Montag, 20. September 2010

Immunologie - Molekulare Wirkung von Dieselruß (Pneumologie)

 

 

Pneumo-Fokus
Pneumologie 2009; 63: 548
DOI: 10.1055/s-0029-1241979

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
 
 
Immunologie - Molekulare Wirkung von Dieselruß

 
 
Bewertung
 
 
 

Immer wieder wird die zunehmende Umweltverschmutzung als Ursache für die Zunahme von Allergien genannt. Aber gibt es dahinter auch molekulare Mechanismen, die einen Zusammenhang wahrscheinlich machen? Y. Sasaki et al. untersuchten die Wirkung von Dieselrußpartikeln und Formaldehyd auf humane T-Zellen. Int Arch Allergy Immunol 2009;148: 239-250

Die feinen Staubpartikel im Dieselruß gelten u.a. als Wegbereiter für Allergien. Y. Sasaki et al. untersuchen, ob es einen molekularen Zusammenhang zwischen Umweltbelastungen und Allergien gibt (Bild: Kurt Michel/pixelio).

Dieselruspartikel sind ein wesentlicher Bestandteil der Umweltverschmutzung. Fur die Experimente suspendierten die Autoren die Ruspartikel in phosphatgepufferter Salzlosung, setzten das Tensid Tween zu und behandelten die Partikel mit Ultraschall. Daraufhin wurden von 5 gesunden Spendern T-Zellen isoliert und mithilfe monoklonaler Antikorper gegen die Oberflachenmolekule CD3 und CD28 stimuliert. Im Vergleichsansatz wurden die T-Zellen mit den suspendierten Rus-partikeln oder Formaldehyd fur eine Stunde vorbehandelt. Anschliesend analysierten Y. Sasaki et al. sowohl Zytokinfreisetzung im Uberstand, die Hochregulierung von Genen mittels RNA-Nachweis als auch die Aktivitat des Transkriptionsfaktors NFkb und verschiedener Enzyme (MAP-Kinasen).

Es zeigte sich, dass sowohl Ruspartikel als auch Formaldehyd die Expression der Interferon-γ und Interleukin-10-RNA und den NFkb-Signalweg unterdruckten. Zusatzlich fand sich ein Einfluss auf verschiedene Enzyme und Transkriptionsfaktoren, die eine wichtige Rolle im TH1/TH2-Gleichgewicht spielen.

 

Bewertung

Epidemiologische Studien fokussieren seit Langem den Zusammenhang zwischen Umweltbelastungen und Allergien. Allerdings lässt sich auf dieser Ebene nie klären, ob die untersuchten Parameter eine ursächliche Wirkung haben oder nur Surrogatmarker für bestimmte Lebensumstände sind. Die In-vitro-Experimente von Y. Sasaki et al. hingegen liefern Ansatzpunkte für molekulare Zusammenhänge. Sie zeigen, dass 2 chemisch verschiedene Substanzen - wenn auch über etwas andere Signalwege - die gleiche Wirkung haben und letztlich eine TH2-vermittelte Immunantwort fördern. Damit wird leicht vorstellbar, wie die komplexe Exposition im Rahmen der Umweltverschmutzung zu synergistischen Effekten führen kann, die sich unter anderem auf die Prävalenz allergischer Erkrankungen auswirken.

Referiert und bewertet von Dr. Verena Liebers, Bochum


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