[via Nachdenkseiten]
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Quelle: DIW [PDF - 350 KB]
Dazu auch:
Fachkräftemangel – Bloß eine Erfindung der Wirtschaftslobby?
Den gewerkschaftsnahen Forscher Gustav Horn ärgert das: „Von einem Fachkräftemangel in
Deutschland kann man sicher nicht sprechen“, sagt der wissenschaftliche Direktor des
Düsseldorfer Forschungsinstituts IMK. „Es ist für Unternehmen aber nicht mehr ganz so
bequem wie früher, in Zeiten sehr großer Arbeitslosigkeit, neue Leute zu finden“, sagt Horn
im Gespräch mit der NRZ. Vor ein paar Jahren noch hätten sich die Unternehmen ihre neuen
Leute wie maßgeschneidert aussuchen können, im gewünschten Alter mit passgenauen
Qualifikationen. „Heute ist der Arbeitssuchende eventuell älter, oder er kommt aus der
Arbeitslosigkeit“, sagt Horn. „Vielleicht ist er auch anders qualifiziert, verlangt mehr Geld und
bessere Arbeitsbedingungen.“ Mit anderen Worten: Es ist aufwendiger und bisweilen teurer
für die Betriebe, passende Mitarbeiter zu finden. Aber ein echter Fachkräftemangel?
“Eher Überangebot als Knappheit”
Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) glaubt den Warnrufen
aus der Wirtschaft nicht. „Unsere Analysen besagen, dass es bis weit in das nächste
Jahrzehnt hinein gar keinen Fachkräftemangel geben wird“, sagt der Arbeitsmarktforscher.
Im Gegenteil: Durch einen „Run auf ingenieurwissenschaftliche Studienplätze“ erwartet
Brenke „eher ein Überangebot als eine Knappheit“ auf dem Arbeitsmarkt. Also eine Art
Schweinezyklus, der für Ingenieure gerade erst begonnen hat. Das Überangebot von den
Unis dürfte noch verstärkt werden durch die Lockerung der Zuwanderungsregeln für
Fachkräfte aus dem Nicht-EU-Ausland (Blue Card).
Wenn immer mehr Ingenieure auf den Arbeitsmarkt drängen, könnte dies einen spürbaren
Lohndruck und womöglich einen Verdrängungswettbewerb entfachen, der vor allem zulasten
älterer Fachkräfte ginge, befürchtet Brenke…
Brenkes stärkstes Argument gegen den vermeintlichen Fachkräftemangel ist der Preis: Bei
hoher Nachfrage der Unternehmen nach Ingenieuren müsste es bereits eine erkennbare
Anpassungsreaktion am Markt gegeben haben. Die Preise, also die Löhne, hätten bei echter
Knappheit längst steigen müssen. Sind sie aber nicht – jedenfalls nicht unüblich und schon gar
nicht auf breiter Front.
Quelle: Der Westen
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