Donnerstag, 30. September 2010

Friedhelm Hengsbach: Hartz IV - ein Bürgerkrieg der politischen Klasse gegen die arm Gemachten


Friedhelm Hengsbach: Hartz IV –

ein Bürgerkrieg der politischen Klasse gegen die arm Gemachten
(Nachdenkseiten)
http://www.nachdenkseiten.de/?p=6903#h01

Auf GEGENBLENDE geht der wohl profilierteste Hartz IV-Kritiker Friedhelm Hengsbach in die Substanz dieser Reform, die jetzt schon den Ausgrenzungsdiskurs (s. Sarrazin, Sloterdijk u. a.) unserer Gesellschaft nachhaltig geprägt hat …

Ein grober Denkfehler besteht in der Individualisierung gesellschaftlicher Risiken. Massenarbeitslosigkeit, schwere Krankheit, Altersarmut und in einer patriarchalen Gesellschaft die Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht sind gesellschaftliche Risiken, deren Eintritt nicht den davon betroffenen Individuen angelastet werden darf. Der Appell an die Eigenverantwortung ist methodisch ein Fehlschluss, weil individuelle Erklärungsmuster an die Stelle gesamtwirtschaftlicher und gesellschaftlicher Analysen treten. Appelle an tugendsame, arbeitsorientierte Einstellungen laufen ins Leere angesichts von fünf Millionen registrierten und versteckten Arbeitslosen und weniger als einer Million offener Stellen.
  • Der zweite Denkfehler besteht darin, dass zum einen die Güter- und Finanzmärkte als logische Orte individueller Akteure mit extrem selektiven, ausschließlich monetären Interessen konstruiert werden, die dazu noch von der ursprünglichen Verteilung der Kaufkraft und vom angeblich individuellen Leistungsvermögen abhängen, und dass zum andern auf den "Arbeitsmärkten" unter atomistischen Wettbewerbsbedingungen ein Tausch individueller Akteure, nämlich des Arbeitgebers und des Arbeitnehmers zustande kommt. Beide Prämissen sind idealtypisch, aber wirklichkeitsfremd. Denn tatsächlich werden die Arbeitsverhältnisse von zwei kollektiven Verhandlungspartnern vereinbart. Und vor allem ist das Arbeitsvermögen keine Ware wie ein Gebrauchtauto. Sie ist für die abhängig Beschäftigten etwas Notwendiges, weil sie darauf angewiesen sind, durch die Überlassung ihres Arbeitsvermögens an einen fremden Kapitaleigner ihren Lebensunterhalt zu gewinnen. Gleichzeitig ist sie etwas ganz Persönliches, weil das Arbeitsvermögen nicht vom Subjekt der Arbeit getrennt werden kann, weil diejenigen, die ihr Arbeitsvermögen auf dem angeblichen Arbeitsmarkt anbieten, sich selbst einem fremden Willen unterwerfen müssen.
  • Der dritte Denkfehler besteht in der selektiven Deutung rein monetärer Bestimmungsgrößen des Arbeitsangebots. An den physischen und vor allem sozialpsychischen Folgen der Arbeitslosigkeit kann abgelesen werden, dass ein ganzes Bündel materieller, mentaler und gesellschaftlicher Motive die Arbeitslosen dazu anleitet, sich an der gesellschaftlich organisierten Arbeit zu beteiligen. Der Wunsch nach einer guten Arbeit, die ein angemessenes Einkommen bietet, die sicher ist und eine Lebensplanung in gelingender Partnerschaft erleichtert, die gesellschaftliche Anerkennung vermittelt und zur Entfaltung der eigenen Kompetenzen beiträgt, hat etwas mit der persönlichen Würde derer zu tun, die arbeiten. Es ist einzusehen, dass ein arbeitsloser ausgebildeter Ingenieur eine Arbeitsgelegenheit beispielsweise als Hausmeister eines Krankenhauses akzeptiert, nicht jedoch als Garten- und Blumenpfleger in derselben Einrichtung.
  • Der vierte Denkfehler liegt in dem höchst fragwürdigen Maßstab der Produktivität, dem gemäß das wirtschaftliche Leistungsvermögen eines Arbeit suchenden Arbeitslosen, aber auch der meisten Erwerbstätigen ermittelt wird. Die gesellschaftlich höchst bedeutsame Leistung einer Person, die privat Kinder erzieht, den Haushalt besorgt und Kranke pflegt, gilt nicht als wirtschaftliche Leistung, wohl aber das Zählen von Banknoten eines Sparkassenangestellten. Wirtschaftliche Leistung wird definiert durch die Kaufkraft derer und ihre ursprüngliche Verteilung unter denjenigen, die eine solche Leistung nachfragen. In einem gemeinsamen Produktionsprozess kann der Anteil der einzelnen Erwerbstätigen an dem Endergebnis ihrer Arbeit eh nichtpräzise zugerechnet werden. Deshalb sind manche Formen der Entlohnung, die unter Druck einer Seite zustande kommen, rechtswidrig. Das gilt in der Regel für die 1 Euro-Jobs.
  • Ein fünfter Denkfehler besteht in dem Ausblenden von Marktmacht. Die moderne Arbeitsgesellschaft hat das Erbe der Feudalgesellschaft nicht abgestreift. Die Bauernbefreiung hat den Leibeigenen die freie Wahl des Wohnorts, der Partnerin und des Arbeitgebers beschert, aber auch den Verlust ihrer Existenzgrundlage. Die Feudalherren wurden jedoch nicht von ihrem Grund-, Sach- und Geldvermögen befreit. So gehören bis heutzutage einer Minderheit der Bevölkerung die Produktionsmittel, so dass diese die Wirtschaft in ihrem Interesse steuert, während die Mehrheit über kein anderes Vermögen als über das Arbeitsvermögen verfügt. Folglich ist eine strukturell ungleiche Verhandlungsposition beim Abschluss des angeblich freien Arbeitsvertrags geblieben. Der Arbeitgeber ist zwar auf fremde Arbeit angewiesen, um sein Vermögen rentabel verwerten zu können. Aber die Vereinbarung zwischen ihm und dem Arbeitnehmer erfolgt nicht auf gleicher Augenhöhe, sondern unter ungleichen Bedingungen. Der Arbeitgeber kann warten, der Arbeitnehmer steht unter Zeitdruck. Ungleiche Verträge sind in der Regel Zwangsverhältnisse und ungerecht. Dies gilt für den regulären Arbeitsvertrag, der nichtsolidarisch abgesichert ist. Und dies gilt erst recht für die Eingliederungsvereinbarungen, die den Arbeit suchenden erwerbslosen Bürgerinnen und Bürgern eines demokratischen Staates das Recht verweigern, eine Arbeitsgelegenheit, die ihnen angeboten wird, sanktionsfrei abzulehnen.
  • In der Phase des Finanzkapitalismus spitzt sich das Ausblenden dieser Schieflage wirtschaftlicher Macht zu einem sechsten Denkfehler zu. Die Unternehmen werden nicht mehr als Personenverband, sondern als Kapitalanlage in den Händen der Aktionäre gesehen. Die Finanzmärkte, die von Großbanken, Versicherungskonzernen und Kapitalbeteiligungsgesellschaften dominiert sind, kontrollieren die Unternehmen über eine reine Finanzkennziffer, den"shareholder value", und die Aktienkurse. Die Manager bedienen ausschließlich die Interessen der Anteilseigner, die Interessen derer, die sich im und für das Unternehmen engagieren, nämlich Belegschaften, die Verbraucher und die öffentliche Hand spielen eine nachrangige Rolle. Gemäß der finanzkapitalistischen Logik werden die Anteile der Belegschaft, der natürlichen und gesellschaftlichen Ressourcen an der gemeinsam erarbeiteten Wertschöpfung als Kosten definiert und mit einem möglichst niedrigen Entgelt abgefunden, die Anteile der monetären Ressourcen an der Wertschöpfung nämlich das Fremd- und Eigenkapital werden mit dem Unternehmenszweck identifiziert und möglichst hoch entgolten. Wie sehr die Finanzmärkte die nationalen Regierungen zu erpressen imstande sind, ist an der rigiden Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, die zu den Hartz IV Regelungen geführt hat, ablesbar.

    Quelle: Gegenblende  http://www.gegenblende.de/05-2010/++co++6f6f8f10-cbbb-11df-60c5-001ec9b03e44



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    --->>> Der Reiche als der ausgebeutete Gutmensch und der Arme als Schmarotzer <<<---


    Der Reiche als der ausgebeutete Gutmensch und der Arme als Schmarotzer

    (Nachdenkseiten)

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=6433

    Unter der Überschrift

    "7 Wahrheiten über Milliarden-Spender" singt die Bild-Zeitung das hohe Lied über die Großzügigkeit und will unser Mitgefühl für die Steuerlast der Reichen wecken.

    Es heißt da:
    "REICHE ZAHLEN: Weil die Steuerbelastung in Deutschland mit steigendem Einkommen stark zunimmt, finanzieren die Reichen bei uns den Sozialstaat über Steuern und Abgaben. Das oberste Zehntel der Einkommensbezieher zahlt 55 % des gesamten Steueraufkommens, das letzte Prozent der Superreichen finanziert alleine 22,2 %."
    Das ist mal wieder eine halbe Wahrheit, die eine ganze Lüge ist.

    Wolfgang Lieb

    Richtig ist – falsch ist
    Nach der aktuellsten Angabe der Bundesregierung in der Antwort auf eine Große Anfrage der Fraktion der Grünen vom 10. Februar 2010 ist es richtig, dass das oberste Zehntel der Steuerpflichtigen mit Einkünften ab 70.150 Euro einen kumulierten Anteil 54,4 Prozent an der Einkommensteuer trägt (

    Tabelle auf S. 3 [PDF - 157 KB]).

    Falsch ist hingegen, dass sich dieser Anteil von über der Hälfte auf das "gesamte Steueraufkommen" bezieht.

    Aus der unten stehenden Grafik aus dem Jahr 2007 (die absoluten Beträge dürften sich seither etwas verändert haben, aber die Prozentanteile kaum) ist unschwer zu entnehmen, dass selbst wenn man Lohn- und veranlagte Einkommensteuer zusammenrechnet, alle Einkommenspflichtigen zusammen unter 30 Prozent der gesamten kassenmäßigen Steuereinnahmen des Staates erbringen.

    Grafik, Quelle: Bundesfinanzministerium
    (

    Zur Vergrößerung auf die Grafik klicken …)

    (Neuere Zahlen aus 2008: siehe

    Bundesfinanzministerium Datensammlung zur Steuerpolitik [PDF - 2 MB])

    Verhältnis von Steuerlast und Einkommen bzw. Vermögen
    Aber dass das oberste Zehntel knapp 55 Prozent der Einkommensteuer aufbringt, das ist nur die halbe Wahrheit. Um das Verhältnis zwischen Einkommen und Steuerlast realistisch einschätzen zu können, müsste man auch darstellen, dass die oberen 10 Prozent der Einkommensteuerpflichtigen einen Anteil von 37,9 Prozent am zu versteuernden Einkommen haben. (Siehe nochmals

    Antwort der Bundesregierung a.a.O. [PDF - 157 KB])

    Noch dramatischer sieht die Verteilung aus, wenn man nicht nur das zu versteuernde Einkommen, sondern das gesamte Vermögen betrachtet. Die oberen zehn Prozent haben am privaten Vermögen einen Anteil von 61,1 Prozent (2007,

    Michael Hartmann). Die unteren 70 Prozent kommen nicht einmal auf 9 Prozent des Gesamtvermögens.
    Allein das Geldvermögen erreichte 2009 einen Wert von
    4,67 Billionen Euro.

    Individuelles Nettovermögen nach Dezilen in Deutschland 2002

    Das letzte Prozent der Superreichen
    "Das letzte Prozent der Superreichen finanziert alleine 22,2 %", schreibt Bild um unsere Hochachtung noch höher zu treiben.

    Dass dieses "letzte Prozent" aber 23 Prozent des gesamten Vermögens besitzt, wird dabei aber tunlichst nicht erwähnt.

    Steuerlast der höheren Einkommen gesunken
    Tatsache ist weiter, dass die steuerliche Belastung der höheren Einkommen im letzten Jahrzehnt nicht etwa gestiegen sondern gesunken ist. Durch die Steuersenkungen von Rot-Grün und der Großen Koalition wurde der Spitzensteuersatz bei der Einkommenssteuer von 53 auf 42 Prozent gesenkt. Aber nicht nur die Einkommensteuer wurde gesenkt: Seit 2000 bleiben die Gewinne bei der Veräußerung von Unternehmen oder Unternehmensteilen komplett steuerfrei.

    Seit 2008 sind mit der Abgeltungssteuer höhere Einkommen ihre Kapitaleinkünfte nicht mehr mit dem persönlichen Steuersatz von 42 Prozent, sondern nur noch mit 25 Prozent besteuert. Mit der Unternehmensteuer"reform" 2001 wurde der tarifliche nominale Steuersatz auf Unternehmensgewinne für Kapitalgesellschaften von 51,8 % auf 38,7 % gesenkt. Für Personenunternehmen gab es von 2001 bis 2005 eine schrittweise Entlastung von 54,5 % auf 45,7 %. Die dauerhaften Aufkommensverluste der Reform belaufen sich auf mindestens 11 Mrd. Euro jährlich. (

    IMK S. 7 [PDF - 38 KB])

    Nimmt die Steuerbelastung bei Milliardären zu?
    Bild schreibt: "Weil die Steuerbelastung in Deutschland mit steigendem Einkommen stark zunimmt, …."

    Im Kontext mit den "7 Wahrheiten über Milliarden-Spender" ist diese Aussage – gelinde gesagt – eine grobe Irreführung. Nach der gegenwärtigen Steuerprogression greift der Spitzensteuersatz bei einem Alleinverdienden bei 52.552 Euro. Logischerweise flacht nach Erreichen des Spitzensteuersatzes die Kurve ab, so dass ein Milliardär nominell den gleichen Spitzensteuersatz bezahlt wie ein Einkommensbezieher, der etwas über fünfzig Tausend Euro im Jahr verdient.

    Aber der nominelle Spitzensteuersatz von 42 Prozent trifft wiederum die Realität kaum. "Deutschland ist ein Steuerparadies für Millionäre. Selbst die Reichsten sind weit davon entfernt, den Spitzensteuersatz zu entrichten. Sie können derartig viele Freibeträge und andere Abzugsbeträge beim Fiskus geltend machen, dass sie im Durchschnitt nur 36 Prozent Steuern auf ihr Einkommen zahlen. Dies ergibt sich aus einer Berechnung, die das Statistische Bundesamt für die taz angestellt hat", berichtet

    Ulrike Herrman.

    Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung kam in einer Studie aus dem Jahr 2004 bei den absoluten Topverdienern mit einem Einkommen von 22 Millionen Euro im Schnitt auf einen realen

    Steuersatz von nur 34 Prozent.
    (Siehe dazu:
    Schön Reich. Steuern zahlen die andern.) (http://www.nachdenkseiten.de/?p=4110)

    Schaut man einmal in die

    Steuertabelle des Bundesfinanzministerium (https://www.abgabenrechner.de/uebersicht_ekst/index.jsp), so liegt die Durchschnittsbelastung bei einem Lohn eines alleinstehenden Beziehers eines Einkommens von 50.000 Euro bei jährlich 12.950 Euro (Einkommensteuerbelastung nach Tarifen 1958 bis 2009 [PDF – 200 KB])(http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/091020_Steuersenkung_Anlage_1.pdf) oder bei monatlich 1.080 Euro. So viel "kassiert" der Staat vom Brutto. Das sind aber bei weitem nicht 42 Prozent sondern 25,9 Prozent durchschnittliche Steuerbelastung (Durchschnittsbelastung nach Tarifen 1958 bis 2009, Grundtabelle [PDF – 152 KB])(http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/091020_Steuersenkung_Anlage_2.pdf).

    Bei Verheirateten sind es nach Splittingtabelle sogar nur noch 16,7 Prozent (

    Durchschnittsbelastung nach Tarifen 1958 bis 2009, Splittingtabelle [PDF – 168 KB])(http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/091020_Steuersenkung_Anlage_3.pdf). Selbst bei einem Alleinverdiener mit 120.000 Euro zu versteuerndem Einkommen ist die Durchschnittsbelastung bei weitem noch nicht beim Spitzensteuersatz von 42 Prozent, sondern erst bei 35,3 Prozent angekommen. Laut Splittingtabelle liegt bei 120.000 Euro zu versteuerndem Einkommen die Durchschnittsbelastung bei 28,6 Prozent.
    Die größten Sprünge liegen – nebenbei bemerkt – bei den unteren Einkommen.

    Nach der Grundtabelle (Alleinverdiener) beginnt die Durchschnittsbelastung mit 10.000 Euro bei 3,5 Prozent, steigt auf 9,7 Prozent bei 15.000 Euro und auf 13,8 bei 20.000 Euro. Ab 40.000Euro flacht sich die Kurve ab, steigt von 24,4 Prozent auf 25,9 bei 50.000 Euro, steigt danach bei jeweils 5.000 Euro mehr an Einkommen um 1,4 Prozent, 1,3 Prozent, 1,0 Prozent bis die Durchschnittssteuerbelastung von 95.000 auf 100.000 Euro nur noch von 33,5 Prozent auf 33,9 Prozent steigt. Bei kleineren und mittleren Einkommen ist der prozentuale Anstieg also erheblich steiler als bei

    höheren und höchsten Einkommen. (http://www.nachdenkseiten.de/?p=4273)

    Umverteilungswirkung des Steuersystems hat an Gewicht verloren
    Wenn man schon auf den hohen Anteil des obersten Einkommenszehntels an der Einkommensteuer hinweist, sollte man fairerweise auch hinzufügen, dass zwischen 1998 und 2006 die Einkommensunterschiede bei den Nettoeinkommen, also nach Steuern und Sozialabgaben, erheblich schneller gestiegen sind als bei den Bruttoeinkommen. Während der Anteil der Haushalte mit mittleren Einkommen, das heißt zwischen 70 und 150 Prozent des Durchschnittseinkommens, brutto von 45,8 auf 41,2 Prozent sank, ging er netto sogar von 62,7 auf 53,9 Prozent zurück.

    Einkommenssteuer macht nur ein Drittel der Steuereinnahmen aus
    Zur ganzen Wahrheit gehörte auch, dass die Einkommensteuern nur rund ein Drittel (Das DIW hat in einer Studie anders als die Bundesregierung 34 Prozent ermittelt) der staatlichen Steuereinnahmen ausmachen.

    Daneben stehen die indirekten Steuern, also die Mehrwertsteuer, die Mineralöl- oder die Tabaksteuer. Ihr Anteil am Steueraufkommen ist kontinuierlich gestiegen, nicht zuletzt durch die Anhebung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent durch die Große Koalition. Die indirekten Steuern machten 1990 noch etwa 40 Prozent des Steueraufkommens aus, seit der Jahrtausendwende liegt ihr Anteil bei etwa der Hälfte der gesamten Steuereinnahmen.

    Indirekte Steuern treffen aber – bezogen auf das verfügbare Einkommen – weniger die hohen Einkommensbezieher, sondern eher die niedrigen und Mittleren Einkommen, die ganz oder zum allergrößten Teil für die alltägliche Lebensführung ausgegeben werden (müssen).
    "Die in den letzten Jahren bereits reduzierte, aber immer noch vorhandene Umverteilungswirkung bei der Einkommensteuer verliert durch diese Verschiebung zwischen direkten und indirekten Steuern weiter an Bedeutung." (Michael Hartmann a.a.O.)

    Der Anteil mittlerer und niederer Einkommen am gesamten Steueraufkommen liegt bei 70 Prozent
    Nach einer

    Studie des Instituts für Makroökonomie (IMK) [PDF - 71 KB] (http://www.boeckler.de/pdf/impuls_2008_12_3.pdf) nahm in den vergangenen 15 Jahren die Zahl der Haushalte im mittleren Einkommensbereich um 14 Prozent ab. Die Zahl der Haushalte mit niedrigen Nettoeinkommen stieg um 27 Prozent, die der vergleichsweise reichen Haushalte stieg um 19 Prozent.

    Die weiterhin steigende Ungleichheit der Markteinkommen werde nicht mehr durch sozialstaatliche Umverteilungseffekte kompensiert, schreibt das DIW. Der Anteil der Steuern, die vor allem die Bezieher mittlerer und niedriger Einkommen aufbringen, ist in den vergangenen Jahrzehnten ständig gewachsen. Solche mittlere und niedere Einkommen erbrachten 1960 knapp 38 Prozent des gesamten Steueraufkommens. 2006 waren es bereits70 Prozent. Der Anteil aller Gewinnsteuern sank im gleichen Zeitraum von 35 auf 20 Prozent.

    Steuerlast im Ungleichgewicht

    Steuerlast im Ungleichgewicht

    Die Reichen können sich aus der Finanzierung des Sozialstaats ausklinken
    Die Reichen finanzieren bei uns auch nicht – wie Bild schreibt – "den Sozialstaat über Steuern und Abgaben".

    Besserverdiener zahlen relativ zu ihrem Einkommen weniger in die Sozialversicherung ein als Durchschnittsverdiener. Die neue Beitragsbemessungsgrenze bei der Krankenversicherung im Jahre 2010 liegt bei einem Jahreseinkommen von 49.950 Euro (oder 4.162,50 Euro monatlichem Einkommen).

    Bei der gesetzlichen Rentenversicherung weist die Beitragsbemessungsgrenze in den alten Bundesländern 66.000 Euro Einkommen pro Jahr (5.500 Euro pro Monat) in den neuen Bundesländern 55.800 Euro pro Jahr (4.650 Euro pro Monat) aus. Das Einkommen darüber wird nicht "für den Sozialstaat" herangezogen. Für einen Millionär oder gar Milliardär sind diese Sozialabgaben "Peanuts". Meist weicht er ohnehin in eine private Kasse aus, wo ihn garantiert der Chefarzt behandelt, er aber nichts in die gesetzlichen Kassen einbezahlt.

    Jedenfalls tragen die Geringverdiener die höchste Abgabenlast, für Spitzenverdiener sinkt der Steueranteil,

    je mehr sie verdienen. (http://www.welt.de/finanzen/article3723322/Deutsche-Geringverdiener-tragen-hoechste-Last.html?print=yes#reqdrucken)

    Bei einem alleinstehenden Geringverdiener machen Steuern und Sozialabgaben inzwischen 47,3 Prozent der Arbeitskosten aus,

    wie die OECD ermittelte.( http://www.oecd.org/document/7/0,3343,en_2649_34897_42723335_1_1_1_1,00.html)

    Das ist nach Belgien der zweithöchste Wert aller Industrieländer. Bei einem Ehepaar mit zwei Kindern, das durchschnittlich verdient, liegt die Gesamtbelastung bei 45,2 Prozent. Die Millionäre kommen also billig davon, wenn sie durchschnittlich nur 34 Prozent an Steuern zahlen müssen und sich ab der Beitragsbemessungsgrenze aus der Solidargemeinschaft verabschieden können.



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    Im Stuttgarter Schlossgarten spitzt sich der Protest zu. Polizei setzt Knüppel, Wasserwerfer, Reizgas und Pferde ein ...


    Ticker zu "Stuttgart 21"-Protesten

    "Die Polizei kann auch mal hinlangen"

    (taz)
    http://taz.de/1/zukunft/schwerpunkt-stuttgart-21/artikel/1/erste-baeume-werden-gefaellt/

    Im Stuttgarter Schlossgarten spitzt sich der Protest zu.

    Die Polizei setzt Knüppel, Wasserwerfer, Reizgas und Pferde ein und löst gewaltsam Sitzblockaden auf.

     

    VON STEPHAN KOSCH

     

    STUTTGART taz/dpa/dapd | Der Konflikt um das Milliarden-Bahnprojekt "Stuttgart 21" eskaliert. Mit einem Großaufgebot versucht die Polizei am Donnerstag Teile des Schlossgartens mit einem massiven Einsatz von Knüppeln, Wasserwerfern, Reizgas und Pferden zu räumen und abzusperren. Dort sollen die ersten von insgesamt 300 teilweise uralten Bäumen für den Umbau des Hauptbahnhofes gefällt werden. Auch der Landtag wurde abgeriegelt. Laut Teilnehmern sind mehr als 5.000 Demonstranten in den Park gekommen, darunter zahlreiche Schüler.

    Ein Polizeisprecher sagte auf dapd-Anfrage, die Beamten versuchten "eine Gitterlinie" aufzustellen, um die Bauarbeiten zu sichern. Die Zufahrt werde von "Hunderten von Menschen" blockiert, die zum Teil auch Polizisten bedrängten. Die Beamten müssten jetzt mit sehr vielen Kräften den Weg frei räumen. Dafür seien Wasserwerfer und Polizeireiter im Einsatz. Ob dabei auch Schlagstöcke verwendet wurden, konnte er nicht sagen. "Es wird unmittelbarer Zwang angewandt", sagte er lediglich. Der Sprecher verteidigte das Vorgehen der Polizei. Wenn die Demonstranten sich nicht rechtlich einwandfrei verhielten, "dann kann die Polizei auch mal hinlangen", betonte er.

    Ein Sprecher der Gegner von "Stuttgart 21" kritisierte, es sei "unverantwortlich", wie die Beamten gegen Schüler vorgingen. Viele, zum Teil sehr junge Demonstranten seien von der Polizei schon am Vormittag eingekesselt worden. Er appellierte an die Polizei, ihr Großaufgebot abzuziehen. Der Pressesprecher der "Parkschützer", Matthias von Herrmann, spricht von über 50 am Auge Verletzte durch Reizgas, darunter auch ein Baby sowie zahlreiche 10- und 12-jährige Mädchen. Inzwischen sind zahlreiche Bürger zu den Schülern hinzugestoßen. Trotz mehrerer Notrufe sind keine Rettungskräfte vor Ort, um sich um die durch das Reizgas verletzten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen zu kümmern. Außerdem wurden bislang neun Nasenbrüche gezählt.

    Laut Augenzeugenberichten, die über Twitter ins Netz gestellt wurden, verhielten sich Polizisten und Demonstranten zunächst friedlich. Einzelne Teilnehmer berichteten allerdings von Übergriffen der Polizei und Schlagstockeinsätzen. Auf einem live ins Internet gestellten Videomitschnitt eines Teilnehmers war zu sehen, wie  Demonstranten versuchten, mit Sitzblockaden einen mit Absperrgittern beladenen Lkw der Polizei zu stoppen. Kurzfristig besetzte rund ein Dutzend Demonstranten den Lkw.

    Nachdem die Polizei das Fahrzeug geräumt hatte, versuchten die Beamten, die Sitzblockade aufzulösen, blieben dabei aber zunächst erfolglos. Einzelne Demonstranten skandierten "Wir sind das Volk" und stimmten die deutsche Nationalhymne an.

    Auch die Bundespolizei und Beamte aus anderen Bundesländern seien im Einsatz, teilte das Polizeipräsidium Stuttgart mit. Außerdem kündigte Polizeipräsident Siegfried Stumpf an, dass in der Nacht zum Freitag die ersten Bäume gefällt werden. Die Fällarbeiten sollen bis Samstag dauern. Die Stuttgart-21-Sprecher Udo Andriof und Wolfgang Dietrich erklärten, der mittlere Schlossgarten werde für die Einrichtung des Grundwassermanagements freigeräumt.

    Dafür müssten knapp 300 Bäume mit einem Stammdurchmesser von mindestens 25 Zentimeter gerodet werden. Auf der Fläche sollen eine Halle mit einer Grundfläche von 1000 Quadratmeter und Wasserbehälter aufgestellt werden. Die Deutsche Bahn ist verpflichtet, nach Abschluss der Bauarbeiten 293 Bäume nachzupflanzen.


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    Generation Biedermeier - Panische Absturzangst, massiver Anpassungswille sowie Verachtung für alle, die abgerutscht sind...

     

    Generation Biedermeier

    (Nachdenkseiten)

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=6725#h14

    Panische Absturzangst, massiver Anpassungswille sowie Verachtung für alle, die abgerutscht sind: Das Bild, das das Marktforschungsinstitut Rheingold von der Jugend im Jahr 2010 zeichnet, ist nicht gerade beruhigend.

     

    Alle acht Jahre befragen die Kölner Forscher in psychologischen Interviews junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren zu ihren Lebenseinstellungen, und in diesem Jahr haben sie signifikante Zuspitzungen ermittelt.

    Irgendwie erinnern einen die Resultate an die Sarrazin-Kontroverse, auch Rheingold-Chef Stephan Grünewald geht es so. Sarrazin "greift offenbar ein vorhandenes Lebensgefühl auf", sagte Grünewald der FR.

     

    Sarrazin macht Migranten, vor allem die muslimischen, selbst für ihre Integrationsprobleme verantwortlich und wirft ihnen vor, der Gesellschaft mehr Kosten als Nutzen zu bringen.

     

    So populistisch und sozialdarwinistisch diese Schuldzuweisung sein mag – dafür, dass sie so viel Zustimmung erhält, bietet die Studie Erklärungshilfen.
    Quelle: FR online

     

    http://www.fr-online.de/politik/generation-biedermeier/-/1472596/4638752/-/index.html

    Anmerkung Jürgen Karl:

    Sehen wir hier die Folgen einer seit Jahren systematisch betriebenen Entsolidarisierung durch eine neoliberale Wirtschaftsideologie, die nur die Verwertbarkeit der "Human Resource" als alleinige Richtlinie propagiert? Siehe auch den vorherigen Hinweis.


    Posted via email from Dresden und Umgebung

    Die Angst, im Zentrum zu stehen: Uni startet Studie zur sozialen Phobie [idw]

    Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Petra Giegerich, 30.09.2010 10:48

    Die Angst, im Zentrum zu stehen:  Uni startet Studie zur sozialen Phobie

    Poliklinische Institutsambulanz sucht Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit
    sozialen Ängsten für ein Wahrnehmungsexperiment

    Menschen mit einer sozialen Phobie haben große Angst davor, im Zentrum der
    Aufmerksamkeit zu stehen oder sich in sozialen Situationen peinlich zu
    verhalten. Sie reagieren daher besonders empfindlich darauf, ob und wie
    sie angeschaut werden und sie fühlen sich schneller angeschaut als andere
    Menschen.

    Erste Untersuchungen haben ergeben, dass die Blickwahrnehmung
    von Sozialphobikern im Vergleich zu Nicht-Sozialphobikern unterschiedlich
    ist. Die Poliklinische Institutsambulanz der Johannes Gutenberg-
    Universität Mainz will dies nun genauer erforschen und sucht noch
    Teilnehmerinnen und Teilnehmer für eine neue Studie.

    "Wir hoffen, dass wir mit unseren Untersuchungen dazu beitragen können,
    das Krankheitsbild noch mehr zu verstehen und die Therapiemöglichkeiten
    weiter zu verbessern", erklärt Dipl. Psych. Julia Spiegel dazu. Für die
    Studie werden Menschen mit sozialen Ängsten gesucht, die an einem
    Wahrnehmungsexperiment teilnehmen möchten.

    Bei zwei ca. 45minütigen Versuchen werden unter anderem einige Bilder
    am Computer subjektiv eingeschätzt und Fragebögen ausgefüllt.

    Die Experimente finden im Abstand von 1 bis 2 Wochen statt, die
    Terminabsprache ist sehr flexibel möglich.

    Die Teilnehmer erhalten eine finanzielle Aufwandsentschädigung. Ein
    Abbruch des Experiments ist zu jedem Zeitpunkt ohne Angabe von Gründen
    möglich. Sämtliche Daten werden streng vertraulich behandelt.
    Interessenten können unter der E-Mail-Adresse
    psychologie-online@web.de
    oder unter der Telefonnummer 06131 39-39100 Kontakt aufnehmen.

    Weitere Informationen:
    Dipl. Psych. Julia Spiegel
    Dipl. Psych. Johannes Harbort
    Poliklinische Institutsambulanz für Psychotherapie
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    Wallstraße 3
    55122 Mainz
    Tel. +49 6131 39-39100
    E-Mail:
    psychologie-online@web.de

    Arten der Pressemitteilung:
    Forschungsprojekte

    Sachgebiete:
    Psychologie

    Weitere Informationen finden Sie unter
    http://www.klinische-psychologie-mainz.de/

    Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
    http://idw-online.de/pages/de/news389031

    Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
    http://idw-online.de/pages/de/institution218


    Posted via email from Dresden und Umgebung

    Unser Lobby-Kabinett ... (via blog.rebellen.info) [einfach geniaaal!!!]


    Unser Lobby-Kabinett aka Klientelpolitiker aka Regierungsterroristen

    Posted via email from Beiträge von Andreas Rudolf

    In Europa protestieren Hunderttausende gegen harte Einschnitte in den Sozialstaat. In Deutschland tut sich wenig. [taz]


    Gewerkschaften in Deutschland

    Die zersplitterte Arbeitermacht

    (taz)

    In Europa protestieren Hunderttausende gegen harte Einschnitte in den Sozialstaat. In Deutschland tut sich wenig. Die Interessen der einzelnen Gewerkschaften sind zu unterschiedlich. V

    ON MARTIN KAUL

    Hartmut Riemann ist der Mann, der für diese Spaltung steht. In seinem mokkafarbenen VW Passat fährt der Gewerkschaftssekretär der IG Metall in diesen Tagen viel durch die Republik der Kämpfenden. Am Dienstag war er im Sauerland, bei den "Heuschrecken", wie er sagt, da ging es um Entlassungen. Und Mittwochabend saß er am Verhandlungstisch in Düsseldorf. Der Stahlabschluss und 6 Prozent mehr Lohn, das ist sein Kampf. "Wenn es um Hartz IV geht, dann können wir nicht mobilisieren", sagt Hartmut Riemann. Und er sagt es verzweifelt.

    In Europa protestierten gestern Hunderttausende von Menschen. In Spanien riefen die Gewerkschaften zum Generalstreik. In Brüssel versammelten sich bis zu 100.000 Menschen, um gegen die Arbeitsmarktreformen der europäischen Regierungen zu demonstrieren.

    Und in Deutschland? Kopfpauschale, Rentendebatte und Hartz IV - all das erregt seit Monaten die öffentlichen Debatten hierzulande. Glaubt man einem wichtigen Genossen von Hartmut Riemann, dem Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Michael Sommer, dann folgt auf die Regierungspläne von Angela Merkel ein "heißer Herbst". Er könnte sich irren.

    Es waren nicht die Gewerkschaften, sondern das globalisierungskritische Netzwerk Attac, das mit symbolischen Bankbesetzungen, mit Infoständen und Straßentheater beim europaweiten Aktionstag gestern ein kleines Zeichen in Deutschland setzen konnte. In 75 Städten gingen die Globalisierungsgegner auf die Straße. Gewerkschaftliche Großdemonstrationen und Massenmobilisierung - das ist in Deutschland hingegen auch weiterhin nicht geplant. Und das ist durchaus eine Strategie.

    "Wir haben eine klare Verabredung. Die Gewerkschaften machen ihre Aktionen vor allem auf Betriebsebene", heißt es beim DGB. Michael Sommers heißer Herbst findet in Plochingen, Salzgitter, in Kempten und Nerchau, in Eisenach und in Kamp-Lintfort statt. Dort, wo Gewerkschafter ihre Infostände vor den Werkstoren aufbauen. In "aktiven Mittagspausen" reden sie über das, was sie bewegt. Es ist ein heißer Herbst für die Lokalnachrichten, doch in der Hauptstadt ist er keine Meldung wert.

    Denn um den dramatisch schwindenden Mitgliederzahlen zu begegnen - in den letzten zehn Jahren verloren die DGB-Gewerkschaften fast 20 Prozent ihrer Mitglieder -, führen die Gewerkschaften vor allem die Kämpfe, die ihre Mitglieder überhaupt noch interessieren. Hartmut Riemann kämpft für die Löhne bei den Stahlarbeitern, Ver.di um die kommunalen Finanzen, und die IG BCE schickt Bergleute auf die Straße, weil denen die Subventionen ausgehen.

    Und während die ganze Republik über die minimalen Hartz-IV-Erhöhungen und eine Existenz in Würde streitet, warten die Arbeitslosen weiterhin vergeblich auf mehr als rhetorische Solidaritätsbekundungen aus Reihen der Gewerkschaften: "Es ist nicht nachvollziehbar, dass der DGB sich in der Praxis kaum um die soziale Frage kümmert", sagt Martin Behrsing, Sprecher des Erwerbslosenforums in Deutschland. "Michael Sommer wettert zwar gegen die Hartz-Änderungen, das ist aber auch schon alles."

    Rückendeckung bekommt Behrsing auch von Bernd Riexinger. Er ist Geschäftsführer des Ver.di-Bezirks Stuttgart und sieht, was gerade vor seiner Haustüre los ist. Zehntausende demonstrieren dort wöchentlich gegen einen Hauptbahnhof. Aber aus Protest gegen Hartz IV findet kaum jemand auf die Straße. "Es fehlt an einer Parole, hinter der sich alle versammeln können", sagt er. "Das müsste der DGB leisten." Doch das Klein-Klein der Gewerkschaftskämpfe, die fehlende gemeinsame Linie - das nennen die Arbeitnehmervertreter tatsächlich noch ein "dezentrales Aktionskonzept".

    Manfred Klöpper ist Mitglied im Exekutivkomitee des Europäischen Gewerkschaftsbundes. Der DGB-Regionsvorsitzende aus Oldenburg kennt die internationale Perspektive, er hat die gestrige Brüssel-Demo mitorganisiert, er weiß, was los ist. Der Gewerkschafter sagt: "Das getrennte Marschieren in Deutschland ist eine gewollte Schwäche." Die Forderungen der Gewerkschaften "erscheinen in der Öffentlichkeit so verschieden wie der Bestand in einem Warenhauskatalog."

    Davon kann Hartmut Riemann in seinem Mokka-Passat ein Lied singen. Er ist unterwegs zum Stahltarifvertrag. Der 50-jährige Gewerkschafter würde gerne mehr für die soziale Frage kämpfen und nicht nur für den Lohn in seiner Branche. "Aber es nützt nichts", sagt er. "Wir können derzeit nur in der Tarifpolitik Macht ausüben." Gleich will Hartmut Riemann sechs Prozent für seine Leute rausholen. Das ist sein kleiner Beitrag für den heißen Herbst.

    [Anmerkung von Andreas Rudolf: Tja in Deutschland herrscht eben Corporate Identity und da schlägt man sich eher auf die "gebende Seite" bzw tritt nach unten weiter...]


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    Mittwoch, 29. September 2010

    Die Wirtschaft brummt - der Dauerbrenner der täglichen Manipulation [via Nachdenkseiten]


    Die Wirtschaft brummt –

    der Dauerbrenner der täglichen Manipulation

    (Nachdenkseiten)

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=6900

    Diese kleine Geschichte zur Manipulation des Monats beginnt mit dem Hinweis auf einen wunderbaren Druckfehler: BILD kommt heute mit der Dachzeile: "Schlechte Werte für Schwarz-Geld". (http://www.bild.de/BILD/politik/2010/07/22/ansehen-regierung-sinkt/trotz-guter-konjunktur-wirtschaftslage.html)

    Das ist komisch, stimmt aber auch so, mit "d" statt "b". Denn Schwarz-Gelb hat es immer wieder auch mit Schwarz-Geld zu tun gehabt. Kochs Hessen CDU mit angeblich jüdischen Vermächtnissen in Liechtenstein.

    Kohl mit heimlichen Geldern und auch Lambsdorff war bekannt dafür. – Das eigentliche Interesse gilt aber der Hauptbotschaft und der Manipulationsmethode im Artikel von BILD.

    Albrecht Müller

    Die Schlagzeile des BILD-Artikels (Stand: 22.07.2010 – 00:19 UHR) lautet:

    "Umfrage-Absturz, obwohl die Wirtschaft brummt?"

    (http://www.bild.de/BILD/politik/2010/07/22/ansehen-regierung-sinkt/trotz-guter-konjunktur-wirtschaftslage.html)

    und weiter heißt es:

    (…)
    Wahlumfrage
    Union und FDP auf
    historischem Tiefststand
    (…)
    So einen Widerspruch zwischen Umfragewerten und aktueller Wirtschaftslage hat es noch nie gegeben!
    Die Konjunktur brummt, die Arbeitslosenquote könnte sogar schon im Herbst unter drei Millionen sinken – aber die Bürger sind mit ihrer Regierung trotzdem unzufrieden.

    Schwarz-Gelb steht laut Forsa-Umfrage miserabel da: CDU/CSU bei 30 %, die FDP nur noch bei 4 %.
    Bei der Bundestagswahl im September 2009 lag die Union noch bei 33,8 % und die FDP bei 14,6 %.
    Wie ist dieser Umfrage-Absturz vor dem Hintergrund der guten Wirtschaftsdaten zu erklären?


    Forsa-Chef Manfred Güllner zu BILD: "Die Menschen glauben noch nicht an den Aufschwung, hören eher auf schlechte Nachrichten. Ihre Verunsicherung und das Misstrauen gegenüber der Regierung bleiben deshalb weiterhin vorhanden." (pro)

    Der Bild-Zeitung geht es nach meiner Einschätzung nicht darum, die Regierung schlecht zu machen, im Gegenteil: sie will die Botschaft transportieren, dass die Regierung eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik betrieben hat, dass die Wirtschaft brummt, dass deshalb nicht weitere Konjunkturprogramme nötig sind, dass sich die "Reformen" insgesamt gelohnt haben und dass man deshalb mit sozialen Einschnitten weiter fortfahren kann.

    Der Bild-Zeitung geht es im Hintergrund auch darum, der Exportwirtschaft ihren extremen Standortvorteil durch günstige Lohnstückkosten zu erhalten. Deshalb redet man bei einer Zahl von über 3 Millionen registrierten Arbeitslosen – und einer hohen Zahl von versteckten Arbeitslosen – von Brummen und von Boom und von Aufschwung. Die Reservearmee an Arbeitslosen soll erhalten bleiben, zur Erleichterung des Lohndrucks.

    Die Realität in der deutschen Volkswirtschaft sieht anders aus. Siehe dazu den Beitrag vom 13. Juli über

    "Das angebliche Jobwunder". (http://www.nachdenkseiten.de/?p=6174)

    Der Regierung und der Koalition schadet die Bild-Zeitung mit ihrer Agitation nicht. Eher führt eine solche Dauerindoktrination dazu, dass sich am Ende Mitleid mit der Koalition einstellt. Nach dem Motto: die Bundesregierung ist erfolgreich, aber sie verkauft sich schlecht.

    Interessant ist auch die Methode der Manipulation. Um die Botschaft A (Die Regierung Merkel ist erfolgreich) zu transportieren benutzt man eine Botschaft B. (Umfrage-Absturz, obwohl die Wirtschaft brummt).

    Im Kapitel über die Methoden der Meinungsmache habe ich diese Methode beschrieben.

    Siehe Ziffer 3 hier (http://www.nachdenkseiten.de/?page_id=4138#l03) und ausführlich in Kapitel 10 des Buches.

    Die Propaganda zum angeblichen Aufschwung wird nicht nur von BILD betrieben.

    Der "Freitag" (http://www.freitag.de/politik/1027-mehr-jobs-mehr-argumente) gesellte sich letzthin dazu. Ein Beleg der Erosion kritischer Medien. Leider.

    Mehr Jobs, mehr Argumente
    Womöglich ist es Zeit, von Massenarbeits­losigkeits-Szenarien Abstand zu nehmen.

    Für linke ­Forderungen nach Mindestlohn und Aufstockung von Hartz IV ist das ein Vorteil
    Es ist noch nicht lange her, da befürchteten Ökonomen einen dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit als Folge der Finanzkrise und des daraus resultierenden Konjunkturcrashs. Von fünf Millionen Erwerbslosen war die Rede. Die Realität sieht ganz anders aus. 3,2 Millionen Jobsuchende registrieren die Arbeitsagenturen aktuell.

    Diese Zahl mag mit einigen Statistik-Tricks geschönt sein, ist aber im Verhältnis sowohl zur Lage nach dem Untergang von Lehman-Brothers im September 2008 als auch im europäischen Vergleich niedrig. Ist die These einer stark zunehmenden Massenarbeitslosigkeit überhaupt haltbar? Kann es sein, dass auch Linke – jedenfalls in diesem Punkt – von ihren oft geradezu lustvoll ausgemalten Niedergangsszenarien vorläufig Abstand nehmen sollten?
    (…)


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    Millenium-Gipfel der UN - Enttäuschend (Anzeiger für Harlingerland)


    Millenium-Gipfel der UN 

    Enttäuschend

    (Anzeiger für Harlingerland - 22-09-2010 - Seite 18)


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    Leserbief zu Kaufhallen bis 23 Uhr geöffnet (Märkische Allgemeine) Familien werden immer mehr belastet


    Leserbief zu Kaufhallen bis 23 Uhr geöffnet

    (Märkische Allgemeine -  24-08-2010 - Seite 16)


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    "Armutsgipfel" (Karikatur von Horst Haitzinger) (Anzeiger für Harlingerland)


    Armutsgipfel (...)

    (Anzeiger für Harlingerland - 22-09-2010 - Seite 18)


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    --->>> Umdenken - Gegenlenken - die Krise überwinden, Kapitalismuskongress II <<<---


    Umdenken – Gegenlenken – die Krise überwinden, Kapitalismuskongress II
    (Nachdenkseiten)

    Umdenken – Gegenlenken – die Krise überwinden, Kapitalismuskongress II
    am 7. Oktober 2010 im bcc Berlin

    Zwei Jahre nach der Pleite von Lehman Brothers scheint für manche die Welt oder zumindest die Situation in Deutschland wieder in Ordnung zu sein.

     
    Die Wirtschaft zieht langsam wieder an, die Arbeitsmarktzahlen haben sich viel besser entwickelt als gedacht – sind wir noch einmal davongekommen?

    Nein, das sind wir nicht.

     
    Denn vieles ist in unserem Land in Schieflage geraten und muss wieder gerade gerückt werden.
    Prekäre Beschäftigung – Rente mit 67 – Kopfpauschale – arme Kommunen, das sind nur wenige Stichworte, die jedoch für enormen Handlungsbedarf stehen.
    Wir wollen kein "Weiter so"!
     
    Auch die Mehrheit der Menschen will weg vom Raubtier-Kapitalismus der Spekulanten. Doch die Politik weigert sich beharrlich, Konsequenzen aus der Krise zu ziehen.

    Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften wollen mit internationalen Gästen aus Wissenschaft, Kirchen und Parteien, aus Verbänden und Betrieben über einen sozialen Weg aus der Krise diskutieren.

     
    Unsere Themen werden dabei die Perspektiven junger Menschen, eine neue Wachstumsstrategie, die Regulierung der internationalen Finanzmärkte sowie die unserer Meinung nach unsozialen Sparpläne der Bundesregierung und deren Auswirkungen auf die Menschen sein.

    Quelle: DGB

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    "Hippokratischer" Eid für Manager- Utopia (Haldensleber Volksstimme)


    "Hippokratischer" Eid für Manager

    (Haldensleber Volksstimme - 22-09-2010)


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    Zwiespältige Mischung aus Drama und Satire (Anzeiger für Harlingerland)


    Zwiespältige Mischung aus Drama und Satire

    (Anzeiger für Harlingerland - 22-09-2010 - Seite 10)


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    Parlamente als Bühne für rechtsextreme Propaganda (Haldensleber Volsstimme )


    Parlamente als Bühne für rechtsextreme Propaganda

    (Haldensleber Volsstimme - 25-09-2010 - Seite 2)


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    Ein Tier bleibt nun mal ein Tier [Leserbriefe] (Haldensleber Volksstimme)


    Ein Tier bleibt nun mal ein Tier

    (Haldensleber Volksstimme - 22-09-2010)


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    "Zur Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert: Demokratie, Diktatur,Widerstand"


    Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
    Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Magdalena Schaeffer,
    27.09.2010 14:02

    "Zur Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert: Demokratie, Diktatur,
    Widerstand"

    Der Historiker Hans Mommsen thematisiert in seiner Neuerscheinung "Zur
    Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert: Demokratie, Diktatur,
    Widerstand" Schlüsselmomente des Übergangs von der Weimarer Republik zum
    "Dritten Reich", Hitlers Aufstieg zur Macht, die Krise des "Dritten
    Reichs" und Formen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Am 5.
    Oktober 2010 ist er zu Gast im Kulturwissenschaftlichen Institut Essen
    (KWI) um sein Buch  im Gespräch mit Claus Leggewie, Direktor des KWI,
    vorzustellen. Das Buch ist im DVA Verlag München erschienen, die
    Veranstaltung wird gemeinsam von KWI und der Buchhandlung Proust
    veranstaltet.

    Hans Mommsen ist einer der bedeutendsten Historiker Deutschlands. Er hat
    sowohl grundlegende wissenschaftliche Werke zur deutschen Geschichte im
    20. Jahrhundert verfasst als auch die öffentliche und politische Debatte
    mit engagierten Beiträgen bereichert. In seinem Buch "Zur Geschichte
    Deutschlands im 20. Jahrhundert: Demokratie, Diktatur, Widerstand" zieht
    Hans Mommsen in großteils unveröffentlichten Essays eine Bilanz seines
    Arbeitsschwerpunkts, der deutschen Geschichte zwischen 1918 und 1945.

    Autor:
    Prof. Dr. Hans Mommsen war von 1968 bis zu seiner Emeritierung 1996
    Professor für Neuere Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum.
    Forschungsaufenthalte führten ihn nach Princeton, Harvard, Berkeley,
    Jerusalem und Washington D.C. Hans Mommsen ist Mitglied der British
    Academy und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und wurde
    1998 mit dem Carl-von-Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik
    ausgezeichnet.

    Moderator:
    Prof. Claus Leggewie ist Politikwissenschaftler und Direktor des
    Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI).

    Datum: 5. Oktober 2010, 20:00 Uhr
    Ort: Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Goethestr. 31, 45128
    Essen

    Die Veranstaltung ist öffentlich.
    Kartenvorverkauf (Eintritt 5 Euro): Buchhandlung Proust, Am Handelshof 1,
    45127 Essen, Tel. 0201/ 839 68 40, info@buchhandlung-proust.de

    Kontakt:
    Kathrin Flaspöler, Mitarbeiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
    Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Tel. 0201 7204 -152,
    kathrin.flaspoeler@kwi-nrw.de.

    Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter
    <http://www.kulturwissenschaften.de/home/veranstaltung-318.html>
    <http://www.buchhandlung-proust.de/termine/alle-termine.html>

    Über das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI):
    Das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI) ist das Forschungskolleg
    der Universitätsallianz Metropole Ruhr (UAMR), zu der sich die
    Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen zusammengeschlossen
    haben. Seine Aufgabe ist die Förderung hervorragender interdisziplinärer
    Forschung in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften mit
    regionalen, nationalen und internationalen Partnern.

     

    Das KWI erforscht die Grundlagen der modernen Kultur praxisnah und

    mit Blick auf aktuelle relevante gesellschaftliche Fragen.

     

    Derzeit stehen die Themenfelder kollektive Erinnerung, kulturelle

    Vielfalt der Weltgesellschaft, soziale Verantwortung und kulturelle

    Aspekte des Klimawandels im Mittelpunkt.

     

    Mit seinen Veranstaltungen sucht das KWI den Dialog mit einer breiteren
    Öffentlichkeit, es unterhält enge Partnerschaften mit Kultureinrichtungen
    und Medien.

    Arten der Pressemitteilung:
    Buntes aus der Wissenschaft

    Sachgebiete:
    Geschichte / Archäologie
    Kulturwissenschaften
    Politik
    Sprache / Literatur

    Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter der WWW-Adresse:
    http://idw-online.de/pages/de/image125118
    proust

    Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
    http://idw-online.de/pages/de/news388274

    Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
    http://idw-online.de/pages/de/institution595


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    Bundesweite Demo in Oldenburg - Arbeitslose gehen auf die Straße [taz]


    Bundesweite Demo in Oldenburg

    Arbeitslose gehen auf die Straße

    (taz)

    http://taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/arbeitslose-gehen-auf-die-strasse/

    5 Euro mehr für Hartz-IV-BezieherInnen? Das reicht Erwerbslosen nicht.
    Deswegen gehen sie am 10. Oktober in Oldenburg auf die Straße - mit Unterstützung vom DGB.

    VON Peter Nowak
     

    OLDENBURG taz Nach der Ankündigung der Bundesregierung, die Hartz-IV-Regelsätze um fünf Euro zu erhöhen, mobilisieren Erwerbsloseninitiativen aus ganz Deutschland zu einer bundesweiten Demonstration. Unter dem Motto "Krach schlagen statt Kohldampf schieben" sollen am 10. Oktober tausende erwerbslose Menschen in Oldenburg auf die Straße gehen. Unterstützung erhalten die Hartz-IV-EmpfängerInnen vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB).

    DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sagte der taz: "Gerade für Erwerbslose geht es um viel, wenn die Rentenbeiträge oder das Elterngeld für Hartz-IV-BezieherInnen gestrichen werden sollen."

    Zurzeit werben Aktivisten vor Job-Centern in ganz Deutschland für die Protestaktion. "Wir fordern 80 Euro mehr für Ernährung. Von den knapp 120 Euro, die bislang im Regelsatz eines Erwachsenen für Essen enthalten sind, kann sich niemand ausreichend und gesund ernähren", sagte Mitorganisator Guido Grüner von der Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg.

    Martin Künkler von der Koordinierungsstelle gewerkschaftlicher Arbeitslosengruppen sagte: "Höhere Leistungen können nur politisch gegen massive Widerstände aus Politik und Wirtschaft erkämpft werden." Neben der politischen Debatte müsse daher nun auch Druck auf der Straße entstehen.

    Der DGB selbst plant keine bundesweiten Großdemonstrationen. Zwar wollen einzelne gewerkschaftliche Gruppen Busse zur Arbeitslosen-Demo in Oldenburg schicken. Anders als ArbeitnehmerInnen, die mit den Gewerkschaften über einen hohen Organisationsgrad verfügen, sind Erwerbslose vor allem lokal organisiert - wenn sie überhaupt organisiert sind.

    "Bereits eine Demonstration wie die in Oldenburg ist für viele Erwerbslose blanker Existenzkampf", sagt Anne Seeck vom lokalen Erwerbslosentreff in Berlin-Neukölln. Martin Künkler sieht allerdings einen "qualitativen Sprung" in der Zusammenarbeit unterschiedlicher Erwerbslosengruppen in den vergangenen Monaten.

    "Zusammen wollen wir Druck machen für höhere Hartz-IV-Sätze, Erwerbslose ermutigen, für ihre Interessen einzutreten." Dass das nicht allzu leicht werden dürfte, zeigt die Geschichte der Erwerbslosenkämpfe.

    Peter Nowak


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    Frauen lieben Rot - Die Farbe lässt Herzen höher schlagen (Fuldaer Zeitung)


    Frauen lieben Rot

    (Fuldaer Zeitung - 04-08-2010)


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    Dienstag, 28. September 2010

    Standort Schwarz-Gelb [Karikatur] (Die Neckarquelle)


    Standort Schwarz-Gelb
    (Die Neckarquelle - 09-06-2010)

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    German Paradise [Karikatur von Burkhard Mohr] (Fuldaer Zeitung)


    German Paradise

    (Fuldaer Zeitung - 03-08-2010 - Seite 4)


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    Immer mehr Familien kommen - Fuldaer Tafel ... (Fuldaer Zeitung)


    Immer mehr Familien kommen
    (Fuldaer Zeitung - 03-08-2010 - Seite 9)

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    Solidarität - ein deutsches Fremdwort [via jjahnke.net]


    Gedanken zur Zeit 1866 28-09-10:

    Solidarität - ein deutsches Fremdwort

    (jjahnke.net)


    Die CSU-bayerische Arbeits-, Sozial- und Familienministerin Haderthauer bringt den Hartz-IV-Regelsatz auf die zynische Formel : "Es gibt hier kein Wunschkonzert".

    Die CDU-bundesdeutsche Arbeits- und Sozialministerin von der Leyen läßt ihre Beamten zur Ablehnung der Kosten für chemische Reinigung aufschreiben: "Solche Ausgaben sind nur bei teueren Kleidungsstücken erforderlich und stehen häufig mit einer beruflichen Tätigkeit in Zusammenhang." Die Bundeskanzlerin, die im vergangenen Jahr 20.667 Euro pro Monat bekam und in diesem und dem kommenden Jahr das 140-Fache des Hartz-IV-Zuschlägchens als Gehaltserhöhung noch mal obendrauf, bezeichnet die 5 Euro als einen "beachtlichen Vorschlag".

    Für die HRE hatte sie zur Durchreichung an deren wohlhabende Gläubiger und bonussüchtigen Banker so viel übrig, daß man allen 6,5 Mio Hartz-IV-Empfängern für 38 Jahre 50 Euro pro Monat hätte obendrauf legen können. Oder vergleichen wir mit dem Steuernachlaß für Hoteliers von 1 Mrd Euro pro Jahr, von dem allein die Bundeskanzlerin jedem Hartz-IV-Empfänger 13 Euro pro Monat extra hätte finanzieren können.

    In einem Volk, das in Angst vor Altersarmut, Arbeitslosigkeit und Minijobs gehalten wird, denkt automatisch fast jeder an sich selbst. "Solidarität" verkommt zum Fremdwort.

    Mich erinnert die deutsche Situation an einen Besuch in Südafrika unmittelbar vor der Wahl, die Mandela demokratisch an die Macht brachte. Wir trafen auch mit Cyril Ramaphosa, dem Führer der Nationalen Gewerkschaft der Bergarbeiter, Generalsekretär des African National Congress und Chefverhandler des Endes der Apartheid, zusammen. Seine warnenden Worte sind mir in intensiver Erinnerung: "Sie (die Reichen) können die Mauern um ihre Grundstücke noch so hoch ziehen, es wird ihnen nichts helfen."

    Wir haben derzeit schon eine Menge Apartheid in Deutschland und täglich mehr.


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    Zukunft geht anders! - Mit Carrotmobs und Erneuerbare-Energien-Kommunen Transformationen beginnen


    Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
    Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH, gemeinnützig, Richard
    Harnisch, 27.09.2010 10:57

    Zukunft geht anders! – Mit Carrotmobs und Erneuerbare-Energien-

    Kommunen Transformationen beginnen

    170 Teilnehmer diskutierten auf Jubiläumstagung von IÖW und VÖW

    Auswege aus der Wachstums- und Klimakrise

    Berlin, 27. September 2010 - Unter dem Titel "Transformationen – Auswege
    aus der Wachstums- und Klimakrise" fand am vergangenen Freitag die
    Jubiläumstagung des Instituts und der Vereinigung für ökologische
    Wirtschaftsforschung (IÖW und VÖW) in Berlin statt.
     

    Rund 170 Teilnehmer aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft diskutierten

    in Berlin gemeinsam mit den Jubilaren Konzepte und Umsetzungsstrategien

    für einen nachhaltigen Wandel der Gesellschaft.

    Katrin Lompscher, Berliner Senatorin für Gesundheit, Umwelt und
    Verbraucherschutz, unterstrich in ihrem Grußwort die Relevanz von
    Transformationen: "Die aktuellen Krisen in Wirtschaft und Umwelt zeigen,
    dass ein großer gesellschaftlicher Reformbedarf besteht. Es ist ein
    gesellschaftlicher Umbau notwendig, der nur sozial und ökologisch
    gleichzeitig sein kann. Das IÖW leistet dafür seit seiner Gründung vor 25
    Jahren wichtige Forschungsarbeit. Das bleibt auch für die Zukunft hoch
    aktuell."

    Thomas Korbun, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des IÖW, schließt sich
    dieser Einschätzung an: "Heute, 25 Jahre nach der Gründung von IÖW und
    VÖW, sind die Themen Umweltbelastung und Klimawandel sowie die Kritik an
    der Wachstumsgesellschaft dringlicher denn je. Alternative Konzepte und
    Experimente gibt es zwar in großer Zahl, sie bleiben aber oft in der
    Nische."

     
    Der Vorsitzende der VÖW, Bernd Siebenhüner, hob daher die Rolle
    von zentralen Akteuren hervor: "Was wir brauchen, sind Personen in
    Unternehmen, Politik und Wissenschaft, die einen weitreichenden Wandel
    voranbringen wollen. Diese Akteure gilt es zu finden und zu unterstützen."

    So war die Diskussion um Umsetzungsstrategien und Akteure für nachhaltige
    Transformationen auch das Herzstück der Tagung. Hier wurde u. a. der Frage
    nachgegangen, welchen Beitrag Unternehmen leisten können und müssen. Auch
    der Zusammenhang zwischen Wachstum und Transformationen wurde
    thematisiert: Gibt es ein "angemessenes" Wachstum und einen "angemessenen"
    Gewinn? Und ist Wachstum vielleicht notwendig, um Transformationen
    voranzutreiben?

    Change Maker, Carrotmobs und Netizens – dies waren die Schlüsselbegriffe
    in der Diskussion um Nachhaltigen Konsum. Michael Dettbarn stellte das
    innovative Konzept Carrotmob vor, bei dem das Prinzip des Boykotts
    umgedreht und Geschäfte belohnt werden, die bereit sind, sich zum
    Positiven hin zu verändern. Als weiteres Beispiel für dezentrale
    Strategien mit großer Reichweite wurden 100%-Erneuerbare-Energien-Regionen
    diskutiert. Was die vermeintliche Einflusslosigkeit des Einzelnen in Bezug
    auf nachhaltige Transformation angeht, so lautete das Fazit der
    Teilnehmenden: Doch, es geht – kommt auf Dauer aber nicht ohne nachhaltige
    Politik aus.

    Auf der Suche nach Schlüsselkonzepten für nachhaltigen Wandel gingen die
    Tagungsteilnehmer der Frage nach, ob eine weitere Erhöhung des Wohlstands
    in Deutschland angesichts der negativen sozial-ökologischen Konsequenzen
    wünschenswert sei. Mathias Binswanger von der Fachhochschule
    Nordwestschweiz verwies hier auf Studien, die belegen, dass das
    Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ab einem bestimmten Niveau die Menschen
    nicht mehr glücklicher mache. Er plädierte daher für Indikatoren, die eine
    tatsächliche Erhöhung der Lebensqualität ins Visier nehmen. Diesen Ansatz
    unterstrich Reinhard Loske, Bremer Umweltsenator: "Die Suche nach dem
    rechtem Maß, das wir finden müssen, um den Klimawandel wirksam bekämpfen
    zu können, steht weltweit an."

    ++++++++++++++++++++++++++++++++++

    In der Online-Pressemappe <www.ioew.de/25_jahre_ioew/pressemappe> stehen
    Ihnen weitere Informationen zu IÖW und VÖW, Material zu den
    Jubiläumsveranstaltungen und Pressefotos zur Verfügung.

    Pressekontakt:
    Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
    Richard Harnisch
    Tel.: 030/884594-16
    richard.harnisch@ioew.de

    Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ist ein führendes
    wissenschaftliches Institut auf dem Gebiet der praxisorientierten
    Nachhaltigkeitsforschung. 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeiten
    Strategien und Handlungsansätze für ein zukunftsfähiges Wirtschaften – für
    eine Ökonomie, die ein gutes Leben ermöglicht und die natürlichen
    Grundlagen erhält. Es arbeitet gemeinnützig und ohne öffentliche
    Grundförderung.
    <
    www.ioew.de>

    Die Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung (VÖW) ist ein inter-
    und transdisziplinäres Netzwerk, das sich mit Fragestellungen der
    nachhaltigen Entwicklung sowie ihrer praktischen Umsetzung
    auseinandersetzt.
    <
    www.voew.de>

    25 Jahre IÖW und VÖW – das sind 25 Jahre frische Ideen für Nachhaltiges
    Wirtschaften. Chronisch neugierig und auf der Suche nach den richtigen
    Fragen: Forschung an Zukunftsthemen, die Wirtschaft, Politik und
    Gesellschaft bewegen.

    Arten der Pressemitteilung:
    Buntes aus der Wissenschaft
    Wissenschaftliche Tagungen

    Sachgebiete:
    Politik
    Umwelt / Ökologie
    Wirtschaft

    Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
    http://idw-online.de/pages/de/news388215

    Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
    http://idw-online.de/pages/de/institution472


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    Gefährdung der Mitte? Soziale und politische Unsicherheiten in der Gegenwartsgesellschaft


    Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
    Hamburger Institut für Sozialforschung, Dr. Regine Klose-Wolf,

    27.09.2010 - 15:26

    Gefährdung der Mitte? Soziale und politische Unsicherheiten in der
    Gegenwartsgesellschaft



    Am 4. Oktober beginnt im Hamburger Institut eine neue Reihe der
    InstitutsMontage, die sich mit den sozialen und politischen Unsicherheiten
    in der Gegenwartsgesellschaft befasst.

    Die Mitte gilt als Fundament der bundesdeutschen Gesellschaft - mit knapp
    zwei Drittel der Bevölkerung stellt sie den maßgeblichen Träger des
    Wohlfahrtsstaates und seiner Solidarsysteme, der - so wird vermutet -
    durch den Übergang von einem sorgenden zu einem gewährleistenden Staat und
    durch die Sparmaßnahmen in Bedrängnis gerate. Die als bürgerlich
    konnotierte Mitte basiert auf bestimmten Familien- und Rollenmodellen, die
    sich ebenfalls in einem grundlegenden Wandel befinden.

     

    Konflikte um Status und Job etwa führen dazu, dass Abgrenzungen über Kategorien

    wie Bürgerlichkeit, Kultur und Bildung gegenüber einem gesellschaftlichen
    "unten", zu dem man nicht gehören möchte, weiter zunehmen.

     

    Mit dem Begriff der Mitte verbindet sich auch die Vorstellung eines politischen
    Standortes. Mit Ausnahme der Partei "Die Linke", die aus einem geteilten
    Selbstverständnis ausschert, beanspruchen alle im Bundestag vertretenen
    Parteien die Mitte für sich. Was versprechen sich die Parteien von dieser
    Standortbestimmung und wie versuchen sie sich von extremistischen
    Organisationen abzugrenzen? Zur sozialen und politischen Bedeutung der
    Mitte kommt eine geopolitische. In einem transnationalen europäischen
    Kontext stellt sich die Frage, wie die Partner mit ihren unterschiedlichen
    nationalstaatlichen Hintergründen in Zeiten einer globalen Finanzkrise als
    Akteure einer europäischen Mitte agieren.

    Im ersten Vortrag am 4. Oktober 2010 spricht Jens Hacke über "Politische
    Bürgerlichkeit. Gibt es eine Ideologie der Mitte?". Gefragt wird,
    inwiefern die Stabilität des Gemeinwesens von einer breiten Mittelschicht
    getragen wird, ob für den Zusammenhalt moderner Gesellschaften noch ein
    fest umrissenes gemeinsames Set politischer Werthaltung vorstellbar ist.


    Das Aufkommen einer "neuen Bürgerlichkeit" hat in den letzten Jahren
    Anlass für Diskussionen geboten. Darin zeigt sich, dass neben der Lust am
    kultivierten bürgerlichen Lebensstil der Begriff der Bürgerlichkeit eine,
    wenn auch umstrittene, moralisch-politische Ausstrahlungskraft besitzt.
    Favorisieren die einen den neoliberalen Rückbau des Staates im Sinne einer
    – meist finanziell verstandenen – Eigenverantwortung der Bürger, plädieren
    andere für neue bürgerliche Formen der politischen Teilnahme und
    Mitbestimmung.

    Die weiteren Vorträge sind:
    1. November 2010 - Karin Jurczyk: Familie als Mitte, Familie in der Mitte?
    Gesellschaftliche Verschiebungen


    6. Dezember 2010 - Berthold Vogel: Der Abschied von der Mitte, die wir
    kannten?
    Neue Konturen der Arbeitswelt, veränderte Formen des Wohlfahrtsstaates
    10. Januar 2011 - Ulrich Bielefeld: Mitten in Europa. Varianten und
    Konflikte europäischer Selbstthematisierungen

    7. Februar 2011 - Wolfgang Kraushaar: Zur Topographie der Mitte

    Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an
    Hamburger Institut für Sozialforschung
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Regine Klose-Wolf
    Mittelweg 36, 20148 Hamburg
    Tel. 040 - 41 40 97 - 12
    Email:

    presse@his-online.de

    Arten der Pressemitteilung:
    Buntes aus der Wissenschaft
    wissenschaftliche Weiterbildung

    Sachgebiete:
    Gesellschaft
    Kulturwissenschaften
    Politik

    Weitere Informationen finden Sie unter
    http://www.his-online.de/veranstaltungen/institutsmontage.html


    Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
    http://idw-online.de/pages/de/news388342

    Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
    http://idw-online.de/pages/de/institution1149



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    Kriege jenseits unserer Wahrnehmung [Nachdenkseiten]


    Kriege jenseits unserer Wahrnehmung

    (Nachdenkseiten)



    Gegenwärtig toben an die 40 Kriege und bewaffnete Konflikte in der Welt.
    Die meisten dieser Krisenherde spielen in den Medien eine untergeordnete Rolle und sind der öffentlichen Wahrnehmung entrückt: Sie werden vergessen.
    Der Autor diskutiert die Gründe für diese Entrückung.
    Quelle:
    Linksnet

    Posted via email from Beiträge von Andreas Rudolf

    USA wollen Internetdienste abhören - Die große Täuschung [taz] (ist doch geniaaaal [lol])


    USA wollen Internetdienste abhören

    Die große Täuschung

    (taz)
    http://taz.de/1/netz/netzpolitik/artikel/1/die-grosse-taeuschung-1/

    Die Obama-Regierung will die Kommunikationsdienste im Internet abhören.

    Und zwar alle. Netzaktivisten fühlen sich getäuscht. Die Wahlversprechen hatten anders geklungen.

    VON BEN SCHWAN

    Das Internet bringt für Polizei und Geheimdienste ganz neue Herausforderungen mit sich: Bürger können sich durch die Verwendung neuer, stark verschlüsselter Kommunikationsdienste deutlich besser vor Abhör- und Spähangriffen schützen. Was Netzbürgerrechtler und Datenschützer für zwingende technische Maßnahmen im digitalen Zeitalter halten, sehen Innenpolitiker als Sicherheitslücke an - sie würden am liebsten jede Art von Kommunikation abhören können, um nach ihrer Worten Verbrechen zu bekämpfen.

    Bislang existiert für neue Internetdienste aber noch keine Pflicht, entsprechende Überwachungsschnittstellen zu implementieren - weder in den USA noch in Deutschland. Überwacht werden kann nur der gesamte Internetverkehr eines Verdächtigen, den dieser eventuell verschlüsselt. In Deutschland will man deshalb mit einer als "Bundestrojaner" bekanntgewordenen Schadsoftware Rechner von Verdächtigen knacken, um dann "an der Quelle" abhören zu können - mittels der sogenannten Quellen-Telekommunikationsüberwachung, die verfassungsrechtlich sehr umstritten ist.

    In den USA setzt die Obama-Regierung nun auf eine andere, ebenso extreme Maßnahme: Sie bereitet ein Gesetzespaket vor, das Abhörschnittstellen in jedem Internet-Kommunikationsdienst zur Pflicht machen würde. Wie die New York Times  am Montag meldete, soll davon kein Dienst ausgenommen sein - egal ob verschlüsselte E-Mail, soziale Netzwerke wie Facebook oder Internettelefonie über Anbieter wie Skype.

    Dabei soll es technisch möglich werden, Kommunikation jederzeit abzufangen und zu dekodieren. Die Forderungen kommen unter anderem vom FBI und den nationalen Sicherheitsbehörden des Landes. Laut dem Bericht will die Obama-Regierung ein entsprechendes Gesetzespaket im nächsten Jahr in den US-Kongress einbringen.

    Die neue Regelung würde Überwachungsmaßnahmen weitläufig streuen. Statt an zentraler Stelle abzuhören, müssten Schlapphüte und Polizisten zunächst ermitteln, mit welcher Kommunikationstechnik ein Verdächtiger arbeitet. Dann würden sie zum jeweilen Anbieter gehen, um von dort aus mitzuhören. In den USA gelten entsprechende Regelungen für Telefon- und Datennetze schon seit mehr als 15 Jahren. Für die Möglichkeit, einzelne Dienste abzuhören, hat man beim FBI bereits einen eigenen Etat eingestellt: 2010 sind es rund zehn Millionen Dollar.

    Völlig unklar ist auch noch, welche Auswirkungen das neue US-Gesetz auf ausländische Anbieter von Internet-Kommunikationsdiensten hätte. Diese könnten, wenn sie ihr Angebot in den USA bereithalten, von der Regelung genauso betroffen sein - mit allen datenschutzrechtlichen Folgen.

    Bürgerrechtler kritisierten das Vorhaben massiv. James Dempsey vom Center for Democracy and Technology sagte, das Vorhaben verlange nach einem Komplettumbau des Netzes. "Die Behörden wollen die Uhr zurückdrehen und aus dem Netz wieder eine Art Telefonnetz machen."

    Andere Kritiker verglichen die Pläne der Obama-Regierung mit dem Vorgehen repressiver Staaten wie den Vereinigten Arabischen Emiraten, die kürzlich das E-Mail-Handy Blackberry sperrten, weil es sich durch die dortigen Polizeibehörden nicht abhören ließ.

    Zudem ist Obama auch dank des offenen Internets und seiner Versprechen, sich mehr für die Freiheit des Netzes einzusetzen, gerade von jungen Leuten gewählt worden. Doch davon wird nicht mehr gesprochen. So wollte sich Obama für die Netzneutralität, also die Gleichberechtigung der Daten im Netz zugunsten auch kleiner Anbieter, einsetzen - entsprechende Gesetze fehlen noch immer, die zuständige Kommunikationsbehörde FCC mauert.

    Auch Vizepräsident Joe Biden hat sich regelmäßig auf die Seite der Medienkonzerne geschlagen, die neue, harte Regelungen gegen Urheberrechtsverletzungen inklusive neuer Überwachungsmaßnahmen fordern, was Netzbürgerrechtler ablehnen.

    Zuletzt waren Pläne des US-Kongresses bekannt geworden, nach denen eine Blockadeliste für Internet-Adressen eingerichtet werden soll - ähnlich der in Deutschland umstrittenen Netzsperren. Die Liste soll sowohl von Richtern als auch vom US-Justizministerium befüllt werden dürfen - mit all jenen Internet-Auftritten, die dem Staat nicht gefallen. Es wäre das erste Mal, dass die USA das Internet offen zensieren.


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    Die verlogene Berichterstattung um die "Denkfabrik" am Tropf der Linken"


     

    Die verlogene Berichterstattung um die "Denkfabrik" am Tropf der Linken"

    (Nachdenkseiten)


    Ypsilantis "Denkfabrik" hängt am Tropf der Linken (http://www.welt.de/politik/deutschland/article9830333/Ypsilantis-Denkfabrik-haengt-am-Tropf-der-Linken.html) titelte Springers WELT am Donnerstag, den 23. September. "Die "linke Denkfabrik" von Andrea Ypsilanti (SPD) startet ihr erstes Projekt. Finanziert wird sie vor allem von der Linkspartei." Lesen wir in der Einleitung.
    Wenn es beim nächsten mal um die Aktivitäten, "Studien" und sonstigen Beeinflussungsversuche marktliberaler Initiativen, Denkfabriken und Institute geht, wird in WELT & Co. selbstverständlich nicht über die inhaltlichen, personellen und natürlich auch finanziellen Einflüsse durch Arbeitgeberverbände, Versicherungskonzerne und Finanzdienstleister berichtet werden.

    Martin Betzwieser.

    Davon gibt es genug, hier ein paar Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

    • Fügen wir "ISM" (Institut Solidarische Moderne) ein "N" zu, sind wir bei "INSM", der
    Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (http://www.insm.de/insm/ueber-die-insm/INSM-Historie.html), die seit Gründung 2000 nicht am Tropf der Arbeitgeberverbände Metall und Elektro hängt, sondern mit bis zu zehn Millionen Euro im Jahr gemästet wird. Einige der Aktivisten finden Sie hier (http://www.insm.de/insm/ueber-die-insm/Kuratoren-und-Botschafter.html) und es gibt personelle Überschneidungen zu anderen aufgeführten Denkfabriken.
  • Das
  • Institut zur Zukunft der Arbeit (http://www.iza.org/index_html?lang=de&mainframe=http%3A//www.iza.org/de/webcontent/personnel/policy_fellows/index_html&topSelect=personnel&subSelect=policyfellows) ist ein Sammelbecken von Arbeitgeber-Lobbyisten, politischer Prominenz, Vertretern aus der Finanzwirtschaft (z.B. Bert Rürup) und auch Journalisten (Es kann also keine Unwissenheit sein, dass solche Hintergründe in der Presse verschwiegen werden). Der Direktor für Arbeitsmarktpolitik Hilmar Schneider (http://www.iza.org/index_html?lang=de&mainframe=http%3A//www.iza.org/de/webcontent/personnel/photos/index_html%3Fkey%3D499&topSelect=personnel&subSelect=staff) wollte vor ein paar Jahren Erwerbslose versteigern lassen (http://www.focus.de/finanzen/karriere/diverses/meistbietend_aid_104938.html?drucken=1), um die Kosten für Sozialtransfers gegenfinanzieren zu lassen.
  • Das
  • Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter der Leitung des Ober-Sachverständigen Wolfgang Franz wird im wissenschaftlichen Beirat, im Aufsichtsrat und in einem Förderverein im Wesentlichen von Vertretern der Industrie, der Arbeitgeberlobby und verschiedener Versicherungs- und Finanzdienstleister getragen.
  • Institut der deutschen Wirtschaft ist nicht nur einfach arbeitgebernah – wie fast immer geschrieben und berichtet wird – sondern wird von der Wirtschaft getragen und finanziert.
  • Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) wird von Unternehmen der Deutschen-Bank-Gruppe finanziert.

    Wenn journalistische Laien so etwas herausfinden können, dann können das natürlich auch journalistische Profis herausfinden, aber sie wollen nicht oder dürfen nicht oder können nicht.


    Also geht es weder in diesem Punkt noch im weiteren Verlauf dieses Artikels um eine ausgewogene und faire Kommentierung sondern um knallharte Meinungsmanipulation.


    Seit der Gründung des

    Instituts im Januar gab es keine Berichterstattung, an die ich mich erinnern kann. Jetzt startet das erste wahrnehmbare Projekt des Instituts und ist sofort Anlass für einen Kommentar, in dem das Institut als das Institut von Andrea Ypsilanti dargestellt wird. Dabei ist es nicht ihr Institut sondern sie ist nur eine von vielen Akteuren und Akteurinnen, wenn auch eine der bekanntesten.

    Beachten Sie die Bildüberschrift: "Ypsilanti gescheitert"; Ypsilanti, die ewig Gescheiterte? Das Scheitern als politische Lebensleistung? Das Institut und seine Pläne sind schon zum Scheitern verurteilt?


    Im Text wird dann behauptet, als offizielle "Kooperationspartner" tauchen aber neben dem Allgemeinen Studierendenausschuss der Universität Frankfurt nur zwei Parteien auf: die Europäischen Grünen und der "Verein der Bundestagsfraktion Die Linke" auf.

    Das bezeichne ich als Unwahrheit, denn bereits vor diesem Artikel waren als Kooperationspartner der Tagung Abgeordnete der SPD aufgeführt.
    Am Freitagabend war ich bei der Eröffnungsveranstaltung im Studierendenhaus auf dem Campus Frankfurt-Bockenheim und hatte vor dem Beginn der Podiumsdiskussion Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch mit Andrea Ypsilanti.

    Ob es eine finanzielle Unterstützung durch SPD oder SPD-Gremien gebe oder Versuche dazu, welches Interesse es bei der SPD an den Aktivitäten ihrer ehemaligen Landesvorsitzenden bestehen, fragte ich sie. Ihre Antwort lautet zusammengefasst: Es gibt Unterstützung aus der SPD, auch namhafte und einflussreiche Mitglieder und Abgeordnete unterstützen das Institut teilweise großzügig.

    Beträge könne sie auswendig nicht nennen und wolle das hier auch nicht. Es gehe hier auch weniger um das Institut und dessen Pläne sondern wieder darum, eine konkrete Zusammenarbeit mit der Linkspartei herbeizuschreiben und sie als politische Person erneut fertig zu machen.
    Hermann Scheer war da und die Annahme, dass er zu den Unterstützern gehört, ist wohl nicht zu abenteuerlich; er ist einer der Mitinitiatoren des Instituts.


    Nachdem Andrea Ypsilanti bei den hessischen Landtagswahlen unter besonderer Mithilfe von journalistischen Schreibtischtätern politisch hingerichtet wurde, sind solche Artikel wie hier in der Welt das gelegentliche Blumensträußchen, aber das Grab wird nicht gewässert.

    Die erste Reihe im Saal war für Pressevertreter/innen reserviert – und blieb leer. Kein/e einzige/r Pressevertreter/in war anwesend und gab sich entsprechend zu erkennen. Gäbe es ein wirkliches Interesse an den finanziellen Hintergründen und an journalistischer Fairness, wäre hier die Gelegenheit gewesen, in aller Öffentlichkeit zu fragen.

    Bis jetzt (Samstag 25. September um 23:30 Uhr) konnte ich keinen Artikel zu dieser Podiumsdiskussion finden.


    Posted via email from Beiträge von Andreas Rudolf