Krisenkomplott empört Griechen
Generalstreik gegen den von Regierung,
EU und IWF verordneten rabiaten Sparkurs
»Das öffentliche Eigentum gehört gar nicht der Regierung, sondern den Menschen hier«, kommentiert Thanassis die Forderung von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF), das Land solle zur Deckung seiner Schulden in den nächsten Jahren 50 Milliarden Euro durch den Verkauf von Staatseigentum einnehmen. Zusammen mit seinen Kollegen steht der Mittvierziger hinter dem Transparent des Betriebsrates beim staatlichen Rüstungsunternehmen PYRKAL auf der Generalstreikkundgebung der Gewerkschaftsdachverbände GSEE und ADEDY.
Sie legten das Land am Mittwoch mit dem bereits zweiten Generalstreik des Jahres gegen die von der Regierung im Zusammenspiel mit EU und IWF verordneten Sparmaßnahmen lahm. Den ganzen Tag blieben Schulen, Universitäten und Behörden geschlossen, die Schiffe im Hafen und die Züge in den Bahnhöfen. Behinderungen gab es auch im Flugverkehr, weil die Fluglotsen über die Mittagsstunden am Generalstreik teilnahmen.
Da auch die Journalisten streikten, fielen darüber hinaus alle Nachrichtensendungen in Rundfunk und Fernsehen aus, während am heutigen Donnerstag keine Zeitungen erscheinen.
Doch während die Teilnahme wie bereits bei früheren Generalstreiks zwischen 70 und 100 Prozent bei großen Industriebetrieben und im gesamten öffentlichen Dienst betrug, war die Teilnahme der Streikenden auch an den Demonstrationen geringer als beispielsweise beim vorigen Generalstreik im Februar. Auf den drei Streikkundgebungen in der Hauptstadt erreichte lediglich die der kommunistisch orientierten Gewerkschaftsfront PAME fünfstellige Teilnehmerzahlen.
Die Kundgebung der beiden Gewerkschaftsdachverbände und die von der außerparlamentarischen Linken, unabhängigen Basisgewerkschaften und dem anarchistischen Spektrum organisierten Proteste blieben mit einigen tausend Teilnehmern hinter den Erwartungen der Veranstalter zurück. Das mag seine Gründe auch in einer fehlenden Perspektivlosigkeit vieler angesichts der widersprüchlichen offiziellen Rettungsszenarien haben.
Angesprochen auf die derzeit selbst in Kreisen der Regierungspartei diskutierte Option von vorgezogenen Neuwahlen zuckt Thanassis mit den Schultern. »Von dem, was da ist, will ich nichts wählen. Was fehlt, ist jemand, der eine echte Alternative anbietet«, meint auch sein Kollege Giannis.
Der beim staatlichen Fernsehen angestellte Nassos dagegen würde Neuwahlen begrüßen, weil die linke Opposition daraus wohl gestärkt hervorgehen würde.
Wie es in Sachen Griechenlandkrise weitergehen soll, sollte auch bei einem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso am Mittwoch in Berlin zur Sprache kommen. Seite 9
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