Montag, 21. Januar 2013

Warum eine höhere Inflation primär die "kleinen Leute" trifft -->> Nahrungsmitteln (+4,4 %) [via jjahnke.net]


global news 2839 18-01-13:

Warum eine höhere Inflation primär die "kleinen Leute" trifft

 
 
[via jjahnke.net]
 
http://www.jjahnke.net/rundbr96.html#2839
 

Die letzten Inflationsraten der Verbraucherpreise vom Dezember 2012 gegenüber Vorjahr sehen besonders bei Nahrungsmitteln (+4,4 %), Bekleidung (+4,7 %), Wasser/Strom/Gas/andere Brennstoffe (+4.7 %) und Verkehrsdienstleistungen (+2,8 %) nicht gut aus (Abb. 14461). Das sind genau die Bereiche, in denen die "kleinen Leute" den Großteil ihrer knappen Einkommen ausgeben.

In der Wirkung ist das wie eine entsprechende Erhöhung der MwSt. Da gleichzeitig die Zinsen auf die angstvoll zusammengetragenen Ersparnisse seit Jahren auf Mininiveau liegen, werden die "kleinen Leute" doppelt abgestraft. Dazu leiden sie auch noch, wenn sie eine Lebensversicherung oder Riesterrente abgeschlossen haben, um sich gegen drohende Altersarmut zu wappnen, denn bei real negativen Zinsen schrauben die Versicherer ihre Leistungen zurück. Besonders schlecht sind die Sozialrentner dran, denn die Renten folgen den Löhnen und die laufen der Inflation immer nur hinterher, wobei die Renten sich nicht an den besseren Tarifeinkommen der gewerkschaftlich vertretenen Arbeitnehmer orientieren, sondern dem schlechteren allgemeinen Lohnniveau. Durch Inflation und sogenannte Rentenreformen ist die monatliche Durchschnittsrente nach 40 Versicherungsjahren seit dem Jahr 2000 inflationsbereinigt bereits um 7,4 % gefallen (Abb. 17247). EZB-Präsident Draghi schert sich mit seiner Zinspolitik natürlich sehr wenig um diese Folgen. Sein Blick ist vor allem auf die Banken in den Krisenländern gerichtet, deren Schulden von der Inflation abgetragen werden.

Die Reichen haben dagegen viele Wege, der Inflation zu entkommen. Bei Inflation erhöhen sich die Einnahmen der Unternehmen und damit die Dividenden und Aktienkurse. Also sind Aktionäre in aller Regel viel besser dran als die "kleinen Leute". Dazu gibt es noch viele andere Wege für Reiche an der Inflation vorbei. Sie können auf die Steigerung der Nahrungsmittel-, Rohstoff und Energiepreise wetten mit Fonds, die ihnen die Banken, vor allem die Deutsche Bank, bereithalten. Sie können auch mit höher verzinsten Anleihen aus Schwellenländern spekulieren. Sie halten einen Teil ihrer Vermögen in Gold. Und sie können gleich in mehrere Immobilien investieren, deren Wert in aller Regel mit der Inflation steigt, während die Zinsen für die zum Erwerb aufgenommenen Hypotheken Dank Draghi niedrig bleiben.

In Deutschland gibt es beim Thema Inflation auch andere Ansichten, die teilweise recht eigenartig sind. So schrieb mir ein Gewerkschaftsfunktionär, er habe wenig Probleme damit, wenn leistungslose Einkommen aus Geldvermögen durch die Inflation real auf null oder leicht negativ sinken. Prinzipiell sei er der Auffassung, daß eigentlich nur Arbeitseinkommen und davon abgeleitete Sozialversicherungseinkommen oder bedürftigkeitsabhängige Sozialeinkommen sozial gerechtfertigt seien. Einkommen aus Kapitalbesitz in allen Formen und auch ein realer Zuwachs von Geldvermögen durch Ansammlung von Renditen seien eigentlich ausbeuterischer Abzug von Wertschöpfung zu Lasten derer, die sie durch Arbeit produziert hätten. Deshalb bedauere er nicht, wenn sich das durch mäßige Inflation in der Realwirkung etwas mindere. Dem stünden Menschen mit Krediten gegenüber, deren reale Belastung sich reduzieren würde. Jedenfalls sei es nur eine kleine Minderheit der Bevölkerung, die in großem Umfang, also sechsstellige Beträge oder mehr, Geldvermögen habe. Ich schrieb ihm zurück, er sollte das mit dem leistungslosen Einkommen mal der Oma erkläre, die sich ihre Ersparnisse vom Munde abspare. Oder er sollte es den Unternehmen erklären, die für ihre Investitionen auf Ersparnisse der Haushalte angewiesen seien.

Das ist also auch bei den Wirkungen der Inflation eine total ungerechte Welt, über die eigenartigerweise die Medien kaum berichten. Wessen Interessen folgen denn die Medien dann?


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