Montag, 18. Juli 2011

#Bomben u. #plündern - am vergangenen Wochenende führte die NATO im Stil einer Terrororganisation ihre schweren Luftangriffe... [via JW]

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Bomben und plündern

Tripolis, Nacht zu Sonntag: Ein Feuerball im Osten der libyschen
Tripolis, Nacht zu Sonntag: Ein Feuerball im Osten der libyschen Hauptstadt nach NATO-Angriffen
Foto: AP
Auch am vergangenen Wochenende führte die NATO im Stil einer
Terrororganisation ihre schweren Luftangriffe gegen zivile und
militärische Ziele in und um die libysche Hauptstadt Tripolis
fort und flog am Sonnabend und Sonntag laut BBC die schwersten
Angriffe seit Wochen. Das Fernsehen Libyens berichtete, der
östliche Vorort Tadschura sei getroffen worden, es habe Tote
gegeben. Nähere Angaben machte der Sender nicht. Zuvor hatte
Staatschef Muammar Al-Ghaddafi in einer Rundfunkansprache, die sich
an eine Demonstration Tausender Unterstützer der Regierung in
der westlich von Tripolis gelegenen Stadt Sawija richtete (siehe
Foto Seite 3), erklärt, sein Land werde angesichts der
Angriffe nicht zurückweichen.



Im türkischen Istanbul hatten am Freitag die Mitglieder des
»Nationalen Übergangsrats« ihre Anerkennung durch
die selbsternannte, aus über 30 Ländern bestehende
sogenannte Libyen-Kontaktgruppe gefeiert. Der Rat soll damit vor
allem zum legitimen Empfänger von im Ausland eingefrorenen
libyschen Regierungsgeldern in Höhe von 34 Milliarden Dollar
gemacht werden.



Kurz nach der Zusammenkunft in Istanbul versuchten die Rebellen am
Sonnabend erneut, den strategisch wichtigen Ölhafen Brega zu
»befreien«, wurden aber trotz Unterstützung durch
NATO-Kampfhubschrauber zurückgeschlagen. Dabei sollen nach
Angaben der Aufständischen zehn ihrer Kämpfer gefallen
und über 170 teils schwer verletzt worden sein.



Angesichts der unbefriedigenden Lage am Boden wächst nicht nur
in der NATO die Uneinigkeit über die Art und Weise, wie der
Krieg fortzuführen ist. Auch innerhalb der Rebellenbewegung
breiten sich Rivalitäten aus, die inzwischen mit Waffengewalt
ausgetragen werden. Alle Gruppierungen beanspruchen, nach dem Krieg
die Politik Libyens zu bestimmen, darunter die besonders
kampfstarke, islamistische Formation der
»Märtyrerbrigade des 17. Februar«. Der Führer
einer anderen Kampftruppe, Mohammed Musa Al-Maghrabi, der
»die Ölstadt Brega erobern will«, sieht in einem
Interview mit der New York Times im »Nationalen
Übergangsrat« in Bengasi eine »korrupte Vertretung
fremder Regierungen« und fragt: »Warum sollen wir die
Ghaddafi-Diktatur durch eine Bengasi-Diktatur ersetzen?« Der
NATO sei klar, daß der »Nationale
Übergangsrat« nicht einmal innerhalb der
Rebellenbewegung über eine starke Unterstützung
verfüge, hieß es am Wochenende in der kanadischen Globe
and Mail. Das Bündnis halte es daher für »sehr
unwahrscheinlich«, daß »der Übergangsrat
nach dem Krieg kein wichtiger Faktor in der libyschen Politik
sein« werde.



Hinter der Fassade der Einigkeit in Istanbul, so berichtete der
britische Telegraph gleichzeitig, stiegen in den NATO-Metropolen
Nervosität und Ungeduld. Gründe seien nicht nur die
Aussicht auf einen sich noch lange hinschleppenden Krieg und die
deutlich sichtbaren Spaltungen innerhalb der Rebellenbewegung,
sondern auch wachsende Sorgen darüber, was im Fall eines
Sieges der Aufständischen geschehen könnte. Für
diese Unruhe gibt es konkrete Anlässe: Bereits am 10. Juli hat
die New York Times in einem ausführlichen und mit Fotografien
belegten Artikel geschildert, wie die Rebellen an der
südwestlichen Front plündernd und brandschatzend in die
gerade »befreite« Stadt Kawalisch einzogen und mit
Lastwagen systematisch die Beute wegschafften. Zu ihrem Glück
waren alle Einwohner von Kawalisch vor der »Befreiung«
geflohen. Ereignisse wie dieses dürften die Widerstandskraft
der Bevölkerung gegen die von der NATO unterstützten
»Freiheitskämpfer« weiter stärken,
insbesondere in der Kernregion um Tripolis, wo zwei Drittel der
Einwohner des Landes leben.
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