Banken haben Vorrang
Somalia, Kenia, Dschibuti, Äthiopien und Uganda leiden unter der schwersten Dürrekatastrophe der vergangenen 60 Jahre. Millionen Menschen hungern dort, Zehntausende sind bereits gestorben, Hunderttausenden droht das gleiche Schicksal. Den Bedarf an Hilfsgeldern für die Menschen in Ostafrika hat die FAO auf 1,1 Millionen Euro beziffert. Dabei geht es um Soforthilfe, also die schnelle Verteilung von Nahrungsmitteln und Trinkwasser, aber auch darum, langfristig weiteren Hungersnöten vorzubeugen.
Knapp ein Drittel der benötigten Summe, 348 Millionen Euro, will die Weltbank bereitstellen. Das wurde bereits am Montag auf einer FAO-Dringlichkeitssitzung in Rom mitgeteilt. Die Bundesregierung ließ dort verlauten, daß sie ihre Hilfen »verdoppeln« werde. Klingt gut, ist aber viel Lärm um (fast) nichts. Denn es handelte sich ursprünglich um 15, jetzt sind es lächerliche 30 Millionen Euro. Der famose Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) erklärte dazu, es gehe darum, »so viele Menschenleben wie möglich zu retten«. Nicht etwa alle. Warum nicht?
Antwort auf diese Frage bekommt man im Zusammenhang mit einer Veranstaltung, die heute, weitab von Somalia, in Österreich beginnt – die Salzburger Festspiele. Als Redner für die Eröffnung war ursprünglich der Schweizer Soziologe Jean Ziegler, 77, früher UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, heute Vizepräsident des Beratenden Ausschusses des UN-Menschenrechtsrates, eingeladen worden.
Inzwischen hat Ziegler seine Salzburger Rede, die er heute nicht halten kann, publiziert. »Ein Kind, das heute verhungert, wird ermordet«, heißt es darin. Denn die Weltlandwirtschaft könnte zwölf Milliarden Menschen normal ernähren, das Doppelte der Weltbevölkerung. »Wir tun es aber nicht.
Zu starker Tobak für Dirk Niebel und die Salzburger Schönen und Reichen. Letztere lassen sich nun heute abend lieber von einem Pfaffen und verhinderten Bundespräsidenten aus Güstrow namens Joachim Gauck mit Nullaussagen besäuseln.
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