global news 2564 15-12-11:
Man hat uns in den falschen Euro-Zug gesetzt
[via jjahnke.net]
http://www.jjahnke.net/rundbr88.html#2564
Mit einigem Rumoren, aber doch gehorsam, wie es deutsche Sache ist, hatten sich die Deutschen den Euro von denen da oben verordnen lassen, ohne daß es eine gemeinsame Finanz- und Haushaltspolitik gab. Befragt wurden sie nie. Dafür gab es ausreichend Beruhigungssprüche. Es hätte vielleicht noch gut gehen können, hätte man nicht immer neue Schwachländer in den Euro aufgenommen und hätte man außerdem von der Brücke aus den Zusammenhalt des Geleitverbandes ausreichend überwacht und rechtzeitig die Notbremsen hereingeworfen. Doch dann kam noch eine falsche Weichenstellung, die den Eurozug für Deutschland endgültig in die falsche Richtung fahren ließ. Bundesregierung und Exportwirtschaft in Deutschland entschieden sich für eine Politik von Lohnverzichten und Leistungsbilanzüberschüssen mit dem Ausland. Niemand dachte darüber nach, welche sozialen Kosten dadurch zu Hause entstehen würden und ob die sich gegenüber dem Ausland auftürmenden Forderungen jemals bedient werden würden.
Die sozialen Kosten zu Hause sind horrend: real fallende Arbeitseinkommen und stagnierende Sozialrenten bei rasant steigenden Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen, ein krebsartig wuchernder Niedriglohnsektor ohne Schutz durch Mindestlöhne und ein hohes Niveau an Langzeitarbeitslosigkeit, vor allem unter den Älteren. Dazu droht jetzt durch den Einsatz der Notenpresse das Spargeld der kleinen Leute in der Zange zwischen niedrigsten Zinsen und steigender Inflation abzuschmelzen. Schon der krisenbedingte Verlust des Euros an Außenwert muß bei dem hohen Anteil an Importen vor allem von Energie und Rohstoffen und einigen Lebensmitteln die Preise hochtreiben. Derzeit sinkt dieser Wert gegenüber dem Dollar bereits seit sieben Monaten ohne Aussicht auf eine rasche Stabilisierung schon um 13 % (Ab. 15170).
Seit dem Jahr 2000 sind die Arbeitseinkommen in Deutschland inflationsbereinigt immer weiter gesunken, beim Bruttoeinkommen eines mittleren Angestellten bereits um 7,4 % (Abb. 14849, 17189). Die deutschen Arbeitskosten pro Stunde, die mal in der Alt-EU zu den höchsten zählten, fielen in die Mitte zurück, nur noch von den Eurokrisenländern, Großbritannien und Österreich unterboten (Abb. 12069). Der Arbeitskostenindex drehte in diesem Jahr sogar erstmals auf einen negativen Wert verglichen mit dem Vorjahr (Abb. 04803).
Neuere Umfragen zeigen, wie stark die Deutschen inzwischen durch die Entwicklung verunsichert sind. Nach einer Umfrage der Bank of Scotland erwarten 62 %, daß sich die Schuldenkrise in Europa im kommenden Jahr weiter verschlimmert. Nur knapp 30 % gehen davon aus, daß die Auswirkungen der Krise im kommenden Jahr zwar spürbar bleiben werden, aber in geringerem Ausmaß als noch 2011 und mit einer Überwindung der Krise im kommenden Jahr rechnen nur 2 %. Nach einer Forsa-Umfrage für die Universität Stuttgart-Hohenheim und die Direktbank ING-Diba sieht gut die Hälfte der Deutschen (55,5 %) durch die Krise zudem den Wohlstand im Land bedroht. 53 % sehen auch den sozialen Zusammenhalt für gefährdet.
Einst hat ein Bundespräsident Köhler trompetet:
"Die Welt ist in einem tief greifenden Umbruch. Wer hier den Zug verpaßt, bleibt auf dem Bahnsteig stehen."
Es war wohl der falsche Zug, in den man uns gesetzt hat.
Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken
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