global news 2423 02-07-11:
Der große Dummenfang beim angeblichen Lastenbeitrag der Banken für Griechenland:
Jetzt verdienen sie bis 11,5 % Zins und das garantiert
Es war von Anfang an klar, daß Schäuble seinen Plan eines substanziellen Beitrags der Banken weder zwanghaft, noch freiwillig durchsetzen könnte. Immer wieder spuckten die Franzosen in seine Suppe, und auch Ackermann half nach, sie stetig zu verdünnen. Was herausgekommen ist, entlastet das krisengeschüttelte Griechenland kaum, bereichert aber mit einer Mauschelpackung die Banken immer weiter, statt sie mit einem Schuldenschnitt jetzt und ehrlich zu beteiligen.
Zwar verhandelte Schäuble mit Ackermann als Vertreter der deutschen Bankeninteressen, doch im Hintergrund wurden mit einem Vorschlag der französischen Banken an die französische Regierung die eigentlichen Fäden gezogen. Schließlich hängen die französischen Banken mit ihren Beteiligungen an den griechischen besonders drin und sorgt sich die französische Regierung um ihre Banken mehr als um Griechenland, zumal wenn man den deutschen Steuerzahler als Hauptbetroffenen so bequem ins Boot holen kann. BNP Paribas (BNP), Frankreichs größte Bank und die französischen Großbanken Societe Generale und Credit Agricole haben sich in der Vergangenheit alle massiv in griechische Banken eingekauft. So ist die Societe Generale an der General Bank of Greece (Geniki), der größten Privatbank Griechenlands, beteiligt. Doch griechische Banken halten 46 Mrd Euro an griechischen Staatsanleihen (Abb. 16322) und wären bei einem Konkurs des Landes oder einer drastischen Umschuldung pleite. Das hätte unmittelbare Rückwirkungen auf die französischen Mütter, weswegen die Rating Agentur Moody's Investors Service einige in den letzten Tagen heruntergestuft hat.
Und das geht nach der heutigen Analyse durch die Financial Times so: Für jede 100 Euro an griechischen Staatsanleihen, die vor Mitte 2014 fällig werden und bei denen die Banken einem Umtausch in neue 30-Jahres-Staatsanleihen zustimmen, lassen sich die Banken Staatsanleihen in Höhe von 30 Euro bar und ohne jeden Abschlag auszahlen. Griechenland erhält also für je 100 Euro neue Anleihen nur 70 Euro. Doch muß es davon weitere 20 Euro in einen besonderen neu einzurichtenden Fond ("special purpose vehicle") abführen, der damit hochwertige Anleihen (also nicht griechische, sondern AAA-Staatsanleihen und Papiere supranationaler Insituttionen oder Europäischer Agenturen) kauft. Diese Anlage in hochwertigen Anleihen dient als Garantie für die Banken bei den von ihnen im Umtausch erworbenen 70 Euro an neuen griechischen Staatsanleihen. Bevor die Banken aus den neuen Anleihen bluten müßten - wenn nicht der Steuerzahler ein weiteres Mal eingreift - müßten sie also 20 % an Wert verlieren. (Siehe dazu Modell aus der Frankfurter Allgemeinen Sonnatagszeitung).
Dieser Vorschlag ist eine sehr teuere Lösung für Griechenland und damit am Ende die rettenden Steuerzahler anderswo, vor allem die deutschen. Die Banken erhalten 5,5 % Zins auf die neuen Anleihen und bis zu 2,5 % obendrauf, wenn sich die griechische Wirtschaft ausreichend entwickelt. Da aber Griechenland von den neuen Anleihen je 100 Euro nur 50 Euro erhält, aber für 70 Euro Zins zahlt, wird die Zinsrate für 30 Jahre praktisch bei 11 % liegen.
Die meisten Investoren halten jedoch nach Financial Times jede Belastung von mehr als 7 bis 8 % als für Griechenland unverkraftbar. Umso mehr werden die europäischen Steuerzahler im Risiko bleiben und wird eine unvermeidbare Umschuldung nur aufgeschoben, weil sich die Politik eine weitere Atempause kaufen und ihre Wahlbürger mit diesem angeblichen Erfolg in die Irre führen kann. Im Übrigen bringt der Vorschlag schon nach den eigenen Zahlen des französischen Bankenverbands nicht die 30 Mrd Euro. Denn nur 60,5 Mrd Euro an Staatsanleihen werden bis Mitte 2014 überhaupt fällig. Daher müßten praktisch alle bei einem Ergebnis für Griechenland von 50 % in neue umgetauscht werden. Selbst der Vorschlag sieht jedoch nur vor, daß bis zu 80 % der Investoren auf den Vorschlag eingehen.
Noch gespenstischer wird die Lösung auf deutscher Seite. Die jetzt angeblich von deutschen Banken mit Schäuble vereinbarte Summe von Schuldenverlängerungen von 3,2 Mrd Euro ist ohnehin ziemlich lächerlich, denn sie entspricht nur etwa einem Drittel der Schulden gegenüber den deutschen Banken. Außerdem sollen davon allein 1,2 Mrd Euro von den staatlichen Bad Banken kommen, was also die Schuld auf der staatlichen Seite hält. Und an den Hauptbeteiligten unter deutschen Banken, der Commerzbank und der Landesbank Baden-Württemberg, ist der Staat und damit der Steuerzahler selbst teilweise oder ganz beteiligt. Wenn die deutschen privaten und staatlichen Banken nur ganze 2 Mrd Euro zunächst verlängern (Abb. 16344) und dafür natürlich entsprechend länger hohe Zinsen mit der Absicherung durch den Fond verdienen wollen, so ist das eigentlich ein Schlag ins Gesicht der Steuerzahler, die entsprechend höher ins Risiko gehen werden. Das Ganze, was nun aus dem lang kreisenden Berg kam, ist schlicht ein weiterer Skandal.
Frage: Wenn schon berufliche Analysten den französischen Vorschlag als "undurchsichtig" ("impenetrable") bezeichnen, wie sollen eigentlich das deutsche Parlament und die deutsche Öffentlichkeit hinter die Wahrheit kommen.
Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken
Die „bösen Rating-Agenturen“
AntwortenLöschenEin „Spitzenpolitiker“ in einer kapitalistisch pervertierten Marktwirtschaft (Zinsgeld-Ökonomie), der sich über die „bösen Rating-Agenturen“ beschwert, gleicht einem Autofahrer, der die „böse Tankanzeige“ dafür verantwortlich macht, dass sein Benzinvorrat zur Neige geht. Der „Benzinvorrat“ ist das „Vertrauen der Anleger“, und ein „Spitzenpolitiker“ hat im Grunde nichts anderes zu tun, als dieses zu erhalten, damit nicht das passiert, was der „Jahrhundertökonom“ Sir John Maynard Keynes als „Liquiditätsfalle“ beschrieb: der irreversible Zusammenbruch des Geldkreislaufs und damit der gesamten Volkswirtschaft.
Dass es in einer Zinsgeld-Ökonomie (zivilisatorisches Mittelalter) keine wie auch immer geartete Finanz- oder Wirtschaftspolitik gibt, um eine Liquiditätsfalle generell zu verhindern, solange unsere seit jeher fehlerhafte Geld- und Bodenordnung so ist, wie sie noch ist, weiß der „Spitzenpolitiker“ nicht, denn das hatte Prof. Dr. J. M. Keynes von der ehrwürdigen University of Cambridge wohlweißlich verschwiegen, um seine „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ verkaufen zu können. Keinem anderen Wirtschaftsexperten ist es je gelungen, die hohe Politik so gut zu beschäftigen.
Weil aber der „Spitzenpolitiker“ schon erahnt, dass die einzig denkbare Lösung des Problems, die Natürliche Wirtschaftsordnung (Marktwirtschaft ohne Kapitalismus), alles, was wir heute als „hohe Politik“ bezeichnen, überflüssig macht, bleibt ihm vorläufig nichts anderes übrig, als über die „bösen Rating-Agenturen“ zu schimpfen. Doch verglichen mit den Flüchen, die unsere „liebe Priesterschaft“ von sich gibt, wenn man sie zurück ins Paradies befördern will, ist das Gezeter der Politiker natürlich nur ein laues Lüftchen:
http://opium-des-volkes.blogspot.com/2011/07/die-ruckkehr-ins-paradies.html