Dienstag, 10. Mai 2011

Das #falsche #Triumphgeheul vom #deutschen #Export [via jjahnke.net]


global news 2373 09-05-11:

Das falsche Triumphgeheul vom deutschen Export

[jjahnke.net]

http://www.jjahnke.net/rundbr83.html#2373


Das heutige Triumphgeheul vom deutschen Export ist schon ohrenbetäubend. Da meldet das Statistische Bundesamt heute unter der Überschrift "Rekordwerte bei deutschen Aus- und Einfuhren im März 2011":

"Sowohl ausfuhr- als auch einfuhrseitig war das der höchste Monatswert seit Beginn der Erhebung der Außenhandelsstatistik für die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1950."

Da hängt sich dann sofort der um seinen Vorsitzplatz im FDP-Bundesvorstand kämpfende Wirtschaftsminister mit der bei ihm bekannten Emotionalität dran, die selbst BILD-Journalisten erblassen läßt. Er tut dies, als schiebe der Wirtschaftsminister persönlich mit der von ihm erzeugten Frühlingsstimmung, und nicht etwa die Nachfrage des Auslands, den deutschen Export an:

"Die deutsche Außenwirtschaft strotzt nur so vor Selbstbewusstsein. Die gute Frühlingsstimmung beflügelt die Ein- und Ausfuhren und bringt sie auf neue Rekordhöhen. Die Marke "made in Germany" ist im Ausland äußerst beliebt."

Und SPIEGEL-online kann es unter der Überschrift: Konjunkturboom - Deutsche Exporte brechen alle Rekorde" noch besser:

"Europas Konjunktur zieht an - und vor allem die Bundesrepublik profitiert: Im März haben deutsche Firmen so viel exportiert wie noch nie. Insgesamt setzten sie Waren im Wert von fast 100 Milliarden Euro ab."

Man muß allerdings etwas Abstand nehmen, um den Monatswert korrekt einzuordnen. Monatswerte springen beim Export erfahrungsgemäß sehr stark, und der März-Wert sieht wie ein solcher Ausreißer aus. Außerdem müssen die Exportwerte von Preisentwicklungen bereinigt werden. Betrachtet man die Volumenentwicklung des deutschen Exports über die letzten Jahre bis zum letztgemeldeten Februar-Wert dieses Jahres, so sieht diese Entwicklung nicht unbedingt rekordverdächtig aus (Abb. 04722).

Was zählt ist im übrigens die Bilanz von Ein- und Ausfuhr, denn vieles der Ausfuhr ist weitergeleitete Einfuhr, nachdem importierte Energie- und Rohstoffe und Vorprodukte in der Produktion der Ausfuhrgüter eingesetzt worden sind. Aber die Handelsbilanz tritt seit Ausbruch der Krise mehr oder weniger und bestimmt nicht rekordverdächtig auf der Stelle (Abb. 14540).
Nun aber kommt noch der eigentliche Wermuttropfen in das Triumphgeheul. Vieles des deutschen Exports erfolgt auf Kredit. Wir erleben gerade in diesen Tagen innerhalb der Eurozone, wie unsicher solche Kredite werden, wenn Deutschland, nicht selten auf der Basis von Lohndumping, die Ungleichgewichte hochfährt und die deutsche Exportwirtschaft praktisch dem deutschen Steuerzahler einen Teil der Exportrechnung zuschiebt. So uneinbringlich kreditierter Export bedeutet schlicht ein Verschenken volkswirtschaftlicher Leistung. Wir retten Griechenland u. Co., damit sie weiterhin in Deutschland auf Pump einkaufen können. Schon die letzte globale Krise war teilweise solchen Ungleichgewichten geschuldet, die nächste kann es durchaus wieder sein.


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