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global news 2309 25-02-11:
Die verdammte Mogelei mit der Inflationsrate
Bei mehr als 2 % Verbraucherpreissteigerung pro Jahr beginnt in der politischen Definition der Europäischen Zentralbank eine Geldentwertung, die sie mit ihren Instrumenten der Geldpolitik
bekämpfen sollte. Dabei ist die Errechnung des Verbraucherpreisindex über einen Warenkorb durchaus umstritten, weil die Verbraucher die Inflation sehr unterschiedlich fühlen und weil
bei der Zusammensetzung des Warenkorbes nicht selten manipuliert wird, um ein niedrigeres Ergebnis zu erhalten. Die Wahrnehmung von Preisveränderungen ist für die Waren des täglichen
Bedarfs höher, als diejenige für langlebige Konsumgüter. Damit liegt die gefühlte Inflation höher als die gemessene, wenn die Preise für Waren des täglichen Bedarfs
stärker steigen als die langlebiger Konsumgüter (und umgekehrt). Es nützt den meisten Verbrauchern wenig, wenn die Preise für einige elektronische Prunkstücke, die sie sich
nicht leisten können, sinken und damit die Gesamtentwicklung des Index drücken. Sparer spüren die Inflation derzeit, wenn sie für eine einjährige sichere Geldanlage netto
nach Steuern um die 1,75 % Zins bekommen, die Geldentwertung aber darüber liegt.
Selbst der Präsident des Statistischen Bundesamts sorgte sich schon vor drei Jahren um die
Glaubwürdigkeit seines amtlichen Zahlenwerkes:
"Ein dauerhaft starkes Auseinanderdriften von gemessener und gefühlter Inflation kann die Glaubwürdigkeit der amtlichen Preisstatistik
beeinträchtigen. Aber auch für die Geldpolitik und die Wirtschaftspolitik allgemein spielt es eine wichtige Rolle, wie die Menschen die Inflation einschätzen. Das Lohn- und
Preissetzungsverhalten der Wirtschaftsakteure wird nicht zuletzt durch deren Erwartungen hinsichtlich der künftigen Inflationsentwicklung beeinflusst und die hängt auch von der
gegenwärtigen Inflationswahrnehmung ab. Ob der Geldpolitik die Verankerung von moderaten Inflationserwartungen gelingt, hängt letztlich auch davon ab, wie realistisch die
Wirtschaftssubjekte die aktuelle Preisentwicklung einschätzen."
Die deutsche Inflationsrate der Verbraucherpreise kletterte im Januar auf 2 %, den höchste Stand seit 18
Monaten (Abb. 17013).
Nicht
nur Energie, auch Nahrungsmittel werden teuerer. So stiegen die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke, an denen die meisten Menschen zurecht die wirkliche Inflation messen,
sogar um 2,8 % und damit stärker als der Durchschnittswert (Abb. 17030). Erheblich teurer waren bei Nahrungsmitteln Gemüse (+ 8,0 %) und Obst (+ 6,3 %). Auch für Fisch und
Fischwaren mussten die Verbraucher mehr als vor einem Jahr zahlen (+ 4,3 %).
Für Februar kündigt das Statistische Bundesamt einen vorläufigen Wert von ebenfalls 2 % an. Und sofort kommt die Entwarnung vom
Regierungsorgan SPIEGEL-online:
"Die Sorge vor einer rasanten Teuerung hat sich nicht bewahrheitet: Im Februar blieb die vorläufige Inflationsrate bei 2,0 Prozent."
Doch dann fügt das Statistische Bundesamt seiner Meldung an:
"Der für europäische Zwecke berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex für Deutschland wird im Februar 2011 voraussichtlich um 2,2% höher liegen als im Februar 2010.
Gegenüber Januar 2011 würde dies einen Anstieg um 0,6% bedeuten."
Und in der Tat: Dieser Index, steigt seit Mitte vergangen Jahres unaufhörlich (Abb. 17041). Er dürfte etwas seriöser als der deutsche sein, weil seine Kritierien auf EU-Ebene
abgestimmt werden müssen und daher nicht so leicht national manipuliert werden können, wozu nationale Regierung schon wegen der Bestimmung inflationsabhängiger Sozialleistungen ein
hohes Interesse haben. So enthält der deutsche Verbraucherpreisindex anders als der europäisch harmonisierte auch die Preisentwicklung des vom Eigentümer selbst genutzten
Wohneigentums. Da sich die Immobilienpreise in Deutschland viel weniger als in anderen europäischen Ländern bewegt haben, bremst die Einbeziehung den deutschen Index gegenüber dem
europäische harmonisierten deutlich ab. So lagen diese Preise im 4. Quartal 2010 lediglich um 1,5 % über dem Vorjahreswert.
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