Dienstag, 16. August 2011

"britische Premier - #Semantik der #Herrschaftssprache: das #schlechte #Benehmen der #Unterschicht #ist #schuld"


Big Apple Orangen für

[via Nachdenkseiten]

http://www.nachdenkseiten.de/?p=10451#h01
 


Joel Berg ist seit 2001 Direktor der New York City Coalition Against Hunger (NYCCAH), der Dachorganisation von New Yorks 1200 Food Pantrys und Suppenküchen. Das enge Büro der NYCCAH liegt ironischerweise in unmittelbarer Nähe der Börse an der Wall Street…Mit dem Bild des Obdachlosen, der an der Fifth Avenue Mülltonnen nach Essbarem durchwühlt, werden viele New-York-Besucher vertraut sein. Doch laut Berg sind vor allem Familien mit Kindern von jener Sorte Armut betroffen, die zu Fragen führt wie: Milch oder Medikamente? Miete oder mehr als eine Mahlzeit pro Tag?
In Großstädten wie New York fallen besonders Nicht-Weiße in die Kategorie der Hungergefährdeten – Immigranten und Schwarze. In ländlichen Gebieten sind es überwiegend Weiße. Arbeitslosigkeit ist nur ein Grund dafür.

Viele Leute arbeiten, manche haben sogar zwei oder drei Jobs, verdienen damit aber nicht das Existenzminimum. Joel Berg: "Wir müssen den Menschen einen Mindestlohn garantieren, der ihnen das Überleben ermöglicht." Und das sei Aufgabe des Staates. Zweitens gehe es darum, das soziale Netz so weit auszubauen, dass die Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, diese auch umstandslos erhalten. Berg betont das Wort "umstandslos"…"Ronald Reagan hat das Land in den Bankrott getrieben und die soziale Verantwortung des Staates für seine Bürger mit ,Kommunismus' gleichgesetzt."… Amerika hat keine Tradition des Klassenkampfes.

Quelle: Tagesspiegel  http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/essen-trinken/big-apple-orangen-fuer/4493572.html

Anmerkung Orlando Pascheit:

War die treibende Kraft der Revolten in Großbritannien, der Klassenkampf? "These riots were not about government cuts: they were directed at high street stores, not parliament. And these riots were not about poverty … No, this was about behaviour" widerspricht der und liefert ein wunderbares Semantik der Herrschaftssprache: das schlechte Benehmen der Unterschicht ist schuld. Es mag in den USA keine Tradition des Klassenkampfes geben und es mag ja noch etwas dauern, bis 52% der gesamten Staatsausgaben für den Schuldendienst fällig werden, wie kurz vor der Französischen Revolution. Allerdings nähert sich der Beitrag des amerikanischen Geldadels im Verhältnis zu seinem Vermögen tendenziell gegen Null, wie damals in Frankreich. Klassenkämpfe brauchen keine Tradition, sondern nur noch Anlässe, wie z.B. Sparprogramme für die schon immer zu kurz gekommenen Besitzlosen. Grundbedingungen wie die Ausgrenzung der 'underdogs', die zunehmende Unsicherheit der Mittelschicht und die Perspektivlosigkeit von jungen Männern bilden schon längst die Suppe, aus der Revolutionen entstehen können – in Großbritannien, in den USA und auch sonst in Europa. Sicherlich, den USA steht noch eine folgenreiche, geschichtliche Erkenntnis bevor: die Erfahrung, dass die bestehende Ordnung nicht gottgewollt ist. Diese Erfahrung haben England und Frankreich hinter sich und mit "Kopf-ab" beantwortet. Das prägt, wenn auch mit abnehmender Tendenz. Mag sein, dass die USA als ganzes keine Erfahrung mit dem Klassenkampf haben, ihr Geldadel bzw. ihre republikanischen Handlanger schon. Der Rest der Bevölkerung sollte vielleicht einmal einen Blick auf die Entwicklung der Verteilung des Volkseinkommens richten.
Klassenkampf ist nur Wort. Wie schrieb letztlich der Spiegel recht naiv: "Es geht nicht um Kapitalismuskritik, es geht um Krawall." Als ob eine Marxlektüre die Bedingung kommender Revolten sein müsse. Den jungen Leuten in London reichte die permanente Erfahrung ihrer Chancenlosigkeit in dieser Gesellschaft. Und es ist nicht vorbei, denn die Jugendlichen stoßen gerade in den betroffenen Vierteln auf viel Verständnis bei den Erwachsenen. Die USA mögen noch nicht soweit sein, die Ausgangslage ist aber da. Es steht allerdings zu befürchten, dass ein republikanischer Präsident, bevor er eingesteht, dass er nackt sei, diesen Umstand mit einem großen Krieg beantworten wird. Wir können nur hoffen, dass die USA ihre Wettbewerbsfähigkeit, in dem Sinne dass die Volkswirtschaft als ganzes wieder die Fähigkeit gewinnt, Einkommen für alle zu schaffen. Ökonomisch läuft dies zunächst auf eine Re-Industrialisierung der amerikanischen Volkswirtschaft hinaus, was schwierig genug sein wird.

Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken

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