global news 2395 01-06-11: Mai-Zahlen vom Arbeitsmarkt: Ist es ein "Rekord auf dem Arbeitsmarkt" oder an Täuschung?
[via jjahnke.net]
http://www.jjahnke.net/rundbr83.html#2395 Bundeswirtschaftsminister Rösler in seiner heutigen Presseerklärung zu den Arbeitsmarktdaten für Mai unter der Überschrift "Frühjahrsbelebung sorgt für neue Rekorde auf dem Arbeitsmarkt":
"Die Frühjahrsbelebung hat dem Aufschwung der deutschen Wirtschaft einen zusätzlichen Schub verliehen. Dadurch konnte die Arbeitslosigkeit bereits im Mai wieder die Drei-Millionen-Grenze unterschreiten. Die Erwerbstätigkeit erreicht neue Rekorde. Seit der Wiedervereinigung waren in Deutschland in einem April niemals mehr Menschen in Beschäftigung.
Die Entwicklungen am Arbeitsmarkt sind ein Beleg dafür, dass der Aufschwung die Bürgerinnen und Bürger erreicht. Dabei eröffnet das wirtschaftliche Wachstum gerade auch Erwerbslosen bessere Beschäftigungschancen und eine stärkere Teilhabe am Wohlstand."
Die Arbeitslosenquote ist im Mai auf 7 % gefallen. Es ist sicher kein schlechtes Ergebnis, jedoch kein Rekord, weil die Arbeitslosenrate während fast 30 Jahren von Mitte der 50er bis Mitte der 80er Jahre noch niedriger war, lange Jahre um nur 1 % und dann wieder im Wiedervereinigungsboom Anfang der 90er Jahre ebenfalls um die 7 % (Abb. 17088).
Auch wurde die Kategorie der Unterbeschäftigung mit 1-Euro-Jobs, der Teilnahme an anderen entlastenden Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik sowie zeitweise arbeitsunfähig Erkrankten aufgebaut, die nicht mehr als arbeitslos gezählt werden. Die Unterbeschäftigungsquote (ohne Kurzarbeit) lag im Mai 2011 immer noch bei fast 10 % (9,8 %). Insgesamt sind das 4,2 Millionen Menschen.
Viel korrekter wäre es da schon die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zu vergleichen. Und deren Anteil an der Beschäftigung ist von 75 % in 1995 auf nur noch 69 % im Mai 2011 zurückgefallen. Die Rekorde liegen also schon sehr lange zurück.
Genauso einseitig bis verlogen ist die Behauptung des Bundeswirtschaftsministers, der Aufschwung erreiche die Bürgerinnen und Bürger.
Er erreicht einige Bestverdiener und die meisten Menschen fast nur mit unsicheren und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen.
Die verbraucherpreisbereinigten Netto-Löhne und -gehälter je Arbeitnehmer sind im 1. Quartal zurückgegangen und lagen schon um etwa 3 % unter dem Stand des Jahres 2000, während die Unternehmens- und Vermögenseinkommen in dieser Zeit um 47 % gestiegen sind (Abb. 14849). Nach den letzten Daten des Statistischen Bundesamts lagen die normalerweise besseren Tarifverdienste im Januar 2011 nominal nur um 0,9 % über dem Vorjahr und also weit unter der Inflationsrate (Abb. 14052).
Die tariflichen Stundenlöhne sind nun bereits seit Januar 2010 real im Rückgang und liegen wieder auf dem Stand von vor 6 Jahren (mit rollenden 12-Monatswerten, um Kalenderschwankungen auszuschließen, Abb. 14982).
Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen