Gesundheitswesen 2009; 71 DOI: 10.1055/s-0029-1239200 | |
"Starke Raucher weniger empfänglich für Schockfotos"- Eine randomisierte kontrollierte Studie (Randomized Controlled Trial - RCT) zur Wirkung bildgestützter Warnhinweise auf Zigarettenpackungen | |
S Schneider 1, A Fischer 1 | |
1 MIPH - Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg |
Hintergrund: Bildgestützte Warnhinweise auf Zigarettenpackungen zählen zu den derzeit am intensivsten diskutierten Forderungen der WHO Framework Convention on Tobacco Control (FCTC). Jüngst hat die EU-Kommission allen Mitgliedsstaaten eine Einführung empfohlen und einen verbindlichen Bildkatalog erarbeitet (2003/641/EG). Derzeit wird auf höchster politischer Ebene kontrovers diskutiert, ob bildgestützte Warnhinweise auf Zigarettenschachteln zu einer stärkeren Ausstiegsmotivation als ausschließlich textliche Warnhinweise führen.
Material und Methoden: Insgesamt nahmen 88 erwachsene Raucher an dieser randomisierten kontrollierten Studie (RCT) teil. Das Stimulusmaterial bestand aus Furchtappellen in Form ausschließlich textlicher Warnhinweise oder in Form bildgestützter Warnhinweise aus dem offiziellen Text- und Bildkatalog der EU-Kommission. Auf Basis etablierter Scores wurden das Hauptzielkriterium Ausstiegsmotivation sowie die Nebenzielkriterien Furchtintensität, Vulnerabilität, Schweregrad der Bedrohung und Wirksamkeitserwartungen mittels einer 7stufigen Likertskala (von 1="überhaupt nicht" bis 7="voll und ganz/sehr stark") erfasst.
Ergebnisse: Bildgestützte Warnhinweise auf Zigarettenschachteln führen zu einer stärkeren Ausstiegsmotivation als ausschließlich textliche Warnhinweise. Die Motivationswerte der Vpnen, die zusätzlich zu den Texten auch abschreckende Bilder sahen, lagen auf der 7stufigen Likertskala um etwa 1,5 Einheiten über den Werten der Kontrollen (p<0,05). Außerdem lösen bildgestützte Warnhinweise auf Zigarettenschachteln eine stärkere Furcht als reine Texthinweise aus (4,3±1,2 vs. 3,1±1,2, p<0,05).
Schlussfolgerungen: Unklar muss die Zeitstabilität der gefundenen Effekte bleiben, also die Frage, wie lange die beobachtbaren Effekte nach der Exposition anhalten. Dieses Problem entschärft sich aber bei einer flächendeckenden Einführung von Bildhinweisen, weil die meisten Raucher dann mehrmals täglich solchen Hinweisen ausgesetzt wären.
Die Studie zeigt auch deutlich die Grenzen bildgestützter Warnhinweise auf: Bei starken, abhängigen und nicht aufhörwilligen Rauchern sind "Schockfotos" gewöhnlichen Texthinweisen nicht überlegen, den Raucher von der Schädlichkeit des Rauchens und der Wirksamkeit eines Rauchstopps zu überzeugen.
Literatur: Hammond, D., Fong, G. T., Borland, R., Cummings, K. M., McNeill, A., & Driezen, P. (2007). Text and graphic warnings on cigarette packages: findings from the international tobacco control four country study. Am J Prev Med, 32(3), 202-209.
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