Freitag, 3. August 2012

[und noch eine genial innovative Meldung] -->> Einzelhandelsumsatz geht seit Beginn des Jahres zurück [via jjahnke.net]

 
global news 2735 01-08-12:
Einzelhandelsumsatz geht seit Beginn des Jahres zurück,
Arbeitsmarkt am Wendepunkt

[via jjahnke.net]

 


Seit Dezember 2011 ist der deutsche Einzelhandelsumsatz kalender- und preisbereinigt schon um 1,1 % zurückgegangen und fiel auch im heute letztgemeldeten Monat Juni weiter (Abb. 04943). Dennoch setzt das Statistische Bundesamt über seine Meldung die irreführende Überschrift "Einzelhandelsumsatz im Juni 2012 real um 2,9 % gestiegen", wobei sie den nicht kalenderbereinigten Wert wiedergibt.

Nun geht auch die deutsche Exportentwicklung schon nominal immer mehr gegen Null und ist wahrscheinlich real schon auf der negativen Seite (Abb. 17328).

Ebenso irreführend verfährt die Bundesagentur für Arbeit mit dem Bericht zum Juli unter der Überschrift "Anstieg der Arbeitslosigkeit vor allem aus jahreszeitlichen Gründen". Daraus macht dann Bundeswirtschaftsminister Rösler die Überschrift "Arbeitsmarkt bleibt in der Spur" und meldet seinerseits:

"Die Fortschritte werden zwar kleiner, der Arbeitsmarkt bleibt aber in der Spur. Auch im zweiten Quartal 2012 haben unsere Unternehmen unter dem Strich neue Arbeitsplätze geschaffen. Die deutsche Wirtschaft verspürt zwar Gegenwind aus dem europäischen Umfeld und die konjunkturellen Risiken sind heute höher als zu Jahresbeginn. Aufgrund unserer robusten Binnenkonjunktur und einer ausgezeichneten internationalen Wettbewerbsfähigkeit erwarten wir aber nach wie vor ein moderates Wachstum der deutschen Wirtschaft im zweiten Halbjahr."

Doch die angeblich "robuste Binnenkonjunktur" steht sicher nicht im Einklang mit dem rückläufigen Einzelhandelsumsatz. Was sich in der Binnenwirtschaft entwickelt, ist vor allem der Bau aus Angst, weil viele Menschen dort wegen der Eurokrise eine sicherere Anlage suchen. Tatsächlich steigt die Arbeitslosigkeit saisonal bereinigt bereits seit April dieses Jahres wieder (Abb. 14925). Nicht saisonal bereinigt ist die Arbeitslosigkeit im Juli sogar um 67.000 gestiegen.

Hinzu kommt in Deutschland eine ganze Menge Trickserei mit der Statistik. Nur noch 54,6 % der 5,3 Millionen Unterstützungsbezieher wurden im Juli 2012 amtlich als arbeitslos ausgewiesen (Abb. 04980). Nur sechs Jahre zuvor lag der Wert noch bei 65 %. Und dabei wurde vielen Menschen die Stütze gestrichen, weil sie nicht jede Arbeit angenommen haben, so daß der Anteil an den eigentlich unterstützungsbedürftigen Arbeitssuchenden noch tiefer gefallen sein dürfte.

Auch mit dem Begriff der Vollzeitbeschäftigung wird getrickst: Als Vollzeitbeschäftigte gelten bereits Erwerbstätige mit einer wöchentlichen Arbeitszeit ab 21 Stunden - eine geradezu bösartige Verharmlosung von Teilzeitarbeit. Dann kann eine dumme deutsche Presse, wie der Focus, melden: "Statistikzahl der unbefristet in Vollzeit Beschäftigten steigt deutlich".

Daß der deutsche Arbeitsmarkt auf einen wahrscheinlich ziemlich dramatischen Wendepunkt zuläuft, zeigt sich auch im Stellendindex der Bundesanstalt für Arbeit, der seit Beginn dieses Jahres zurückläuft (Abb. 14616).


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