Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Institut Arbeit und Technik, Claudia Braczko, 09.09.2010 09:41Leiharbeit in der Pflege als letztes Mittel? Institut Arbeit und Technik
warnt vor Auswirkungen des FachkräftemangelsDass auch Kliniken, Seniorenheime und Pflegedienste inzwischen zunehmend
auf Leiharbeit setzen, deutet auf einen immer kritischeren
Fachkräftemangel in der Branche hin. Die reguläre Arbeit ist in vielen
Einrichtungen bereits heute mit dem vorhandenen Personal kaum noch zu
bewältigen. "Leiharbeit wird in der Pflege weitgehend nicht zur
Kompensation von Auftragsspitzen eingesetzt, sondern als letztes Mittel
zur Aufrechterhaltung der Versorgung bei zu geringer Personalausstattung
oder fehlender Personalrekrutierung", zeigen aktuelle Untersuchungen, die
das Institut Arbeit und Technik (IAT /Fachhochschule Gelsenkirchen) im
Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung durchgeführt hat.Trotz wirtschaftlicher Krise ist die Anzahl der Leiharbeitnehmerinnen in
Gesundheitsdiensten weiter um 4.300 (+28,4 %) angestiegen. Zwar ist die
quantitative Bedeutung von Leiharbeit in der Gesundheitsbranche derzeit
mit rund 19.250 Personen bzw. einem Anteil von 3 Prozent noch relativ
gering. Jedoch lässt sich seit 2004 ein überproportionaler Anstieg um mehr
als das Fünffache feststellen. Leiharbeit in der Pflege ist wie in
anderen Gesundheitsberufen, aber im Unterschied zu vielen anderen Branchen
überwiegend Frauenarbeit. Für die Leiharbeit im Bereich der
Gesundheitsdienste beträgt der Anteil weiblicher Beschäftigter 78,1
Prozent. Gesucht wird vor allem Fachpersonal, Hilfstätigkeiten werden
durch Leiharbeit relativ selten besetzt.Stellenabbau und steigende ArbeitsbelastungKrankenhäuser haben in den letzten Jahren insbesondere den Abbau von
Planstellen in der Pflege zur Kostenreduktion ausgiebig genutzt.
Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen und
aufgrund gestiegener Ansprüche an die Pflegearbeit haben die
Arbeitsbelastungen der Beschäftigten deutlich zugenommen. Lösungskonzepte
aus anderen Branchen wie die Leiharbeit können nicht einfach in den
Gesundheitssektor übertragen werden, ohne die Besonderheiten dieses
überwiegend durch qualifizierte personenorientierte Dienstleistungsarbeit
geprägten Sektors zu berücksichtigen, meinen die IAT-Forscher.Leiharbeit kann unter bestimmten Bedingungen eine sinnvolle Ergänzung zur
regulären Beschäftigung im Pflegesektor darstellen. Den Einrichtungen
dient sie zur Kompensation von (krankheitsbedingten) Personalausfällen,
zur Personalbeschaffung und Entlastung von Arbeitgeberpflichten. Für die
Beschäftigten kann Leiharbeit eine Brückenfunktion zurück in das
Berufsleben übernehmen. Wichtig sind Qualität und Passgenauigkeit der
Leiharbeit sowohl die Personaldienstleister müssen die Branche gut
kennen als auch die Entleihbetriebe über die eigenen Prozesse und Bedarfe
informiert sein."Gute Leiharbeit" als Konzept der Arbeitsflexibilisierung darf nicht die
Erosion der Tarifstrukturen, Arbeitsbedingungen und Mitbestimmungsrechte
befördern, warnen die IAT-Forscher. Aber auch "gute Leiharbeit" kann das
grundlegende Problem des Fachkräfte-mangels in der Pflege keinesfalls
lösen. Entscheidend ist nach Einschätzung der IAT-Forscher, "dass es
perspektivisch flächendeckend in Gesundheitseinrichtungen gelingt, die
Arbeitsbedingungen strukturell zu optimieren, statt eine
Reparaturmentalität auf der Basis von Leiharbeit zu befördern. Dies
erfordert nicht zuletzt ein Umdenken derart, dass nicht länger nur die
Senkung von Personal- sondern auch von Organisationskosten ins Zentrum
nachhaltiger betrieblicher Modernisierung und Restrukturierung rückt.Ihre Ansprechpartner:
Christoph Bräutigam, Durchwahl: 0209/1707-222, E-Mail: braeutigam@iat.eu;
Elke Dahlbeck, Durchwahl: 0209/1707-331, E-Mail: dahlbeck@iat.eu; Peter
Enste, Durchwahl: 0209/1707-133, E-Mail: enste@iat.eu; Michaela Evans,
Durchwahl: 0209/1707-121, E-Mail: evans@iat.eu; PD Dr. Josef Hilbert,
Durchwahl: 0209/1707-120, E-Mail: hilbert@iat.euClaudia Braczko
Pressereferentin
Institut Arbeit und Technik
der Fachhochschule Gelsenkirchen
Telefon: 0209/1707-176
E-Mail: braczko@iat.eu
Web: www.iat.euArten der Pressemitteilung:
Wissenschaftliche PublikationenSachgebiete:
Ernährung / Gesundheit / Pflege
WirtschaftWeitere Informationen finden Sie unter
http://www.iat.eu/forschung-aktuell/2010/fa2010-10.pdf (Studie)Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news385587 Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution220
Institut Arbeit und Technik, Claudia Braczko, 09.09.2010 09:41Leiharbeit in der Pflege als letztes Mittel? Institut Arbeit und Technik
warnt vor Auswirkungen des FachkräftemangelsDass auch Kliniken, Seniorenheime und Pflegedienste inzwischen zunehmend
auf Leiharbeit setzen, deutet auf einen immer kritischeren
Fachkräftemangel in der Branche hin. Die reguläre Arbeit ist in vielen
Einrichtungen bereits heute mit dem vorhandenen Personal kaum noch zu
bewältigen. "Leiharbeit wird in der Pflege weitgehend nicht zur
Kompensation von Auftragsspitzen eingesetzt, sondern als letztes Mittel
zur Aufrechterhaltung der Versorgung bei zu geringer Personalausstattung
oder fehlender Personalrekrutierung", zeigen aktuelle Untersuchungen, die
das Institut Arbeit und Technik (IAT /Fachhochschule Gelsenkirchen) im
Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung durchgeführt hat.Trotz wirtschaftlicher Krise ist die Anzahl der Leiharbeitnehmerinnen in
Gesundheitsdiensten weiter um 4.300 (+28,4 %) angestiegen. Zwar ist die
quantitative Bedeutung von Leiharbeit in der Gesundheitsbranche derzeit
mit rund 19.250 Personen bzw. einem Anteil von 3 Prozent noch relativ
gering. Jedoch lässt sich seit 2004 ein überproportionaler Anstieg um mehr
als das Fünffache feststellen. Leiharbeit in der Pflege ist wie in
anderen Gesundheitsberufen, aber im Unterschied zu vielen anderen Branchen
überwiegend Frauenarbeit. Für die Leiharbeit im Bereich der
Gesundheitsdienste beträgt der Anteil weiblicher Beschäftigter 78,1
Prozent. Gesucht wird vor allem Fachpersonal, Hilfstätigkeiten werden
durch Leiharbeit relativ selten besetzt.Stellenabbau und steigende ArbeitsbelastungKrankenhäuser haben in den letzten Jahren insbesondere den Abbau von
Planstellen in der Pflege zur Kostenreduktion ausgiebig genutzt.
Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen und
aufgrund gestiegener Ansprüche an die Pflegearbeit haben die
Arbeitsbelastungen der Beschäftigten deutlich zugenommen. Lösungskonzepte
aus anderen Branchen wie die Leiharbeit können nicht einfach in den
Gesundheitssektor übertragen werden, ohne die Besonderheiten dieses
überwiegend durch qualifizierte personenorientierte Dienstleistungsarbeit
geprägten Sektors zu berücksichtigen, meinen die IAT-Forscher.Leiharbeit kann unter bestimmten Bedingungen eine sinnvolle Ergänzung zur
regulären Beschäftigung im Pflegesektor darstellen. Den Einrichtungen
dient sie zur Kompensation von (krankheitsbedingten) Personalausfällen,
zur Personalbeschaffung und Entlastung von Arbeitgeberpflichten. Für die
Beschäftigten kann Leiharbeit eine Brückenfunktion zurück in das
Berufsleben übernehmen. Wichtig sind Qualität und Passgenauigkeit der
Leiharbeit sowohl die Personaldienstleister müssen die Branche gut
kennen als auch die Entleihbetriebe über die eigenen Prozesse und Bedarfe
informiert sein."Gute Leiharbeit" als Konzept der Arbeitsflexibilisierung darf nicht die
Erosion der Tarifstrukturen, Arbeitsbedingungen und Mitbestimmungsrechte
befördern, warnen die IAT-Forscher. Aber auch "gute Leiharbeit" kann das
grundlegende Problem des Fachkräfte-mangels in der Pflege keinesfalls
lösen. Entscheidend ist nach Einschätzung der IAT-Forscher, "dass es
perspektivisch flächendeckend in Gesundheitseinrichtungen gelingt, die
Arbeitsbedingungen strukturell zu optimieren, statt eine
Reparaturmentalität auf der Basis von Leiharbeit zu befördern. Dies
erfordert nicht zuletzt ein Umdenken derart, dass nicht länger nur die
Senkung von Personal- sondern auch von Organisationskosten ins Zentrum
nachhaltiger betrieblicher Modernisierung und Restrukturierung rückt.Ihre Ansprechpartner:
Christoph Bräutigam, Durchwahl: 0209/1707-222, E-Mail: braeutigam@iat.eu;
Elke Dahlbeck, Durchwahl: 0209/1707-331, E-Mail: dahlbeck@iat.eu; Peter
Enste, Durchwahl: 0209/1707-133, E-Mail: enste@iat.eu; Michaela Evans,
Durchwahl: 0209/1707-121, E-Mail: evans@iat.eu; PD Dr. Josef Hilbert,
Durchwahl: 0209/1707-120, E-Mail: hilbert@iat.euClaudia Braczko
Pressereferentin
Institut Arbeit und Technik
der Fachhochschule Gelsenkirchen
Telefon: 0209/1707-176
E-Mail: braczko@iat.eu
Web: www.iat.euArten der Pressemitteilung:
Wissenschaftliche PublikationenSachgebiete:
Ernährung / Gesundheit / Pflege
WirtschaftWeitere Informationen finden Sie unter
http://www.iat.eu/forschung-aktuell/2010/fa2010-10.pdf (Studie)Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news385587 Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution220
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