Mittwoch, 17. Februar 2010

Freundschaftskult und Standeshierarchie [idw]

Universität Erfurt, Carmen Voigt, 17.02.2010 17:16

Freundschaftskult und Standeshierarchie

Zur Buchpräsentation "Zwischen Freundschaftskult und Standeshierarchie

- Der Briefwechsel zwischen Herzogin Luise Dorothea und Friederike von
Montmartin (1751/2)" lädt die zur Universität Erfurt gehörende
Forschungsbibliothek Gotha am Mittwoch, 24. Februar, ins Schloss
Friedenstein nach Gotha ein. Beginn der Veranstaltung ist um 14 Uhr im
Pagenhaus, im Seminarraum des Forschungszentrums.

In einem am Forschungszentrum Gotha angesiedelten Projekt hat die
Leipziger Germanistin Dr. Bärbel Raschke über mehrere Monate hinweg
den mehr als 70 Briefe umfassenden Schriftwechsel zwischen der
Herzogin und ihrer ehemaligen Hofdame ausgewertet und kommentiert. Nun
ist diese Korrespondenz, die im Thüringischen Staatsarchiv auf Schloss
Friedenstein in Gotha überliefert ist, für eine breite Öffentlichkeit
zugänglich. Ihr Buch stellt Bärbel Raschke zusammen mit der Leitung
von Staatsarchiv und Forschungszentrum vor.

Der französischsprachige Briefwechsel zwischen der Fürstin Luise
Dorothea von Sachsen-Gotha-Altenburg, an deren 300. Geburtstag in
diesem Jahr erinnert wird, und Friederike von Montmartin, ihrer
früheren Hofdame, war lange Zeit unbekannt. Nun liegt die gesamte
Korrespondenz aus den Jahren 1751 bis 1752 in einer kommentierten
Übersetzung vor. Der Briefaustausch beider Frauen begann nach der
Hochzeit des ehemaligen Fräuleins von Wangenheim, einer Nichte des
Grafen von Gotter, mit dem Gothaer Gesandten beim Immerwährenden
Reichstag, Friedrich Samuel von Montmartin. Dieser gehörte wie Gotter
zur Diplomatenelite des Alten Reichs und war ebenfalls Freimaurer der
ersten Stunde. Die soziale Karriere des aus bescheidenem Adelsmilieu
stammenden Hoffräuleins fand mit dem Status einer Gesandtengattin
ihren Höhepunkt und endete abrupt durch den Tod im Kindbett.

Die Briefschreiberinnen geben neben detaillierten Einblicken in das
Alltagsleben am Gothaer Hof und im Gesandtenmilieu Regensburgs
interessante Auskünfte zu zentralen Debatten der Neuzeit, dem
Freundschafts- und dem Geschlechterdiskurs, diskutieren die
Unterschiede höfischer Kultur im protestantischen und katholischen
Kulturraum des Alten Reichs und verstehen ihren Briefwechsel durchaus
als Teil des politischen und kulturellen Kommunikationsnetzes in
Europa. Ihre Briefe dokumentieren zugleich den ungeheuren Zwang zu
Selbstdarstellung und Selbststilisierung, dem ein solch
semiöffentlicher Briefaustausch zwischen Fürstin und Gesandtengattin
unterlag.

Die Herausgeberin Bärbel Raschke arbeitet zurzeit als DAAD-Lektorin in
Kairo. Ihre Edition, die als Band 3 der Reihe Friedenstein'sche
Quellen des Thüringischen Staatsarchivs Gotha erscheint, konnte durch
ein Stipendium des DAAD am Forschungszentrum Gotha der Universität
Erfurt fertig gestellt werden.

Bei der Buchpräsentation anwesend sind neben Dr. Bärbel Raschke auch
Lutz Schilling (Direktor des Thüringischen Staatsarchivs Gotha), Prof.
Dr. Alexander Schunka (Juniorprofessor für Wissenskulturen der
europäischen Neuzeit am Forschungszentrum Gotha), Dr. Kathrin Paasch
(Leiterin Forschungsbibliothek Gotha) und Bernd Schäfer
(Schlossmuseum, Stiftung Schloss Friedenstein). Zu sehen sind an
diesem Tag auch Originalbriefe aus dem Briefwechsel beider Frauen.

Nähere Informationen / Kontakt:
Dr. Kathrin Paasch
Tel.: 0361 / 737-5530
E-Mail: kathrin.paasch@uni-erfurt.de

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