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NATO bedeutet Tod
Am Donnerstag in der afghanischen Provinz Chost: An den Särgen der zivilen NATO-Opfe
Foto: AP
NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen, die deutsche
Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Friedensnobelpreisträger
und US-Präsident Barack Obama und die anderen
Repräsentanten der westlichen Wertegemeinschaft können
neue »Erfolge« vermelden: Die UNO bescheinigte ihnen am
Donnerstag, daß der NATO-Krieg in Afghanistan
(»Landesverteidigung am Hindukusch.«) soviel zivile
Opfer wie noch nie seit seinem Beginn gekostet hat. Libyen klagte
die NATO am Mittwoch abend an, bei ihren Bombardierungen seit dem
31. März – offiziell »zum Schutz der
Zivilbevölkerung« – bisher mehr als 1100
Zivilpersonen getötet zu haben.
Generalstaatsanwalt Mohammed Sekri Mahdschubi teilte auf einer
Pressekonferenz in Tripolis mit, wegen dieser Opfer müsse sich
NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen vor der libyschen
Justiz rechtfertigen. Bei ihren Attacken auf Tripolis sowie andere
Städte und Dörfer habe die Militärallianz 1108
Zivilisten getötet und 4537 weitere verletzt.
Der Generalstaatsanwalt verlas eine Anklageschrift, in der
Rasmussen unter anderem folgendes zur Last gelegt wird:
»Kriegsverbrechen, versuchte Tötung des
Revolutionsführers Muammar Al-Ghaddafi, absichtliche
Aggression gegen unschuldige Zivilisten, Ermordung von Kindern
sowie versuchter Sturz der libyschen Regierung, um sie durch ein
abhängiges Regime zu ersetzen, das der NATO und den westlichen
Ländern die Kontrolle über die Reichtümer des Landes
zugesteht.« Mahdschubi kündigte weitere Klagen gegen die
NATO vor internationalen Gerichtsinstanzen an.
Auch in Afghanistan kann die Allianz, die im Original immer noch
»Nordatlantikpakt« heißt, neue
»Erfolge« vermelden. Im ersten Halbjahr 2011 seien 15
Prozent mehr Zivilisten getötet worden als im
Vorjahreszeitraum, teilte die UN-Mission in Afghanistan (UNAMA) am
Donnerstag mit. Für 80 Prozent der 1462 Todesfälle seien
die Aufständischen verantwortlich, 14 Prozent
müßten der NATO und der afghanischen Armee zugeschrieben
werden. Laut UNAMA wurden seit Beginn des Krieges in Afghanistan
2001 noch nie so viele Zivilisten binnen eines halben Jahres
getötet. Der bislang tödlichste Monat war der Mai mit 368
zivilen Todesopfern.
Die UNAMA-Angaben waren bereits überholt. Am gestrigen MorgenRead more at www.jungewelt.de
wurden in der ostafghanischen Provinz Chost bei einem
NATO-Überfall sechs afghanische Zivilisten getötet, wie
ein Sprecher der Provinzregierung der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Ein Lehrer, ein Student und ein Mädchen seien unter den Toten.
Bei der Attacke auf das Dorf Toora Worai seien die Soldaten einem
falschen Bericht nachgegangen, wonach dort ein Treffen von
Kommandeuren des Hakkani-Netzwerkes stattfinden sollte. Die
NATO-geführte Truppe ISAF leugnete wie üblich das
Kriegsverbrechen und erklärte ihrerseits, sie habe bei einer
gemeinsamen Razzia mit der afghanischen Armee in einem Vorort von
Chost sechs Aufständische getötet, die das Feuer auf die
Soldaten eröffnet hätten. Die Berichte lösten in der
Provinz Proteste aus.
In dem kriegszerstörten Land droht wegen einer Dürre nach
UN-Angaben ab Herbst eine Hungersnot für bis zu zehn Millionen
Afghanen, einem Drittel der Gesamtbevölkerung. Das
Welternährungsprogramm der UN (WFP) teilte am Mittwoch
außerdem mit, der Anstieg der Zahl hilfsbedürftiger
Menschen komme zu einer Zeit, da sich das WFP teilweise aus
Afghanistan zurückzieht. Grund seien Mittelkürzungen der
Geberstaaten, teilte das WFP mit.
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