Es ist inzwischen nur noch ein Trauerspiel sowohl in Griechenland wie im Management dieses Dramas durch die Eurozone. In Griechenland hat jetzt neben den Gewerkschaften die konservative Opposition "New Democracy" unter Antonis Samaras Front gegen das harte Sparprogramm gemacht und gleichzeitig in den Meinungsumfragen die regierenden Sozialisten der Pasok eingeholt.
Derweil ziehen sehr viele Griechen massiv Geld von den Banken ab. Nach Mitteilung der Zentralbank sind die privaten Geldeinlagen von Januar 2010 bis April 2011 um mehr als 31 Milliarden Euro auf 165,5 Milliarden Euro zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum verringerten sich die Einlagen der Unternehmen um 7 Milliarden Euro und ausländische Investoren um 7,9 Milliarden Euro. Die Banken brauchen also noch mehr Rettungsgelder, um geschäftsfähig zu bleiben.
Neue Daten aus Griechenland zeigen das sich verschärfende Drama eines durch die harte Sparmedizin ausgelösten Wirtschaftsabsturzes, noch bevor das volle Ausmaß dieser Medizin zum Tragen kommt. So meldete der Greek National Statistics Service vor zwei Wochen für März einen Absturz der industriellen Produktion gegenüber Vorjahr um 10,3 % (Abb. 16296).
Der gestrige Bericht zum griechischen Staatshaushalt zeigte eine Verschlechterung des Defizits für die ersten vier Monate 2011 gegenüber Vorjahr von fast 14 %. Dabei fielen die Einnahmen um mehr als 9 % und stiegen die Ausgaben um fast 4 %. Allein die Kosten zur Finanzierung der griechischen Zinsen stiegen um mehr als 14 % und entsprechen inzwischen schon fast 53 % des gesamten Haushaltsdefizits. Das allein ist eine ziemlich hoffnungslose Situation für jeden Rettungsversuch.
Ebenso gefährlich zeigen die vorausschauenden Indikatoren zur Wirtschaftsentwicklung für Griechenland immer weiter nach unten (Abb. 16297).
Die "Retter-Regierungen" der Eurozone spielen nur noch auf Zeit. Die letzte Hoffnung wird nun an das Privatisierungsprogramm geknüpft - eine Art "Armee Wenck", die 1945 noch in den letzten Tagen das belagerte Berlin retten sollte. Das Programm soll nach griechischen Regierungsvorstellungen 50 Mrd Euro erbringen. Das ist den "Rettern" zu wenig und einige träumen schon von 250 bis 300 Mrd Euro, so hoch wie alle griechischen Staatsschulden. Und nun wollen die Retter die Privatisierung auch noch aus den Händen der Griechen nehmen und einer neuen internationalen Behörde anvertrauen.
Dabei ist es Wahnsinn, solche Werte des Staates unter Druck zu verschleudern, noch dazu, wenn ausländische Unternehmen auf Schnäppchen warten, wie die Deutsche Telekom, die schon 30 % der griechischen Telefongesellschaft OTE Telecoms besitzt und diesen Anteil nun billigst und ohne Wettbewerber vergrößern könnte, oder der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport, der mit dem Athen International Airport liebäugelt. Doch nach Meinung des niederländischen Finanzministers de Jager, der diesen Plan besonders betreibt, ist jetzt nicht "die Zeit für Empfindlichkeiten". Denn in Griechenland spricht sich jetzt auch Samaras gegen das Privatisierungsprogramm im Schnellschritt aus, was er als unanständig kritisiert.
Experten bezweifeln auch, ob die Privatisierung derzeit sehr viel einbringen kann und rechnen nach der heutigen Financial Times bis zum entscheidenden Datum von 2013 nur mit 16 Mrd Euro. Und warum sollen sich Investoren angesichts der miserablen griechischen Wirtschaftslage für mehr als Schnäppchen interessieren, nachdem sie schon die Staatsanleihen ablehnen. Die Finanzmärkte haben jedenfalls Griechenland mit derzeitigen Zinsraten von mehr als 25 % für 2-Jahres-Staatsanleihen längst aufgegeben, und daran wird das Verzögerungsspiel mit den Privatisierungserlösen nicht viel ändern.
Vor allem: Keine Privatisierung, kein Eurobond und kein Zinsnachlaß der Euroretter und auch nicht zusätzliche Kredite können die Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands schnell genug wieder herstellen. Das Land hat seine Wettbewerbsfähigkeit seit vielen Jahren verloren und lebt auch jetzt noch mit einer um 10 % des BIP negativen Leistungsbilanz gegenüber dem Ausland und viel mehr Importen als Exporten, also praktisch auf Pump (Abb. 15335).
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