Guttenberg
Hohn und Spott
Das "Original, nicht das Plagiat" stünde da vor ihnen, versicherte der Verteidigungsminister und Doktor a.D. den Zuhörern. "Blödsinn" habe er geschrieben. Festgestellt hat er das, als er seine Arbeit am Wochenende noch mal durchgeblättert habe. Jetzt will er auf seinen Titel verzichten, dauerhaft.
Und der Bitte möge doch die Uni schnell nachkommen, die Sache ist erledigt. Und Guttenberg fein raus.
Das alles sagte Guttenberg unweit jener Stätte, an der schon Roland Koch in der Spendenaffäre "brutalstmögliche Aufklärung" versprochen hat. Insofern ein gut gewählter Ort für einen neuen Höhepunkt in der Affäre um Guttenberg und seine Doktorarbeit.
Und er hat es dabei mal wieder auf seine Art getan - auf Gutsherrenart. Es müssen mindestens all jene, die an diesem Abend gerade nach einem Zehnstundentag aus einer Bibliothek gekommen sind oder zur Zeit in den letzten Zügen ihrer Doktorarbeit liegen als Hohn und Spott empfunden haben, wie der Minister über seine Verfehlungen geplaudert hat. Es ist Karneval und er vielleicht der Prinz.
Aber eine Groteske ist der Vorgang nicht. Immerhin. Er hat sich endlich "aus vollem Herzen", wie er beteuert, bei jenen entschuldigt, die nicht als Quelle seines Textes ausgewiesenen wurden. Es wurde Zeit.
Dass er seine "wenn man so will" Entschuldigung auch noch mit einer Kritik an den Medien und der Presse verbunden hat, zeigt, wie weit er von tatsächlicher Reue entfernt ist. Richtig ist, dass viele Medien den Tod der drei Bundeswehrsoldaten zunächst unterspielt hatten.
Nur ist das eigentlich skandalöse, dass Guttenberg versucht, die gefallenen Soldaten als Schutzschild gegen seine eigene Affäre zu missbrauchen. Er bedient sich eines weitverbreiteten Klischees, wonach die Plagiatsvorwürfe nur eine böse Intrige, eine Kampagne gegen ihn seien. Angezettelt von den elitären Medien gegen den Willen des Volkes.
Seine einzigen Verbündeten in diesem "Spiel" sind nach seiner Vorstellung die "Bild-Zeitung" und "die Menschen".
Dabei scheute er selbst die direkte Auseinandersetzung mit der Presse, als er nicht in der üblichen Regierungspressekonferenz zu den Vorwürfen Auskunft gab, sondern lediglich vor "ausgewählten" Mikrofonen eine Erklärung ablas.
Für diesen Umgang mit der Presse nach Freiherrenart hat er sich entschuldigt. Doch nun tritt etwas zutage, was tief in Guttenberg zu stecken scheint: sein populistisches Naturell.
Es mag verfangen. Viele werden sagen, so und jetzt ist auch gut. Nur um eine wissenschaftliche Prüfung der Vorgänge wird er nicht umhin kommen. Er ist nicht Herr des Verfahrens. Was danach folgt, liegt in den Händen der Politik.
Die Kanzlerin wird ihren Star vermutlich nicht fallen lassen. Schon gar nicht jetzt, wo er doch endlich zurecht gestutzt ist, angeschlagen und geschwächt. Vor einigen Wochen hat Guttenberg noch vollmundig angekündigt, die Sparziele von 8,3 Milliarden Euro nicht einhalten zu können, wenn die Bundeswehrreform etwas werden soll. Kleinlauter wird er jetzt auftreten müssen - vielleicht nicht gegenüber seinen Wählern, aber gegenüber seinen Kabinettskollegen.
Die wird's freuen. Der politischen Kultur in diesem Land erweist er einen Bärendienst.
"Und er hat es dabei mal wieder auf seine Art getan - auf Gutsherrenart." - Ja, und gerade das verdient Unterstützung, darum:
AntwortenLöschenUneingeschränkte Solidarität mit Dr. zu Guttenberg!