suppl 4): 230

2 Fichtner J, Mengesha D, Hutschenreiter G. et al. Feasability of Radical Perineal Prostatectomy in Combined Spinal-/Epidural Anesthesia. BJU Int 2004; 94: 802-804

Prof. Dr. med. Jan Fichtner
Klinik für Urologie, Johanniter Krankenhaus Oberhausen, Evangelisches und Johanniter Klinikum Niederrhein
Steinbrinkstr. 96 a
46145 Oberhausen
Telefon: 0208/697-4500
Fax: 0208/697-4503
e-Mail: jan.fichtner@ejk.de

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