Wechsel von der Nichtraucherpartei zum Zigarettenverband
Heute führt sie den Deutschen Zigarettenverband mit Sitz in Berlin. Für NDR Autor Johannes Edelhoff vom Magazin Panorama nicht nur ein normaler Wechsel von der Politik in die freie Wirtschaft: "Das ist ein besonders krasser Fall: Marianne Tritz kommt aus der Bürgerbewegung Lüchow-Dannenberg, sie hat also immer gegen den Castor demonstriert", sagt Edelhoff. "Sie ist dann als Gegnerin der todbringenden Atomindustrie gewechselt zur Zigarettenindustrie, die ja auch todbringend ist."
Das sei besonders verwunderlich, gelten die Grünen doch als die Nichtraucherpartei, die sich für strenge Rauchverbote ausspricht. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Lothar Binding (SPD) vermutet daher finanzielle Motive hinter der 180-Grad-Wendung: "Es könnte sich um Geld handeln, denn aus ihrer Biographie ist es überhaupt nicht erklärbar, dass sie sich jetzt auf eine Seite schlägt, der letztlich das menschliche Leben gleichgültig ist."
Von der Nichtraucherpartei hin zur Tabaklobby: Tritz steht symptomatisch für viele weitere ehemalige rot-grüne Politiker. Deren Wechsel aus der Politik hin zum Lobbyismus ist Thema des Films "Rot-Grün macht Kasse: Schröder, Fischer und die Lobbyisten" der Reihe "ARD-exclusiv", an dem Edelhoff als Co-Autor mitgearbeitet hat.
Ehemalige Politiker sehen Interessenkonflikte offenbar nicht
Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) arbeitet heute unter anderem für den russischen Energieriesen Gazprom und als Aufsichtsrat bei TNK-BP, einem Unternehmen, das in Sibirien nach Öl bohrt. Der frühere Innenminister Otto Schily (SPD) berät ein Unternehmen, das den biometrischen Personalausweis vertreibt. Und Joschka Fischer (Grüne) berät REWE, RWE, Siemens und BMW in Sachen Nachhaltigkeit.
Es sei schwierig gewesen, herauszufinden, was genau die neuen Aufgaben der ehemaligen Politiker sind, sagt Edelhoff im Interview mit NDR.de. Mögliche Interessenkonflikte zwischen früherer und heutiger Tätigkeit würden von ihnen offenbar nicht erkannt. Zudem seien fast alle Interviewanfragen abgelehnt worden.
Erst Ablehnung, dann Zusage - am Ende doch kein Interview
Heute leitet Tritz den Deutschen Zigarettenverband. Das gilt auch für Marianne Tritz, die ein Interview zunächst ablehnte. "Dann haben wir sie aber auf dem Sommerfest des Mittelstands der CDU getroffen und sie gefragt, ob sie nicht doch ein Interview geben wolle. Da hat sie dann zugesagt. Wir sollten am nächsten Tag anrufen, da würden wir einen Termin finden."
Die Szene ist auch in dem Film zu sehen - in voller Länge. "Reporter Christoph Lütgert hat noch einmal gefragt, ob er auch durchgestellt werde zu ihr. 'Ja ich garantiere, dass Sie durchgestellt werden', war Tritz' Antwort", erinnert sich Edelhoff - genau wie an die Ernüchterung am nächsten Tag: "Wir sind nicht durchgestellt worden. Mit der Begründung: 'Nein, wir haben uns das jetzt anders überlegt'."
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