Donnerstag, 14. April 2011

#Gedanken #zur #Leistungsgesellschaft [eine #wirklich! #geniale! und #wahre #Ansicht der #Wirklichkeit]



Gedanken zur Leistungsgesellschaft

Zu meiner Person: Ich war bis zu meinem 60. Lebensjahr im Mai 1997 als Leitender Angestellter in der Chemischen Industrie tätig und bin seit Juli 1997 freiwillig im Vorruhestand.

Als ich während eines Urlaubs im Sommer 1994 meine anliegenden "Gedanken zur Leistungsgesellschaft" zu Papier brachte, war ich also noch voll im Berufsleben und konnte nur ahnen, wie glücklich man als "Arbeitsloser" sein kann.


Ständig bereit zu sein, möglichst viel Arbeit in möglichst kurzer Zeit zu verrichten, ist das Prinzip unserer Leistungsgesellschaft.

Müßiggang gilt in unserer Zeit offenbar ganz und gar nicht als Tugend und wird von der Gesellschaft allenfalls in einer Dosis geduldet, die gerade noch das Krankwerden infolge Überarbeitung verhindert, z.B. in Form von Schlaf oder verordneter Freizeit.

Schon unsere Kinder werden durch Eltern, Kindergarten und Schule zur Leistungsbereitschaft gezwungen. Natürliche Verhaltensweisen, die dem Leistungsprinzip entgegenstehen, werden unterdrückt oder kanalisiert.

Der Spieltrieb wird so gelenkt, daß die Leistungsbereitschaft gefördert wird.


Die früher als selbstverständlich angesehene Rolle der Frau als Mutter und Hausfrau paßt nicht mehr in das Konzept einer auf Leistung getrimmten Gesellschaft.

Die Emanzipation der Frau ist nichts anderes als das Mitgerissenwerden von der noch überwiegend männlichen Leistungsgesellschaft.


Das Prinzip der dauernden Leistungsbereitschaft macht auch nicht vor der Freizeit Halt.

Die meisten sind auch in ihrer arbeitsfreien Zeit nicht in der Lage, dem Leistungsdruck auszuweichen: Bildungsurlaub, Bildungsreisen, Leistungssport oder das Betreiben professioneller Hobbies sind nur einige Beispiele.

Die Medien, soweit sie noch Spiegel unserer Gesellschaft sein können, führen uns die Allgegenwärtigkeit des Leistungsprinzips täglich vor Augen.

So wird z.B. in der Regel nur über Sportereignisse der höchsten Leistungsklassen berichtet.

Auch in der Wirtschaft haben nur die Leistungsstärksten eine Chance, voll anerkannt zu werden.


Andere Tugenden als die Leistungsbereitschaft stehen in der Wertschätzung durch unsere Gesellschaft weit hinten.

Nur solche menschlichen Eigenschaften, die der Realisierung des Leistungsprinzips förderlich sind, gelten als Tugenden, z.B. Ausdauer, Fleiß, Loyalität, Normalität, Ordnungsliebe, Pünktlichkeit, Sauberkeit, Strebsamkeit, Verantwortungsbewußtsein und Zuverlässigkeit.

Eigenschaften wie Edelmut, Güte, Toleranz oder Zufriedenheit werden beinahe als Schwächen gewertet.

Leistungsunwillige und Leistungsschwache werden gnadenlos von der Gesellschaft ausgegrenzt.

Wer seinen Lebensstandard unterhalb der Norm ansetzt, wird mißachtet. Arbeitslosigkeit wird als Makel empfunden, der Gelegenheitsarbeiter gilt als faul, Teilzeitarbeit wird nur zögernd akzeptiert.


Wer in den Strom der Leistungsgesellschaft hineingeworfen wurde, muß entweder mitschwimmen oder er wird an den Rand gedrängt und schließlich zum Aufgeben gezwungen.

Den Rest der Strecke bis zum eigentlichen Ruhestand muß er zu Fuß gehen.

Der Versuch, gegen den Strom zu schwimmen, ist zum absoluten Scheitern verurteilt.

Auch wer finanziell unabhängig ist, kann sich dem Leistungszwang durch unsere Gesellschaft kaum entziehen.

Wer sich dem Müßiggang hingeben will, muß ständig irgendwelche Erklärungen für den Grund seines Nichtstuns abgeben, z.B. eine Krankheit oder ein Gebrechen vorgeben.

Werner B., Dirmstein



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