in Nordrhein-Westfalen demnächst eine Parteizentrale?
3,2 Millionen Euro Schulden schleppt die NRW-CDU mit sich herum, allein in diesem Jahr sollen 900 000 weitere Euro hinzukommen. Ohne »ernsthafte Sparmaßnahmen« würde sich das Defizit bis 2015 auf 5,5 Millionen Euro erhöhen, warnt Parteifreund Helmut Linsen, ehemaliger Finanzminister des Landes. Jedes fünfte Mitglied hat die Partei binnen zehn Jahren verloren, im letzten Jahr auch die Regierungsverantwortung und damit unter anderem eine nicht unerhebliche Einnahmequelle: Fotoshootings mit ihrem einstigen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers lassen sich nicht mehr für fünfstellige Beträge verscherbeln wie in den sorglosen Tagen der »Sponsoring«-Affäre.
Zeit zu Handeln, meint auch Herbert Reul, Europaparlamentarier, langjähriger Generalsekretär des Landesverbandes und Vorsitzender des nicht übermächtigen CDU-Bezirksverbandes Bergisches Land. Reul will, wie originell, Personal abbauen jeden zweiten der 50 CDU-Mitarbeiter hält er für überflüssig und zudem Tafelsilber verscherbeln. Veräußern will er konkret Teile der Landesgeschäftsstelle seiner Partei in der Düsseldorfer Wasserstraße. Der amtierende Generalsekretär Oliver Wittke will lieber Mitglieder, Mandatsträger und reiche Kreisverbände stärker abkassieren.
Gewiss keinen Cent für die Rettung der NRW-CDU spenden wird Ralf Michalowsky. »Wer Landesparteitage für 550 000 Euro plant und durchführt, hat kein Mitleid verdient«, sagt der LINKE-Parlamentarier mit Blick auf vergangene Rüttgers-Inszenierungen. Der »Ritt in die Parteipleite« sei der CDU gelungen, obwohl sie selbst permanent Sparappelle an die Regierungsfraktionen richtet, ätzt Michalowsky. Für die eigenen Finanzen gelte »die vehement geforderte Schuldenbremse wohl nicht«.
Doch vielleicht naht die Rettung ja aus einer anderen Ecke. Die Grünen nämlich wachsen und gedeihen auch an Rhein und Ruhr, weswegen ihre alte Parteizentrale aus allen Nähten platzt. Auch sucht man etwas Repräsentativeres, am besten in exklusiver Lage. Den beauftragten Makler könnten sich die Grünen nun sparen sofern es nach Landeschef Sven Lehmann geht: »Wenn die CDU ihre Geschäftsstelle an der Wasserstraße an eine Partei mit Zukunft verkaufen möchte, wären wir zu Verhandlungen bereit«, verkündet Lehmann. Denn: »Eine Geschäftsstelle mit Nähe zu Landtag, Staatskanzlei und Kunstsammlung wäre genau nach unserem Geschmack.«
Das ist möglicherweise nicht hundertprozentig ernst gemeint jedenfalls legt Lehmann, das Sommerloch nutzend, mit noch einem Seitenhieb auf die schwarze Konkurrenz nach: Eine erfolgreiche Partei zeichne sich durch solide Finanzen aus.
Wie viel die CDU an ihrer Noch-Zentrale überhaupt verdienen könnte? »Es wäre vermessen, Ihnen eine Antwort zu geben, dazu fehlen mir zu viele Daten!«, sagt ein Sprecher des Rings Deutscher Makler, Bezirksverband Düsseldorf. Die Stadt gilt als teures Pflaster. Doch bevor die Christdemokraten mit einem jener gerissen verhandelnden Investmentfonds dealen müssen, die dort weitaus aktiver sein sollen als in vergleichbaren Großstädten: Warum sollten sie nicht versuchen, die Grünen über den Tisch zu ziehen?
Pikanterweise will CDU-Reul nur eine Hälfte des Gebäudes veräußern. Will meinen: Schwarze und Grüne würden gegebenenfalls miteinander residieren, aber getrennt regieren respektive opponieren. Jedenfalls bis auf Weiteres. »Ernsthafte Kaufabsichten haben wir ja noch gar nicht«, betont derweil ein grüner Insider exklusiv gegenüber dem ND, »wir kennen nicht mal den Preis!«
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