Mittwoch, 29. August 2012

#Strompreise -> Was Strom wirklich kostet - Auch Arme brauchen Licht und Wärme [via Nachdenkseiten]


Strompreise

Was Strom wirklich kostet

Vergleich der staatlichen Förderung und gesamtgesellschaftliche Kosten von konventionellen und erneuerbaren Energien.
Was Strom wirklich kostet, ist eine entscheidende Frage in der Debatte um die Zukunft der Energieversorgung. Die Antwort steht nur zum Teil auf der Stromrechnung. Zwar findet sich hier die Förderung der erneuerbaren Energien in Form der EEG-Umlage wieder. Wesentliche Kosten für die konventionellen Energien werden jedoch nicht auf der Stromrechnung abgebildet.

Kosten, die bislang meist unbeachtet blieben – für die die Gesellschaft aber gleichwohl aufkommen muss. Würde man die Kosten auch auf den Strompreis umlegen, würde diese "Konventionelle-Energien-Umlage" die EEGUmlage bei weitem übersteigen. Dies belegt unsere Studie eindrucksvoll und auf wissenschaftlich abgesicherter Faktenbasis.

Damit fällt das letzte Argument, dass die Befürworter konventioneller Energien so gerne ins Feld führen. Unterm Strich sind Atom und Kohle eben nicht nur gefährlich und schmutzig – sondern darüber hinaus auch teurer als Wasser und Wind. Preisvorteil Erneuerbare: Dies ist von nun an die Basis für die Debatte um die Energie der Zukunft.

Staatliche Förderungen 1970 - 2012 in Mrd. EUR

Quelle:

Studie im Auftrag von Greenpeace Energy eG und dem Bundesverband WindEnergiee.V. (BWE) des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V. (FÖS) [PDF - 1 MB]

Anmerkung WL:

Das erkenntnisleitende Interesse dieser Studie ist natürlich bestimmt durch eine Parteinahme zugunsten Erneuerbaren Energien. Diese Parteinahme teilen wir aus sachlichen und energiepolitischen Gründen. Ich hätte einige Einwände, die die Studie aus meiner Sicht allerdings nicht in Frage stellen. Ich bin nicht kompetent genug, die Studie sachlich fundiert zu kritisieren, ich teile allerdings – ohne mich auf Zahlen festlegen zu wollen – die Grundaussage, dass in der gegenwärtigen Debatte die – durchaus marktwidrigen – Kosten für die Förderung der Steinkohle seit den den 70er Jahren dreistellige Milliardenbeträge verschlungen hat und weiter verschlingen wird, etwa durch die sog. Ewigkeitslasten, das sind etwa die Kosten für Schäden die durch den (früheren) Bergbau noch auf nicht absehbare Zeit anfallen. Auch die Atomenergie ist zu ihrer Entwicklung und Einführung massiv subventioniert worden, dabei wären nicht nur die reinen Entwicklungskosten sondern auch die Forschungsmittel etwa für die Kernforschungsanlagen mit zu bedenken. Ob die in der Studie genannten Zahl zutreffen, vermag ich nicht zu überprüfen, sie dürften jedoch in der Tendenz zutreffen.
Richtig ist allerdings, dass diese Kosten nur teilweise dem Stromkunden aufgeladen wurden, sondern staatliche Finanzhilfen waren.
Was in der gegenwärtigen Debatte ärgerlich ist, das ist, dass diese zurückliegenden Kosten für die konventionellen Energieträger völlig vernachlässigt werden, während bei den Erneuerbaren Energien aktuelle und zukünftige (Förder-)Kosten zugrunde gelegt werden und an den Stromkunden weitergegeben werden.
Es ist deshalb reine Heuchelei, wenn jetzt plötzlich vom

"Energiesozialismus" die Rede ist und Wirtschaftsminister Rösler gestern auf dem "Energiegipfel" bei den Erneuerbaren Energien "mehr Wettbewerb" und eine Senkung der Kosten für deren Förderung verlangte. Dies ist eine einseitige Parteinahme zugunsten der konventionellen Energieträger (wenn Rösler nicht gar auf eine (Wieder-)Verlängerung der Laufzeiten für die AKW setzt). Die gleiche Klientelpolitik betreibt Rösler damit, dass er die energieintensiven etwa 600 Unternehmen, die 20 Prozent des Gesamtstromes verbrauchen, komplett (und nicht etwa nur für die energieintensiven Produktionsanteile) von der EEG-Umlage befreit.
Vgl. zum Energiegipfel
Die Zeit Online mit vielen Quellenverweisen zur aktuellen Debatte.

Altmaiers Dilemma

Dass die Debatte über steigende Strompreise derzeit so gewaltig anschwillt, ist mit rationalen Fakten nicht zu erklären. Bisher zahlt ein Vierpersonenhaushalt etwa 12 Euro monatlich für die Förderung von Ökostrom, 2013 werden es voraussichtlich 16,60 Euro sein. Wenn die Preise für Monatskarten oder Lebensmittel in diesem Umfang steigen, interessiert das kaum jemanden – doch wenn es um Strom geht, entdecken alle möglichen Akteure ihr Herz für die Geringverdiener.
Dass es sich dabei um eine Kampagne handelt, die die Energiewende insgesamt infrage stellen soll, ist offensichtlich. Die großen Energiekonzerne, die um ihre Macht fürchten, werden dabei fleißig unterstützt von Teilen der Industrie – obwohl deren Strompreise eher gesunken als gestiegen sind – und einigen Verbraucherschützern, die in den Energiekosten ein neues Profilierungsfeld sehen.
Quelle:
taz

Offshore-Plan der Regierung – Murks auf Kosten der Verbraucher
Jahrelang haben Regierung und Unternehmen bei der Offshore-Windenergie vor sich hingemurkst. Ausbaden müssen das die Bürger: Über eine Umlage werden sie an Haftungsrisiken beteiligt. Das ist gleich aus drei Gründen ungerecht.
Warum sollen ausgerechnet die Stromkunden für einen Teil der Mehrkosten aufkommen? Das ist aus gleich drei Gründen ungerecht:

  • Firmen und Investoren machen mit dem Bau der Windparks, Plattformen und Kabel hohe Gewinne. Die Risiken für ihre profitablen Projekte dagegen sollen zum Teil die Verbraucher tragen.
  • Die Kosten sind ungleich verteilt. Vor allem private Haushalte und kleinere Firmen müssen mögliche Entschädigungen zahlen. Unternehmen mit einem hohen Stromverbrauch sollen davon weitgehend befreit werden.
  • Selbst wenn die Bundesregierung es für unerlässlich hält, die Netzbetreiber für ihre eigenen Versäumnisse auch noch zu belohnen: Der saubere Weg wäre es, diese Risiken aus dem Bundeshaushalt zu finanzieren. Denn zu dem tragen gutverdienende Steuerzahler besonders viel bei. Die Entschädigungsklausel dagegen erhöht die Strompreise – was überproportional ärmere Verbraucher trifft.

Quelle:

Spiegel Online

Auch Arme brauchen Licht und Wärme
Neues Deutschland

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