Hunger und Agrotreibstoff.
Vertreibungen in Guatemala
»Es gibt hier nichts mehr, was wir ernten könnten«, sagt Jorge Chocoj, der mit seiner Familie von der Finca San Pablo Pamoxan vertrieben wurde. Den Unternehmern geht es darum, im Tal mehr Zuckerrohr anzubauen (Foto: Ernte im Südwesten des Landes), um die Produktion von Agrotreibstoffen zu forcieren. Zuckerrohr ist inzwischen das zweitwichtigste Anbauprodukt des Landes nach Kaffee.
Die Soziologin Laura Hurtado vom Guatemala-Büro der Hilfsorganisation ActionAid weist darauf hin, daß das geräumte Bauernland über Generationen genutzt wurde. Das ließe sich zurückverfolgen bis zur Ankunft der spanischen Kolonisatoren. Politischen Willen, den Bauern zu helfen, gebe es kaum. Ein Gesetz über ländliche Entwicklung stecke im Parlament fest. »Die ausschließlich strafrechtliche Auseinandersetzung mit einem sozialen Problem ist besorgniserregend.«
Carlos Barrientos, Leiter eines Komitees für bäuerliche Einheit, bestätigt, daß den Bauern im Polochic-Tal die Flächen für den Maisanbau fehlen. »Um zu überleben, sind sie gezwungen, Gründstücke zu besetzen.«
»Der Biotreibstoffboom verschärft ein altes Problem«, sagt Eduardo Sacayón von der staatlichen Universität San Carlos de Guatemala. Das Land ist unter Großgrundbesitzern aufgeteilt. Die Regierung vertritt seiner Einschätzung nach ausschließlich deren Interessen.
Derzeit besitzen fünf Prozent der 14 Millionen Guatemalteken vier Fünftel der Agrarflächen.
Den Vertriebenen wurden bisher keine Alternativen angeboten. Einige Familien kampieren am Rand der Straßen und bitten um Lebensmittel.
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