Sonntag, 27. Februar 2011

#Bürgerbegehren #will #Olympia #noch #verhindern - Garmisch trägt alle Risiken [via Neues Deutschland]


Garmisch trägt alle Risiken

Bürgerbegehren will Olympia noch verhindern

(Neues Deutschland)
http://www.neues-deutschland.de/artikel/191898.garmisch-traegt-alle-risiken.html
 

AXEL DOERING (Foto: Til Huber) ist Mitinitiator eines Bürgerbegehrens in Garmisch-Partenkirchen gegen die Spiele.

Auch die Gegner werden mit der IOC-Kommission sprechen.

ROLF-HENNING HINTZE fragte den Naturschützer nach den Gründen für seine Opposition gegen das Projekt.

 

ND: Herr Doering, warum fragen Sie in Ihrem Bürgerbegehren nicht ganz klar, ob die Bevölkerung für eine Rücknahme der Bewerbung ist?


Doering: Man darf mit einem Bürgerbegehren nicht zum Vertragsbruch auffordern, und die Bewerber haben ein Vertragsgeflecht geschlossen, das solch einfache Fragen somit unmöglich macht. In einem Multi Party Agreement haben sich alle nun gegenseitig garantiert, dass die Olympischen Spiele stattfinden. Das heißt, jede einfache Frage ist Aufforderung zum Vertragsbruch.

Und wie heißt Ihre Frage jetzt?


Wir fordern die Gemeinde auf, die geschlossenen Verträge rechtlich prüfen zu lassen von einem anerkannten Staatsrechtler, Professor Heinrich Wolf von der Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Und wenn Verträge nicht rechtens sind – und wir nehmen das von dem Host City Vertrag ganz sicher an –, soll die Gemeinde alles tun, was Professor Wolf vorschlägt, um aus der Bewerbung wieder rauszukommen.

Sie sind in Garmisch Kreisvorsitzender vom Bund Naturschutz. Stehen für Sie ökologische Bedenken im Vordergrund?


Das ist natürlich der erste Beweggrund gewesen. Aber dann beginnt man, sich rundum mit diesen Spielen zu beschäftigen, und alles, was man dann noch erfährt, ist noch etwas schlimmer als das, was man schon wusste. Das ist die Finanzgestaltung, das ist dieser absolut scheußliche, sittenwidrige Host City Vertrag, der alle Risiken in die Austragungsorte auslagert und alle Vorteile beim IOC behält.

Welche ökologischen Gründe sprechen gegen die Winterspiele?


Sie sind viel zu groß für ein enges Gebirgstal. Die Ski-WM, die wir gerade hatten, bestanden aus elf Wettbewerben, das »Snow Cluster«, das Garmisch-Partenkirchen und Schwaiganger umfasst, würde mindestens 50 Veranstaltungen haben – also fast das Fünffache! Dazu braucht man dann ein Snow Village und ein Mediendorf, um die ganzen Journalisten unterzubringen. In Schwaiganger müssten 30 Hektar der Planierraupe zum Opfer fallen und dann zwei oder drei Jahre später noch einmal, wenn das Ganze abgerissen wird. Der Vorsitzende des Bayerischen Klimarats, Professor Hartmut Grassl, hat Garmisch-Partenkirchen große Risiken bescheinigt für 2018. Man bräuchte eine massive Überrüstung an Schneekanonen, um in ganz kurzer Zeit ganz viel Schnee zu produzieren.

Das Olympische Komitee ließ sich das Recht zusichern, den Vertrag mit der Bewerbergesellschaft einseitig zu ändern – ein Widerspruch zu allen Gepflogenheiten.


Das ist wohl ungewöhnlich zwischen zwei normalen Geschäftspartnern, aber das IOC ist kein normaler Geschäftspartner. Ein Politiker, der so etwas unterschreibt, ist für mich diskreditiert.

Einige Sponsoren genießen nicht unbedingt einen guten Ruf, speziell der Chemiegigant Dow Chemical.


Da legen Sie den Finger in die Wunde. Dow Chemical ist Genmais, Dow Chemical ist Bhopal – dieser Chemieunfall in Indien, der nie richtig entschädigt wurde – und es ist Agent Orange, das fürchterliche Entlaubungsmittel in Vietnam. Das zeigt, dass das IOC nicht wählerisch mit seinen Partnern ist.


Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken

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