Sonntag, 20. November 2011

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Christkönigssonntag

 

»Jeder Mensch ist ein König«

[via Gottes Wort im Kirchenjahr]

 

 

 

Die zwei Seiten des Königtums Christi

 

Das Königtum Jesu Christi zeigt sich in einer gewaltigen Spannung: Einmal sehen wir in ihm den mächtigen König, der am Ende der Zeiten mit großer Macht und Herrlichkeit wiederkommen wird. Zu ihm werden alle Völker ziehen; jeder Mensch muss vor ihm erscheinen, und sei er noch so reich oder mächtig. Christus ist der König, der seine Herrschaft durchsetzt; sie wird ohne Ende sein. Er vollendet die Welt, errichtet den ewigen Frieden und beseitigt Unvollkommenheit und Schuld. Dieser König lässt die Herrlichkeit Gottes triumphieren.

 

  Die Beschreibung des Königtums Jesu Christi im heutigen Evangelium ist aber ganz anders. Nicht steht Pilatus vor Christus, sondern Christus steht vor Pilatus. Der ohnmächtige Gott hat sich vor einem mächtigen Menschen zu verantworten. Die Botschaft vom Siege Gottes ist auf den Kopf gestellt. Jesus ist gefesselt; auf dem Haupt trägt er eine Dornenkrone, er wird geschlagen und unterdrückt.

 

Die Soldaten verhöhnen und verspotten ihn; sie zeigen ihm und allen Zuschauern die ganze Erbärmlichkeit dieses Königs.

  Welche Seite am Königtum Christi gilt nun: der Triumphierende oder der Geschundene?

 

Jeder Mensch ist ein König

 

Wilhelm Willms hat in seinem Buch »Roter Faden glück« von einem schwarzverbrannten Baumstamm erzählt, der vor dem Eingang einer Düsseldorfer Kunstausstellung lag. Jeder Besucher musste an diesem Baumstamm vorbei, und wer genauer hinsah, der konnte in dem Stamm ganz schwach die Konturen eines Menschen erkennen. An dem Baumstamm war eine Eisengussplatte mit den Worten angeschraubt: Jeder Mensch ist ein König.

 

Dieser verbrannte Baumstamm ist das Abbild eines gequälten, misshandelten und gedemütigten Menschen. Noch immer müssen wir hören, wie in vielen Ländern der Erde bestimmte Volksgruppen verfolgt und gefoltert werden. Einmal sind es die Indianer, dann die Kurden, wieder ein anderes Mal die Juden oder einfach die Ausländer. Weil bestimmte Menschen in den Augen anderer nichts gelten, weil sie für die Unterdrücker ohne Wert oder lästige Konkurrenten sind, möchte man sie kurzerhand beiseite schaffen.

 

Wenn der Baumstamm in die Mitte des Weges gelegt wurde, soll angedeutet werden, dass sich keiner entschuldigen kann, er habe ihn und damit den gequälten Menschen nicht gesehen.

 

Man kann ihn beiseite schieben oder achtlos an ihm vorübergehen; man kann auch darüber hinwegsteigen oder ihn vorsichtig aufheben  - alles ist möglich.

  Was ist der Mensch? Das ist die Grundfrage der Welt. Wer auf diese Frage keine überzeugende Antwort findet, ist Wegbereiter für Ausschreitung, Missachtung und Verfolgung. Es gibt nicht nur einen Wertverfall des Geldes, viel schlimmer ist der Wertverfall des Menschen.

 

 Gegen alle diese Erniedrigungen stellt der Künstler das Wort: »Jeder Mensch ist ein König.« Und genau das ist der Sinn des Christkönigsfestes. Nirgendwo wird der Wert des Menschen so hoch veranschlagt wie im Glauben der Kirche. Jeder Mensch ist ein König; jeder hat seine Würde, die er unmittelbar von Gott bekommt. »Lasst uns Menschen machen als unser Abbild« (Gen 1,26).

 

Bei allem Versagen der Kirche im Laufe ihrer Geschichte ist das eine festzuhalten: In ihrer Grundhaltung hat sie sich als Anwalt des Menschen erwiesen.

 

Die neue Gesinnung der Macht

 

Das irdische Königtum hat mit Glanz und Reichtum, vor allem aber mit Macht zu tun. Auch wenn viele Diktatoren sich nicht mehr Könige nennen, sind sie durch die Versuchung der Macht gefährdet. Weil diese Macht der Mächtigen in der Geschichte der Menschen tausendfach missbraucht wurde, weil sie oft in Anarchie und Chaos mündete, ist man schließlich zu der Erkenntnis gekommen, dass alle Macht böse sei.

  Jesus hat diese Auffassung nicht geteilt. Er spielt auf die Möglichkeit seiner Macht mit dem Hinweis an, »seine Diener hätten gekämpft« (Joh 18,36). Die Herrschaft Jesu aber ist nicht eine Herrschaft, die sich über andere erhebt, andere unterdrückt und den eigenen Vorteil sucht. Sie ist vielmehr eine Herrschaft, die sich mit den Armen und Schwachen identifiziert und ihnen eine Würde gibt. Sie ist eine Herrschaft, die der irdischen Form von Gewalt ihre Wolfsnatur austreibt und sie durch eine neue Gesinnung ersetzt: »Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein« (Mt 20,26). Jesus hat diese Gesinnung nicht nur gefordert, sondern sie selbst gelebt.

 

  »Nicht der Machthaber -

  der Ohnmächtige, den sie verlachten,

  hat an mich gedacht.

 

  Nicht der Gewinner -

  der Verlierer hat mich gewonnen« (L. Zenetti)

 

Baumstamm und Mensch - das erinnert uns an den Gekreuzigten.

Weil der König sich erniedrigte, darum kann der Erniedrigte König werden.

 

  jeder mensch ist ein könig

  jeder mensch ist dazu

  in die welt gekommen

  ein könig zu sein

  so könig zu sein

  nicht andere zu beherrschen

  sondern andere zu erlösen

  dass auch sie könig werden.

  jeder mensch ist ein könig

 

  dazu ist jeder in die welt gekommen

  um könig zu sein

  könig zu werden.

 

Paul Jakobi


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