Montag, 6. Juni 2011

#Dresdner# Kirchentag #feiert d. #Glauben als #Wellness- u. #Therapieangebot. #Am #Rande gibt es aber auch #nachdenkliche #Töne.


Kirchentag: Viel Glück und viel Segen

[Nachdenkseiten]
http://www.nachdenkseiten.de/?p=9668#h14


Der Dresdner Kirchentag feiert den Glauben als Wellness- und Therapieangebot.

Am Rande gibt es aber auch nachdenkliche Töne. Religion war schon immer auch Lebenshilfe.

Menschen haben Gott zu allen Zeiten angefleht in Notsituationen und gehofft, dass er ihnen beisteht, wenn sie "wanderten im finsteren Tal".

Aber man konnte sich nie sicher sein, Gott war geheimnisvoll und fremd, er konnte richten und strafen, er war größer als das menschliche Ich. Von diesem Gottesbild haben sich Christen und besonders die Protestanten schon lange verabschiedet. Aus dem strafenden ist der liebende Gott geworden. Aber auch der liebende Gott ging bisher nicht eins zu eins auf im menschlichen Dasein, Christen glauben, dass Gott seine Liebe und Gnade den Menschen "schenkt", sie können sie nicht "erarbeiten". Bei etlichen Veranstaltungen in Dresden konnte man allerdings den Eindruck haben, der liebe Gott ist so geschrumpft, dass er in jede Handtasche passt. Er ist zu etwas geworden, das man gebrauchen kann, damit es einem besser geht. Gott ist Therapeuten-Gott – und damit Teil jener allgegenwärtigen Funktionalisierung des Alltags, aus der man sich mithilfe der Religion befreien will.

Es geht auch anders. Kirchentagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt fragt in ihrem Vortrag, ob Gott glücklich macht. Gott selbst muss wohl glücklich gewesen sein, sagt sie, damals, als er Erde und Menschen erschaffen hat.
Aber kann man sich einen glücklichen Gott nach der Schoah vorstellen?
Bei Göring-Eckardt ist Gott den Menschen nah – und doch fremd. "Es gibt keine Allmacht, die alles so will, was geschieht", sagt sie, Gott sei kein Peter Pan, der uns raushauen könnte. Deshalb könne er auch Gewalt und Hass nicht verhindern. "Gott macht glücklich", davon ist Göring-Eckardt überzeugt, weil sie es fühle und erlebe. "Gottesnähe kann ich spüren, aber ich kann sie nicht festhalten", sagt sie. "Glück kann ich erleben, aber eben nicht konservieren, nicht einwecken, nicht vakuumverpackt haltbar machen." Gott und das Glück lassen sich nicht zur Therapie verzwecken, sie entziehen sich. Nikolaus Schneider, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, warnt auf dem Glücks-Podium allerdings, Gott aufs menschliche Maß zu reduzieren. Er erzählt vom Sterben seiner Tochter und dass sein Gottesbild durch ihren Tod "Risse" bekommen habe. "Ich dachte, die Welt bleibt stehen", sagt er.
Bis heute arbeite er sich an der Frage ab, was Gott ihm mit diesem Tod habe sagen wollen.

Quelle:
Tagesspiegel  http://www.tagesspiegel.de/politik/viel-glueck-und-viel-segen/v_print,4252568.html?p=

Anmerkung Orlando Pascheit:

Nicht nur angesichts der Shoah drängt sich die Frage nach dem Wesen Gottes und dem Glauben an Gott auf. Man braucht sich z.B. nur zu fragen, ob der sunnitische Selbstmordattentäter sich in dem Moment Gott nahe fühlt und glücklich ist, wenn er sich und eine schiitische Gruppe von Gläubigen in die Luft sprengt – wobei Schiiten und Sunniten austauschbar sind.

Und es ist nicht nur der Tod eines geliebten Menschen, sondern ebenso das leidvolle Sterben von Krebskranken oder hungernden Kindern oder auch die Gleichzeitigkeit von Obdachlosen, sich in prekären Jobs sich abmühenden Menschen und maßlos Reichen, die die Frage aufwirft, was dieser Gott wert ist, wenn er seine Gläubigen nicht auffordert, dieses Elend nicht nur mit Worten zu bekämpfen.


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