Dienstag, 3. Mai 2011

Leichtathleten #dopen #umso #mehr, je #dichter die #Spitze #beeinander #liegt

   

 

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung

Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD),

Denis Huschka

Leichtathleten dopen umso mehr,

je dichter die Spitze beieinander liegt


Anhand einer statistischen Analyse von 188 Dopingfällen in der
Leichtathletik aus den Jahren 1999 - 2004 stellen die Autoren fest: je
dichter die Leistungen der Topathleten beieinander liegen, desto eher
neigen Sportler dazu, Dopingmittel zu benutzen. Der Dopinganreiz
resultiert sowohl aus der Hoffnung, ungedopte Konkurrenten mit einer
höheren Wahrscheinlichkeit besiegen zu können, als auch aus der
Furcht, gegenüber (potentiell) gedopten Konkurrenten in einen
Wettbewerbsnachteil zu geraten. Die Studie ist in der aktuellen
Ausgabe von "Schmollers Jahrbuch - Zeitschrift für Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften" erschienen.

Am endlosen Dopingfall der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein kann
sehr gut dokumentiert werden, wie die typischen Reaktionen der
Sportler, der Sportverbände und der Politik auf Dopingvorfälle
aussehen. Regelmäßig wird von den Verbänden das individuelle
Fehlverhalten einzelner Athleten ebenso betont, wie es von den
Betroffenen bestritten wird.  Alle zusammen, insbesondere die
Sportpresse, stellen Doping so dar, als sei es ein vereinzeltes
Problem von moralisch zweifelhaft agierenden Athleten. Dass dem so
ist, glaubt kein Sportfan mehr - Beweise sind aber naturgemäß in einem
Feld, das von Heimlichkeit geprägt ist, nur schwer zu finden.
Statistische Analysen können jedoch weiterhelfen.

 

Eine Analyse von 188 Dopingfällen in der Leichtathletik aus den Jahren
1999 - 2004, die die Wirtschaftswissenschaftler Alexander Dilger
(Westfälische Wilhelms-Universität Münster) und Frank Tolsdorf
(Universität Witten/Herdecke) durchgeführt und aktuell in "Schmollers
Jahrbuch - Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften"
veröffentlich haben, kommt zu klaren Ergebnissen. Es geht um die
Fragestellung, welche Rahmenbedingungen dazu führen, dass
Leistungssportler auf Dopingpräparate zurückgreifen. In ihrer
theoretischen, insbesondere aber auch in ihrer empirisch-statistischen
Analyse weisen die Autoren nach, dass es vor allem die
"Wettbewerbsintensität" im Wettkampf ist, die das Dopingverhalten der
Athleten beeinflusst.

 

Zu Deutsch: Je dichter die Leistungen der Topathleten beieinander
liegen, desto eher neigen Sportler dazu, Dopingmittel zu benutzen. Der
Dopinganreiz resultiert sowohl aus der Hoffnung, ungedopte
Konkurrenten mit einer höheren Wahrscheinlichkeit besiegen zu können,
als auch aus der Furcht, gegenüber (potentiell) gedopten Konkurrenten
in einen Wettbewerbsnachteil zu geraten.

 

Durch die Analyse der 188 Dopingfälle wird ebenfalls offensichtlich,
dass es sich bei den des Dopings Überführten keinesfalls um
vornehmlich unbedeutende Sportler handelt. Vielmehr befinden sich
unter den Athleten viele Weltrekordhalter, Olympiasieger, Weltmeister,
Kontinentalmeister, Kontinentalrekordler sowie Nationalmeister. Diese
Ergebnisse stützen die nahe liegende Vermutung, dass es sich beim
Doping um ein flächendeckendes Phänomen handelt, welches sich durch
alle Bereiche des professionellen Sports zieht.

 

Die Autoren gehen davon aus, dass es auch zukünftig keinen "sauberen
Sport" im traditionellen Sinne geben wird. Frank Tolsdorf erklärt
dazu: "Sofern es keine flächendeckenden Dopingtests einschließlich
Trainingskontrollen gibt, wird das System des Profisportes dazu
führen, dass weiter umfangreich und systematisch mit Dopingmitteln zum
Zweck der Leistungssteigerung gearbeitet wird. Eine hohe
>Aufdeckungswahrscheinlichkeit< ist das A und O. Genau daran aber
mangelt es systematisch".

Doping und Wettbewerbsintensität
erschienen in der vom RatSWD betreuten wissenschaftlichen
Fachzeitschrift SCHMOLLERS JAHRBUCH - Zeitschrift für Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften (Bd. 130, Heft 1, 2010).


Der Artikel kann kostenlos heruntergeladen werden:
<
http://schmollersjahrbuch.diw.de/schmollersjahrbuch/webcontent/2010/Dilger_Tolsdorf.pdf>

Kontaktautor:

Frank Tolsdorf, Universität Witten/Herdecke
Tel. 02302 926606, E-Mail:
frank.tolsdorf@uni-wh.de

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse
Wissenschaftliche Publikationen

Sachgebiete:
Gesellschaft
Sportwissenschaft
Wirtschaft

Weitere Informationen finden Sie unter
http://schmollersjahrbuch.diw.de/schmollersjahrbuch/


Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter der WWW-Adresse:
http://idw-online.de/pages/de/attachment2490
Doping und Wettbewerbsintensität

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news359795

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution932

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