48 Stunden Generalstreik
Demgegenüber fiel die Beteiligung an den Großdemonstrationen in der Hauptstadt Athen am Dienstag geringer aus als beim letzten Generalstreik am 15. Juni. Die von der regierungsnahen Gewerkschaftsströmung PASKE dominierten Einzelorganisationen bei den öffentlichen Verkehrsbetrieben hatten sich entgegen einer vorherigen Ankündigung, man werde arbeiten, um den Streikenden die Teilnahme an den Kundgebungen zu ermöglichen, mehrheitlich in letzter Minute doch dem Ausstand angeschlossen. Lediglich zwei Metrolinien fuhren am Dienstag.
Anlaß der neuen Zuspitzung der sozialen Auseinandersetzungen in Griechenland ist die für den heutigen Mittwoch oder den morgigen Donnerstag anstehende Verabschiedung eines zusätzlichen Kürzungspaketes, das zwischen der regierenden PASOK, der EU und dem Internationalen Währungsfonds ausgehandelt wurde. Dazu gehören weitere Beschneidungen bei Renten und den Bezügen der öffentlichen Angestellten, Steuererhöhungen für Jahreseinkommen ab 8000 Euro, bis zu 500 Euro Kopfsteuer für alle Selbständigen, neue Erhöhungen der Mineralölsteuer sowie den Ausverkauf aller noch unter staatlicher Kontrolle stehenden Unternehmen.
Letzteres hat auch einige der PASOK nahestehende Gewerkschaften in den Aufstand gegen die eigene Partei getrieben. Die seit Montag letzter Woche gegen den geplanten Verkauf des Stromkonzerns streikenden Gewerkschafter der GENOP-DEI waren gestern zahlreich auf der Demonstration vertreten. Während das Unternehmen versucht, den Streik gerichtlich verbieten zu lassen, haben sich dessen Beschäftigte entschieden, auf jeden Fall weiterzumachen. »Wenn jemand entschlossen ist zu kämpfen, findet er einen Weg«, erklärte GENOP-DEI-Mitglied Giorgos gegenüber junge Welt. »Dann stoppen ihn auch Gerichte und Vorschriften nicht.«
Gegen Mittag zogen die Gewerkschafter auf den Syntagma-Platz im Zentrum Athens, wo die Bewegung der »Empörten« bereits an einer symbolischen Umzingelung des Parlamentes arbeitete. Schon am Vormittag war hier auch eine mehrere tausend Teilnehmer starke Demonstration der Gewerkschaftsfront PAME aufgezogen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen