Mittwoch, 25. Mai 2011

Deutschland wird immer ungleicher, doch f. Rösler ist d. Deutsche Wirtschaft in glänzender Verfassung [#genial #medial #digital #Schatzi]


global news 2386 24-05-11:

Deutschland wird immer ungleicher,

doch für Rösler ist die Deutsche Wirtschaft in glänzender Verfassung

[via jjahnke.net]

http://www.jjahnke.net/rundbr83.html#2386

 
 

Wie kann man ein Wirtschaftssystem, bei dem die Einkommen immer ungleicher werden, als in "glänzender Verfassung" bezeichnen? Doch Bundeswirtschaftsminister und FDP-Vorsitzender Rösler tut das und erwähnt in seiner heutigen Presseerklärung die wachsende Ungleichheit mit keinem einzigen Wort. Auch der heutige SPIEGEL-Bericht unterschlägt dies. Und das Statistische Bundesamt bringt in seiner Presseerklärung schon gar keine Angaben zum Pro-Kopf-Arbeitseinkommen.

Tatsächlich haben sich einerseits die Unternehmens- und Vermögenseinkommen erstaunlich rasch von der Krise erholt, wozu vor allem größere Gewinne nach Einsparung bei den Personalkosten und niedrige Finanzierungskosten sowie der Aufschwung an den Aktienmärkten beigetragen haben. So legten sie um weitere 9,0 % gegenüber dem Vorjahresquartal zu, was nach Abzug der BIP-Inflation immer noch 8,6 % waren.

Sehr viele deutsche Unternehmen schwimmen derzeit im Geld, nicht zuletzt wegen der schlechten Lohnentwicklung ihrer Arbeitnehmer bei wieder anziehenden Umsätzen. Und so geben die größten Unternehmen Deutschlands in diesem Jahr deutlich mehr von ihrem Gewinn an die Anleger ab als noch im Vorjahr. Die Summe aller Dividenden kletterte laut einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz auf 31,1 Milliarden Euro oder 31,7 % mehr als im Vorjahr. Am meisten legten dabei mit einem Plus von 67 % die Ausschüttungen der Firmen des MDax zu, in dem 50 mittelgroße deutsche Unternehmen erfasst sind.

Andererseits stiegen die Nettolöhne und -gehälter pro Arbeitnehmer gegenüber dem Vorjahr nur um 1,5 % und 1,2 % nach Abzug der Entwicklung der Verbraucherpreise (Abb. 14849).
Hier sind bei den Nettolöhnen und -gehältern die Einkommen der besser- und bestverdienenden Arbeitnehmer bis zum Chef der Deutschen Bank inbegriffen. Die Normaleinkommen der Arbeitnehmer dürften sich noch schlechter entwickelt haben. So bekamen nach dem "Gehaltsreport 2011" des "manager magazin", für den rund 170.000 Angestellte, Beamte und Freiberufler anonym online befragt wurden, fast 37 % der Teilnehmer, die mehr als 100.000 Euro verdienen, eine Aufstockung, aber nur knapp 19 % in der Gehaltsklasse unter 40.000 Euro.

Und vieles des kleinen Anstiegs an Arbeitnehmereinkommen erklärt sich nur aus dem Auslaufen der Kurzarbeit, die wieder in normale Arbeit und normale Entlohnung zurückfindet. Nach den letzten Daten des Statistischen Bundesamts lagen die Tarifverdienste im Januar 2011 nominal nur um 0,9 % über dem Vorjahr also weit unter der Inflationsrate (Abb. 14052). Die tariflichen Stundenlöhne sind nun bereits seit Januar 2010 real im Rückgang und liegen wieder auf dem Stand von vor 6 Jahren(mit rollenden 12-Monatswerten, um Kalenderschwankungen auszuschließen, Abb. 14982).
Über den ganzen Zeitraum seit dem Jahr 2000 sind die Nettolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer verbraucherpreisbereinigt um fast 3 % gesunken, während die Unternehmens- und Vermögenseinkommen trotz des Einbruchs in 2008 bereinigt um den BIP-Inflator um 47 % expandiert sind. Dabei ist die Stagnation der realen Arbeitseinkommen eine seit nun mehr als 10 Jahren zu beobachtende Dauersituation, während der Einbruch bei den Unternehmens- und Vermögenseinkommen nur eine krisenbedingte und bereits vorübergehende Situation war.

Der Anteil der Arbeitnehmerentgelte am deutschen Volkseinkommen ist im 1. Quartal 2011 weiter auf 65 % gefallen (Abb. 04797). Der Abstieg seit dem Gipfel von 76 % im Jahr 1981 und mit immer größerer Geschwindigkeit seit dem Jahr 2000 und nur kurz durch den Kriseneinbruch der Unternehmens- und Vermögenseinkommen unterbrochen ist ziemlich dramatisch, auch wenn ein kleiner Teil davon durch die zahlenmäßige Zunahme der Selbstständigen bedingt ist (Abb. 14636).




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