Senatorin will Hundebesitzer stärker kontrollieren
von Fatina Keilani, Eva-Charlotte Proll [Tagesspiegel]Die Berliner lieben ihre Hunde, aber sie haben im Grunde keine Ahnung, wie man mit ihnen umgeht. Darin sieht die Grünen-Politikerin Claudia Hämmerling einen wesentlichen Grund für die Zunahme der Bissvorfälle im vergangenen Jahr.
Mehr als 600 Menschen waren 2010 durch Hundebisse verletzt worden. Das entspricht einer Steigerung um ein Viertel (wir berichteten). Hämmerling hat deshalb erneut das Thema Hundeführerschein in die Diskussion gebracht.
Der Sachkundenachweis, den bisher nur Kampfhundebesitzer erbringen müssen, sollte allen Hundebesitzern abverlangt werden, zumindest aber den Besitzern großer Tiere wie Schäferhund oder Rottweiler, meint Hämmerling.
"Die Menschen wissen einfach zu wenig", sagt die Tierschützerin. "Einen Hund zu umarmen, ist für diesen eine schlimme Beleidigung, gegen die er sich vielleicht wehrt." Ein Kind, das das Tier also einfach nur liebhaben will, könne damit die Ursache für einen späteren Biss setzen, einfach aus Unwissenheit. Deshalb sollte es nach ihrer Meinung eine standardisierte Prüfung für Hund und Besitzer geben. Sie könnte von Sachverständigen abgenommen werden. Die Ordnungsämter kämen dafür nicht in Betracht.
Die sind ohnehin überfordert und zum Teil sogar zum Nichtstun verpflichtet. Der CDU-Politiker Peter Trapp nennt ein Beispiel: Der Mann vom Ordnungsamt schreibt gerade einen Strafzettel, als er einen Hund auf einem Kinderspielplatz herumspringen sieht. Obwohl dort ein Hundeverbot gilt, kann er nichts tun. Selbst wenn der Hund vor den Augen des Amtmanns einen Kothaufen fallen lässt und sich der Hundebesitzer dann mit seinem Tier aus dem Staub macht, ist der Ordnungsamtler machtlos. Er kann nur die Polizei rufen oder seinen zuständigen Kollegen. "Das Ordnungsamt hat zwei Kategorien von Mitarbeitern", sagt der CDU-Politiker Peter Trapp. "Die einen kümmern sich nur um den ruhenden Verkehr, schreiben also Strafzettel. Die anderen erledigen Ordnungsaufgaben. Keiner darf die Aufgaben des anderen übernehmen." Die mit den Ordnungsaufgaben werden viel besser bezahlt, weil sie den schwierigeren Job haben.
Das übliche Berliner Vollzugsproblem, das auch aus anderen Lebensbereichen bekannt ist, zeigt sich auch hier. Gesetze gibt es, aber kaum einer hält sie ein, und der Staat setzt sie auch nicht durch.
Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) wünscht sich deshalb: "Ähnlich wie beim Jugendschutz oder beim Nichtraucherschutz könnten die Ordnungsämter Schwerpunktkontrollen machen, um die Bestimmungen, die es gibt, in den Köpfen zu verankern."
Im Bezirk Lichtenberg versucht man es mit mehr als bloß Schwerpunktkontrollen. "Die Schonzeit für Hundebesitzer ist vorbei", sagt Wolfgang Mauermann, Leiter des dortigen Ordnungsamtes. In den ersten Jahren seit Einführung der Leinenpflicht 2004 seien die Kontrolleure eher nachsichtig gewesen, so Mauermann. 2009 hatten sie es jedoch allein in Lichtenberg mit 698 Fällen von missachtetem Leinenzwang zu tun. Das Ordnungsamt geht schwerpunktmäßig Grünanlagen und Spielplätze ab, um Verstöße zu ahnden.
Am Ende ist alles eine Erziehungsfrage, bei Hund und Herrchen. "Solange der Hund gut sozialisiert und erzogen wird, entsteht keine Gefahr für andere", sagt die Amtstierärztin von Marzahn-Hellersdorf, Gudrun Pioch. Hier liege eine Bringschuld von Hundebesitzern gegenüber ihren Tieren und Mitbürgern.
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