Ernüchternde Bilanz
Berlin: Nach der Wahlschlappe will Die Linke
verstärkt auf außerparlamentarische Initiativen zugehen.
Landeschef Lederer räumt schwere Versäumnisse ein
Für Ellen Brombacher, Sprecherin der Kommunistischen Plattform, habe bereits die Präambel des Koalitionsvertrages aus dem Jahre 2002, mit dem sich die Linke der SPD-Linie weitgehend angepaßt hatte, den Weg vorgezeichnet. Deutliche Worte fanden in der Debatte jedoch nicht nur die prinzipiellen Skeptiker von Regierungsbeteiligungen. Immer wieder moniert wurde der »beschämende Umgang« mit dem Berliner Wassertisch und von Wohnungsverlust bedrohten Mietern. »Wir haben das Wohnungsproblem viel zu spät erkannt. Das fällt uns jetzt auf die Füße«, so Evrim Sommer, Mitglied der Abgeordnetenhausfraktion. »Abgewählt worden sind wir, weil wir keine linke Politik gemacht haben«, kritisierte noch deutlicher Thomas Licher, Fraktionsvorsitzender in der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln. So habe man mit Heidi Knake-Werner und Carola Bluhm über zehn Jahre die Sozialsenatorin gestellt.
Vor allem junge Delegierte kritisierten massive »Kommunikationsdefizite« innerhalb der Partei, in der durch eine »Politik von oben nach unten« agiert wurde. Wesentliche Teile der Mitgliedschaft hätten – im Unterschied zu den Bundestagswahlen – die Unterstützung im Wahlkampf deshalb verweigert. Still wurde es im Saal, als Michail Nelken, langjähriger Parlamentsabgeordneter, die mangelnde Sachkenntnis bei den Mandats- und Funktionsträgern der Linkspartei als eines der strukturellen Probleme der Partei kennzeichnete.
Noch mehr Sorgen als das Wahlergebnis bereitete den 142 Delegierten im Hotel Ramada am Alexanderplatz allerdings die Zukunft. Derzeit habe die Partei noch 8522 Mitglieder – Tendenz weiter sinkend. Vor allem die Möglichkeit der Beteiligung von Mitgliedern und »zivilgesellschaftlichen Akteuren« soll deshalb verbessert werden. »Sonst ist der Niedergang der Partei nicht aufzuhalten«, beschwor Horst Arenz aus der Bezirksorganisation Friedrichshain/Kreuzberg mit Blick auf den Zulauf bei den Grünen und der Piratenpartei, die Delegierten.
Übrigens: Der strategische Schulterschluß beginnt bereits mit dem heutigen Tag. Das aktuell laufende Volksbegehren zur »Rettung der S-Bahn« soll ab sofort durch Unterschriftensammlung aktiv unterstützt werden.
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