Dienstag, 21. Juni 2011

Wohnungs- und Immobilienverband fürchtet Wohnraumknappheit in Ballungsräumen [via Junge Welt]

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Neu bauen und abreißen

Wohnungs- und Immobilienverband fürchtet Wohnraumknappheit in Ballungsräumen und Leerstand in strukturschwachen Gebieten

Abriß in einer Erfurter Plattenbausiedlung. Mietausfä
Abriß in einer Erfurter Plattenbausiedlung. Mietausfälle durch Leerstand ­kommen die Wohnungsunternehmen teuer zu stehen
Foto: AP
Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen
e.V. (GdW) sieht die Branche im Aufwind. »Immer mehr
Unternehmen gehen von einer positiven Marktentwicklung aus«,
so GdW-Präsident Axel Gedaschko am Dienstag auf der
Jahrespressekonferenz des Verbandes in Berlin. Die rund 3000
größtenteils genossenschaftlichen und kommunalen
Verbandsunternehmen hätten ihre Investitionen im vergangenen
Jahr um vier Prozent auf neun Milliarden Euro gesteigert. Zum
GdW-Bestand gehören rund sechs Millionen Mietwohnungen mit 13
Millionen Bewohnern. Drei Viertel der Mittel flossen in
Modernisierung und Instandsetzung des Bestandes, ein Viertel in
Neubauvorhaben. Die Schaffung von Wohnraum bliebe damit besonders
in Ballungsgebieten wie München, Stuttgart, Hamburg,
Rhein-Main und Berlin deutlich unter dem Bedarf, so Gedaschko.
Ursache sei in erster Linie ein »Zielkonflikt« zwischen
Haushaltssanierung und Stadtentwicklung in den betreffenden
Ländern und Kommunen. Meistens setzten sich die Kämmerer
durch. Das bedeute, daß bebauungsfähige Immobilien stets
an den meistbietenden Investor gingen. Die Schaffung von dringend
benötigtem Wohnraum im unteren und mittleren Preissegment
werde damit verhindert.



Der Verband fordert ferner, daß die unter der Bezeichnung
»Stadtumbau« firmierende Abrißförderung
gezielt fortgesetzt werde. Zwar sei der Wohnungsleerstand leicht
gesunken, betrage in Ländern wie Sachsen und Thüringen
aber immer noch mehr als zehn Prozent und habe auch im Saarland und
in Teilen Nordrhein-Westfalens bedrohliche Ausmaße
angenommen. Dazu komme, daß für die Städte und
Regionen, in denen der Leerstand schon jetzt vergleichsweise hoch
sei, in den kommenden Jahrzehnten von besonders starken
Rückgängen der Zahl der Haushalte auszugehen sei. Durch
weitgehend verlassene Siedlungen entstünden nicht nur
ungeheure Kosten für baulichen Unterhalt und Infrastruktur,
sondern auch neue soziale Brennpunkte. Der Verband warnte ebenso
vor der von der Bundesregierung geplanten drastischen Kürzung
der Städtebauförderung um fast 50 Prozent. Ein derartiger
Kahlschlag befördere die Entstehung von Armutsvierteln und
gefährde den sozialen Zusammenhalt in vielen Städten. Der
GdW-Präsident sieht auch Gefahren durch den Verkauf kommunaler
Wohnungsbestände an Investoren, die ausschließlich an
hohen und vor allem schnellen Renditen interessiert seien. Dies
stünde den Zielen einer sozialen Stadtentwicklung diametral
entgegen. Gedaschko geht allerdings davon aus, daß in den
Kommunen ein »Lernprozeß« begonnen habe und keine
Wohnungsveräußerungen in großem Stil mehr zu
erwarten seien.



Sorge bereitet dem Verband auch das Gerangel um die energetische
Gebäudesanierung. Nur bei einer Verstetigung der
Fördermittel hätten die Unternehmen die notwendige
Planungssicherheit für die anstehenden Investitionen. Zudem
müßten die Ener­gieeffizienzstandards zur Minderung
des CO2-Ausstoßes zwar »ambitioniert«, aber
für Wohnungsunternehmen, Selbstnutzer und Mieter auch
wirtschaftlich vertretbar sein.
Als wichtige Zukunftsaufgabe sieht der GdW angesichts der
demographischen Entwicklung die Schaffung alters- und
behindertengerechte Quatiere. Bislang seien nur zwei Prozent aller
Wohnungen barrierefrei oder wenigstens -arm. Gedaschko bezeichnete
es als »paradox«, daß die öffentlichen und
gesetzlichen Kostenträger zwar teure Heimplätze
finanzierten, wesentlich günstigere Wohnungsumbauten aber
nicht.
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