Freitag, 4. März 2011

"Frauen sind #idealistischer und #daher #weniger #gewaltbereit #als #Männer" [via idw]


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Marietta Fuhrmann-Koch, 03.03.2011
19:28

"Frauen sind idealistischer und daher weniger gewaltbereit als Männer"

Frauen orientieren sich viel stärker als Männer an idealistischen Werten
und neigen deshalb deutlich weniger zu Gewaltkriminalität. Das ist das
Ergebnis einer Untersuchung am Institut für Kriminologie der Ruperto
Carola. Während vor allem jüngere Männer stärker als Frauen nach schnellem
Erfolg oder hohem Lebensstandard streben, haben für Frauen
Wertvorstellungen wie Toleranz oder soziales Engagement eine größere
Bedeutung. "Je wichtiger aber idealistische Werte für eine Person sind,
desto größer ist ihre Bereitschaft, Rechtsnormen zu akzeptieren, die
Gewalt verbieten – und je größer die Akzeptanz dieser Normen ist, desto
seltener wird diese Person gewalttätig", so Prof. Dr. Dieter Hermann.

Pressemitteilung
Heidelberg, 3. März 2011

"Frauen sind idealistischer und daher weniger gewaltbereit als Männer"
Heidelberger Wissenschaftler untersucht Gründe für
Geschlechterunterschiede bei Gewalttaten

Frauen orientieren sich viel stärker als Männer an idealistischen Werten
und neigen deshalb deutlich weniger zu Gewaltkriminalität. Das ist das
Ergebnis einer Untersuchung am Institut für Kriminologie der Universität
Heidelberg. Während vor allem jüngere Männer stärker als Frauen nach
schnellem Erfolg oder hohem Lebensstandard streben, haben für Frauen
Wertvorstellungen wie Toleranz oder soziales Engagement eine größere
Bedeutung. "Je wichtiger aber idealistische Werte für eine Person sind,
desto größer ist ihre Bereitschaft, Rechtsnormen zu akzeptieren, die
Gewalt verbieten – und je größer die Akzeptanz dieser Normen ist, desto
seltener wird diese Person gewalttätig", betont der Heidelberger
Wissenschaftler Prof. Dr. Dieter Hermann.

Dass Frauen bei Gewaltkriminalität eine niedrigere Rate aufweisen als
Männer, ist nach Angaben von Prof. Hermann empirisch belegt, die Gründe
für die Unterschiede sind bisher aber nicht ausreichend erklärt. In
Deutschland sind beispielsweise lediglich zwei Prozent der Inhaftierten,
die wegen Körperverletzung verurteilt wurden, weiblich. Um herauszufinden,
wie sich die geschlechtsspezifischen Unterschiede in Gewaltkriminalität
erklären lassen, hat der Wissenschaftler im Jahr 2009 rund 1.600 zufällig
ausgewählte Personen zwischen 14 und 70 Jahren aus Heidelberg befragt.
Diese Studie bestätigt und differenziert ein Erklärungsmodell einer
früheren Untersuchung, die Prof. Hermann zu diesem Thema 1998 mit rund
3.000 Personen zwischen 14 und 70 Jahren durchgeführt hat.

Der Wissenschaftler unterscheidet in seiner aktuellen Befragung zwischen
vier verschiedenen Wertekategorien. Neben religiösen Werten gibt es
idealistische Wertvorstellungen, zu denen beispielsweise umweltbewusstes
Verhalten oder eigenverantwortliches Leben und Handeln gehören. Im
hedonistisch-materialistischen Bereich zählen der Wunsch nach einem
vergnügungsreichen Leben, schneller beruflicher Erfolg oder das Streben
danach, cleverer und gerissener als andere zu sein. Als posttraditionale
Werte gelten zum Beispiel Fleiß und Ehrgeiz.

Die Geschlechter unterscheiden sich nach den Befragungsergebnissen von
Prof. Hermann vor allem bei der Bedeutung idealistischer
Wertorientierungen, die bei Frauen in jedem Alter, vor allem aber in
jungen Jahren, ausgeprägter sind als bei Männern. Je bedeutsamer solche
Werte aber für eine Person sind, desto eher lehnt diese Gewalt ab. "Die
Geschlechterzugehörigkeit hat einen direkten und auch indirekten Einfluss
auf die Wichtigkeit religiöser, idealistischer, hedonistisch-
materialistischer und posttraditionaler Werte, und diese Werte
beeinflussen die Einstellung zu Gewalt verbietenden Rechtsnormen", erklärt
Prof. Hermann. "Insbesondere Menschen mit idealistischen Wertvorstellungen
sind stärker bereit, Regeln zu akzeptieren, die den Einsatz von Gewalt
verbieten – und das betrifft häufiger Frauen als Männer."

Originalveröffentlichung
D. Hermann: Geschlechterunterschiede in der Akzeptanz von Gewalt. Eine
Replikationsstudie. In: Trauma und Gewalt, 5. Jahrgang, Heft 01/2011, S.
44 – 53.

Kontakt:
Prof. Dr. Dieter Hermann
Institut für Kriminologie
Telefon (06221) 54-7449
hermann@krimi.uni-heidelberg.de

Kommunikation und Marketing
Pressestelle, Telefon (06221) 54-2311
presse@rektorat.uni-heidelberg.de

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse

Sachgebiete:
Gesellschaft

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news411832

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution5


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