Dienstag, 22. März 2011

Reproduktionsmedizin: Männliche Hormone fördern Eizellreifung [via idw]


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Kornelia Suske,
21.03.2011 15:39

Reproduktionsmedizin: Männliche Hormone fördern Eizellreifung

Die Natur kennt keine Gleichberechtigung der Geschlechter. Für Frauen, die
ein Baby wollen, tickt die biologische Uhr bekanntlich schneller als für
Männer. Für die meisten Frauen endet die Fruchtbarkeit schon zu Beginn des
vierten Lebensjahrzehnts - manchmal auch schon viele Jahre früher. Eine
neue Diagnostik und Therapie kann diesen Frauen helfen. Hoffnungsvolle
Ergebnisse stellte Professor Dr. Jürgen Kleinstein, Leiter der Magdeburger
Universitätsklinik für Reproduktionsmedizin und Gynäkologische
Endokrinologie, am 19. März 2011 auf der Arbeitstagung MARIE in Magdeburg
vor.

Schon seit vielen Jahren ist bekannt, dass jede Frau mit einem begrenzten
Vorrat an Eizellen geboren wird. Mit Beginn der Menstruation reduziert
sich die Eizellreserve zunehmend. Damit sinkt auch die Chance, schwanger
zu werden. "Statistisch halbiert sich die Fruchtbarkeit zwischen dem 25.
und dem 37. Lebensjahr", so Professor Kleinstein. Allerdings ist die
individuelle Schwangungsbreite auch sehr groß. Mediziner schätzen, das
zwischen 100.000 und 200.000 Frauen in Deutschland bereits vor dem 37.
Lebensjahr Probleme haben, auf natürlichem Wege schwanger zu werden. Viele
suchen dann Hilfe bei Gynäkologen und Reproduktionsmedizinern.

"Den kinderlosen Frauen können wir heute viel besser helfen, als noch vor
wenigen Jahren", sagt Professor Kleinstein. Wie groß die Chance auf eine
erfolgreiche Kinderwunschbehandlung für eine Frau ist, lässt sich durch
die Bestimmung des so genannten "Anti-Müller-Hormons" (AMH) im Blut
herausfinden. Das AMH wird im Eierstock gebildet und ist ein untrüglicher
Hinweis auf die Eizellreserve.

"Zwar kann die Zahl der noch vorhandenen Eizellen nicht künstlich erhöht
werden, wohl aber die Chancen, dass ein Teil der natürlich gebildeten
Eizellen besser heranreift und letztlich auch befruchtet wird", sagt
Professor Kleinstein. Dazu werden männlichen Geschlechtshormonen
(Androgene) eingesetzt.

Androgene greifen auf natürliche Weise in die ersten Stadien der
Eizellreifung, etwa vier Monate vor dem eigentlichen Eisprung, ein. Diese
Forschungsergebnisse werden neuerdings in der Kinderwunschbehandlung
berücksichtigt.

Gute Ergebnisse haben die Ärzte am Magdeburger Universitätsklinikum in
jüngster Zeit mit dem milden Hormon DHEA gesammelt, das eine Vorstufe für
die Sexualhormone ist. "Unter dieser Therapie wurden etwa dreimal mehr
Frauen Mitte der 30er Jahre schwanger als ohne", fasst Professor
Kleinstein die bisherigen Erfahrungen zusammen. Außerdem registrierten die
Mediziner weniger ungewollte Schwangerschaftsverluste (Aborte) und auch
keine Vermännlichung, wie etwa Bartwuchs oder eine tiefere Stimme.

"Wir sehen darin eine Erweiterung der Therapiemöglichkeiten für ungewollt
kinderlose Paare", erläuterte Professor Kleinstein.

Die Magdeburger Arbeitstagung Reproduktionsmedizin, interdisziplinäre
Andrologie und Endokrinologie (MARIE) fand am 19. März 2011 statt. Die
Fortbildungsveranstaltung wurde bereits zum 14. Mal alljährlich im
Frühjahr durchgeführt und richtet sich an niedergelassene Frauenärzte aus
Sachsen-Anhalt, Medizinisch-Technische Assistenten und Medizinstudenten.

Weitere inhaltliche Auskünfte für Redaktionen erteilt Prof. Dr. Jürgen
Kleinstein, Universitätsklinik für Reproduktionsmedizin und Gynäkologische
Endokrinologie Magdeburg, Telefon: (0391) 67-17390.

Text: Uwe Seidenfaden

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsprojekte
Wissenschaftliche Tagungen

Sachgebiete:
Medizin

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news414362

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution117


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