Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster, Dr. Christina Heimken,
15.04.2011 14:29
Kürzer im Krankenhaus, kränker zur Reha - Studie zeigt Konsequenzen des FallpauschalensystemsSeit der Einführung des Fallpauschalensystems stieg die Zahl derWestfaelische Wilhelms-Universität Münster, Dr. Christina Heimken,
15.04.2011 14:29
Patienten, die bei der Aufnahme in die Reha einen deutlich
verschlechterten Gesundheitszustand aufweisen. Zu diesem Ergebnis kommt
die sogenannte REDIA-Studie.Seit 2004 liegen Patienten in Deutschland kürzer im Krankenhaus als zuvor.
Ursache ist das diagnoseorientierte Fallpauschalensystem, das damals
verbindlich zur Abrechnung von Krankenhausleistungen eingeführt wurde.
Nach diesem System werden Leistungen nicht abhängig vom jeweiligen
Zeitaufwand vergütet, sondern pauschal pro Behandlungsfall. Seit der
Einführung dieses Systems stieg jedoch die Zahl der Patienten, die bei der
Aufnahme in die Reha einen deutlich verschlechterten Gesundheitszustand
aufweisen.
Zu diesem Ergebnis kommt die sogenannte REDIA-Studie, die seit
2003 in drei Erhebungszyklen unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Wilfried
von Eiff vom Centrum für Krankenhaus-Management der Universität Münster
durchgeführt wurde. Die vollständigen Ergebnisse der Studie wurden nun als
Buch veröffentlicht."Die Krankenhäuser haben auf die Einführung des Fallpauschalen-
Entgeltsystems erwartungsgemäß reagiert: mit der Durchführung
minimalinvasiver Operationen, bei denen der chirurgische Eingriff in den
Körper möglichst gering gehalten wird, sowie mit dem Einsatz zeitsparender
medizinischer Produkte und der Verkürzung der Akutverweildauer", erklärt
Wilfried von Eiff. So sei beispielsweise der stationäre Aufenthalt nach
Hüftoperationen von durchschnittlich 17,3 Tagen im Jahr 2003 auf 12,5 Tage
im Jahr 2010 gesunken "alles mit dem Ziel, die Kosten je Patient zu
senken".
2003 in drei Erhebungszyklen unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Wilfried
von Eiff vom Centrum für Krankenhaus-Management der Universität Münster
durchgeführt wurde. Die vollständigen Ergebnisse der Studie wurden nun als
Buch veröffentlicht."Die Krankenhäuser haben auf die Einführung des Fallpauschalen-
Entgeltsystems erwartungsgemäß reagiert: mit der Durchführung
minimalinvasiver Operationen, bei denen der chirurgische Eingriff in den
Körper möglichst gering gehalten wird, sowie mit dem Einsatz zeitsparender
medizinischer Produkte und der Verkürzung der Akutverweildauer", erklärt
Wilfried von Eiff. So sei beispielsweise der stationäre Aufenthalt nach
Hüftoperationen von durchschnittlich 17,3 Tagen im Jahr 2003 auf 12,5 Tage
im Jahr 2010 gesunken "alles mit dem Ziel, die Kosten je Patient zu
senken".
Als Konsequenz sei die Zahl der Patienten gestiegen, die bei
Aufnahme in die Reha vermehrt unter Komplikationen leiden sowie einen
deutlich verschlechterten Gesundheits- und Mobilitätszustand aufweisen.
"REDIA ist die einzige Langzeitstudie, die eine fundierte Aussage über
Aufwandsverschiebungen zwischen den Gesundheitssektoren zulässt. Die
Ergebnisse haben sowohl medizinisch als auch gesundheitspolitisch
betrachtet eine hohe Relevanz", betont Professor von Eiff.Seit 2003, als das Fallpauschalensystem noch nicht eingeführt war, stieg
der Anteil von Hüftpatienten, die wegen Schmerzen und geklammerten
Wundnähten in der ersten Woche nicht an der Physiotherapie teilnehmen
konnten, von 5,6 Prozent auf 39,4 Prozent. Deutlich nahm auch der
Medikationsaufwand in der Rehabilitation zu: Die Verabreichung von Herz
entlastenden Nitraten wuchs von 1,2 Prozent (2003) auf 33,3 Prozent
(2010), und die Gabe von Schmerzpräparaten zog von 4 Prozent auf 32
Prozent an. Die Einnahme von Blutverdünnern entwickelte sich gar von 3,1
Prozent (2003) auf 57,4 Prozent (2010) bei Patienten mit Herz-Kreislauf-
Erkrankungen.Wilfried von Eiff führt diese Entwicklung auf mehrere Ursachen zurück:
"Zeitsparende Operationstechniken ermöglichen eine kurze Liegezeit im
Krankenhaus, machen aber aufwendige Wundversorgung und Schmerztherapien in
der Rehabilitation nötig. Außerdem stieg das Durchschnittsalter der
Patienten im Untersuchungszeitraum um vier Jahre an, und die Zahl von
Begleiterkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck nahm zu."
Aufnahme in die Reha vermehrt unter Komplikationen leiden sowie einen
deutlich verschlechterten Gesundheits- und Mobilitätszustand aufweisen.
"REDIA ist die einzige Langzeitstudie, die eine fundierte Aussage über
Aufwandsverschiebungen zwischen den Gesundheitssektoren zulässt. Die
Ergebnisse haben sowohl medizinisch als auch gesundheitspolitisch
betrachtet eine hohe Relevanz", betont Professor von Eiff.Seit 2003, als das Fallpauschalensystem noch nicht eingeführt war, stieg
der Anteil von Hüftpatienten, die wegen Schmerzen und geklammerten
Wundnähten in der ersten Woche nicht an der Physiotherapie teilnehmen
konnten, von 5,6 Prozent auf 39,4 Prozent. Deutlich nahm auch der
Medikationsaufwand in der Rehabilitation zu: Die Verabreichung von Herz
entlastenden Nitraten wuchs von 1,2 Prozent (2003) auf 33,3 Prozent
(2010), und die Gabe von Schmerzpräparaten zog von 4 Prozent auf 32
Prozent an. Die Einnahme von Blutverdünnern entwickelte sich gar von 3,1
Prozent (2003) auf 57,4 Prozent (2010) bei Patienten mit Herz-Kreislauf-
Erkrankungen.Wilfried von Eiff führt diese Entwicklung auf mehrere Ursachen zurück:
"Zeitsparende Operationstechniken ermöglichen eine kurze Liegezeit im
Krankenhaus, machen aber aufwendige Wundversorgung und Schmerztherapien in
der Rehabilitation nötig. Außerdem stieg das Durchschnittsalter der
Patienten im Untersuchungszeitraum um vier Jahre an, und die Zahl von
Begleiterkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck nahm zu."
Der Medizin-Ökonom bemängelt: "Ein unzulängliches Verlegungsmanagement führt
zu einer Verlängerung der Übergangszeit zwischen der Entlassung aus dem
Krankenhaus und der Aufnahme in die Reha-Klinik.
zu einer Verlängerung der Übergangszeit zwischen der Entlassung aus dem
Krankenhaus und der Aufnahme in die Reha-Klinik.
Diese häusliche Übergangszeit ist mit therapeutisch und ökonomisch relevanten Risiken
verbunden." So werde häufig die Thromboseprophylaxe unterbrochen, und die
Wundversorgung erfolge nicht fachgerecht. Im Jahr 2003 waren
beispielsweise 1,8 Prozent der Herz-Kreislauf-Patienten von Komplikationen
während der Übergangszeit betroffen, in 2010 zehn Mal so viele.Hintergrundinformationen zur StudieDie REDIA-Studie (REDIA steht für REhabilitation und DIAgnosis Related
Groups) ist die bislang einzige prospektive Langzeitstudie über die
Auswirkungen der Einführung des Fallpauschalen-Systems auf medizinische
Leistungsanforderungen und Kosten in der Rehabilitation. Im Fokus der
Untersuchung standen der psychische und körperliche Zustand der Patienten
sowie der Arbeitsaufwand und die Kosten der Behandlung, die Entwicklung
der Vergütung von Reha-Leistungen und die Anreizwirkungen von politischen
Eingriffen in das Gesundheitssystem. Insgesamt wurden Daten von 2290
Patienten in 27 ausgewählten stationären und ambulanten Reha-Einrichtungen
erfasst. Darunter waren 956 Kardiologie-Patienten in akuter
Anschlussrehabilitation nach Bypass-Operationen und Herzinfarkten sowie
1334 Orthopädie-Patienten, die ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk
erhalten hatten beziehungsweise eine Bandscheiben-Operation hinter sich
hatten.Die medizinischen Patientendaten wurden über Fragebögen durch die
behandelnden Ärzte erhoben. Die Daten zur persönlichen Befindlichkeit
wurden bei Aufnahme der Patienten in die Reha sowie sechs Monate nach
Entlassung abgefragt. Die Auswahl der Patienten erfolgte zufällig, sodass
sowohl Patienten der Rentenversicherung als auch der gesetzlichen
Krankenversicherung repräsentiert sind. Die darüber hinaus durchgeführte
Strukturerhebung in Verbindung mit einer Mitarbeiterbefragung machte die
Veränderungen im Arbeitsaufwand, in der Organisation sowie in der
baulichen und technischen Ausstattung transparent.Literaturhinweis:Wilfried von Eiff, Stefan Schüring, Christopher Niehues
REDIA: Auswirkungen der DRG-Einführung auf die medizinische
Rehabilitation. Ergebnisse einer prospektiven medizin-ökonomischen
Langzeitstudie 2003 bis 2011
LIT Verlag Münster, Reihe: Münsteraner Schriften zu Medizinökonomie,
Gesundheitsmanagement und Medizinrecht
ISBN 978-3-643-11095-4Arten der Pressemitteilung:
ForschungsergebnisseSachgebiete:
Ernährung / Gesundheit / Pflege
Medizin
WirtschaftWeitere Informationen finden Sie unter
http://www.wiwi.uni-muenster.de/ikm/organisation/mitarbeiter/von_eiff.html Prof. von EiffDie gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news418760 Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution72
verbunden." So werde häufig die Thromboseprophylaxe unterbrochen, und die
Wundversorgung erfolge nicht fachgerecht. Im Jahr 2003 waren
beispielsweise 1,8 Prozent der Herz-Kreislauf-Patienten von Komplikationen
während der Übergangszeit betroffen, in 2010 zehn Mal so viele.Hintergrundinformationen zur StudieDie REDIA-Studie (REDIA steht für REhabilitation und DIAgnosis Related
Groups) ist die bislang einzige prospektive Langzeitstudie über die
Auswirkungen der Einführung des Fallpauschalen-Systems auf medizinische
Leistungsanforderungen und Kosten in der Rehabilitation. Im Fokus der
Untersuchung standen der psychische und körperliche Zustand der Patienten
sowie der Arbeitsaufwand und die Kosten der Behandlung, die Entwicklung
der Vergütung von Reha-Leistungen und die Anreizwirkungen von politischen
Eingriffen in das Gesundheitssystem. Insgesamt wurden Daten von 2290
Patienten in 27 ausgewählten stationären und ambulanten Reha-Einrichtungen
erfasst. Darunter waren 956 Kardiologie-Patienten in akuter
Anschlussrehabilitation nach Bypass-Operationen und Herzinfarkten sowie
1334 Orthopädie-Patienten, die ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk
erhalten hatten beziehungsweise eine Bandscheiben-Operation hinter sich
hatten.Die medizinischen Patientendaten wurden über Fragebögen durch die
behandelnden Ärzte erhoben. Die Daten zur persönlichen Befindlichkeit
wurden bei Aufnahme der Patienten in die Reha sowie sechs Monate nach
Entlassung abgefragt. Die Auswahl der Patienten erfolgte zufällig, sodass
sowohl Patienten der Rentenversicherung als auch der gesetzlichen
Krankenversicherung repräsentiert sind. Die darüber hinaus durchgeführte
Strukturerhebung in Verbindung mit einer Mitarbeiterbefragung machte die
Veränderungen im Arbeitsaufwand, in der Organisation sowie in der
baulichen und technischen Ausstattung transparent.Literaturhinweis:Wilfried von Eiff, Stefan Schüring, Christopher Niehues
REDIA: Auswirkungen der DRG-Einführung auf die medizinische
Rehabilitation. Ergebnisse einer prospektiven medizin-ökonomischen
Langzeitstudie 2003 bis 2011
LIT Verlag Münster, Reihe: Münsteraner Schriften zu Medizinökonomie,
Gesundheitsmanagement und Medizinrecht
ISBN 978-3-643-11095-4Arten der Pressemitteilung:
ForschungsergebnisseSachgebiete:
Ernährung / Gesundheit / Pflege
Medizin
WirtschaftWeitere Informationen finden Sie unter
http://www.wiwi.uni-muenster.de/ikm/organisation/mitarbeiter/von_eiff.html Prof. von EiffDie gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news418760 Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution72
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen