Man sollte die Fähigkeit der Guttenbergs und ihrer Hintermänner zum strategischen Denken und zur Mobilisierung von Manipulationspotenzial nicht unterschätzen (Nachdenkseiten)
Als Ende letzter Woche Umfragen bekannt wurden, wonach 74% (ARD/Infratest dimap) (http://www.tagesschau.de/multimedia/video/sendungsbeitrag96684_res-.html) bzw. 68% (RTL/Forsa) (http://www.koeln-nachrichten.de/medien/rundfunk/koeln_rtl_aktuell_umfrage_2011_guttenberg_plagiatvorwurf_ruecktritt.html) der Befragten für den Verbleib Guttenbergs im Amt votiert hätten, erhielten wir einige Mails von NachDenkSeiten-Nutzern, die die Korrektheit dieser Befragungen in Zweifel ziehen.
Es ist zwar sehr wahrscheinlich, dass die Formulierung der Fragen und auch die Erhebung selbst im Sinne eines guten Ergebnisses für Guttenberg angelegt wurden. Aber die erstaunlichen Ergebnisse können dennoch tendenziell der Realität entsprechen.
Guttenberg und seine Leute haben ihre Strategie zur Verteidigung clever angelegt und sie verfügen über ein großes publizistisches und finanzielles Potenzial, allem voran über die Bild-Zeitung.
Albrecht Müller.
Vermutlich haben sich die für Guttenberg und seine politische Richtung arbeitenden Stäbe in und außerhalb von Bundesregierung und CDU/CSU schnell und umfassend mit den möglichen Strategien der Verteidigung beschäftigt; vermutlich geschieht dies auch arbeitsteilig zwischen Union, den eingeschalteten PR-Agenturen und den Machern in den unterstützenden Medien, vor allem bei Springers Bild. Weil sich die Ereignisse überstürzen, müssen die Strategien des Öfteren angepasst werden.
Hier sind ein paar der erkennbaren strategischen Linien:
"Doch aber gibt es Parallelen und die finden sich bei den Anhängern. Die Verehrer Hitlers waren blinde Gefolgsleute die ihr Idol anhimmelten und sich bedingungslos unterwarfen. Sie liessen keine Kritik an ihrem Helden zu und waren bereit jede Schlechtigkeit zu ignorieren oder als gerechtfertigt anzusehen."
(Nachbemerkung: ich weiß, dass es unter NachDenkSeiten Lesern wie überall viele gibt, die nicht schätzen, dass man mit der Hitlerzeit vergleicht. Das will ich, so es geht, gerne beherzigen. Im konkreten Fall sind es aber leider ähnliche Gefühlslagen beim angesprochenen Publikum.)
Ich bin dessen sicher, dass auf Seiten Gutenbergs und seiner politischen Freunde intensiv an den Strategien zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung und der veröffentlichten Meinung gearbeitet wird. Bei einem Kunstprodukt wie Guttenberg sind die Strategien der Meinungsbildung besonders wichtige Stützen des politischen Erfolgs. Clever ausgedachte Strategien alleine helfen nicht, um die Entscheidungen über das politische Personal und die Sachentscheidungen zu bestimmen. Bei weitem nicht jede Partei kann diesen Weg gehen. Guttenberg und seine Hintermänner und -Frauen können dies, weil sie die Unterstützung wichtiger Medien haben, allen voran der Bild-Zeitung. Die Bild-Zeitung ist auch in der gegenwärtigen leichten Krise von Guttenberg das Rückgrat seiner Kampagne. Sie hat lange Zeit die Mehrheit der Medien mitgezogen. Ob das weiter gelingt, ist zur Zeit nicht ganz gewiss aber wahrscheinlich.
Eine Methode sich dagegen zu wehren, ist es, die Strategien zu analysieren und sie öffentlich zu machen. Deshalb dieser Beitrag. Er gründet auf einer konkreten Erfahrung. Wir haben 1972 systematisch über die teils infamen Attacken gegen Willy Brandt informiert und so die zunächst hilflosen Sympathisanten und neutralen Beobachter gegen den Einfluss solcher Strategien der Manipulation immunisiert. (Zur Dokumentation und Analyse siehe hier) Das ist ein wichtiger Schritt zum Aufbau einer Gegenöffentlichkeit. Es ist gut, sich das immer wieder klarzumachen. Es ist gut, die strategischen Elemente zu beobachten. Und es ist gut, mit Freunden, Nachbarn und Kollegen über diese Strategien zu sprechen. Die meisten Menschen haben davon keine Ahnung. Sie machen sich nicht klar, wie sehr sie täglich Opfer der strategischen Überlegungen Dritter sind. Deshalb ist es wichtig, die Menschen um uns herum auf solche Planungen aufmerksam zu machen. Dies rechtzeitig zu tun, ist die beste Methode zur Immunisierung in gegen solche Machenschaften.
Es ist auch wichtig zu erklären, wie Teile der Medien einen solchen Menschen wie Guttenberg zum Star machten und wie sie ihn in einer solchen Turbulenz begleiten.
Im Forum von Spiegel Online hatte übrigens einer unserer Zeitgenossen verdienstvoller weise ebenfalls einen Versuch der Analyse der Strategie zu Guttenbergs gemacht. Man muss das immer wieder tun. Die Strategien variieren.
Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken
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