Braunes Treiben in Brandenburg
Landkreis Barnim entwickelt sich zu Schwerpunkt der Neonaziszene.
Behörden fehlt es an Problembewußtsein
[via Junge Welt]http://www.jungewelt.de/2011/06-29/006.php
Von Maria Schopp/Lothar Bassermann
Der nordöstlich von Berlin gelegene Landkreis Barnim in Brandenburg macht derzeit durch verstärktes neonazistisches Treiben von sich reden. Als bisheriger Höhepunkt dieser Aktivitäten fand am vergangenen Wochenende eine rechte Sommersonnenwendfeier in Finowfurt statt. Rund 300 Neonazis wohnten dem vom NPD-Kreisverband Barnim-Uckermark ausgerichteten »Sommerfest« auf dem Grundstück des DVU-Kaders Klaus Mann in der Gemeinde Schorfheide bei. Tagsüber gab's Schminken und Hüpfburg für die Kleinen, die Älteren konnten sich an zahlreichen Ständen mit brauner Propaganda eindecken.
Abends traten eine Handvoll rechter Bands auf. In den Vorjahren waren hier bis zu 500 Neonazis zugegen. Auch diesmal reisten etliche aus Berlin an.Unter den Bewohnern in Schorfheide und bei den verantwortlichen Behörden scheint das Problembewußtsein hinsichtlich dieser alljährlichen Neonaziveranstaltung gering. Kaum von Interesse auch, daß Manns Privatgrundstück sich inzwischen zum größten Veranstaltungsort für braune Feste und Konzerte in Brandenburg entwickeln konnte.
Auch in Polizeikreisen scheint eine gewisse Gleichgültigkeit vorzuherrschen: Eine jW-Anfrage Anfang dieser Woche bei der Pressestelle des zuständigen Polizeiabschnitts über den Ablauf von Neonazifest und Polizeieinsatz begegnete man mit »Fragen Sie doch beim Veranstalter«. Den zuständigen Bürgermeister der Gemeinde Schorfheide, Uwe Schoknecht, erregt statt dessen mehr der sehr verhaltene antifaschistische Protest, der sich am Samstag auf das Verteilen von Informationsblättern an die Anwohner beschränkte. Gegen das Fest unternimmt Schoknecht hingegen nichts.Bereits eine Woche zuvor, am 18. Juni, hatte es in der Kneipe »Alter Dorfkrug« in Bernau, etwa 40 Kilometer von Finowfurt entfernt, ein einschlägiges Konzert gegeben. Hier trat unter anderem »Kategorie C«, eine gewaltbereite, der Neonaziszene nahestehende Band auf. In Bernau bekam man erst am Abend wegen eines massiven Polizeiaufgebots Wind von der konspirativ vorbereiteten rechten Abendveranstaltung. Die Entrüstung über die Informationspolitik von Polizei und Behörden war im Nachgang groß: Sichtbarer Protest sei damit unmöglich gemacht worden, kritisierten mehrere Stadtverordnete und das lokale Bernauer Bürgerbündnis in Erklärungen. Bereits im Oktober 2010 hatte »Kategorie C« die Kneipe für ein Konzert nutzen können. Der »Alte Dorfkrug« war schon zuvor durch überregionale rechte Veranstaltungen aufgefallen.Auch die braunen Machenschaften der Inhaber eines Reiterhofes in Blumberg (Gemeinde Ahrensfelde, bei Berlin) erregten zuletzt einige Aufmerksamkeit. Das Anwesen wird von Kadern der NPD und Aktivistinnen der neofaschistischen Organisation »Gemeinschaft Deutscher Frauen« (GDF) betrieben. Neben regelmäßigen Neonazitreffen finden hier Reitkurse und -ferien für Kinder statt. Wie erst jetzt bekannt wurde, sollen verantwortliche Ämter, insbesondere die Zuständigen für Jugendarbeit, über diese Aktivitäten seit längerem informiert gewesen sein.
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