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Ägypten: Brüder im autoritären GeisteRead more at www.nachdenkseiten.de
In Ägypten haben sich Islamisten und das Militär gegen die säkulare Demokratiebewegung verbündet. Während des Aufstands Ende Januar hatte sich ein Bündnis zwischen den islamistischen Gruppen und der Jugendbewegung herausgebildet, das trotz der äußerst großen Differenzen erstaunlich lange gehalten hat. Im gemeinsamen Kampf gegen das Regime spielten die unterschiedlichen Ziele eine geringe Rolle. Das änderte sich schon bald nach Hosni Mubaraks Rücktritt. Die verbotene Muslimbruderschaft entwickelte sich rasch zu einer wichtigen und finanzstarken politischen Kraft. Die Straße brauchte sie nicht mehr, sie konzentrierte sich auf die Parteigründung und die bevorstehenden Wahlen, bei denen sie hofft, als eine der wenigen gut vorbereiteten Gruppen eine hohe Anzahl der Stimmen zu gewinnen. Während Tausende Protestierende seit dem Rücktritt Mubaraks von Militärtribunalen verurteilt wurden, war von den Muslimbrüdern allen verfügbaren Informationen zufolge niemand betroffen. Als die Jugendbewegung sich offen gegen den SCAF [Obersten Militärrat] stellte und forderte, die Wahlen von September auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, da andernfalls vor allem bereits gut organisierte Gruppen wie die alte Staatspartei NDP und die Muslimbruderschaft begünstigt würden, zerbrach das Bündnis mit den Islamisten. Das ist auch der Tatsache geschuldet, dass die Islamisten nicht so gut dastehen, wie die Beteiligung an ihren Kundgebungen vermuten lassen könnte. Hatten ihnen Wahlprognosen aus dem vorigen Jahr noch mehr als 20 Prozent der Stimmen vorhergesagt, so zeigt sich nun, dass diese Popularität vor allem der Abneigung gegen die NDP zu verdanken war.
Das Bündnis der Revolutionszeit ist zerbrochen, das Militär kooperiert nun mit den Islamisten, um seine Macht zu sichern und die Protestbewegung zu bekämpfen. Eine inhaltiche Übereinstimmung gibt es nicht, man hat nur gemeinsame Gegner. Die islamistischen Gruppen wurden in den vergangenen Wochen nicht müde, dem SCAF ihre Unterstützung zuzusichern.
Unter Mubarak hat das Militär 30 Jahre lang des Islamismus Verdächtige gefoltert und getötet. Dementsprechend instabil ist das Bündnis zwischen Militär und Islamisten, es ist fraglich, ob es nach den Wahlen, die wohl Ende des Jahres stattfinden werden, Bestand haben wird. Bis dahin wird die zukünftige Politik entscheiden, wohin sich jene wenden, die am Freitag voriger Woche nicht auf dem Tahrir-Platz erschienen sind: die Mehrheit der Muslime und Christen, die die radikalen Islamisten nicht ausstehen können, aber auch nicht politisch aktiv genug sind, um sich aus den Medien, die einer rigiden Zensur unterliegen, ein klares Bild von der Protestbewegung und den Verhältnissen nach der Revolution machen zu können.
Quelle: Jungle World
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