Montag, 18. Juli 2011

Demokratie der Maschinengewehre oder Massendemokratie: Eine Rede des libyschen Staatschefs Ghaddafi... [via Junge Welt]

(...)

Amplify’d from www.jungewelt.de

Anderes System

Demokratie der Maschinengewehre oder Massendemokratie: Eine Rede des libyschen Staatschefs Ghaddafi vom 8. Juli in Auszügen

Am vorvergangenen Wochenende berichteten westliche Medien
aufgeregt über eine Ansprache des libyschen Staatschefs
Muammar Al-Ghaddafi vom Freitag, dem 8. Juli. Die Frankfurter
Allgemeine Zeitung titelte am 11. Juli auf Seite eins:
»Ghaddafi will Selbstmordkommandos nach Europa
schicken«. jW dokumentiert den Text der Rede, die über
Fernsehen zu einer Massenversammlung in Sebha, 750 Kilometer
südlich von Tripolis, übertragen wurde, in Auszügen.
Die redaktionellen Kürzungen sind durch (…)
gekennzeichnet:
Im Namen Gottes! Lang lebe Fessan. Das erste antiimperialistische
Zentrum der Revolution! Lang lebe Sebha, das den Funken entfachte,
der die Geschichte der Welt beeinflußt!



Die Massen der freien Menschen Libyens schicken jetzt eine andere
Nachricht als die, die von den Massen in Tripolis am letzten
Freitag kam. Diese Nachricht schickte Schockwellen in die
Körper der NATO-Kriegstreiber. Sie erzitterten angesichts des
Marsches von 1700000 Menschen. Die Ziffer wurde von ihren eigenen
Journalisten und Korrespondenten, die in Tripolis waren,
bestätigt.



Jetzt gibt es eine weitere Millionen-Menschen-Versammlung in den
großartigen Tälern von Fessan. (…) Das sind die
lauten Stimmen und die erhobenen Köpfe der Menschen, die dem
Ruhm der Al-Fatah-Revolution verpflichtet sind, der historischen
Revolution, die die NATO und die Kräfte des Imperialismus
erzürnt hat. Getrieben von Neid und Wut versuchen sie, die
historische Führung der Revolution zu vernichten. Sie denken,
wenn sie Ghaddafi auslöschen, hörte auch die Revolution
auf zu existieren. Nein, das ist die Revolution des libyschen
Volkes, das politische System, das das libysche Volk gewählt
hat und praktiziert vom libyschen Volk!

Ölreichtum

Sie denken, das politische System sei ihrem ähnlich, dem
rückwärtsgewandten kapitalistischen, diktatorischen
Parteiensystem. Sie denken, das libysche System ähnele ihrem
Parteiensystem, in dem die Regierung beim Rücktritt eines
Ministers fällt, in dem, wenn die Koalition zerbricht, die
Regierung fällt. In Italien hängt die Regierung vom
Innenminister ab. Tritt er zurück, stürzt die Regierung.
In Berlin hängt sie von einer kleinen Partei ab, genannt die
Liberale Partei, tritt ein Minister zurück, stürzt die
ganze Regierung. Aber in Libyen gibt es keine Regierung ... keine
Autokratie ... keine Wahlen ... Dieses Volk übt die Macht aus,
alle erwachsenen Männer und Frauen üben die Macht aus,
sie haben das Sagen in den politischen, sozialen und
wirtschaftlichen Angelegenheiten. Die Macht ist in den Händen
des Volkes. Wie kann das System stürzen, ihr Idioten? Das
System in Libyen ist das System der Volksmacht, nicht das System
Ghaddafis. Die Volkskongresse wurden von den libyschen Menschen
geschaffen, die Volkskomitees einsetzen, um die Entscheidungen der
Basiskomitees in die Tat umzusetzen.



Das libysche Volk hat keine Probleme… Das Problem sind die
imperialistischen Kräfte, die versuchen, Öl an sich zu
reißen, um es ganz offen zu sagen. Sie streben danach, das
libysche Öl an sich zu reißen … sie wollen es an
sich reißen … sie sagen, wir sind ein kleines Volk und
ihr dürft keinen solchen Ölreichtum haben … wir
wollen ihn, Frankreich will ihn … das ist nicht für
euch. Das ist unverschämt. (...)



Sie sagen, das ist Demokratie, die, von der sie reden, die
Demokratie der Maschinengewehre und dem Menschenschlachten. Das ist
die Demokratie, die sie einführen wollen mit Bomben und
Interkontinentalraketen, das ist die Demokratie! Zur Hölle mit
dieser Demokratie, ist das Demokratie? Sie sind barbarisch und sie
verstehen nicht. Sie sind barbarisch und glauben, die Welt will die
alten Zeiten. Nein, nein, nein. Die Welt hat sich geändert,
das libysche Volk ist auf den Plätzen. Tretet dem libyschen
Volk entgegen. Wenn ihr Männer wäret, würdet ihr dem
libyschen Volk entgegentreten! (...) Sie sagen, sie schützen
Zivilisten. Wann hatten sie je Mitgefühl für Zivilisten?
Ihr habt das algerische Volk mit der Atombombe geschlagen und
gesagt, ihr würdet eine Atombombe in der algerischen
Wüste testen, das war, um das algerische Volk
auszulöschen. Sie haben eineinhalb Millionen ausgelöscht
mit der Atombombe. Wann hattet ihr je Mitgefühl für uns
oder Zivilisten? (…)

Kein Kreuzzug


Sie töteten unsere Kinder in unseren Häusern. Das ist
Unrecht weit über Unrecht hinaus, barbarisch. Wir werden ihnen
warnende Botschaften schicken und Drohbriefe, Tausende von Libyern
könnten aufbrechen. Sie sind fähig, Selbstmord in das
Mittelmeer und nach Europa zu tragen, denn wir werden in den Himmel
fahren und sie zur Hölle! Wir lieben Tod, wir lieben
Märtyrertum, Dutzende, Hunderte und Tausende von Libyern
werden Märtyrer, ihre Häuser, ihre Kinder, ihre Frauen
werden hinüberfahren, genau wie sie es hier machen. Ich sage
Auge um Auge, Zahn um Zahn, und sie wissen das!



Jedoch geben wir ihnen die Chance, die Chance mag lang sein, wir
werden ihnen die Chance geben, zu ihren Basen zurückzukehren,
nachdem sie über das Mittelmeer gekommen sind. Sie wollen die
Welt zerstören und Frieden und Sicherheit auslöschen. Sie
werden uns nicht in das Mittelalter zurückwerfen, noch einmal
einen Kreuzzug zwischen Ost und West austragen, zwischen Islam und
Christentum. Sie sind irre, sie sollten gefaßt und einem
internationalen Gerichtshof überantwortet werden oder einer
Psychiatrie! Tatsächlich gibt es Anwälte in Europa, die
Prozeßakten anlegen gegen politische und militärische
NATO-Offizielle, die Kriegsverbrecher sind und vor den
Internationalen Gerichtshof gebracht werden. Gebt die Macht auf und
überlaßt sie dem Volk. Es verlangt eure Leute danach,
die Macht zu genießen, genau wie die Libyer es tun. Eure
Leute sagen euch, sie in Ruhe zu lassen und sie sich selbst
regieren zu lassen. Sie sagen, korrupte Präsidenten,
gefälschte Wahlen, diktatorische politische Parteien, die
Völker regieren, sei Demokratie? Ist das Demokratie?
(...)



Wir lebten in Freundschaft mit ihnen und wahrten Stillschweigen
über Ceuta und Mellila, die Kanaren und ihre Besetzung von
Lampedusa, wir waren still über all das. Ihre Völker
suchten unsere Hilfe, wir hatten Beziehungen mit ihnen,
Freundschaft Investitionen, Tourismus und Herzlichkeit. Und in
einer einzigen Stunde wurden sie trunken, wurden irre, sie
zerstörten alles, und hast du einmal alles zerstört, dann
laß es fahren.



All diese Länder sind afrikanisches Land, okkupiert von
Frankreich und Spanien, arabisches Land okkupiert von Spanien.
Andalusien will Unabhängigkeit, Padanien will
Unabhängigkeit, Schottland will Unabhängigkeit, die
Basken wollen Unabhängigkeit, Mazedonien will
Unabhängigkeit – all diese Völker wollen
Unabhängigkeit. Wir können sie anerkennen und eine
Allianz mit ihnen bilden, später werdet ihr es bereuen,
Tyrannen des Atlantik, ihr werdet es bereuen, wenn der Krieg nach
Europa getragen wird. Wir sind fähig, den Krieg nach Europa zu
tragen, aber wir warnen euch. (...)

Befreiungsmarsch


Massen sollten bereit sein zum Marsch in jede Gegend Libyens, die
von den Verrätern kontrolliert wird und den Agenten der
Kolonialisten. Diese sind Verräter und Agenten der
Kolonialisten! Sie sind Soldaten Frankreichs und Britanniens. Auch
wenn sie Libyer sind, sind sie französische und britische
Soldaten. Sie sind Verräter und Agenten. Millionenmassen
sollten auf sie zu marschieren, überall. Der Marsch sollte
weitergehen, bis Libyen befreit ist und zu seiner Einheit
zurückkehrt und seinen Wohlstand, Freiheit und Sicherheit
wiedererlangt, wie es zuvor war.



Heute betteln libysche Frauen in Ägypten und Tunesien, waschen
Geschirr und arbeiten als Erntehelfer in Tunesien und Ägypten,
statt Herrin zu sein, wie sie es vorher gewesen sind. Von den
Kolonialisten eingesetzte Verräterbanden kamen über sie.
(…) Fessan war vergessen. Nach der Revolution trat es in die
Geschichte durch offene Tore ein: »Land des ersten
Funkens«. Fessan war ein Brutkasten der Revolution. Die
Revolution begann in Fessan, in Sebah. Die Menschen von Fessan
waren Sklaven. Sie waren Sklaven der herrschenden Familien, der
Reaktionäre und Grundbesitzer. (…) O ihr Verräter
und deren Herren Atlantiker. Ihr pflügt die See oder den Sand
und lauft hinter einer Fata Morgana her. Hier ist das freie Fessan,
seitdem er frei ist, kann er nicht wieder Sklave werden. (…)
Das gesamte Volk ist bewaffnet und kämpft. (…)



Übersetzung aus dem Englischen: Johannes Löw
Read more at www.jungewelt.de
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen