Sonntag, 19. Juni 2011

Der #Einzelkämpfer - Dr. Heinz Düx

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Philipps-Universität Marburg, Johannes Scholten, 17.06.2011 12:49

Der Einzelkämpfer

Ein scharfer Kritiker der bürgerlichen Klasse, der seinerseits einen
bürgerlichen Habitus pflegt: So trat der ehemalige Untersuchungsrichter im
Frankfurter Auschwitzprozess, Dr. Heinz Düx, am vergangenen Dienstagabend
dem Auditorium entgegen, das zur Vorführung des Dokumentarfilms „Der
Einzelkämpfer“ gekommen war. Rund 130 Besucher hatten am 14. Juni 2011
Gelegenheit, Wilhelm Rösings Film im ausverkauften Marburger
Filmkunsttheater „Palette“ zu sehen, der den Lebensweg des streitbaren
Juristen nachzeichnet.

Der Abend wurde moderiert von den Direktoren des Marburger Forschungs- und
Dokumentationszentrums Kriegsverbrecherprozesse (ICWC), dem Historiker
Professor Dr. Eckart Conze und dem Juristen Professor Dr. Christoph
Safferling. Heinz Düx habe durch seine unbeirrbare und unbeugsame Haltung
maßgeblich zu einer Aufarbeitung der deutschen NS-Vergangenheit
beigetragen, hob Eckart Conze hervor.

Als Düx im Jahr 1961 als Untersuchungsrichter den Frankfurter
Auschwitzprozess vorbereitete, stieß er auf Widerstände sowohl innerhalb
der deutschen Justiz als auch in der Politik. Mehr als eine Million
Menschen waren in Auschwitz ermordet worden. Doch sechzehn Jahre nach
Kriegsende hatten sich die KZ-Aufseher noch vor keinem deutschen Gericht
verantworten müssen. Mit einer akribischen Befragung von Zeugen und
Beschuldigten bereitete Düx als Ermittlungsrichter den Prozess vor, der
1963 erstmals in der deutschen Nachkriegszeit das ganze Ausmaß der NS-
Verbrechen ins öffentliche Bewusstsein brachte. Nach Abschluss des
Frankfurter Auschwitzprozesses war Düx als Ermittlungsrichter in
verschiedenen Euthanasieprozessen tätig und saß schließlich dem
Wiedergutmachungssenat am Oberlandesgericht Frankfurt vor.

Der 1924 in Marburg geborene Düx hatte die Auswüchse des Nazi-Regimes
bereits als 10-jähriger erfahren. Im Film berichtet er eine Begebenheit
aus dem Jahr 1934: Ein Jude war mit einem Schild „Ich habe ein deutsches
Mädchen geschändet“ durch die Deutschhausstraße getrieben worden. Dieses
Erlebnis habe ihn dauerhaft geprägt. Er sei sich sicher, dass es beileibe
keine Minderheit gewesen sei, die sich mit dem Nazismus identifizierte.
Seine eigenen Erfahrungen und das Studium der Akten hätten ihn gelehrt,
dass jeder aktive NS-Verbrecher leicht durch einen anderen zu ersetzen
gewesen sei.

Bei seiner richterlichen Arbeit sei es ihm vor allem darum gegangen, den
Verfolgten des NS-Regimes zu ihrem Recht zu verhelfen, erklärte Düx sein
Engagement in Entschädigungsverfahren. Allerdings habe auch dies oftmals
nur ein Almosen für die Opfer bedeutet. Doch seine unbeugsame Haltung
zeige auch heute noch Wirkung, betonte Christoph Safferling: "Mit seinem
unermüdlichen Einsatz für die Verfolgung von NS-Tätern und
Wiedergutmachung für die Opfer ist Richter Düx für jeden jungen Juristen
ein wertvolles Vorbild".

Weitere Informationen:
Ansprechpartner:
Professor Dr. Christoph Safferling
stellv. Direktor des Forschungs- und Dokumentationszentrums
Kriegsverbrecherprozesse der Philipps-Universität Marburg
E-Mail: <
VSTR@jura.uni-marburg.de>


Arten der Pressemitteilung:
Buntes aus der Wissenschaft

Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie
Gesellschaft
Recht



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Dr. Heinz Düx im Gespräch mit den Professoren Dr. Christoph Safferling und Dr. Eckart Conze (von links)



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Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
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